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Castingshows - Sprungbrett ins Musikgeschäft oder in den Abgrund?

  • Ersteller Sunny_Hunny
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Sunny_Hunny
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Hallo liebe Mitmusiker. :)

Stelle mir mal wieder die Frage der Castingshows - Popstars, DSDS, das Supertalent und X-Factor, Deutschland ist damit ja ziemlich gut ausgestattet. Wenn man sich jetzt aber mal die "Ausbeute" ansieht, war die doch eher ziemlich mau. Von den ganzen vier Formaten, die es schon (außer X-Factor) seit Jahren gibt, kennt man vielleicht noch die No Angels (obwohl da ja momentan auch nicht viel passiert), Monrose (die alle Nase lang mal in einer Geißen-Show auftreten) und den Bohlen-Liebling Mark Medlock.

Da stellt sich die Frage: wie sinnvoll sind diese Formate für die Teilnehmer? Sind die "Untergegangenen" einfach mit zu wenig Biss und Arbeitswut an die Sache gegangen, oder ist man eigentlich im Vorhinein schon zum Scheitern verurteilt? Welches Interesse haben Sender am Fortbestand eines Künstlers, wenn doch schon in knapp 12 Monaten der nächste "Superstar" nachrücken soll? Hat der Gewinner überhaupt Einfluss auf den weiteren Verlauf seiner Karriere, oder ist er komplett an Song-, Image- und Kampagne-Vorgaben der Plattenfirma gebunden?

Ich stelle diese Fragen nicht retorisch, ich weiß es wirklich nicht so genau. Mich würde es zumindest arg stören, z.B. auf die Songauswahl und auch im sonstigen künstlerischen Bereich (Fotoshoots, Videodrehs) kein Mitspracherecht zu haben. Für mich ein aktuelles Beispiel: Edita aus der neuesten X-Factor-Staffel. Wunderbare Stimme, wahnsinns Bühnenpräsenz - und eine Single zum Abgewöhnen.

So, die Diskussion ist eröffnet. :)
 
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Ich kenne die genauen Hintergründe nicht und es weiss ja auch keiner genau, welche Verträge da am Laufen sind, aber ich gehe sehr stark davon aus, dass der Großteil der Gewinne eingefahren ist, wenn der "Star" gekürt ist. Ich vermute man plant noch eine halbwegs erfolgreiche erste Album-Veröffentlichung ein, mehr aber auch nicht.

Ob das den "Künstlern" was bringt, hängt vor allem vom Typus ab. Ich teile - unabhängig vom Talent - die Teilnehmer da in zwei Gruppen ein: Die "Musiker" und die "Sänger". Der "Musiker" versteht sich eigene kreative Personlichkeit, bewegt sich in einem musikalischen sozialen Umfeld (in der "Szene"), hat eine eigene Band, spielt meist ein oder mehrere Instrumente, schreibt eigene Songs, stellt eigene Projekte auf die Beine, spielt Gigs, geht ins Studio oder produziert selbst, etc., die "Sänger" können einfach "nur" singen. Wie gesagt, das hört sich jetzt vielleicht wertend an, so ist es aber nicht gemeint.

Für die "Musiker" ist die Sache "gefährlich". Die Chancen sind extrem groß, dass er nie wieder als echter Künstler wahrgenommen wird. Er erreicht die völlig falsche Zielgruppe (Mainstream: Zahnspangen-Chart-Teenies und Schwiegermütter) und vergrämt die Zielgruppe, die er eigentlich für eine ernsthafte, langfristige Karriere gebraucht hätte. Ein Thomas Godoj und ein Tobias Regner wird NIE wieder das Publikum erreichen für das sie, vor ihrem "Erfolg", eigentlich Musik gemacht haben. Wenn sie es schlau anstellen können sie sicherlich noch lange aus diesem Erfolg rein finanziell Kapital schlagen - das funktioniert auch jenseits der großen Medienöffentlichkeit. Als Künstler aber sind sie tot und damit dürften viele psychisch sehr schwer zu kämpfen haben. Tobias Regner könnte morgen ein Jahrhundert-Album à la Metallicas schwarzem Album 'raushauen, in Wacken würden sie ihn von der Bühen prügeln - überspitzt gesagt. Für den Künstler gehen also nicht nur "Türen" auf, sondern Einige durch den "Erfolg" für immer zu.

Was die "Sänger" angeht, für die ist das weit besser geeignet. Die brauchen ja sowieso eine externe Infrastruktur (Songs, Produzenten, Musiker, etc.) und haben zwar auch ein Image und eine eigene Identität, aber ja keine künstlerische Botschaft in dem Sinne. Die wollen ja nur sich und ihre Stimme präsentieren. Also müssen sie auch nichts aufgeben. Sie sind auch meist im musikalischen Mainstream beheimatet insofern treffen sie auch auf die richtige Zielgruppe. Ein langfristiger Erfolg ist auch hier natürlich schwierig. Wobei man auch hier wieder sagen muss Erfolg ist Definitionssache und er muss nicht in der großen Öffentlichkeit stattfinden. Ein Mark Medlock kann sicher auch noch in einigen Jahren für gute Gagen Firmenfeste etc. spielen und er kommt damit sicher eher klar als ein Tobias Regner.

Eine realistische Option wäre, so viel wie möglich "rauszuholen" und parallel Erfahrung sammlen und weitere Standbeine in der Branche aufbauen und später selbst Manager, Produzent, Songwriter, etc. zu werden. Dafür fehlt es aber solchen Kandidaten an "Substanz" - musikalisch, als auch geschäftlich.

Leicht polemisch könnte man also sagen: Wer Casting-Shows BRAUCHT, weil er anders nicht weiterkommt, dem nützen sie langfristig nichts, wer sie NICHT braucht, dem könnten sie unter Umständen nutzen aber auch kräftig schaden. (Mal abgesehen von dem nicht unerheblichen direkten finanziellen Gewinn, aber um "ausgesorgt" zu haben reicht all das sicher nicht)

Mit Biss und Arbeitswut - den vielbeschworen "Tugenden" der "Dee"s und Bohlens dieser Welt - hat das herzlich wenig zu tun. Da herrschen knallharte Marktmechanismen und Geschäftspraktiken. Wenn Du da als kleiner sog. "Superstar" reinkommst, bist Du ein austauschbares kleines Rädchen. Da hast Du nichts zu melden. Entweder Du spielst mit oder Du bist weg. Natürlich läuft das nicht so klischeehaft "mit der Peitsche", aber es läuft letztlich darauf hinaus. Die meisten dieser "Sieger" sind jung und hätten gar nicht die Persönlichkeit, um ernsthaft ihre Stimme zu erheben. Die sind Wachs in den Händen des professionellen Umfeldes, die wollen dann - ohne dass sie es selbst merken - schon selbst genau das, was ihnen vorgegeben wird.

