Qualitätsschwankungen bei der Herstellung - was ist tolerierbar, was nicht?

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Anmerkung der Moderation:

hier wurde eine Diskussion zur Schwankung der Fertigungsqualität und Herstellungsmängeln angestoßen:
https://www.musiker-board.de/plauderecke-akk/205752-welches-instrument-spielt-ihr-7.html#post6059450

Das Thema ist interessant und scheint beschäftigt offensichtlich viele, so das ich das Thema separat aus dem ursprünglichen Faden ausgelagert habe.

Gruß, maxito


Glückwunsch an die frischgebackene Poetabesitzerin! Nur eine zufriedene Spielerin ist eine gute Spielerin :great:

An morino47:

Die Sage von den starken Qualitätsschwankungen bei Italienern kann ich leider nur bestätigen. Wie ich an anderer Stelle schrieb, habe ich mit Ballone Burini einschlägige Erfahrungen gemacht.
Allerdings sind die Victorias auch kein rühmliches Beispiel. Mein Sohn spielt eine XB 360C. Angesichts des deutlich über 10.000 EUR ausgewiesenen Listenpreises, verarbeitungstechnisch eine absolute Zumutung. Pluspunkt: Der Klang ist wunderbar. Ich habe selten Besseres gehört. (Meinung!) Gleiches gilt für eine XB 420 einer Bekannten.
Ähnliches habe ich auch schon bei einem Borsini Bayan erlebt. Da hat mir nicht einmal der Klang gefallen. Ich kann es nur nocheinmal sagen: Handarbeit ist keine Entschuldigung für Pfusch! Das Gegenteil sollte der Fall sein.

Eine Gute Zeit wünscht WB
 
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Hallo zusammen,

Mieze: Vielen Dank für Deinen ausführlichen Bericht, wie Du zu Deinem wundervollen Schätzchen gekommen bist. Also wenn das so ist, dann ist die Versuchung, der ich als eigentlich zufriedener Metall-Panzer-Morino-Besitzer angesichts der Poeta ausgesetzt bin, noch größer. Man müsste eben den guten Menschen in Freiburg anrufen, wann er mal wieder ein passendes Poeta-Teil vor Ort hätte, damit sich die Fahrt nach Freiburg lohnt - nur zum Anschauen und Streicheln natürlich.

..... unisoni gestimmt war, frug ich ihn, ob man ein dezentes .....

Chapeau: starke Beugungsformen liest man in diesem Medium selten.


Weltenbummler: ... Handarbeit ist keine Entschuldigung für Pfusch! ... Das ist eine große Weisheit, und das nicht nur auf der Akkordeon-Strecke. Die merk ich mir.


Viele Grüße

Morino47
 
hallo weltenbummler,

du schreibst: "...der Klang gefallen. Ich kann es nur nocheinmal sagen: Handarbeit ist keine Entschuldigung für Pfusch! Das Gegenteil sollte der Fall sein."
leider verstehe ich nicht, was du hier zum ausdruck bringen willst. wenn handarbeit keine entschuldigung für pfusch sein soll, was würde denn dann das gegenteil bedeuten, etwa dass handarbeit eine entschuldigung für pfusch ist?
morino47 sieht in deiner formulierung gar "...eine große weisheit, und das nicht nur auf der akkordeon-strecke."
handelt es sich hier um ironie und ich verstehe sie nicht? und chapeau für eine starke beugungsform, ist das nun lob oder auch ironie?

freundliche grüsse

roger
 
leider verstehe ich nicht, was du hier zum ausdruck bringen willst. wenn handarbeit keine entschuldigung für pfusch sein soll, was würde denn dann das gegenteil bedeuten, etwa dass handarbeit eine entschuldigung für pfusch ist?
morino47 sieht in deiner formulierung gar "...eine große weisheit, und das nicht nur auf der akkordeon-strecke."
handelt es sich hier um ironie und ich verstehe sie nicht? und chapeau für eine starke beugungsform, ist das nun lob oder auch ironie?


