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So meine Damen und Herren,
jetzt will ich mal "kurz" von meinen bzw. unseren Erfahrungen heute (Messe-Mittwoch 2012) berichten.
Wie anderswo bereits zu lesen war, bin ich ja mit toeti da gewesen und wir haben aus unserer Ecke hier unter anderem dr_rollo, FantomXR und HammondToby getroffen. Schönen Gruß an dieser Stelle nochmal, war schön euch endlich mal persönlich kennen zu lernen und hat mir auch echt Spass gemacht! Außerdem konnten wir auch Johannes und Martin Hofmann sowie Sven (aka. Franz Branntwein) treffen, was für mich (und ich denke auch die anderen) sehr interessant war, zumal die drei auch absolut sympathische Jungs sind Für die soziale Komponente des Messebesuchs gibt's also schonmal volle 10 von 10 möglichen Punkten
Kommen wir also zum instrumental-technischen Part: Insgesamt war ich von der diesjährigen Messe recht enttäuscht. Man hatte das Gefühl, dass kaum interessante Dinge zu sehen waren, was natürlich zugegebenermaßen daran liegt, dass man die meisten Dinge schon vorher von der Namm oder sonstwie aus dem Netz wusste. Auffällig war aber trotzdem, dass sehr viele Hersteller einfach nicht vertreten waren. Klar, die großen wie Casio, Kawai, Korg, Roland und Yamaha waren da, und natürlich auch noch eine Reihe anderer (Clavia, CME, Doepfer, Moog, Kurzweil), aber von vielen war eben auch nichts zu sehen (z.B. Access, Arturia, DSI, NI). Schade!
Nun zu ein paar detaillierteren Eindrücken:
Roland: Wie toeti anderswo ja schon angedeutet hat, machte der JP-50 irgendwie einen seltsamen Eindruck. So spontan hat er mich jedenfalls nicht umfänglich überzeugt, rein vom Klang her. Ich habe aber zugegebnermaßen auch nur ein paar Presets durchgeklickt. Da waren zwar auch eine Reihe durchaus überzeugender Teile dabei, aber einige waren auch echt ziemlich daneben, insbesondere das Piano. Ich frage mich, ob der Sound bereits verbastelt und irgendwie überschrieben wurde, oder ob da vielleicht wegen des Messetermins noch einige Dinge mit sehr heißer Nadel gestrickt wurden...
Die Tastatur ist auch nicht so richtig mein Teil, aber ich habe die Roland-Synthitastaturen eh noch nie so wirklich gemocht. Da gefallen mir die Fatars (und zwar sowohl das Synth-Modell, wie es z.B. im Virus vorkommt, als auch das gewichtete-Volltasten-Modell wie im PC3-76) deutlich besser.
Nachdem ja nun viele Leute vom JP-80 doch zumindest klanglich ziemlich überzeugt sind, hätte ich eigentlich noch einen Direktvergleich von 50er und 80er machen müssen. Ich konnte mich aber nicht dazu durchringen, obwohl es vom Andrang am Stand vielleicht sogar möglich gewesen wäre. Vermutlich liegt das daran, dass ich für so ein Gerät derzeit keinen Bedarf habe und es mich deshalb einfach überhaupt nicht interessiert...
Lustig war übrigens, dass die Roland-Mitarbeiter vor Ort nur eine sehr grobe Vorstellung von dem Gerät hatten. In der Antwort auf toetis Frage, wo denn die Unterschiede zwischen JP-80 und JP-50 lägen, kamen jedenfalls auffällig (und erschreckend) oft Formulierungen vor wie "scheint es so zu sein, dass...", "habe ich den Eindruck" oder "wird man wohl kaum...". Ich kann mir zwar lebhaft vorstellen, dass die Jungs da überhaupt nichts für können, weil sie das Teil heute ebenfalls zum ersten Mal gesehen haben, aber es macht trotzdem keinen guten Eindruck. Und unterstützt vielleicht ein wenig die obige These der heißen Nadel...
