mix4munich
Helpful & Friendly User
Hallo Forum,
den folgenden Text habe ich schonmal woanders veröffentlicht. Wer es also bereits kennt - einfach überspringen.
Ich habe mir mal einen etwas unfairen Vergleichstest vorgenommen. Die Ergebnisse haben mich selbst ziemlich überrascht, daher wollte ich Euch das auf keinen Fall vorenthalten. Was also vergleiche ich? Alter Standard gegen neuen Standard und einen Herausforderer aus der Klasse der Billigheimer, Hausmarken, Chinaböller.
Der alte Standard - das SM 58, quasi der Begründer der Gerätegattung des Rock'n'Roll-Shouter-Mikros. Als Shure mit dem SM 58 vor etwas über 40 Jahren auf den Markt kam, waren alle anderen Mikros teuer und vor allem empfindlich. Eine richtige R'n'R-Show, wie wir es heute alle gewöhnt sind, hätten die damals verfügbaren Mikros mit reihenweise Ausfällen quittiert. Darauf reagierte Shure mit einem erschwinglichen und robusten Mikro, welches sich damals auch noch ziemlich gut im Bühnenlärm durchsetzen konnte. Anfangs wurde Shure von den Konkurrenten auch ziemlich für dieses Mikrofondesign und seinen so gar nicht studiomässigen Sound übelst angemacht, dennoch haben die Rocker der damaligen Zeit und natürlich auch die PA-Verleiher erkannt, dass mit diesem Mikro ein großer Teil ihrer Beschallungsprobleme gelöst werden konnten. Das Ergebnis waren ein Siegeszug und ein wirtschaftlicher Erfolg sondersgleichen, und nach kurzer Zeit hatten alle spottenden Konkurrenten ihr "eigenes" SM 58 im Programm - ohne es natürlich zugeben zu wollen. Nun aber genug der Vorrede, Tusch, und ein kurzer Blick auf den Stammvater aller R'n'R-Gesangsmikros:
Kennt jeder, haben die meisten von uns auch schonmal benutzt, und selbst, wenn sich der Soundgeschmack (und natürlich der Stand der Technik) im Lauf der Zeit geändert haben sollten, eigentlich gehört mindestens eins in jeden Mikrofonkoffer. Und um das Testergebnis schonmal in Summe vorwegzunehmen, wacker hat er sich geschlagen, der Oldie!
Nach ca. etwa 30 Jahren beschloss man bei Shure, dass es nun genug des Erfolges sei und man einen neuen Standard setzen müsse. Das dürften die Grundgedanken bei der Entwicklung des Beta 58 gewesen sein. Modernisierter Sound mit etwas mehr Höhen und Transparenz, höherer Output, gefälliges Äußeres - damit trat man im Markt gegen die Neuentwicklungen der anderen Platzhirsche wie AKG, Audix, Beyerdynamic, Electro Voice oder Sennheiser an. Auch wenn dieses Mikro durchaus ein Standard ist, der Erfolg des SM 58 bleibt wohl unerreicht. Das hat natürlich auch den Grund, dass das SM 58 damals, als es erschien, einfach allein auf weiter Flur war, während sich das Beta 58 von Anfang an gegen eine hervorragende Konkurrenz in seiner Klasse verteidigen musste. Aber dies ist hier nicht Thema, wenn schon, dann die Konkurrenz durch den eigenen "Vater". Alsdann, Bühne frei für einen neuen Standard, das Shure Beta 58:
Und nun ein paar Worte zum Herausforderer in der Budget-Klasse, ein ordentlicher Chinaböller, allem Anschein nach, denn während die Kapsel des Beta 58 den Aufdruck "Shure" und "GB" trägt, sucht man auf der vergleichbar aussehenden Kabsel des MB-85 Beta vergeblich nach einem Aufdruck. Das muss ja noch nichts Schlechtes heissen, wir werden uns das anhören. Erstmal aber ansehen:
Ein paar Gemeinsamkeiten und Unterschiede:
- alles drei sind dynamische Mikros, brauchen also keine Phantomspeisung
- das SM 58 hat eine Nierencharakteristik, das Beta 58 eine Superniere, was im Endeffekt eine bessere Dämmung gegen Fremdschall ergeben und die Feedbackempfindlichkeit herabsetzen soll, und das MB85 Beta? Da wird im Prospekt eine Niere beschrieben, im Produktbeiblatt lautet es aber Superniere - da auch das Polardiagramm ganz klar nach Superniere aussieht, sollte Thomann seine Webseite in diesem Punkt mal überarbeiten. Apropos Beiblatt: Prinzipiell hübsch gemacht, eine Seite auf Englisch, die ist perfekt, auf der Rückseite ist es auf Deutsch, was ich prinzipiell auch begrüße, nur wenn alle deutschen Umlaute falsch dargestellt sind, tut das dem Auge des Ästheten echt weh. Beschimpft mich ruhig als Erbsenzähler (oder, wenn Ihr auch keine Umlaute beherrscht, als Erbsenzhler). Nun denn, das nur am Rande.