Ich denke, die Formulierung ist so zu verstehen, dass man Pfusch eben nicht dadurch entschuldigen kann, dass alles Handarbeit ist und man daher mit gewissen "Toleranzen" leben müsse. Sondern eben eher das Gegenteil: Gerade weil das Instrument in Handarbeit hergestellt wurde, sollte es eigentlich besonders sorgfältig und exakt gefertigt sein.

Mich würde aber auch mal interessieren, welche Pfuschpunkte denn besagte Borsini aufzuweisen hatte, wo doch gerade dieser Hersteller immer gerne im Zusammenhang mit höchster Qualität genannt wird.
 
Guten Morgen in die Runde,


natürlich hat cknopf Recht. "Das Gegenteil sollte der Fall sein", ist rhetorischer Unsinn. Und natürlich meinte ich es in dem Sinne, wie senseo es verstanden hat.
Im Grunde erschließt sich das aber aus dem Kontext, wenn man will.


Zum Thema Borsini. Bei dem genannten Instrument fielen mir beim ersten Anfassen die schlampig und nicht passgenau angebrachten Füße am Bassgehäuse auf.
Hier gilt Gesagtes. Bei einem solchen Preis ist das einfach nicht entschuldbar. Gerade professionelle Handarbeit muss das ausschließen.


Schönes Wochenende,


WB
 
Handarbeit bedingt Fertigungsschwankungen und hat den Vorteil der flexiblen Anpassung an diese Schwankungen. Dadurch sollte höhere Qualität und eine gewisse Genetik möglich sein.

Jeder Mensch ist anders: einer hat Segelohren und hört trotzdem gut oder sogar besser als der mit den perfekt sitzenden Ohren.
Muskeln trainieren sich je nach Anforderungen, jede Stimmzunge bräuchte eine optimale Kanzellengröße.
Ein Hundertwasserhaus ist schief, interessant und eigentlich unersetzbar. Ein Fertighaus ist preiswert und (hoffentlich) gerade.
Oft reicht das. Mich stören schiefe Füsse nicht, für mich wäre das kein Pfusch sondern liebenswert. Ich stelle meine Instrumente sowieso in Spielhaltung ab.

Ich spiele Zonta, Roland und gelegentlich Cavagnolo.
Die Schüler und Studenten haben Weltmeister, Borsini, Victoria, Pigini.
Richtig zufrieden bin ich keinem einzigen. Allerdings ist es auch in gewisser wEise unmOralisch, ein perfektes Instrument zu wünschen und zu suchen - das wäre ja so als käme auch nur ein perfekter Partner in Frage ...
Der Preis spielt dabei auch kaum eine Rolle, sondern Spieler und Instrument müssen zusammen passen wie ein Paar, wie zwei linke Latschen.
 
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hallo zusammen,

ich glaube, das problem des nicht perfekten akkordeons hat seine ursache nicht in der handarbeit, sondern in der philosophie des herstellers. wie sonst sind solche schwankungen möglich bei bauart- und preisgleichen instrumenten; ich sehe einen gewichtigen grund in der fehlenden bzw. nicht ausreichenden endkontrolle des instruments. auch finde ich, dass der händler seinen teil dazu beiträgt; schief sitzende teile, unterschiedlich ansprechende zungen, verstimmungen müssten diesem doch auffallen und sollten die pflicht der korrektur bzw. der rücksendung an den hersteller sein. handarbeit in ehren, aber sie ist sicher nicht das maß aller dinge; ich sehe sie eher als möglichkeit, einen zustand zu erreichen, der eine gewisse zufriedenheit herstellen kann.
ich habe hier zwei ältere morinos, ein roland, ein guerrini und ein weltmeister. keines ist perfekt, von der verarbeitung finde ich die morinos jedoch deutlich besser als das guerrini und das weltmeister; das roland als nicht mechanisches instrument kann nur bedingt verglichen werden. ( die tastatur ist sicher sehr verbesserungswürdig, der balgsensor und sein verhalten...)
ich habe beim weltmeister festgestellt, dass die füße zwar korrekt montiert sind, ein wackelfreies abstellen nicht möglich ist, da die höhe der füße bauartbedingt zu niedrig ist. ich kann nur hoffen, daß der bassriemen dies auf dauer aushält. beim guerrini bin ich erschrocken, als ich es das erste mal geöffnet habe: sämtliche schrauben, die das diskantteil fixieren, sind so montiert, daß jede schraube davon das zur befestigung angebrachte holz spaltet. (ich habe ein paar fotos davon gemacht, um das elend zu zeigen.)