Korg: Vom Korg-Stand war ich zunächst mal positiv überrascht. Jedenfalls verglichen mit meiner Erinnerung an meinen letzten Besuch vor ein paar Jahren, bei dem nämlich von den großen Workstations nur jeweils ein Exemplar vorhanden war, und das auch noch hinter Plexiglas... Nunja. Dieses Jahr konnte man immerhin auch Geräte anspielen, die nicht mit "micro" anfangen, darunter natürlich auch den Kronos (alle drei Modelle jeweils einmal vorhanden). Für mich, der ja leider noch nie die Gelegenheit hatte, das gute Stück mal unter die Lupe zu nehmen, also eine Pflichtveranstaltung. Wenig hilfreich dabei war allerdings, wie mir gleich am Anfang schon auffiel, dass anscheinend keine geschlossenen Kopfhörer zum Einsatz kamen. Gerade in Halle 3, wo ja auch sehr viel Drums und Percussion stehen, ist das eher von Nachteil. Ich hatte daher z.B. keine Chance, die Feinheiten des Flügelsounds zu hören, denn beim Schrauben an den zugehörigen Parametern (z.B. Damper-Noise und co.) konnte ich größtenteils keine Unterschiede heraushören - trotz Extremeinstellung. Deshalb traue ich mir zum A-Piano auch keinen informierten Kommentar zu.
Die E-Pianos haben mir ziemlich gut gefallen, da könnte ich sogar mit den Presets schon eine Menge Spass haben. Wirklich gutes Material, das mich schnell überzeugt hatte und bei dem ich mich deshalb bewusst nicht länger aufgehalten habe. Also gleich weiter zum nächsten Punkt: Orgel. Dort schwenkte meine Empfindung dann direkt ins absolute Gegenteil. Was hier geboten wird ist in meinen Augen absolut lächerlich und kann sich keinesfalls mit Spezialisten wie den Hammond-Suzukis, den Nords oder der Numa Organ messen. Das fängt bei einer für mich wirklich nicht überzeugenden Lesliesimulation an und hört bei der Zerre noch lange nicht auf - und die möchte ich schon fast als Frechheit bezeichnen. Und bevor ihr fragt: Ja, ich habe durchaus eine Weile an den Parametern herumgeschraubt. Ich bezweifle zwar, dass ich schon die für mich perfekten Settings gefunden habe, aber genauso bezweifle ich, so weit weg gewesen zu sein, dass sich mein Eindruck durch weiteres Basteln nochmal grundlegend geändert hätte.
Was mir zu diesem Zeitpunkt übrigens schon aufgefallen war ist, dass ich mit dem Touchscreen irgendwie nicht so recht klar komme. Ich brauchte bei nahezu allen Tippvorgängen mindestens zwei Anläufe, bis das entsprechende Feld markiert wurde (oder was auch immer der Antipper verursachen sollte), irgendwie fühlte sich das seltsam an. In jedem Falle völlig anders als man es von Smartphones kennt. Ist vielleicht eine Gewöhnungssache, aber mich hat es erstmal genervt. Und was mir auch auffiel: Manchmal hätte ich auch gut auf den Touch verzichten können, z.B. beim Umschalten in das nächste Eingabefeld. Aber das liegt vielleicht einfach daran, dass ich mir eine gewisse Arbeitsweise an meinem Kurzweil angeeignet habe, also vielleicht auch eine Gewöhnungssache. Von der Tastatur (61er Version) war ich übrigens an dieser Stelle auch schon begeistert, aber das ist wohl auch eine Fatar, wie ich später von Sven erfahren habe. Ich vergesse leider immer die Modellbezeichnung, aber die ist einfach gut.
Nunja, also weiter, mal die Synth-Engines ausprobieren. Hier bin ich durch ein paar Presets gesprungen, die mich klanglich durchaus überzeugt haben, ähnlich wie oben bereits die EPs. Aber natürlich wollte ich jetzt mehr wissen, also habe ich einfach mal bei einem der Presets etwas weiter reingeschaut. Polysix-Engine. Die klang zwar gut, keine Frage, aber bei der Bedienung habe ich mich an einigen Stellen gefragt, was das soll. Wozu genau brauche ich ein offenbar mehr oder weniger an den Original-Polysix angelehntes Design mit virtuellen Knöppen, wenn die dann wiederum nur ein Unterfenster mit zahlreichen Parametern öffnen (so wie hier: http://www.korg.de/fileadmin/_korg/_produkte/synthesizer/kr_kronos/POLYSIX.jpg - Klick auf das erste Poti ruft den grauen Dialog rechts unten auf)? Da hätte ich persönlich eine vernünftig strukturierte (und ggf. in mehrere Tabs aufgeteilte) Liste aller Parameter sinnvoller gefunden, einfach weil ich dann mehr auf einen Blick sehen kann. Und ganz ehrlich: Ein besonderes Vintage-Feeling kommt bei dem Bild virtueller Potis auf blauem Grund auch nicht wirklich auf.