- der Freqenzgang reicht bei allen Probanden ungefähr von 50 Hz bis 15 oder 16 kHz; alle drei haben einen ausgeprägten Nahbesprechungseffekt (Bassanhebung, wenn man aus der Nähe hineinspricht) und eine Anhebung der oberen Mitten bzw. der Präsenzen - mit diesen Mikros soll Sound gemacht und nicht linear übertragen werden!
- das Beta 58 und das MB 85 Beta haben einen Kunststoffring um den "Äquator" des Korbes (sieht stylish aus und dämpft ein wenig die Erschütterungen beim Ablegen ainer harten Unterlage), das SM 58 hat einen solchen Ring nicht. Bemerkung am Rande: Beim Beta 58 meines Sängers ist dieser Ring verloren gegangen (fragt mich nicht, wie so etwas gehen kann, bei meinem Exemplar jedenfalls sitzt dieser Ring bombenfest), und dann sieht das Mikro einem SM 58 zum Verwechseln ähnlich, zumindest am Korb.
- Größe und Form der Mikros sind auf den Millimeter identisch, auch vom Gewicht her liegen die Unterschiede im Prozentbereich, kaum eine Abweichung zu bemerken
- das MB 85 Beta hat als einziger Kandidat einen Gummiring oben um den Schaft - dort soll wohl der Daumen ruhen. Oder es ist eine Dämpfung von Handlinggeräuschen. Oder Shure hat an die Tür geklopft und Änderungen in der Optik verlangt, sonst gibt's was auf die Mütze vom Hausanwalt! Den wahren Grund werden wir wohl nie erfahren, nur als Dämpfung taugt er jedenfalls nicht ...
- allen drei Mikros liegt beim Neukauf eine Klemme mit Reduziergewinde bei, so dass man sie sofort an einem Stativ befestigen kann - nur finde ich die Teil bei keinem der Kandidaten wirklich gut, die Shures sind aus Plastig und nicht flexibel, die Klemme des T-Bone ist ein wenig zu klein und erfordert ziemliche Muskelarbeit und beise Hände, um es zu befestigen
So, steigen wir nun kurz in den praktischen Vergleich ein. Was zählt auf der Bühne oder im Verleih? Stabilität, Sound, aber auch Handlinggeräusche und Feedbackfestigkeit. Diese Kriterien habe ich mir angesehen. Am schnellsten ist die Stabilität abgefrühstückt: Da traue ich allen drei Kombatanten bestes zu, die Teile wirken solide und langlebig. Zumindest die beiden Kandidaten von Shure haben das nach meiner Erfahrung auch schon unter Beweis gestellt.