freundliche grüße

roger

weltmeister1.jpgweltmeister2.jpgguerrini1.jpgguerrini2.jpg
 
Dann versuche doch mal deinen Balgriemen auf dieser Seite erst einmal wieder rein zudrehen. Die Metallplatte die zusehen ist gehört in das Gehäuse, noch ein Stück weiter und es kommt die Gewindestange raus.
Wenn du die Weite brauchst dann kannst du dir das beim HZIM regulieren lassen.

Den Händler für die Fehler der Hersteller in die Pflicht zu nehmen, empfinde ich als Unding. Ein Händler bekommt die Dinge vom Hersteller und ist dafür nicht verantwortlich. Er kann nur die Unzufriedenheit und die Reklamationen weitergeben.
Nicht jeder der Akkordeon verkauft, hat auch absolute Ahnung davon.... Ich stelle mir das gerade bei einem Autohändler vor.....
 
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Den Händler für die Fehler der Hersteller in die Pflicht zu nehmen, empfinde ich als Unding. Ein Händler bekommt die Dinge vom Hersteller und ist dafür nicht verantwortlich. Er kann nur die Unzufriedenheit und die Reklamationen weitergeben.

Nun, im Rahmen der gesetzlichen Gewährleistung wäre das aber der normale Weg. Wenn eine gekaufte Ware einen Mangel aufweist, habe ich als Käufer das Recht, die Ware beim Verkäufer zu reklamieren und Nachbesserung zu verlangen. Ist der Verkäufer dazu nicht in der Lage, kann ich nach dem dritten erfolglosen Reparaturversuch vom Vertrag zurücktreten. Bei Mängeln wie unkorrekter Verschraubung wird sich der Händler dann wahrscheinlich an den Hersteller wenden, da sich sowas kaum mit vertretbarem Aufwand durch den Händler beheben lässt.

Ist die Gewährleistungsfrist abgelaufen, hat man ohnehin keine Chance mehr, irgendwelche Ansprüche geltend zu machen.
 
hallo pfefferminzchen,

danke für deine immer hilfreichen tips....klar kann ich den bassriemen reinschrauben, am besten nach jedem mal spielen wieder reinschrauben und zum spielen wieder rausschrauben. natürlich kann ich den bassriemen beim hzim nachbessern lassen, aber genau darum ging es doch, daß ich ein instrument kaufe und ich hinterher nachbessern lassen muss. das instrument besitzt einen in der länge verstellbaren baßriemen und ich bin irrtümlicherweise davon ausgegangen, daß ich diese vorrichtung zur längenverstellung auch nutzen kann. ich kaufe ein instrument, habe schmale handgelenke und stelle fest, dass der werkseitig angebrachte bassriemen nur kindergröße zulässt.
ich verstehe nicht, warum ich als käufer den händler nicht in die pflicht nehmen sollte. wenn ich ein auto kaufe, das mängel aufweist, erwarte ich vom händler doch auch, dass er nachbessert, auch wenn der fehler beim hersteller liegt, oder wozu kaufe ich denn beim händler?

freundliche grüße

roger
 
Perfektes Instrument

Perfekte Dinge wird es wohl kaum geben. Wer würde das schon wollen? Ich jedenfalls nicht. Mein Wunsch ist allenfalls ein so gut wie möglich gearbeitetes Gerät, bei dem man erkennen kann, dass es mit Herz, Sachverstand und Liebe zum Detail gefertigt wurde. Und eben das vermisse ich oftmals schmerzlich. Nicht nur bei unseren Instrumenten.
Ich habe selbst einen handwerklichen Beruf erlernt. Saubere Arbeit ist keine Frage des Geschmacks, sondern der Ehre. Individuelle Abweichungen sind inbegriffen.


Gute Nacht,


WB
 
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Hallo Roger,

natürlich hast Du Deinen Händler in die Pflicht zu nehmen, der wiederum das Problem an den Hersteller weiterleitet. Das ist der korrekte Weg.