Und so wunderte ich mich gerade noch, dass sich die virtuellen Potis nur bewegen, wenn man den Basiswert verändert (nicht wenn man dem tatsächlichen Wert mit einem anderen Controller beeinflusst), als ich plötzlich von einem Standmitarbeiter gebeten wurde, den Kronos frei zu machen. Das hätte ich ja verstanden, wenn ich schon eine Stunde davor gehangen hätte und sich hinter mir inzwischen eine Schlange von Leuten gebildet hätte, wobei ich in dem Falle natürlich schon längst von selbst gegangen wäre. Aber das war nicht der Grund. Der tatsächliche Grund, weswegen er mich wegjagte war "ich will dem Herrn hier was zeigen". Esehbleh, wie bitte?! Dafür, dass, auch noch eine Weile nachdem ich angekommen war, alle Mitarbeiter blöd in der Gegend rumstanden und nur einer mit einem Interessenten sprach (der NICHT der besagte Herr war), muss das dann aber ganz schön schnell gegangen sein. Mit dem höchst dringlich werden, meine ich.
Ich habe das jedenfalls als absolute Frechheit empfunden, die meinem ohnehin schon schlechten Eindruck der Korg-Messeauftritte endgültig die Krone aufgesetzt hat.
Yamaha: Bei Yamaha waren wir nur relativ kurz, aber ich habe die Gelegenheit genutzt, mal ein N1 anzuspielen, das ja in letzter Zeit hier immer wieder sehr hoch gelobt wird. Ich erinnere mich an Formulierungen in der Art "wer braucht da noch ein Klavier, wenn er ein N1 haben kann". Phew. Naja. Also, ganz ehrlich? Ich fand das CLP-480 besser (beides natürlich über baugleiche Kopfhörer getestet). Das N1 hatte irgendwie einen recht schwachbrüstigen Klang, der mir irgendwie noch weniger gefallen hat als die Yamaha-Pianosounds das ohnehin schon tun. Nicht detailarm, aber unausgewogen. Mag natürlich wieder an den Kopfhörern gelegen haben. Und die Tastatur war auch mal überhaupt nicht mein Ding: Mörderisch schwer und mit einem für meinen Geschmack extrem kurzen Tastenweg. Ist das etwa bei akustischen Yamaha-Klavieren auch so? Und wenn ja, warum bauen sie dann nicht ihre anderen Digitalpianos nach dem selben Schema? Fragen über Fragen... Ich sehe jedenfalls beim besten Willen keinen Grund, mir für weit über 6000 Euro so ein Teil hinzustellen.
Sehr schade fand ich bei Yamaha auch, dass man dieses Jahr wohl erstmalig auf das schallgedämmte "Soundzelt" (innerhalb des Forums) verzichtet hat, in dem sonst immer die Vorführungen stattgefunden haben. Eigentlich wollten wir uns die Präsentation von Bert Smorenburg anschauen, allein schon weil das immer sehr unterhaltsam ist. Beim Anblick der Sitzreihen mit Kopfhörer, die man aufsetzen muss, wenn man der Präsentation folgen möchte, haben wir uns das dann aber geschenkt. Da kann ich mir auch ein Youtube-Video angucken. Schade.
Kurzweil: Nur ein ganz kurzer (haha) Besuch, denn wir sind ja alle Kurzweil-Spieler. Einzige Frage: Seit wann wird der PC3LE8 mit Holzseitenteilen ausgeliefert?
Alesis: Wir wollten uns natürlich mal das Vortex-Umhängekeyboard ansehen. Naja, was soll ich sagen? Ich habe es aus dem Stativ genommen, und allein dabei hat es schon die ekligen Knatschgeräusche eines billigen, nicht richtig passenden Plastikgehäuses gemacht. Nur, weil ich es am Griff festgehalten habe. Ich habe dann auch am unteren Ende angefasst und die beiden Enden mal ein wenig gegeneinander verdreht. Allerdings wirklich nur ein wenig, denn ich hatte sofort Angst, das Teil gleich ernsthaft kaputt zu machen.