Auf künstlerische Selbstverwirklichung zu hoffen wäre - nicht nur hier, aber hier besonders - naiv. Leute wie Elli Erl oder Max Buskohl, die sich quer gestellt haben und gemeint hätten, sie könnten das als Sprungbrett für "ihr eigenes Ding" nutzen, sind wohl auch derb auf die Nase gefallen.

Mich würde es zumindest arg stören, z.B. auf die Songauswahl und auch im sonstigen künstlerischen Bereich (Fotoshoots, Videodrehs) kein Mitspracherecht zu haben.

Davon kannst Du aber ausgehen, dass da letztlich de facto kein Mitspracherecht besteht. Natürlich ist es oft auch im Sinne "des Produktes" und damit auch im Sinne der Verwerter (Plattenfirma, etc.), wenn der Künstler "mitredet" bzw. sich mit den Massnahmen wohlfühlt, dass sich der Künstler mit dem kreierten Image auch identifizieren kann. Das hat aber natürlich enge Grenzen. Vorallem, wenn die Vorstellungen zu weit auseinanderdriften. DIE sitzen letztlich am längeren Hebel, DIE zahlen die Zeche. Nicht DU bist der Mittelpunkt, sondern DAS PRODUKT, Du arbeitest lediglich an dem Produkt MIT, aber nicht DU bist das Produkt. Und um dieses Produkt läuft ja auch eine professionelle Maschinerie. Man trifft sich da ja nicht mal eben auf einen Kaffee und schmiedet gemütlich Ideen für einen Videodreh. Da legen Profis Konzepte vor und die Entscheider sagen dann an was gemacht wird. Wenn Du Glück hast, wirst Du auch ernsthaft nach deiner Meinung gefragt, aber Du kannst sicher nicht sagen: "Gefällt mir alles nicht, ich würde das gerne so und so machen."

Es ist aber auch ein grundlegendes Missverständnis, dass die ganzen bekannten Künstler, die reine künstlerische Selbstverwirklichung betreiben würden. Es ist ein Geschäft. Und sobald Du Partner (Plattenfirmen) hast oder Kunden (Fans), die jede Menge Geld investieren oder dein Produkt kaufen, ist das einfach nicht mehr "dein Ding". Die reden dann mit. Völlig natürlich. Wenn die Plattenfirma dann deine neuen Songs als nicht vermarktbar sieht, dann wird sie Dir das ganz deutlich sagen. Wenn die Plattenfirma sagt, mit der E-Gitarre läuft das Ding nicht im Radio, dann fliegt entweder DIE raus oder DU. Wenn Du heute Pop machst und morgen aber aus künstlerischer Selbstverwirklichung heraus Free-Jazz machen willst, dann zeigt dir dein Publikum wahrscheinlich den Vogel, aber nicht ihre Geldbörsen.

Das vergessen viele und das sind Probleme, die kannten schon Bach, Mozart und Beethoven. Da geht's nicht um ein paar böse Buben in der Musik- und Medienbranche, sondern um ganz elementare wirtschaftliche und soziale Mechansimen. Da werden immer Kompromisse gefragt sein. Die Vorstellung vom Künstler, der freien Herzens ohne Beschränkungen genau das erschafft was er gerade will und der dafür geliebt, verrehrt und bezahlt wird - davon muss man sich verabschieden. Das gab und gibt es - wenn überhaupt - allerhöchstens in absoluten Ausnahmefällen.
 
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künstler die bei DSDS oder popstars gesucht werden sind schlicht und einfach austauschbar. sie sollen keine persönlichkeit besitzen, sondern sollen ein produkt darstellen das auf den geschmack einer bestimmten zielgruppe zugeschnitten ist. welcher interpret gewinnt ist egal, das produkt sieht am ende gleich aus, sie alle trällern die selben austauschbaren lieder.

was anderes sind die castings von stefan raab. dort werden individuelle persönlichkeiten gesucht. man kann nicht sagen, dass der eine besser ist als der andere, sondern anders. sie stellen sich selbst dar, ihre eigene persönlichkeit und ihre eigene musik, nichts was andere ihnen aufdrücken. und jeder der gewinner von raab-castings hat heute noch beständig erfolg, auch wenn sie nicht im radio hoch und runterlaufen.

merzad marashi dagegen konnte nichtmal genug karten für seine erste tour verkaufen, der ist schon in der versenkung verschwunden noch bevor er was nennenswertes erreicht hätte, und das obwohl sein DSDS-gewinn gerademal sieben monate her ist.
 
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@UranusEXP:
Danke für deinen ausführlichen Beitrag. :) Genau dieser "Künstlertod" ist das, was mich daran stört - sofern der überhaupt vorhanden ist. Denn auch Leute, die es ohne Casting-Shows versuchen, fallen ja haufenweise auf die Nase und scheitern, nur eben nicht öffentlich. Ist eben die Frage, ob das in-der-Versenkung-Verschwinden direkt mit den Shows und Formaten zusammenhängt, oder einfach wie auch von dir genannte Dinge, schlicht der Lauf der Dinge ist. Dass man sich vom auferlegten Image nur schwer befreien kann ging ja auch schon vielen Anderen so (Roy Black). Frage ist, ob es einem so eine Castingshowteilnahme überhaupt möglich macht.

Man hat hinterher natürlich einen gewissen Bekanntheitsgrad - die Frage ist, welcher Natur dieser ist. Und wie sieht das mit musikalischen Kontakten aus, falls die Plattenfirma das überhaupt erlaubt? Wird sich ein (inter)national etablierter Künstler überhaupt mit jemandem beschäftigen, der aus einer Casting-Show hervorgegangen ist?

@ambee:
Danke dir auch. :) Vielleicht liegt es daran, dass Stefan Raabs Konzept eben weniger eine Casting-Show, als ein Talentwettbewerb im eigentlichen Sinne ist. Die Leute werden ja dazu ermutigt, ihr eigenes Ding zu machen. Es ist ja schon eher so, dass Mainstream dort verpöhnt ist, wenn man sich mal den Jazz-Gehalt seiner Leute anguckt. ;) Das würde auch erklären, warum viele von ihnen weiter als Musiker arbeiten, aber nicht den ganz großen Kelch gewinnen (außer Lena). Das Ganze bedient eher ein Nieschenpublikum, ebenso wie Raabs Songs für die Kandidaten (wieder ist Lena hier die Außnahme).