Die Qualität des Instrumentes hängt allein von der Herstellerphilosophie ab. D.h., hat der Hersteller einen hohen Anspruch, sind die Toleranzen gering und die Endkontrolle streng. Will der Hersteller möglichst viel Gewinn machen, wird an jedem Eck und Ende gespart und die Toleranzen sind groß.
Der Käufer muß sich aber auch im Klaren sein, daß er nicht automatisch die selbe Meßlatte an hochpreisigen wie niedrigpreisigen Instrumenten anlegen kann. Irgendwie muß der Preis ja schließlich kalkuliert sein. Daher darf man sich bei niedrigpreisigen Instrumenten um so mehr freuen, je genauer und hochwertiger gearbeitet worden ist und genauso sich ärgern, wenn bei teuren Instrumenten Mängel auftreten.

Grüße

Ippenstein
 
Heute im Studio:
Zwei in etwa gleich hochpreisige Instrumente (ab wann spricht man eigentlich von hohen Preis?)
Beide liegen um die 8000 Euro, beide sind neu gekauft. Das erste ist jetzt 3,5 Jahre, das zweite 1,5 Jahre alt, beide haben ähnliche Ausstattung und wurden mit der Versicherung ausgeliefert, dass in der Endkontrolle alles super war. Nachbesserung nach einem halben Jahr wurde versprochen und auch gemacht. Juhuuu...

Ich spiele einmal mit dem 3,5 Jahre alten, danach die selbe Stelle mit dem etwas neueren Instrument.
Gleicher Fingersatz, gleiche Lautstärke, gleiches Register, selber Mikrophonabstand usw:

http://soundcloud.com/klangbutter/vergleich

Es ist zum verzweifeln, weil ich meine klanglichen Vorstellungen zumindest mit dem 2. Instrument auch nach 100 Aufnahmen nicht umsetzen kann.
Es ist schlicht nicht möglich, im mezzopiano und in dem Tempo eine gerade nonlegato Linie hinzubekommen oder auf bestimmte Töne eine Betonung zu setzen. Bei 8 Fuss reicht es in der Tiefe nicht, dann fehlt c#. Außerdem ist die Ansprache da noch schlechter.

Habe ich zu wenig Geld investiert oder was soll ich mit dem Händler/Hersteller jetzt machen?
 
Heute im Studio:

...

Es ist zum verzweifeln, weil ich meine klanglichen Vorstellungen zumindest mit dem 2. Instrument auch nach 100 Aufnahmen nicht umsetzen kann.
Es ist schlicht nicht möglich, im mezzopiano und in dem Tempo eine gerade nonlegato Linie hinzubekommen oder auf bestimmte Töne eine Betonung zu setzen. Bei 8 Fuss reicht es in der Tiefe nicht, dann fehlt c#. Außerdem ist die Ansprache da noch schlechter.

Habe ich zu wenig Geld investiert oder was soll ich mit dem Händler/Hersteller jetzt machen?

Harte aber nicht zu umgehende Wahrheit: Spiel einfach lauter. Besonders im Studio...oder gibt es einen anderen Grund??
Wenn bei mezzopiano die Ansprache nicht reicht, klappt es nur lauter.

8000,- EUR sind definitiv "genug Geld", als dass man eigentlich erwarten müsste, dass das geht - ich kann das sehr gut verstehen!

VLG
Accord?
 
Ups, Uwe, der Unterschied klingt aber heftig! Und dafür (das zweite) 8.000 Euro???

Da kann ich ja mit meinen etwas "billigeren" Italienerinnen wirklich glücklich und zufrieden sein! Übrigens: ich finde, dass sowohl die Scandalli als auch die Bugari "innen" ausgesprochen schön und liebevoll verarbeitet sind - zumindest verglichen mit meiner alten Hohner Verdi aus den 60er-Jahren. Letztere könnte ein Zimmermann fabriziert haben (etwas übertrieben formuliert), während erstere von sehr guten "Schreinern" hergestellt zu sein scheinen.