Wer sowas auf der Bühne einsetzen möchte, sollte gewisse Sicherheitsvorkehrungen treffen. Beispielsweise alle Mikrofonständer entfernen, die man im Eifer des Gefechts vielleicht mal mit dem Board anrempeln könnte. Gleiches gilt natürlich für die Bandkollegen. Und man sollte sich vermutlich auch nicht zu schwungvoll mit dem Teil bewegen oder gar in die Luft springen, denn ob das Teil die Vibrationen beim Wiederaufkommen übersteht...
Okay zugegeben, der zweite Absatz ist vielleicht etwas übertrieben. Trotzdem halte ich die Verarbeitung für eine Frechheit, auch wenn das Teil nur 300 Euro (?) kosten soll. Das soll doch ein Gerät sein, mit dem richtig gearbeitet wird.
Fatar: Ich wollte ja unbedingt die Numa Organ mal anspielen, nachdem ja hier auch einige so begeistert davon sind. Leider fehlt mir ja der Vergleich des "real thing", insofern kann ich nicht wirklich davon reden, wie realistisch die Simulation ist, sondern nur, ob der Sound meiner Idealvorstellung eines Hammond-Sounds nahe kommt (wobei dann der Realitätsgrad dieser Idealvorstellung in Frage zu stellen ist). Naja, das hat die Numa auf jeden Fall sehr gut geschafft, sie klingt wirklich sehr gut. Für meinen Geschmack hätte zwar ruhig noch ein Schuss mehr Dreck mit drin sein dürfen, aber soweit ich weiß kann man ja auch verschiedene Orgel-Modelle wählen und aufspielen (oder so). Vermutlich würde ich einfach ein "rockigeres" wählen. Ansonsten fand ich sie von der Bedienung und der Verarbeitung okay, wobei die Wheels (einmal Mod, glaube ich, und der Halfmoon-Switch-Ersatz) schon etwas komisch sind, wiederum in beiderlei Hinsicht. Würde ich eine reine Orgel suchen, stände die Numa auf jeden Fall ganz oben auf der Liste!
Und abschließend
Clavia: Tja, was soll ich sagen? Es führt kein Weg daran vorbei. Ich brauche einen Nord Stage 2. Das Teil ist es einfach. Ich habe die Kollegen inständig gebeten, mir doch irgendwas zu zeigen, was an der Kiste schlecht ist, damit ich mir das zumindest nochmal überlegen muss, aber da wurde sich bloß über mich lustig gemacht (Toby: *klick, Piano-Section off* "bööh, das Rhodes macht überhaupt keinen Ton!!!!11"; Christian: *EQ auf Extremeinstellungen* "bööh, klingt total schäbig!!!!").
Naja, zumindest bin ich nicht allein.
Um das ganze abzurunden noch meine persönlichen Highlights des Tages:
1. Unangefochten: Das Treffen mit allen, also insbesondere auch Johannes, Sven und Roland
2. Tobys Darbietung von Frosts "Hyperventilate" auf einem Flügel, irgendwo am Rande des Ausstellungsraumes. Die Standbetreiber (zwei Anzugträger einer Restaurationsfirma) schienen zunächst überrascht, was da für Töne aus ihrem Flügel kommen, und anschließend, woher die ganzen Menschen kommen, die auf einmal vor ihrem Stand standen oder zumindest im Vorbeigehen interessiert herüberschauten... Da fiel es dann auch nicht mehr so auf, dass ich nicht der Einzige war, der das Musizieren spontan aufgeben wollte...
3. Tobys Mundwinkel, die nach dem Anwählen des Steinway-Sounds auf dem Nord Stage 2 mit jedem angeschlagenen Ton ein Stück weiter aufwärts wanderten (ja, wirklich, ich fand das ziemlich lustig )
4. Sound-Tools Tonematch Audio Engine, baby.
In diesem Sinne: Danke an alle, die dabei waren und an alle, die das möglich gemacht haben. Ich hatte jedenfalls Spass!
jetzt will ich mal "kurz" von meinen bzw. unseren Erfahrungen heute (Messe-Mittwoch 2012) berichten.