Ich muss aber sagen, dass auch der gute Raab eine Gemeinsamkeit mit Diedä hat: die Songs für seine Bewerber gehen immer so ein bisschen in die gleiche Richtung. ;)
 
Ich persönlich würde keinen sooo großen Unterschied machen zwischen Raab und Bohlen. Die nehmen sich auf den zweiten Blick nicht viel, pflegen nur ein unterschiedliches Image und verfolgen verschiedene Konzepte. Weder moralisch noch wirtschaftlich würde ich da eine Seite als besser bewerten. Siehe auch weiter unten. Raab hat auch viel Erfolg auf dem Rücken der anderen gehabt, Humor unter der Gürtellinie auf Kosten "Unschuldiger", ist in Raabs Karriere genauso zentral von Bedeutung wie etwa bei DSDS. Raab ist auch - wie Bohlen gut darin - sich mit fremden Federn zu schmücken, die meisten Leute glauben z.B. er habe den Song von Lena geschrieben. Bohlen muss man zu gute halten, dass er mit Modern Talking musikalisch extrem erfolgreich war, da wird der Raab nie rankommen. Deshalb versucht er sich glaube ich auch immer als "der bessere Musiker" zu präsentieren. Mich würde übrigens nicht wundern, wenn sich die beiden hinter den Kulissen ganz gut verstehen würden. ;)

Was Erfolg angeht, wie gesagt, das ist Definitionssache, wir sehen halt oft nur den "Erfolg", der eine große Medienpräsenz hat. Von dem ganzen "Sumpf" der C- und B-Promis, abgehalfterten Ex-Stars, Soap-Schauspielern, Möchtegern-Models und Promi-Luder kriegen die meisten nichts mit, ich hab' da einen kleinen Einblick, weil ich schon des öfteren mit solchen zu tun hatte. Da verdienen aber manche auch nicht schlecht. Der Alexander Claws hat mit seiner Musical-Hauptrolle derzeit sicher mehr erreicht, als die meisten wirklich talentierten und gut ausgebildeten Nachwuchsprofis je erreichen werden. Daniel Küblböck bekommt heute sicher auch vierstellige Gagen, wenn er irgendwo trötet (Der macht ja übrigens neuerdings auch Jazz :D) und hat eine eigene Firma, wo er kleinere Projekte macht, dem geht's sicher nicht so schlecht. Ich kenne auch Leute, die sind als One-Hit-Wonder von vor 10 Jahren längst vergessen, können aber noch immer regelmässig weltweit Konzerte geben (bei russischen Oligarchen und so ein Zeug) und schieben 10.000 EUR Gage ein. Es gibt aber auch andere, die sind heute genau da, wo sie angefangen haben.

Kleine Anekdote auch mit Bezug auf Raab vs. Bohlen. Mir wurde mal vor einigen Jahren eine Sängerin vorgesetzt, mit der ich dann kurz ein wenig gearbeitet habe, aber mangels Talents es auch wieder schnell gelassen habe. Die war bei der ersten oder zweiten DSDS-Staffel unter den Top 50. Hauptkriterium war da definitiv ihr Aussehen. Sie hat dann versucht, was aus diesem Achtungserfolg zu machen. Kam dann eben zu der Musik-Produktionsfirma, mit der ich gearbeitet habe. Wurde da ziemlich schnell wieder aufgegeben. Hatte eine Rolle in einer Reality-Soap von Pro7. Sie ging dann in die USA, kam auch bei einer renommierten Model-Agentur unter. Wurde angeblich von P. Diddy "musikalisch entdeckt" (es gab aber natürlich keine Veröffentlichung). Kam wieder zurück. Versuchte allerlei, um Aufmerksamkeit zu erregen. Wurde die Person mit den meisten Freunden bei Lokalisten.de, kam da auch in den TV-Spot. Hat - in Eigenregie glaube ich - eine Single produziert ohne Erfolg. Wird seit einiger Zeit - weiss nicht seit wann - von einem gewissen Thomas Stein gemanaged. Vorletzte Station, wo sie mir aufgefallen ist:

Unter den Top 10 bei "Unser Star für Oslo". (Soviel zum Thema "Newcomer" und "Authentizität" ;))

Inzwischen ist sie die Sängerin der Ex-Band einer gewissen recht populären Teenie-Rock-Sängerin, die Band versucht derzeit eigenständig - aber natürlich auf dem Renomee aufbauend - Erfolg zu haben.

Ahja, Singen kann sie immer noch nicht besonders - höchstens Durchschnitt.

Sprechen wir nun hier von Erfolg oder nicht? Keine Ahnung. Das sind jedenfalls die Dinge, die "knapp unter dem Radar der großen Öffentlichkeit" so abgehen.
 
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aber hier gehts ja nicht um raab oder bohlen, sondern um die leute die sie hervorbringen. und da sind max mutzke, stefanie heinzmann, lena und mittlerweile auch christian durstewitz alles eigenständige künstler mit persönlichkeit, die DSDS-hanseln und "popstars" sind dagegen größtenteils austauschbar.

geschichten vom schnellen aufstieg und tiefen fall kann ich auch erzählen, aus einem nachbarkaff kommen die pillerkilze. ich kannte die vorher schon zwei drei jahre und hab denen das forum administriert als es 2006 richtig mit kreischmädels abging, da hat man einiges mitbekommen. mit marketingdruck eine platte gold und eine tour mit lieberberg die tausenderhallen vollgemacht. jetzt sind sie froh wenn die cd-produktionskosten reinkommen und 50 leute auf die gigs kommen. die sind durch. und ich kann sagen, ich hatte den sänger vorher gewarnt (das stand dann sogar in der bravo und yam, haha :D)
 
Muss aber sagen, dass ich da mit dem YAM!-Artikel ganz konform gehe. Es ist nunmal eins DER Magazine (neben vllt. noch BRAVO), das als Print-Bindeglied zwischen Musikern und Hörern fungiert. Wenn man nunmal auch die jungen Leute erreichen will, wo ist das Problem der BRAVO ein Interview zu geben? Versteh' ich ehrlich gesagt nicht ganz. Es bedeutet ja nicht, dass man nicht auch andere Sachen macht. Und ganz im Ernst: von "Mainstream-Kacke" schreien doch auch meist die am Lautesten, die seit 30 erfolglosen Jahren im modrigen Doppelhaushälfte-Keller vom großen Durchbruch träumen - oder? Hoffe, es fühlt sich jetzt niemand auf den Schlips getreten. Für meine Verhältnisse spielen da aber ganz oft einfach der grüne Neid, bzw. seltsames Besitzdenken der "echten" Fans mit.