Und den Klangund die Ansprache kann ich optisch eh nicht beurteilen... :D Das ist ja nix für's Auge... - obwohl: wenn man die Ausschläge auf Deiner Aufnahme anguckt... *grübel*

LG Markus
 
Wenn bei mezzopiano die Ansprache nicht reicht, klappt es nur lauter.

na also das Argument würde ich noch gelten lassen bis zu einem Instrument der unteren Mittelklasse (maximal!) . Auch bei den Piccolos, würde ich noch mit mir diskutieren lassen, weil die eigentlich immer ein Ärgerniss sind, aber bei einem normalen Register bei einem Instrument der gehobenen Klasse würde ich die Ansprache des zweiten Instruments aus Klangbutters Hörbeispiel schlichtweg als lausig bezeichnen!

Die normalen Register also 8 und 16´sollten bei einem guten Instrument durchweg ab "p" gleichmäßig laufen.

Egal ob die Gehäuse nun innen lackiert , mit rotem Teppich bezogen oder in Eiche rustikal mundgebissen ausgeführt sind, dass die Stimmzungen so schlecht ansprechen hat ausschließlich mit den Stimmplatten zu tun und mit demjenigen, der die abgleicht und einstellt. Wenn an der Stelle nicht ordentlich gearbeitet wurde (und das würde ich mal behaupten ist hier der Fall), dann kann der Rest des Instruments nichts mehr verbessern.

Und bei einem Gerät für 8000 Euro empfinde ich das als nicht akzeptabel.


Gruß, maxito
 
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Laut spielen hilft natürlich, die Ansprache zu kaschieren. Aber dann gilt der Musiker als roh und einseitig - farblos. Ich muß doch musikalisch damit umgehen können! Übrigens ist die Range bis zur Heiserkeit beim forte dann auch nicht mehr groß:
http://soundcloud.com/klangbutter/vergleich2
Die Beispiele sind recht laut aufgenommen und in der gleichen Reihenfolge. Das zweite klingt deutlich gequetschter und der erste Ton versagt fast.

Gut - in der Lautstärke würde ich mich nicht beschweren, aber so kann ich doch nicht dauernd spielen!
Meine Frage ist halt, ist das tolerierbar und wenn nicht, was kann ich machen?
Der Garantiecheck wurde schon gemacht, alles ist für gut und richtig befunden worden.
Ich habe jetzt zwei Meister meines Vertrauens kontaktiert, die sich zumindest zutrauen etwas machen zu können.
Ob es funktioniert, weiß man natürlich auch erst hinterher. Aber das ist ja eigentlich schon eine private Sache.

Die Frage ist, wer bestimmt objektiv, wann ein Qualitätsstandart erreicht ist? Und was kann man machen, wenn er nicht erreicht wird?

- - - Aktualisiert - - -

apropos Langzeitbericht:

In diesem Jahr mußte ich erfahren, dass ein 4 chöriges italienisches Instrument eines namhaften Herstellers - allerdings mit normalen maschinenell hergestellten Stimmzungen - nach 7 Jahren nicht mehr stimmbar sein soll. Das Instrument kostete 3400 Euro.
In den 7 Jahren erhielt es eine kleinere Stimmung (Garantie) und 2 Komplettstimmungen, die auch nötig waren! Ich halte das für ganz schön viel! Nach Aussage des Stimmers, hatte er einen schweren Job damit und ihm war klar, dass das nicht lange halten würde. Hmm.
Ich habe entschieden, nun komplett a mano Stimmen einbauen zu lassen, was fast die Hälfte des Neupreises ausmacht.
Man kann also vereinfacht sagen, dass die Haltbarkeit eines mittelpreisigen Instruments bei ca. 7 Jahren liegt?

p.s. Ich hatte mich mit dem Preis des beklagten Instrumentes aus den Klangbeispielen geirrt, es kostet nicht 8000 sondern sogar 12500 Euro, während das bessere tatsächlich nur 8000 kostet.
 
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Hallo Uwe,

Du kennst ja das Problem Stimmplatte - Kanzelle, das Manfred einmal ausgeführt hatte. Daran liegt es hier aber nicht, sondern an der Arbeit an den Stimmzungen selbst. Das klingt für mich, als ob der Lösabstand versaut ist, die Zungen also gebogen sind und dadurch nicht mehr ihre volle Leistung entfalten können.