Wie anderswo bereits zu lesen war, bin ich ja mit toeti da gewesen und wir haben aus unserer Ecke hier unter anderem dr_rollo, FantomXR und HammondToby getroffen. Schönen Gruß an dieser Stelle nochmal, war schön euch endlich mal persönlich kennen zu lernen und hat mir auch echt Spass gemacht! Außerdem konnten wir auch Johannes und Martin Hofmann sowie Sven (aka. Franz Branntwein) treffen, was für mich (und ich denke auch die anderen) sehr interessant war, zumal die drei auch absolut sympathische Jungs sind Für die soziale Komponente des Messebesuchs gibt's also schonmal volle 10 von 10 möglichen Punkten
Kommen wir also zum instrumental-technischen Part: Insgesamt war ich von der diesjährigen Messe recht enttäuscht. Man hatte das Gefühl, dass kaum interessante Dinge zu sehen waren, was natürlich zugegebenermaßen daran liegt, dass man die meisten Dinge schon vorher von der Namm oder sonstwie aus dem Netz wusste. Auffällig war aber trotzdem, dass sehr viele Hersteller einfach nicht vertreten waren. Klar, die großen wie Casio, Kawai, Korg, Roland und Yamaha waren da, und natürlich auch noch eine Reihe anderer (Clavia, CME, Doepfer, Moog, Kurzweil), aber von vielen war eben auch nichts zu sehen (z.B. Access, Arturia, DSI, NI). Schade!
Nun zu ein paar detaillierteren Eindrücken:
Roland: Wie toeti anderswo ja schon angedeutet hat, machte der JP-50 irgendwie einen seltsamen Eindruck. So spontan hat er mich jedenfalls nicht umfänglich überzeugt, rein vom Klang her. Ich habe aber zugegebnermaßen auch nur ein paar Presets durchgeklickt. Da waren zwar auch eine Reihe durchaus überzeugender Teile dabei, aber einige waren auch echt ziemlich daneben, insbesondere das Piano. Ich frage mich, ob der Sound bereits verbastelt und irgendwie überschrieben wurde, oder ob da vielleicht wegen des Messetermins noch einige Dinge mit sehr heißer Nadel gestrickt wurden...
Die Tastatur ist auch nicht so richtig mein Teil, aber ich habe die Roland-Synthitastaturen eh noch nie so wirklich gemocht. Da gefallen mir die Fatars (und zwar sowohl das Synth-Modell, wie es z.B. im Virus vorkommt, als auch das gewichtete-Volltasten-Modell wie im PC3-76) deutlich besser.
Nachdem ja nun viele Leute vom JP-80 doch zumindest klanglich ziemlich überzeugt sind, hätte ich eigentlich noch einen Direktvergleich von 50er und 80er machen müssen. Ich konnte mich aber nicht dazu durchringen, obwohl es vom Andrang am Stand vielleicht sogar möglich gewesen wäre. Vermutlich liegt das daran, dass ich für so ein Gerät derzeit keinen Bedarf habe und es mich deshalb einfach überhaupt nicht interessiert...
Lustig war übrigens, dass die Roland-Mitarbeiter vor Ort nur eine sehr grobe Vorstellung von dem Gerät hatten. In der Antwort auf toetis Frage, wo denn die Unterschiede zwischen JP-80 und JP-50 lägen, kamen jedenfalls auffällig (und erschreckend) oft Formulierungen vor wie "scheint es so zu sein, dass...", "habe ich den Eindruck" oder "wird man wohl kaum...". Ich kann mir zwar lebhaft vorstellen, dass die Jungs da überhaupt nichts für können, weil sie das Teil heute ebenfalls zum ersten Mal gesehen haben, aber es macht trotzdem keinen guten Eindruck. Und unterstützt vielleicht ein wenig die obige These der heißen Nadel...