Außerdem: was ist überhaupt Mainstream? Mainstream ist das, was "in" ist. Das kann morgen schon was ganz anderes sein als heute. Folglich kann eine heute unbekannte Band morgen total angesagt sein, ohne großartig am Sound schrauben zu müssen.

Wirst du da etwa im Artikel erwähnt? :D
 
Was ich mich frage ist ja einfach wie lange Deutschland sowas noch sehen will. Wie ist das denn bei Bohlen und DSDS da gibt es schlechte die zum niedermachen und drüber Witze reisen in die Show müssen damit der Dieter zeigen kann was für eine verdammt "coole Sau" er doch ist. Dann die durchschnittlichen die evtll. sogar durchaus weit nach vorne kommen können, sind aber grauenhaft. Und die Supertalente welche aber oft mals gar nicht so viele Chancen haben weil sie oft zu gut sind für den vorgeschriebenen Plastikpop von Bohlen.

Und ja es ist alles so austauschbar. In jedem Finale müssen die Finalisten die erste Single ja singen und der wo es besser kann darf dann am nächsten Werktag sein Gesicht und Namen auf dem Plattencover im MediaMarkt bewundern. das erste Album dann knapp ein-zwei Wochen später. was beweist das die Finalisten sobald das Finale festeht. Beide ins Studio gezertrt werden und beide müssen das Album aufnehmen. Denn beide könnten ja der Gewinner sein.
Das Geld haben die schnell wiederdrin so wie das dann gekauft wird und dann ganz schnell von null auf 1 in den Charts landet.

Naja die Bohlen Masche lautet halt ohne mich geht nix und wenn ein Kandidat dann doch ohne hilfe vom Bohlen versucht nach dessen A....tritt ne Karierre zu starten sind die halt ungepusht weit unten.
Und ist es beim Raab nicht so das die Kandidaten relativ schnell ohne Hilfe vom Raab ne Karierre aufbauen sollen und der Raab die auch schnell in "andere Hände gibt" damit sie eigenständig sein können und nicht von ihm abhängig sind? Und wenn Raab erkennt das jemand eigene Lieder schreiben kann oder schon geschrieben hat dann soll er es gefälligst auch auf Platte rausbringen ist ja auch weniger Arbeit für den Raab.
Das würde Bohlen nicht zulassen.

Deswegen hört man immerwieder was von Stefanie Heinzmann oder Max Mutzke. Wenn auch evtl. nur bei Tv Total. Aber dann weil sie wie Max Mutzke bereits ihr viertes Studioalbum rausbringen. Raab spricht dann von "ihr" habt daran gaerbeitet Was zeigt das er sein Finger nicht oder kaum noch drin hat. Zumindest macht es den Eindruck. Was im Hintergrund passiert weis ich natürlich nicht.
 
ambee schrieb:
aber hier gehts ja nicht um raab oder bohlen, sondern um die leute die sie hervorbringen. und da sind max mutzke, stefanie heinzmann, lena und mittlerweile auch christian durstewitz alles eigenständige künstler mit persönlichkeit, die DSDS-hanseln und "popstars" sind dagegen größtenteils austauschbar.

Wir müssen unterscheiden, diskutieren wir jetzt den künstlerischen Wert oder die rein kommerziellen Chancen für den Betreffenden?

Ich weiss natürlich schon was Du meinst, klar. Ich sage aber, wenn man genau hinschaut sind die Unterschiede gar nicht mehr so groß. Auch diese Leute sind viel austauschbarer als man meint. Das man da eine Unterschied wahrnimmt und diese Künstler als "echt", "einzigartig" und "authentisch" wahrnimmt ist auch vorwiegend Ergebnis einer Manipulation durch Konzept, PR und Imagepflege und nicht zwingend die Wirklichkeit.

Ich vertrete auch schon lange die These, es gibt keine "Alternative" und "Mainstream", es gibt nur "Mainstream A" und "Mainstream B". Es sind alles Produkte, und aufgebaute und gepflegte Images. Auch "keine Image" zu haben, ist ein - verdammt schwer aufzubauendes - Image. Bei den Raab-Kandidaten gehört es halt eben ZUM IMAGE, dass sie "echt", authentisch, integer, etc. sind. Das sind trotzdem genauso Produkte, halt nur für eine andere Zielgruppe. Da liegen halt zwei Packungen Äpfel im Regal bei Aldi, der billige und der Bio-Apfel. Trotzdem sind wir hier immr noch bei Aldi und es geht NUR um's Geld verdienen. Es geht nicht darum, was nun wirklich besser, umweltfreundlicher, gesünder, etc. ist es geht darum, dass Du ein "Gefühl" kaufst. Solang der Kunde es nicht weiss, ist es sogar egal, ob der Apfel vom gleichen Baum kommt. Meine These ist: Letztlich kommen all diese Künstler wenn vielleicht nicht unbedingt "vom gleichen Baum", aber zumindest aus dem gleichen Garten.

Diese Trennung in "echte" Musiker und Plastik-Sternchen, ist mir inzwischen zu einfach und kurz gedacht. Das ist eigentlich vergleichbar mit der ebenso unsinnigen Trennung zwischen E- und U-Musik. Klar mag ein Max Mutzke ein "besserer" Musiker sein, wie ein Daniel Küblböck. Aber "braucht" die Musik-Welt wirklich einen von den Beiden? Ein echtes Original ist da keiner. In zehn Jahren hat man beide gleichermassen vergessen, ich vermute sogar, dass Küblböck als "Type" länger im kollektiven Gedächtnis bleibt. Der Beitrag zur Musikkultur - wenn man sie mal im großen Bild betrachtet - ist doch in beiden Fällen letztlich vernachlässigbar.

Was Image, Kommerz, etc. angeht:

Die ganze Punk-Kiste ist doch das beste Beispiel: Punk war schon am Anfang kommerziell und durchgestyled. Die Sex Pistols waren letztlich eine konzipierte Boygroup. Halt nur zugeschnitten auf eine ganz andere Zielgruppe, die vielleicht etwas kleiner war, nichtsdestotrotz ein kommerzielles Produkt und ein sehr gut gepflegtes Image. Und die ach so rebellische Jugend fällt drauf rein. Es ist zum Totlachen.