Was ist nun der Qualitätsstandard? Zu jeder Instrumentenserie wird ein objektiver Qualitätsstandard vom Hersteller in der Entwicklung festgesetzt. Bei der Endkontrolle entscheidet der Kontrolleur dann subjektiv, ob dieser Qualitätstandard eingehalten worden ist oder nicht. Dem kann natürlich beim Test auch mal was durch die Lappen gehen - dafür hat man dann in Deutschland die 2 Jahre Gewährleistung und bestimmte Firmen sind da auch sehr kulant, wenn man sich mit ihnen in Verbindung setzt. Da ich mich zur Zeit mit um die Garantien kümmere, die zusätzlich von einem Kollegen abgesegnet werden, weiß ich auch, daß Fälle auftreten, die kein Mangel sondern eine natürliche (Begleit-)Erscheinung sind. Aber das erkläre dann mal dem Kunden...

In Deinem Falle bin ich persönlich auch der Meinung, daß da etwas machbar ist und daß das bei dieser Preisklasse auch besser sein sollte. Wenn Du da explizit und mehrmals darauf hingewiesen hast, der Kontrolleur aber meint, daß alles im grünen Bereich sei, dann weißt Du für Dich, wo der subjektive Qualitätsstandard dieses Kontrolleurs liegt. Ob Du mit diesem konform gehen kannst, mußt Du wissen und Deine Konsequenzen ziehen.

Zu den Stimmplatten: Diese sind auch Qualitätsschwankungen unterworfen (egal welche Güte) und Fehlerursache Nr. 1 ist eine fehlerhafte Nietung, die theoretisch bei handgenieteten Zungen noch häufiger auftritt als bei maschinengenieteten. Jedoch kann auch die Maschine falsch justiert sein und ganze Sätze sind dann für den Müll. Sie halten auf kurz oder länger die Stimmung, brechen dann aber aus. Die Leidtragenden sind aber nicht die Stimmplattenhersteller sondern die Akkordeonfirmen, da der Kunde verständlicherweise nicht unterscheiden kann, wer nun was hergestellt hat.
In dem Falle von dem 3400 Euro Akkordeon wird das wohl so ein fehlerhafter Satz gewesen sein. Der Stimmer kann dann probieren, einzelne Stimmplatten von Hand nachzunieten und zu hoffen, daß es dann geht. Wenn mal ein oder zwei fehlerhafte Stimmplatten dabei sind, ist das noch kein Problem. Die wechselt man dann aus. Wenn sie sich aber häufen, ist die Gefahr groß, daß auch der Rest genauso schlecht ist und dann empfiehlt sich ein Auswechseln des ganzen Stimmplattensatzes.

Viele Grüße

Ippenstein
 
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Wäre es denn (rechtlich) überhaupt möglich, das Instrument innerhalb der Garantiezeit zurückzugeben?

Wenn ja, dann würde ich es wohl an deiner Stelle machen, du ärgerst dich ja schon von Anfang an damit.

LG Manuela
 
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Hallo Ippenstein und echse

... Lösabstand versaut ist, die Zungen also gebogen sind
Das würde ich auch so sagen. Wenn ich allerdings hinein schaue, ist alles so weit in Ordnung. Das wurde mir auch von mehreren unabhängigen Fachleuten bestätigt.