Korg: Vom Korg-Stand war ich zunächst mal positiv überrascht. Jedenfalls verglichen mit meiner Erinnerung an meinen letzten Besuch vor ein paar Jahren, bei dem nämlich von den großen Workstations nur jeweils ein Exemplar vorhanden war, und das auch noch hinter Plexiglas... Nunja. Dieses Jahr konnte man immerhin auch Geräte anspielen, die nicht mit "micro" anfangen, darunter natürlich auch den Kronos (alle drei Modelle jeweils einmal vorhanden). Für mich, der ja leider noch nie die Gelegenheit hatte, das gute Stück mal unter die Lupe zu nehmen, also eine Pflichtveranstaltung. Wenig hilfreich dabei war allerdings, wie mir gleich am Anfang schon auffiel, dass anscheinend keine geschlossenen Kopfhörer zum Einsatz kamen. Gerade in Halle 3, wo ja auch sehr viel Drums und Percussion stehen, ist das eher von Nachteil. Ich hatte daher z.B. keine Chance, die Feinheiten des Flügelsounds zu hören, denn beim Schrauben an den zugehörigen Parametern (z.B. Damper-Noise und co.) konnte ich größtenteils keine Unterschiede heraushören - trotz Extremeinstellung. Deshalb traue ich mir zum A-Piano auch keinen informierten Kommentar zu.
Die E-Pianos haben mir ziemlich gut gefallen, da könnte ich sogar mit den Presets schon eine Menge Spass haben. Wirklich gutes Material, das mich schnell überzeugt hatte und bei dem ich mich deshalb bewusst nicht länger aufgehalten habe. Also gleich weiter zum nächsten Punkt: Orgel. Dort schwenkte meine Empfindung dann direkt ins absolute Gegenteil. Was hier geboten wird ist in meinen Augen absolut lächerlich und kann sich keinesfalls mit Spezialisten wie den Hammond-Suzukis, den Nords oder der Numa Organ messen. Das fängt bei einer für mich wirklich nicht überzeugenden Lesliesimulation an und hört bei der Zerre noch lange nicht auf - und die möchte ich schon fast als Frechheit bezeichnen. Und bevor ihr fragt: Ja, ich habe durchaus eine Weile an den Parametern herumgeschraubt. Ich bezweifle zwar, dass ich schon die für mich perfekten Settings gefunden habe, aber genauso bezweifle ich, so weit weg gewesen zu sein, dass sich mein Eindruck durch weiteres Basteln nochmal grundlegend geändert hätte.
Was mir zu diesem Zeitpunkt übrigens schon aufgefallen war ist, dass ich mit dem Touchscreen irgendwie nicht so recht klar komme. Ich brauchte bei nahezu allen Tippvorgängen mindestens zwei Anläufe, bis das entsprechende Feld markiert wurde (oder was auch immer der Antipper verursachen sollte), irgendwie fühlte sich das seltsam an. In jedem Falle völlig anders als man es von Smartphones kennt. Ist vielleicht eine Gewöhnungssache, aber mich hat es erstmal genervt. Und was mir auch auffiel: Manchmal hätte ich auch gut auf den Touch verzichten können, z.B. beim Umschalten in das nächste Eingabefeld. Aber das liegt vielleicht einfach daran, dass ich mir eine gewisse Arbeitsweise an meinem Kurzweil angeeignet habe, also vielleicht auch eine Gewöhnungssache. Von der Tastatur (61er Version) war ich übrigens an dieser Stelle auch schon begeistert, aber das ist wohl auch eine Fatar, wie ich später von Sven erfahren habe. Ich vergesse leider immer die Modellbezeichnung, aber die ist einfach gut.
Nunja, also weiter, mal die Synth-Engines ausprobieren. Hier bin ich durch ein paar Presets gesprungen, die mich klanglich durchaus überzeugt haben, ähnlich wie oben bereits die EPs. Aber natürlich wollte ich jetzt mehr wissen, also habe ich einfach mal bei einem der Presets etwas weiter reingeschaut. Polysix-Engine. Die klang zwar gut, keine Frage, aber bei der Bedienung habe ich mich an einigen Stellen gefragt, was das soll. Wozu genau brauche ich ein offenbar mehr oder weniger an den Original-Polysix angelehntes Design mit virtuellen Knöppen, wenn die dann wiederum nur ein Unterfenster mit zahlreichen Parametern öffnen (so wie hier: http://www.korg.de/fileadmin/_korg/_produkte/synthesizer/kr_kronos/POLYSIX.jpg - Klick auf das erste Poti ruft den grauen Dialog rechts unten auf)? Da hätte ich persönlich eine vernünftig strukturierte (und ggf. in mehrere Tabs aufgeteilte) Liste aller Parameter sinnvoller gefunden, einfach weil ich dann mehr auf einen Blick sehen kann. Und ganz ehrlich: Ein besonderes Vintage-Feeling kommt bei dem Bild virtueller Potis auf blauem Grund auch nicht wirklich auf.