Und in der Hinsicht kann man dann doch sehr, sehr viele Künstler in einen Topf werfen. Die Imagefrage ist bei jeder Musik von zentraler Bedeutung, auch - oder sogar vor allem - dort, wo es nicht so aussieht. Im Hip Hop, wie im Metal. Wer nicht true oder real ist, hat verloren. Eine Band wie Tool hat ebenso ein perfektes Image. Was würde wohl passieren, wenn Maynard einfach Bock hätte und einen Song für Miley Cyrus schreiben würde oder einen Song mit Snoop Dog aufnimmt? Der wäre runiert. Ich stell' mir grad Dimmu Borgir beim Papst-Besuch vor. :D

Bei Max Mutzke gehört es z.B. doch dazu, dass er, sagen wir mal vorsichtig, NICHT gerade nach Teenie-Schwarm aussieht. JEDE WETTE, würde der Typ richtig gut aussehen, es würde ihm mehr schaden als nutzen. "Das ist ein richtiger Musiker, da geht's nur um die Stimme" - das wird doch da bewusst und ganz gezielt transportiert.

Lange Rede, kurzer Sinn: Klar bestehen da Unterschiede, aber bei genauer Betrachtung sind die eher quantitativer als wirklich qualitativer Natur. Belanglosigkeit in billiger Verpackung und Belanglosigkeit in edlerer Verpackung - letztlich aber eben belanglos. Gegen Belanglosigkeiten habe ich nichts, solange man nicht versucht, sie mit Pseudo-Anspruch zu kaschieren. Paradebeispiel dafür ist Xavier Nadioo. Es gibt Leute die halten unseren "Ritter mit rosarotem Visier" für den Inbegriff des "echten Musikers" und sehen ihn auch noch als Lyrik-Genie auf einer Stufe mit Goethe. :D DAS empfinde ich wirklich als weit schlimmeres Phänomen, als echten, ehrlichen Trash.

geschichten vom schnellen aufstieg und tiefen fall kann ich auch erzählen

Eine Beobachtung kann man fast schon als allgemeingültig bezeichnen: Was schnell hochfliegt, kommt schnell wieder 'runter. Egal ob via Casting-Show oder nicht.
 
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Wollte mich mal kurz für die umfassenden Kommentare und Meinungen bedanken. Sehr interessant. :)

@UranusEXP:
Was würdest du denn unter "schneller Aufstieg" verstehen? Vor allem: wie setzt man fest, ab wann der sogenannte Aufstieg beginnt? Mit der ersten Bandprobe? Dem ersten eigenen Song (auf Mamas Kasettenrekorder), mit dem ersten Labelmeeting? Wer ist denn für dich ein "echter" Musiker und warum?

Mir erschließt sich diese Unterscheidung zwischen "echt" und "Kommerz" auch nicht ganz: wieso muss sich das denn ausschließen? Es gibt ja auch Menschen, die Songs einfach nicht mögen, eben WEIL sie populär sind, ganz egal wie gut oder schlecht das nun wirklich ist. "Ich bin dagegen - egal worum es geht!"
 
Erst noch ein kurzer Nachtrag. Hier ein Artikel vom Spiegel, der ungefähr das beschreibt, was ich mit meinen wirren Worten oben auch versucht habe. :D Sehr lesenswert!

"Deutschland sucht den Superstar" und "Unser Star für Oslo" sind die aktuell populärsten Castingshows. Es geht um Musik, aber mehr noch um zwei Milieus, die gegeneinander antreten.

Wer zum Beispiel am Dienstag vergangener Woche "USFO" sah, erlebte eine Welt wie einen bonbonfarben illuminierten Waldorfkindergarten bürgerlicher Boheme. Da singt die Germanistikstudentin neben dem Lehramtsanwärter neben der gelernten Fremdsprachenkorrespondentin, alle sind supi-fröhlich drauf, weil es ja Wichtigeres im Leben gibt als eine Fernsehshow und die Atmosphäre so locker, freundlich und herzlich ist.

Das von Oberjuror Stefan Raab präsentierte Format bildet die Illusion einer polyglott-sorgenfreien Mittelschicht ab.

Wer dann samstags "DSDS" verfolgt, erlebt einen anderen und anders furchtbaren Es ist eine Welt der Demütigungen, Zoten und Konkurrenzkriege, in der Karriere schierer Kampf bedeutet.

"USFO" gegen "DSDS", das ist ein ins Fernsehen verlegter Verteilungskampf, in dem die Raab-Truppe nicht müde wird, sich als bessere Musikprofis, ja bessere Menschen zu präsentieren.

Raab und Bohlen - sie sind sich ähnlicher, als ihnen lieb sein kann in der Art, wie sie das Prekariat instrumentalisieren. Jeder auf seine Weise.

Der Ex-Knacki Menowin und die Abiturientin Lena - sie werden nie zueinanderfinden. Ihr Leben ist mehr als Show. Es ist Programm.

http://www.spiegel.de/spiegel/0,1518,681011,00.html


Was würdest du denn unter "schneller Aufstieg" verstehen? Vor allem: wie setzt man fest, ab wann der sogenannte Aufstieg beginnt?

Ich meinte jetzt in dem Fall eine plötzliche große Öffentlichkeit, egal ob durch Zufall, Castingshow, dickes Promobudget oder anderes. Die meisten langfristig erfolgreichen Musiker sind langsam in die Sache hineingewachsen, auch wenn das oft anders aussieht und man meint, die kämen aus dem Nichts.

Wer ist denn für dich ein "echter" Musiker und warum?

Da könnte man jetzt stundenlang schreiben und in eine Metadiskussion abdriften. Ich denke nur, jeder soll tun was er will und muss wissen welches Selbstverständnis er als "Künstler" hat. Mit dem Begriff "des Künstlers" habe ich so meine argen Probleme, da schwingt häufig eine heftige Arroganz mit. Der Schlager-Fuzzi belächelt den Techno-DJ, der Rocker den Schlager-Fuzzi, der Jazzer den Rocker und der E-Musiker gleich alle. Was ist nun Kunst? Das weiß keiner. Ich finde es nur lächerlich bis über alle Maßen ärgerlich, wenn Künstler ihre "hohe Kunst" so bierernst nehmen und glauben es wäre so unheimlich wichtig was sie "zu sagen (spielen, singen)" haben. Das ist ein weit verbreitetes Phänomen, je handwerklich anspruchsvoller die Musik wird, desto schlimmer ist das meist. Die größten Egos findet man definitiv in Künstlerkreisen. ;)

Mir erschließt sich diese Unterscheidung zwischen "echt" und "Kommerz" auch nicht ganz: wieso muss sich das denn ausschließen?
Es gibt ja auch Menschen, die Songs einfach nicht mögen, eben WEIL sie populär sind, ganz egal wie gut oder schlecht das nun wirklich ist. "Ich bin dagegen - egal worum es geht!"