...wird ein objektiver Qualitätsstandard vom Hersteller in der Entwicklung festgesetzt. Bei der Endkontrolle entscheidet der Kontrolleur dann subjektiv, ob dieser Qualitätstandard eingehalten worden ist oder nicht.
Wie kann über ein objektives Kriterium schließlich subjektiv bewertet werden? Auf dieser subjektiven Schiene geht es dann fröhlich weiter!
Ich sage: "Das Gerät ist schlecht"!
Der Hersteller sagt: "Das Gerät ist gut. Schließlich hat es die Endkontrolle geschafft. Ich habe die Endkontrolle sogar selbst gemacht. Spiel eine Weile darauf, das wird dann schon. Außerdem spielt man ja auch nicht so leise! Spiel mal normal, dann geht es auch!"
Ich sage: "ich spiele aber sowohl leise als auch laut, das Gerät ist schlecht!"
Der Händler/Hersteller sagt: "Das Gerät ist gut."
Ich: "Das ist schlecht!"
Er: "Das ist gut".
Jedesmal wird es mit irgendwelchen Argumenten unterlegt, die der andere nicht versteht/nicht verstehen kann oder nicht akzeptiert/nicht akzeptieren will.
DAHER BRAUCHT MAN OBJEKTIVE STANDARTS. Anhand dieses Beispiels kann ich eigentlich jeden überzeugen, dass es NICHT gut ist. In verschiedenen Werkstätten kann man auch einige Parameter messen, die die schlechte Qualität belegen.
Ein Auto mit einer bestimmten Masse und einem bestimmten Motor beschleunigt bei Vollgas in 5,5 Sekunden auf 100. Der Toleranzbereich ist 5,4 Sekunden bis 5,6 Sekunden. Basta. Warum gibt es kein Gerät, das bei z.B. 4 extrem verschiedenen Spieldrücken die Ansprache misst und einen mehr oder weniger engen Toleranzbereich in Klang/Lautstärke und Geschwindigkeit der Ansprache über alle Stimmen hinweg einräumt? Die Messmethode selbst muß auch einem Standart entsprechen. Man kennt das von Frequenzverläufen an Lautsprechern oder Mikrophonen, denn auch da kann getürkt oder fehlerhaft gemessen werden.
Im Moment wird von objektiven Standarts gesprochen und am Ende bleibt auf der juristischer Ebene dann doch rein subjektiv.


... dann weißt Du für Dich, wo der subjektive Qualitätsstandard dieses Kontrolleurs liegt. Ob Du mit diesem konform gehen kannst, mußt Du wissen und Deine Konsequenzen ziehen.
Genau. Das war meine Frage, was kann ich denn machen? Echse fragt, ob man in der Garantiezeit zurück geben kann. Das werde ich heute erfragen. Weitere Versuche, vom Hersteller selbst Verbesserungen vorzunehmen scheinen mir sinnlos, denn das hatten wir ja bereits bei der ersten "Garantieuntersuchung" in Auftrag gegeben. Wir hatten sogar angeboten, auf unsere Kosten die Stimmen komplett zu tauschen!!! Darauf ist man nicht eingegangen, es wurden "Ventile geklebt und Stimmen gelegt etc, - alles wurde in Ordnung gebracht und die Endkontrolle war hoch zufrieden". Wenn ich diese Prozedur also nochmal durchgehe, wird das Resultat auch nicht besser, denn nach Meinung des Herstellers ist ja schon jetzt alles in Ordnung.



... Fehlerursache Nr. 1 ist eine fehlerhafte Nietung, die theoretisch bei handgenieteten Zungen noch häufiger auftritt als bei maschinengenieteten
Wie gesagt, wenn man hinein schaut, fällt nichts als extrem schlecht auf. Wie soll man als Kunde gute und schlechte Nietung erkennen und beweisen können?


... In dem Falle von dem 3400 Euro Akkordeon wird das wohl so ein fehlerhafter Satz gewesen sein.
Ich glaube nicht einmal an eine persönliche schlechte Ausnahme, sondern dass dies normal ist. Ich meine, 7 Jahre ist ja nicht sooo wenig, aber dennoch viel weniger als man von Instrumenten der frühen Jahre gewohnt ist. Natürlich sind die alten Möhren jetzt auch nicht mehr gut, aber die haben ja schon z.T. 80 Jahre auf dem Buckel.

Es gibt also die fachliche und rechtliche Ebene. Als Musiker ist man auf fachlichem Gebiet so oder so unterlegen. Auf rechtlicher Ebene kennt man sich für gewöhnlich auch nicht gut aus UND - selbst wenn man einen guten Anwalt hat, würde es auch vor Gericht auf Berufungen von fachlichen Aussagen irgendwelcher Experten hinauslaufen.
Wir können also tolerieren oder nicht ...
Angezahlt ist das Instrument sowieso schon im Voraus und bei Auslieferung ist der volle Preis fällig. Wenn man nicht gerade bei Hohner kauft, muß man sich sogar mit einem Gericht im jeweiligen Herstellerland und in de®en Fremdsprache herumschlagen.
 
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