poor but loud
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Im Rahmen der Gitarren-Bastelaktion habe ich mich nach einigem Hin und Her dazu entschlossen, auf eine zerlegt angelieferte Sperrholzgitarre zurückzugreifen und diese etwas zu überarbeiten. Dabei sollen mehrere Probeläufe mit unterschiedlichen Tonabnehmern, vornehmlich in Telecaster-Bauart, durchgeführt werden. Die Tonabnehmer werden direkt ins Holz geschraubt. Zu meiner Überraschung gab es hierfür geeignete Schrauben auch im Bastelladen, den ich dieser Tage wegen einer anderen Sache aufsuchte. Zum Schluss sollen zwei Tonabnehmer mit verchromten Metallkappen (zweites Bild unten Mitte) verbaut werden. Die farblich passenden Schraubachsenknöpfe kommen hier nicht besonders gut zur Geltung; im Original erinnert die Oberseite an die Bedienungselemente von Waschmaschinen um 1970. Das Schlagbrett wird aus weißen Perlmutt-Imitat angefertigt.
Hals und Korpus sind im Prinzip kompatibel, denn beim provisorischen Einsetzen des Halses in den Korpus ist weder ein übertriebener Kraftaufwand erforderlich noch sitzt der Hals zu lose. Wie man jedoch auf dem Foto sieht, ist das Schlagbrett tiefer ausgeschnitten als die Halstasche des Korpus, und die Schraublöcher im Hals passen nicht zu den Löchern in der Halstasche. Hier muss also auf jeden Fall nachgearbeitet werden. Deshalb habe ich aus einem Buchenholzrest vier Holzdübel angefertigt und sie so zugeschliffen, dass sie eher zu stramm als zu locker in den alten Schraublöchern sitzen. Nachdem ich sie mit langsam abbindendem Holzleim benetzt und mit großer Kraft eingepresst habe, schauen sie immer noch etwa 1,5-5 mm aus den Löchern heraus. An einer Lösung dieses Problems wird im wahrsten Sinne des Wortes noch gefeilt. Ich konnte sie auf 1-2 mm herunterraspeln, danach kollidierte die Raspel mit der Halskante.
Beim Nachmessen stellte ich fest, dass das Griffbrett zwischen Sattel und stärkster Rundung 467 mm lang ist, also exakt dem Fender-Standard entspricht. Der Abstand zwischen dem Halsausschnitt des Schlagbretts und dem benachbarten Tonabnehmer war jedoch etwas zu kurz, während die Abstände der Tonabnehmer untereinander stimmten. Also bereitete ich alles für einen neuen Messlauf vor. Ich setzte das Vibratosystem zusammen und drückte einen der Reiter in Richtung Kante. Die entsprechende Schraube zog ich von Hand an, um zu prüfen, ob ich für die tiefe E-Saite eine schwingende Saitenlänge von 656 mm einstellen kann, also theoretische Mensur zuzüglich 8 mm. Ungefähr dieser Einstellspielraum sollte bei einem Strat-Nachbau möglich sein. Danach baute ich das Vibratosystem ein und ermittelte folgende Messergebnisse:
Die Stegreiter ließen sich bis auf etwa 188 mm von der Halstasche weg verschieben. Die beiden äußeren Pole des Stegtonabnehmers saßen 135 bzw. 145 mm von der Halstasche entfernt, die Pole der beiden anderen Tonabnehmer 23 bzw. 83 mm. Das deckt sich bestens mit dem Standard! Der Hals sitzt also richtig, wenn die Halstasche nicht weiter vertieft wird.
Wir haben es bei Hals, Korpus und Schlagbrett demnach mit drei verschiedenen Formfaktoren zu tun. Der Korpus passt exakt zu einem Telecaster-Hals, der die gleiche Griffbrettlänge wie ein Stratocaster-Hals hat, aber ohne die Biegung an der Korpusseite. Der Hals wurde gegenüber einem Telecaster-Hals am Korpusende abgerundet, wie es dem Standard für Stratocaster-Hälse entspricht. Das Schlagbrett, das an den entsprechenden Stellen den (für Strat-Verhältnisse in den Ecken der Halstasche zu tief ausgeschnittenen) Korpus überlappen müsste, wurde stattdessen in der Längsachse der Gitarre verkürzt. Seine Rundung hat also die korrekte Form, sitzt aber im Ganzen zu nahe am Steg. Nach der Endmontage würde hier also ein schmaler Kreisbogen übrig bleiben, der teilweise mit sunburstfarben lackiertem Sperrholz ausgefüllt ist. Dass die drei Übeltäter aber von drei verschiedenen Gitarren stammen, glaube ich indes nicht, da die vom Vorbild abweichend angeordneten Schraublöcher des Schlagbretts huntertprozentig mit denen des Korpus übereinstimmen. Außerdem ist der halsnächste Bereich des Schlagbretts blütenweiß, die restliche Oberfläche aber ganz leicht in einem sehr hellen Mintton nachgedunkelt. Vermutlich hat der Hersteller des Korpus für seine Strat- und Tele-Kopien damals durchweg Tele-kompatible Hälse mit Strat-artiger Kopfplatte verwendet und beim Schlagbrett einen Fehler gemacht.