Musik ist ja auch - vielleicht sogar vorwiegend - ein soziales Phänomen. Man nutzt Musik vor allem in der Jugend (die heutzutage u.U. nie aufhört) auch um sich mit anderen innerhalb eine Gruppe zu identifizieren und von anderen abzugrenzen. Wenn ich "die Gesellschaft" und die "dumme Masse" kritisch sehe bzw. diverse Werte nicht teile, kann ich auch keine "Mainstream"-Musik hören, denn diese bringt ja genau diese Werte zum Ausdruck, die ich ablehne. Ich höre die Musik von meinesgleichen. Frank Zappa hat mal gesagt: "Die Hauptfunktion der Rockmusik ist die einer Art Tapete für den Lebensstil". Das gilt für jede Musik.
 
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ich will mich nicht um dieses thema streiten. ich weiß dass auch künstler von den raab-shows genauso promotet und als produkt vermarktet werden wie die anderen casting-geschichten, allein wenn man mal sieht wieviel pro7 und die ARD-anstalten bei lena reingebuttert haben... ich will auch keine diskussion über gute und böse musik, oder dass alles was nicht real ist, schlecht ist. wer mit musik erfolg haben will muss sich vermarkten und abieten können.
ich kenne auch nicht die leute dahinter und ganzen vorgänge hinter den kulissen, aber ich sehe dass die künstler von raab unverwechselbare und eigenständige charaktere sind. wenn man sich zB mal den durstewitz ansieht (in meinen augen sowieso das größte talent der oslo-show), der mit grademal 20 jahren eine eingängige hammer radionummer wie "stalker" schreibt, oder mando diao interpretiert, das ist einfach eine qualität, die habe ich bei keinem anderen casting gesehen. der hatte auch schon vor der oslo-show eine agentin und hat bei unterschiedlichen dingen mitgemacht, aber sowas kann man nicht mit PR und promo formen oder der öffentlichkeit vorspielen, das war schon vorher da.

ich denke es liegt auch größtenteils an den ausrichtungen der shows, die unterschiedliche typen von künstlern suchen und hervorbingen wollen (durstewitz hat sich ja kurz vor oslo auch mal bei DSDS beworben und ist schon in der zweiten runde rausgeflogen). aber da könnte man ja ewig schreiben...


Mir erschließt sich diese Unterscheidung zwischen "echt" und "Kommerz" auch nicht ganz: wieso muss sich das denn ausschließen? Es gibt ja auch Menschen, die Songs einfach nicht mögen, eben WEIL sie populär sind, ganz egal wie gut oder schlecht das nun wirklich ist. "Ich bin dagegen - egal worum es geht!"
ich unterscheide, ob der künstler sich eine fanbasis aufgebaut hat und leute begeistern kann, die länger an ihm interessiert sind als nur wegen einem aktuellen hype, oder ob der erfolg nur mit großem marketingaufwand oder PR-aktionen aufrecht erhalten und sich somit erkauft werden muss.
 
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Oft liegt es aber vielleicht auch gar nicht daran, dass Teilnehmer der "low-brow Castingshows" nicht auch mehr Eigeninitiative zeigen könnten - sofern sie denn gefragt wäre. Da aber die Shows bereits ganz klare Vorgaben haben, was die Kandidaten bringen müssen, kann man doch gar nicht beurteilen, ob einer nicht auch mehr könnte, nur weil er es eben im Rahmen der Show nicht zeigt.

Viele gute Bands sind am Anfang aber auch ordentlich von der Plattenfirma mit Promo gepusht worden - damals bekam man das nur wahrscheinlich alles nicht so mit. Die haben vorher genauso in Papas Keller an ihren Synthesizern und E-Gitarren gedoktort wie jede andere Vorstadt-Band. Sie hatten einfach Glück, dass irgendwann ein großes Label gesagt hat "Euch machen wir groß". Ohne das hätte es bei vielen wohl auch nicht geklappt, ganz egal was für geniale Musik sie schreiben.
 
ich will mich nicht um dieses thema streiten.

Als Streit seh' ich das hier überhaupt nicht. Ich verstehe ja deinen Blickwinkel. Ich will nur sagen, dass man das auch unter einem anderen Blickwinkel sehen kann und man sich selbst nicht frei sprechen kann, dass die PR- und Marketingmechanismen auf einen selbst auch als professioneller Beobachter großen Einfluss haben. Das ganze ist ein perfektes Lehrstück in Sachen PR, Markenbildung und Werbepsychologie.

aber ich sehe dass die künstler von raab unverwechselbare und eigenständige charaktere sind. wenn man sich zB mal den durstewitz ansieht (in meinen augen sowieso das größte talent der oslo-show), der mit grademal 20 jahren eine eingängige hammer radionummer wie "stalker" schreibt, oder mando diao interpretiert, das ist einfach eine qualität, die habe ich bei keinem anderen casting gesehen. der hatte auch schon vor der oslo-show eine agentin und hat bei unterschiedlichen dingen mitgemacht, aber sowas kann man nicht mit PR und promo formen oder der öffentlichkeit vorspielen, das war schon vorher da.

Wie gesagt - ich sehe das eher als Ergebnis der Präsentation. Während DSDS die Individualität und Identität der Kandidaten eher abschleift, wird sie bei Raab in den Vordergrund gestellt. Da kann man natürlich jetzt wieder eine Wertung ableiten, aber da wäre ich vorsichtig. Ich sehe das so, während DSDS alle zielgruppenkonform zu klischeehaften Abziehbildern macht, stilisiert halt Raab zielgruppenkonform alle zu gaaanz tollen Individuen hoch. Und dabei gehen ihm dann viele auf den Leim. Letztlich macht er das doch nur für sein Image, wie im Spiegel Artikel steht. ER will SICH einfach als musikalische Kompetenz inszenieren. Mir dreht sich der Magen um, das nun ausgerechnet ein Typ wie Raab, der imho menschlich und musikalisch genauso gut oder schlecht ist wie ein Bohlen, es schafft sich und seine Kandidaten als höhere musikalische Instanz zu inszenieren. In Wahrheit braucht Raab sogar DSDS und dessen Image, damit er sich und sein Ding überhaupt als kontrastierenden Gegenpol darstellen kann. Ohne den dunklen Hintergrund der ganzen "Pfeifen" die bei "DSDS" geschlachtet werden und der ganze zelebrierten "Prekariats-Klischees", würden die Raab-"Stars" nicht so hell leuchten, sondern eben als durchschnittliche Talente dastehen.