Nächster Punkt, und damit fing mein eigentlicher Test auch an - die Handlinggeräusche: Dazu habe ich alle drei Mikros auf ein Polster gelegt, verkabelt und am Mischpult gleich eingestellt - identischer Gain, Klangregelung deaktiviert. Dann habe ich mal mit dem Finger dagegen geklopft, das Mikro in die Hand genommen und etwas in der Hand bewegt. Die Ergebnisse sind klar: Die beiden Shures liegen in dieser Disziplin ganz nah beieinander und um Meilen vor dem Herausforderer. Nicht nur, dass die Handgeräusche viel leiser sind als beim T-Bone, sie liegen auch vom Frequenzbereich her sehr viel tiefer und können mit einem Trittschallfilter weiter bedämpft werden, so dass sie kaum noch wahrzunehmen sind. Die Handgeräusche des T-Bone dagegen liegen im Mitteltonbereich, lassen sich also nicht so ohne weiteres herausfiltern, wenn man das Nutzsignal nicht beeinträchtigen möchte.
Das habe ich doch auch schonmal so bei Sennheiser gesehen, wo die billigen Freeports denselben Sound und Rückkopplungseigenschaften hatten wie die teureren Linien, nur bei den Handlinggeräuschen war dasselbe zu beobachten. Nun denn, anscheinend ist eine gute Griffgeräuschdämpfung immer noch aufwendig und teuer in der Herstellung, so dass man das eher bei den amerikanischen und europäischen Originalen bekommt und nicht bei den chinesischen Kopien.
Zurück zur Wertung: Dritter Platz geht an das T-Bone. Platz zwei an das SM 58, das zwar im Bereich Griffgeräusche identisch ist wie das Beta 58. Da dieses aber bei gleicher Einstellung noch mehr Nutzsignal (also Stimme) rausgibt, liegt das Verhältnis zwischen Nutz- und Störsignal beim Beta 58 noch günstiger. Dennoch, das SM 58 folgt auf dem Fuße.
Nun zum vielleicht wichtigsten Kriterium, dem Sound:
Zuerst das SM 58 - das klingt bekannt und vertraut, alle Frequenzen sind da, nix geht unter, aber für unser heutiges Hörempfinden klingt das Mikro ohne EQ recht mittig.
Das Beta 58 klingt deutlich lauter und auf angenehme Art brillianter sowie deutlich klarer und aufgeräumter im Sound.
Die Überraschung in Sachen Sound kommt vom MB 85 Beta - identisch (lauter) Pegel wie das Beta 58, ähnlich angenehmer Sound in den Höhen, in den Tiefen sogar noch etwas mehr Wärme (ganz leicht die Tendenz zum Böllerigen, aber wir reden hier von nix, was stört, sondern suchen eher schon die Nadel im Heuhaufen).
Die Wertung in Sachen Sound: Platz drei geht an das SM 58 - es war spitze zu seiner Zeit, aber in 30 Jahre ändern sich sowohl die Hörgewohnheiten als auch der Stand der Technik. Wobei die fehlende Brillianz durchaus mit dem EQ nachgeliefert werden kann.
Platz zwei geht an das MB 85 Beta, es kommt mit mehr Pegel, mehr Bässen und Brillianzen daher, klingt einfach deutlich moderner und bereits ohne EQing etwas angenehmer.
Platz eins, mit einem hauchdünnen Vorsprung in Sachen Sound für den etwas problemloseren Bassbereich, geht an das Shure Beta 58. In den Höhen geben sich die beiden - über eine gute PA-Box gehört - nicht viel, beide klingen sehr gut. Ein Studiomonitor mag noch größere Unterschiede hörbar machen, aber das wäre dann ein Test mit weniger Praxisrelevanz, denn worüber höre ich mir die drei Mikros live an?