Nun zieht sich der Aufbau leider länger hin als gedacht, außerdem hat man in der Advendszeit auch noch andere Dinge im Kopf, und zu guter Letzt streikte auch noch meine Kamera. Das ist alles ziemlich demotivierend, so dass ich nicht mehr davon ausgehe, das Projekt termingerecht fertig zu bekommen. Selbst wenn dies gelänge, hätte ich keine Möglichkeit, zeitnah Fotos vom weiteren Baufortschritt einzustellen. Ich habe mich deshalb entschlossen, außer Konkurrenz teilzunehmen und das Projekt später abzuschließen. Die Einzelheiten dazu werde ich mit Johannes besprechen.
Einstweilen vielen Dank für Euer Interesse!
Hals und Korpus sind im Prinzip kompatibel, denn beim provisorischen Einsetzen des Halses in den Korpus ist weder ein übertriebener Kraftaufwand erforderlich noch sitzt der Hals zu lose. Wie man jedoch auf dem Foto sieht, ist das Schlagbrett tiefer ausgeschnitten als die Halstasche des Korpus, und die Schraublöcher im Hals passen nicht zu den Löchern in der Halstasche. Hier muss also auf jeden Fall nachgearbeitet werden. Deshalb habe ich aus einem Buchenholzrest vier Holzdübel angefertigt und sie so zugeschliffen, dass sie eher zu stramm als zu locker in den alten Schraublöchern sitzen. Nachdem ich sie mit langsam abbindendem Holzleim benetzt und mit großer Kraft eingepresst habe, schauen sie immer noch etwa 1,5-5 mm aus den Löchern heraus. An einer Lösung dieses Problems wird im wahrsten Sinne des Wortes noch gefeilt. Ich konnte sie auf 1-2 mm herunterraspeln, danach kollidierte die Raspel mit der Halskante.
Beim Nachmessen stellte ich fest, dass das Griffbrett zwischen Sattel und stärkster Rundung 467 mm lang ist, also exakt dem Fender-Standard entspricht. Der Abstand zwischen dem Halsausschnitt des Schlagbretts und dem benachbarten Tonabnehmer war jedoch etwas zu kurz, während die Abstände der Tonabnehmer untereinander stimmten. Also bereitete ich alles für einen neuen Messlauf vor. Ich setzte das Vibratosystem zusammen und drückte einen der Reiter in Richtung Kante. Die entsprechende Schraube zog ich von Hand an, um zu prüfen, ob ich für die tiefe E-Saite eine schwingende Saitenlänge von 656 mm einstellen kann, also theoretische Mensur zuzüglich 8 mm. Ungefähr dieser Einstellspielraum sollte bei einem Strat-Nachbau möglich sein. Danach baute ich das Vibratosystem ein und ermittelte folgende Messergebnisse:
Die Stegreiter ließen sich bis auf etwa 188 mm von der Halstasche weg verschieben. Die beiden äußeren Pole des Stegtonabnehmers saßen 135 bzw. 145 mm von der Halstasche entfernt, die Pole der beiden anderen Tonabnehmer 23 bzw. 83 mm. Das deckt sich bestens mit dem Standard! Der Hals sitzt also richtig, wenn die Halstasche nicht weiter vertieft wird.
Wir haben es bei Hals, Korpus und Schlagbrett demnach mit drei verschiedenen Formfaktoren zu tun. Der Korpus passt exakt zu einem Telecaster-Hals, der die gleiche Griffbrettlänge wie ein Stratocaster-Hals hat, aber ohne die Biegung an der Korpusseite. Der Hals wurde gegenüber einem Telecaster-Hals am Korpusende abgerundet, wie es dem Standard für Stratocaster-Hälse entspricht. Das Schlagbrett, das an den entsprechenden Stellen den (für Strat-Verhältnisse in den Ecken der Halstasche zu tief ausgeschnittenen) Korpus überlappen müsste, wurde stattdessen in der Längsachse der Gitarre verkürzt. Seine Rundung hat also die korrekte Form, sitzt aber im Ganzen zu nahe am Steg. Nach der Endmontage würde hier also ein schmaler Kreisbogen übrig bleiben, der teilweise mit sunburstfarben lackiertem Sperrholz ausgefüllt ist. Dass die drei Übeltäter aber von drei verschiedenen Gitarren stammen, glaube ich indes nicht, da die vom Vorbild abweichend angeordneten Schraublöcher des Schlagbretts huntertprozentig mit denen des Korpus übereinstimmen. Außerdem ist der halsnächste Bereich des Schlagbretts blütenweiß, die restliche Oberfläche aber ganz leicht in einem sehr hellen Mintton nachgedunkelt. Vermutlich hat der Hersteller des Korpus für seine Strat- und Tele-Kopien damals durchweg Tele-kompatible Hälse mit Strat-artiger Kopfplatte verwendet und beim Schlagbrett einen Fehler gemacht.
Nun zieht sich der Aufbau leider länger hin als gedacht, außerdem hat man in der Advendszeit auch noch andere Dinge im Kopf, und zu guter Letzt streikte auch noch meine Kamera. Das ist alles ziemlich demotivierend, so dass ich nicht mehr davon ausgehe, das Projekt termingerecht fertig zu bekommen. Selbst wenn dies gelänge, hätte ich keine Möglichkeit, zeitnah Fotos vom weiteren Baufortschritt einzustellen. Ich habe mich deshalb entschlossen, außer Konkurrenz teilzunehmen und das Projekt später abzuschließen. Die Einzelheiten dazu werde ich mit Johannes besprechen.
Einstweilen vielen Dank für Euer Interesse!
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