Wenn man eine Elli Erl anguckt, ich kannte ein bischen ihr Umfeld, bevor sie bei DSDS war. Das ist auch eine selbstkomponierende Vollblut-Musikerin vom Kaliber Durstewitz (den ich jetzt auch nicht unbedingt als Jahrhundertgenie sehen würde, mir fallen auf Anhieb drei Amateure aus meinem regionalen Umfeld ein, die da in allen Belangen mithalten können). Die hatte eine Band mit einem gewissen regionalen Bekanntheitsgrad, eine gute Business-Infrastruktur, kleines Label, guter Manager, gut vernetzt bis in die Major-Liga. Als sie aus Spass bei DSDS mitmachte, war gerade das neue Album fertig. Als sie unter die Top 10 kam, hat sie das Label/Managment brav aus ihren Verträgen gelassen. Die ist sicher wesentlich MEHR Musikerin als eine Lena und macht jetzt auch ihr Ding weiter, scheinbar nicht ganz erfolglos.

Was die kommerziellen Erfolgschancen angeht, nehmen sich die Shows letztlich nix. Man erreicht halt eine jeweils andere Zielgruppe und einen anderen Stempel. Wenn Du den Stempel "Bio", echt, authentisch, Bildungsbürger, anspruchsvoller Künstler brauchst, musst DU zum Raab gehen. Willst Du in den Mainstream und RTL Explosiv musst Du zu RTL gehen. Aus kommerzieller Sicht sind das zwei gleichrangige Strategien, auch wenn wir Musiker das eine schnell als gut und das andere als *würg* einstufen.

Ginge der exakt gleiche Künslter durch beide Shows, würde man ihn hinterher völlig anders wahrnehmen. Wäre ein Durstewitz unter den Top 10 bei DSDS, würde man ihn sicher - aus unserer "echten Musiker, Bildungsbürgertum"-Warte ganz anders - weit negativer - beurteilen, auch wenn er seine eigenen Songs singt.
 
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So, gesagt ist eigentlich eh schon alles zu Castingshows, meinen morgendlichen Kommentar dazu kann ich mir aber nicht verkneifen:
Wie Uranus EXP schon sehr gut erläutert hat (leider kann ich ihn derzeit nicht bewerten...) sind Castinshows jedweder Art nur zur Promotion gut. Ob jetzt Dieter einen heruntergekommenen seeeehhhr armen Mindestbezugsempfänger, oder Stefan einen selbstbewussten seeeehhhr armen Studenten promotet, ist strunzegal, sie haben beide das gleiche Ziel => möglichst viel Geld für ihren Fernsehsender, ihren Mentor und sich selbst! (genau in dieser Reihenfolge)
Meine Definition vom Unterschied zwischen Kunst un Kommerz liegt jedenfalls genau in der Tatsache, ob der "Ausnahme"musiker aus seinem Talent Profit schlagen will oder nicht. Für mich sind immer noch diejenigen die besten Künstler, denen die große Industrie ein Angebot gemacht hat... und sie haben es ausgeschlagen.
Gute Künstler könnnen auch ohne großen Plattendeal (sehr gut) leben, selbst wenn sie nebenbei noch als Musiklehrer, Tontechniker, ... arbeiten müssen. Selbst das wäre das für mich immer noch erfüllender, als den Gesetzen eines großen Labes folgen zu müssen, denn auch die ganzen Stefan Raab Stars sind bei den gleichen vier (bald nur noch drei?) Labels wie die DSDS Sternchen und alle anderen Kommerzstars und müssen leider Kompromisse eingehen.

Wenn aber ein guter Musiker (und ein guter Musiker weiß, wann er ein guter Musiker ist) sagt: "Ich setzte nur auf Youtube/viele Auftritte/billige homegrownCDs egal was ich verdiene" dann ist so ein Mensch für mich vom künstlerischen Aspekt her ein(e) große(r) Mann/Frau, auch wenn er/sie dem gesamten Business mehr schadet als ein erfolgloser Kommerzheini. Denn jeder gute Musiker weiß, dass man mit einem Plattenlabel Kompromisse eingehen muss, die man zu machen bereit sein muss. Doch leider gibt es viel zu viele gute Musiker, die sich dennoch verkaufen, sehr selten mit Erfolg, viel zu oft mit der sich ergebenden Wirklichkeit, dass sie nach 1 1/2 Singles keine Promotion mehr wert sind.

Natürlich ergibt sich aus der Kommerzverweigerung ein hartes Künstlerleben, dafür kann man sich selber sagen: "Ich habe meine Seele nicht verkauft"!
Wer etwas anderes will, sollte sich trotzdem nicht bei Castinshows bewerben, obwohl man dort seine Seele auch los wird. Doch der längerfristiger Erfolg kommt (gottseidank) nicht aus Castingshows sondern aus persönlicher harter Arbeit, die man selbst als Kommerzkünstler (und als "kommerzvermeidender" Punkrocker/Metaller/DrumnBaser/Jazzer/HipHopper/... noch viel mehr) bereit sein muss zu leisten. Und selbst von den bereiten Künstlern kann dann nur ein Bruchteil davon leben. Aber das ist auch gut so, denn sonst würde sich auf einmal jeder Künstler/Musiker schimpfen.