Und so wunderte ich mich gerade noch, dass sich die virtuellen Potis nur bewegen, wenn man den Basiswert verändert (nicht wenn man dem tatsächlichen Wert mit einem anderen Controller beeinflusst), als ich plötzlich von einem Standmitarbeiter gebeten wurde, den Kronos frei zu machen. Das hätte ich ja verstanden, wenn ich schon eine Stunde davor gehangen hätte und sich hinter mir inzwischen eine Schlange von Leuten gebildet hätte, wobei ich in dem Falle natürlich schon längst von selbst gegangen wäre. Aber das war nicht der Grund. Der tatsächliche Grund, weswegen er mich wegjagte war "ich will dem Herrn hier was zeigen". Esehbleh, wie bitte?! Dafür, dass, auch noch eine Weile nachdem ich angekommen war, alle Mitarbeiter blöd in der Gegend rumstanden und nur einer mit einem Interessenten sprach (der NICHT der besagte Herr war), muss das dann aber ganz schön schnell gegangen sein. Mit dem höchst dringlich werden, meine ich.
Ich habe das jedenfalls als absolute Frechheit empfunden, die meinem ohnehin schon schlechten Eindruck der Korg-Messeauftritte endgültig die Krone aufgesetzt hat.
Yamaha: Bei Yamaha waren wir nur relativ kurz, aber ich habe die Gelegenheit genutzt, mal ein N1 anzuspielen, das ja in letzter Zeit hier immer wieder sehr hoch gelobt wird. Ich erinnere mich an Formulierungen in der Art "wer braucht da noch ein Klavier, wenn er ein N1 haben kann". Phew. Naja. Also, ganz ehrlich? Ich fand das CLP-480 besser (beides natürlich über baugleiche Kopfhörer getestet). Das N1 hatte irgendwie einen recht schwachbrüstigen Klang, der mir irgendwie noch weniger gefallen hat als die Yamaha-Pianosounds das ohnehin schon tun. Nicht detailarm, aber unausgewogen. Mag natürlich wieder an den Kopfhörern gelegen haben. Und die Tastatur war auch mal überhaupt nicht mein Ding: Mörderisch schwer und mit einem für meinen Geschmack extrem kurzen Tastenweg. Ist das etwa bei akustischen Yamaha-Klavieren auch so? Und wenn ja, warum bauen sie dann nicht ihre anderen Digitalpianos nach dem selben Schema? Fragen über Fragen... Ich sehe jedenfalls beim besten Willen keinen Grund, mir für weit über 6000 Euro so ein Teil hinzustellen.
Sehr schade fand ich bei Yamaha auch, dass man dieses Jahr wohl erstmalig auf das schallgedämmte "Soundzelt" (innerhalb des Forums) verzichtet hat, in dem sonst immer die Vorführungen stattgefunden haben. Eigentlich wollten wir uns die Präsentation von Bert Smorenburg anschauen, allein schon weil das immer sehr unterhaltsam ist. Beim Anblick der Sitzreihen mit Kopfhörer, die man aufsetzen muss, wenn man der Präsentation folgen möchte, haben wir uns das dann aber geschenkt. Da kann ich mir auch ein Youtube-Video angucken. Schade.
Kurzweil: Nur ein ganz kurzer (haha) Besuch, denn wir sind ja alle Kurzweil-Spieler. Einzige Frage: Seit wann wird der PC3LE8 mit Holzseitenteilen ausgeliefert?
Alesis: Wir wollten uns natürlich mal das Vortex-Umhängekeyboard ansehen. Naja, was soll ich sagen? Ich habe es aus dem Stativ genommen, und allein dabei hat es schon die ekligen Knatschgeräusche eines billigen, nicht richtig passenden Plastikgehäuses gemacht. Nur, weil ich es am Griff festgehalten habe. Ich habe dann auch am unteren Ende angefasst und die beiden Enden mal ein wenig gegeneinander verdreht. Allerdings wirklich nur ein wenig, denn ich hatte sofort Angst, das Teil gleich ernsthaft kaputt zu machen.