Uiuiui, jetzt habe ich schon wieder viel zu viel herumgeschwafelt. Kurz zusammengafasst: Geld verdirbt die Kunst, egal wie gut der Künstler ist!
Diese Weisheit möchte ich jedem noch so begnadeten Musiker auf seinem weitern Schaffensweg mitgeben, und Sunny_Hunny ist begnadet , wie wir alle schon gehört haben, ansonsten unbedingt ihre Posts im Vocalsub anhören:great:
 
Meine Definition vom Unterschied zwischen Kunst un Kommerz liegt jedenfalls genau in der Tatsache, ob der "Ausnahme"musiker aus seinem Talent Profit schlagen will oder nicht. Für mich sind immer noch diejenigen die besten Künstler, denen die große Industrie ein Angebot gemacht hat... und sie haben es ausgeschlagen.
Gute Künstler könnnen auch ohne großen Plattendeal (sehr gut) leben, selbst wenn sie nebenbei noch als Musiklehrer, Tontechniker, ... arbeiten müssen. Selbst das wäre das für mich immer noch erfüllender, als den Gesetzen eines großen Labes folgen zu müssen, denn auch die ganzen Stefan Raab Stars sind bei den gleichen vier (bald nur noch drei?) Labels wie die DSDS Sternchen und alle anderen Kommerzstars und müssen leider Kompromisse eingehen.

Natürlich ergibt sich aus der Kommerzverweigerung ein hartes Künstlerleben, [...]

Ich habs irgendwann vor nem halben Jahr mal im anderen Zusammenhang schon geschrieben. Der Musiker unterscheidet sich da doch garnicht von anderen Berufen. Auch das Wort Kommerzverweigerung ist da irgendwie fehl am Platze. Der eine Ingenieur bleibt halt "nur" Prjektingenieur und kann trotzdem problemlos seine Familie ernähren, der andere macht noch diverse Fortbildungen im Bereich BWL, Menschenführung etc, gibt sein Reallife mehr oder weniger auf, hat ne Menge Beziehungen (im Sinne von Vitamin B, nciht die mit den Frauen :D ) und vor allem Glück und wird halt am Ende Vorstandsvorsitzender von Siemens, IBM oder Bosch. Also wo bitte unterscheiden sich denn da die Musiker groß vom Rest?
Bin ich jetzt weniger "Ingenieur" oder "Informatiker" nur weil ich nciht als CEO irgendwo stehe und meine Million habe?
Der eine "hats halt geschafft", der andere bleibt "nur" gewöhnlich.

Was die Castingshows angeht. Mich interessiert hier eher eine Frage, die hier noch garnicht so angesprochen wurde. Ist der Zweck der Castingshows möglichst gute Quoten zu haben oder eine möglichst erfolgreiche Band zu finden? Gerade bei DSDS habe ich das Gefühl, dass das Produkt am Ende egal ist. Popstars genauso. Ich hab da mal irgendeine der früheren Staffeln so nebenbei verfolgt. Das rumgezicke in den Workshops war eigentlich das amüsante an der Show. Wie die Band am Ende hiess war doch total wurscht. Und dass man sie 4 Wochen wieder vergessen hatte ebenfalls.

Ist beim Raab aber auch nur auf den ersten Blick anders. Er castet halt in Hinblick auf irgendwelche Events wie jetzt bei Lena, auf den zweiten Blick ist das Event "Songcontest" aber auch nur eine Verlängerung des Events "Unser Star für Oslo". Lediglich mit der Ankündigung dass sie 2011 nochmal auftritt hat er eigentlich vorgesorgt, dass Lena nicht allzu schnell vergessen wird.

Was den Küblböck angeht. Hab den mal vor paar Jahren beim Raab gesehen mit seinem Jazzkram. Nachdem der mal Gesangsunterricht genommen hat und sein schräges Äußeres abgelegt hat, macht der seine Swingsache garnicht mal so schlecht und er hat eigentlich da schon die meisten Töne getroffen. Und der Claws is ja auch recht erfolgreich wie schon erwähnt. Vermutlich nicht erfolgloser als der Mutzke, von dem ich eigentlich nur was höre wenn er mal wieder bei nem Raab-Event auftreten darf.
 
Was die Castingshows angeht. Mich interessiert hier eher eine Frage, die hier noch garnicht so angesprochen wurde. Ist der Zweck der Castingshows möglichst gute Quoten zu haben oder eine möglichst erfolgreiche Band zu finden?

So ganz klar ist es nicht. Beide TV-Formate arbeiten mit Labels zusammen, bei DSDS wurde die Musik der Künstler anfangs noch auf Sony veröffentlich aber die scheinen nach der ersten Sendung schon gemerkt haben, dass die Sache besser läuft wenn sie sich auf die Sendung und nicht das Danach konzentrieren. Seit dem wechselt der Label-Partner.

Raab arbeitet schon lange mit Universal als Plattenfirma zusammen. Dieser Partner scheint zu wollen, dass Album und Künstler gut laufen, denn die verdienen an der TV-Show nix.
 
macht das pro7-zeug nicht starwatch mit major-vertrieb?
 
Hallo,

Castingshows werden vom Volk überbewertet und ganz sicher von den Teilnehmern. Bei Raab mag die Ausbeute für die Teilnehmer noch besser sein, das liegt aber eher daran, dass diese in der Tat eine höhere Schicht darstellen, die etwas fester auf dem Boden steht. Bei DSDS kommen die Kandidaten bereits aus dem Abgrund, man hat den Eindruck, dass der Bezug von Sozialleistungen wirtschaftliche und prekäre Familienverhältnisse soziale Voraussetzungen sind. Von daher wäre ein Aufstieg zwar eine schöne Tellerwäscher-Geschichte, aber in der Regel fallen die Kandidaten wieder in den Sumpf zurück, aus dem sie vermeintlich emporgepeitscht wurden. Ob der Offenbecher Medlock noch lange ausgepresst werden kann, ist auch zu bezweifeln. Ob der Bub danach seinen status jenseits des Abgrunds halten wird, bezweifle ich. Bei Lena ist ohnehin vorgezeichnet, dass sie die Singerei nur zwischendurch betreibt, sie wird aber auch wieder dort landen, wo sie her kommt. Beziehungen müsste sie auch vor dem Raab-Casting schon gehabt haben, das ist ja offensichtlich, wenn man sich den Nachnahmen mal zur Brust nimmt und sich nicht am Papa aufhängt.

Grüße
Jürgen
 
Na, wer`s bei DSDS bis unter die ersten 10 geschaft hat, ist doch fein raus, dem stehen doch alle Möglichkeiten offen sich noch mehr zum Deppen zu machen.

1. Ich bin ein Star, holt mich hier raus
2. Moderation in irgendeiner nächtlichen TV-Spielshow
3. Tingel-Tangel Auftritte am Ballermann
4. Auftritte im Kaufhaus oder bei einer Autohaus Eröffnung
5. Big Brother
6. Das perfekte Promi Dinner
7. ...oder einfach als Pausenclown im Kindergarten

:D:D:D:D:D
 

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