Wer sowas auf der Bühne einsetzen möchte, sollte gewisse Sicherheitsvorkehrungen treffen. Beispielsweise alle Mikrofonständer entfernen, die man im Eifer des Gefechts vielleicht mal mit dem Board anrempeln könnte. Gleiches gilt natürlich für die Bandkollegen. Und man sollte sich vermutlich auch nicht zu schwungvoll mit dem Teil bewegen oder gar in die Luft springen, denn ob das Teil die Vibrationen beim Wiederaufkommen übersteht...
Okay zugegeben, der zweite Absatz ist vielleicht etwas übertrieben. Trotzdem halte ich die Verarbeitung für eine Frechheit, auch wenn das Teil nur 300 Euro (?) kosten soll. Das soll doch ein Gerät sein, mit dem richtig gearbeitet wird.
Fatar: Ich wollte ja unbedingt die Numa Organ mal anspielen, nachdem ja hier auch einige so begeistert davon sind. Leider fehlt mir ja der Vergleich des "real thing", insofern kann ich nicht wirklich davon reden, wie realistisch die Simulation ist, sondern nur, ob der Sound meiner Idealvorstellung eines Hammond-Sounds nahe kommt (wobei dann der Realitätsgrad dieser Idealvorstellung in Frage zu stellen ist). Naja, das hat die Numa auf jeden Fall sehr gut geschafft, sie klingt wirklich sehr gut. Für meinen Geschmack hätte zwar ruhig noch ein Schuss mehr Dreck mit drin sein dürfen, aber soweit ich weiß kann man ja auch verschiedene Orgel-Modelle wählen und aufspielen (oder so). Vermutlich würde ich einfach ein "rockigeres" wählen. Ansonsten fand ich sie von der Bedienung und der Verarbeitung okay, wobei die Wheels (einmal Mod, glaube ich, und der Halfmoon-Switch-Ersatz) schon etwas komisch sind, wiederum in beiderlei Hinsicht. Würde ich eine reine Orgel suchen, stände die Numa auf jeden Fall ganz oben auf der Liste!
Und abschließend
Clavia: Tja, was soll ich sagen? Es führt kein Weg daran vorbei. Ich brauche einen Nord Stage 2. Das Teil ist es einfach. Ich habe die Kollegen inständig gebeten, mir doch irgendwas zu zeigen, was an der Kiste schlecht ist, damit ich mir das zumindest nochmal überlegen muss, aber da wurde sich bloß über mich lustig gemacht (Toby: *klick, Piano-Section off* "bööh, das Rhodes macht überhaupt keinen Ton!!!!11"; Christian: *EQ auf Extremeinstellungen* "bööh, klingt total schäbig!!!!").
Naja, zumindest bin ich nicht allein.
Um das ganze abzurunden noch meine persönlichen Highlights des Tages:
1. Unangefochten: Das Treffen mit allen, also insbesondere auch Johannes, Sven und Roland
2. Tobys Darbietung von Frosts "Hyperventilate" auf einem Flügel, irgendwo am Rande des Ausstellungsraumes. Die Standbetreiber (zwei Anzugträger einer Restaurationsfirma) schienen zunächst überrascht, was da für Töne aus ihrem Flügel kommen, und anschließend, woher die ganzen Menschen kommen, die auf einmal vor ihrem Stand standen oder zumindest im Vorbeigehen interessiert herüberschauten... Da fiel es dann auch nicht mehr so auf, dass ich nicht der Einzige war, der das Musizieren spontan aufgeben wollte...
3. Tobys Mundwinkel, die nach dem Anwählen des Steinway-Sounds auf dem Nord Stage 2 mit jedem angeschlagenen Ton ein Stück weiter aufwärts wanderten (ja, wirklich, ich fand das ziemlich lustig )
4. Sound-Tools Tonematch Audio Engine, baby.
In diesem Sinne: Danke an alle, die dabei waren und an alle, die das möglich gemacht haben. Ich hatte jedenfalls Spass!
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