Zum Schluss ein kleiner Abriss über die Feedbackempfindlichkeit der drei Kandidaten, wobei dieser Test keinen eigenen Test ersetzen kann. Zum einen habe ich den Test wie ein bösartiger Tester oder ein extrem dämlicher Sänger durchgeführt, indem ich einfach das Mikro immer näher an die Box gehalten habe und dabei in Richtung der Box gezeigt habe. Soll man zwar nicht machen, habe ich aber schonmal gesehen, soll heissen, solche Dinge passieren tatsächlich. Zum zweiten habe ich die Rückseite der drei Mikros immer näher an den Hochtöner der PA-Box gebracht, was einen Nachteil für Mikros mit Super- oder Hypernierencharakteristik bedeutet.
Sieger in dieser Kategorie, man höre und staune, das "good ole" SM 58. Die anderen beiden nahezu gleichauf dahinter. Wenn man jetzt aber dem SM 58 per Gain und EQ zu mehr Pegel und mehr Brillianzen verhilft und es den beiden anderen angleicht, verwischen die Grenzen, und die Kandidaten rutschen wieder näher zusammen. Auch wer weiss, wie man bei einem Supernierenmikro seine Monitore zu handhaben hat (nämlich niemals von hinten, sondern von schräg hinten mit dem Monitorsignal an das Mikro rangehen), wird die Vorteile des Beta 58 und des MB 85 Beta weiter herausarbeiten. Soll im Endergebnis heissen, im eigenen Proberaum ausprobieren, womit man am besten klarkommt. Dieser Test steht auch bei mir noch aus.
Wie sieht das Endergebnis aus, und wo setzt man die Kandidaten am besten ein?
Platz eins geht an das Shure Beta 58 - Sound und Handling vorne dran, Feedbackempfindlichkeit auch in der Nähe der Spitze. Einfach ein großartiges Universalmikro ohne Einschränkungen, spitze auch für den Verleih. Den Preis von EUR 168,- ist das Mikro jedenfalls wert.
Danach wird es geschmacksabhängig. Modernerer Sound? Das Thomann-Mikro. Besseres Handling und einfach gute Allround-Eigenschaften? Oder Akzeptanz im Verleih? Klare Sache, das SM 58.
Bei der Preisbetrachtung holen wir nochmal tief Luft: 99,- EUR für das SM 58, absolut angemessen, aber lediglich 35,- EUR für das MB 85 Beta? Ein Schnäppchen! Wenn man dieses Mikro für einen Background singenden Gitarristen oder Keyboarder auf ein gutes (Trittschall dämpfendes) Stativ montiert und das Monitoring passend ausrichtet, ist das T-Bone ein klasse Mikro. Wenn dagegen der Sänger einer Punkband wie wild über die Bühne tobt, bekommt er von mir weiter das SM 58.
So, ich hoffe, der Test hat Euch Spass gemacht zu lesen und war informativ. Ich werde die Teile alle nochmal im Proberaum gegeneinander antreten lassen, wobei sich dort die beiden Shures schon lange tapfer schlagen.
Viele Grüße
Jo
PS: Vielleicht hat ja auch der Musik-Service eine eigene Hausmarke. Kann mir da jemand was zu sagen? Falls ja, kann ich das einfach mal ordern und in diesen Vergleich mit einbeziehen.
den folgenden Text habe ich schonmal woanders veröffentlicht. Wer es also bereits kennt - einfach überspringen.
Ich habe mir mal einen etwas unfairen Vergleichstest vorgenommen. Die Ergebnisse haben mich selbst ziemlich überrascht, daher wollte ich Euch das auf keinen Fall vorenthalten. Was also vergleiche ich? Alter Standard gegen neuen Standard und einen Herausforderer aus der Klasse der Billigheimer, Hausmarken, Chinaböller.
Der alte Standard - das SM 58, quasi der Begründer der Gerätegattung des Rock'n'Roll-Shouter-Mikros. Als Shure mit dem SM 58 vor etwas über 40 Jahren auf den Markt kam, waren alle anderen Mikros teuer und vor allem empfindlich. Eine richtige R'n'R-Show, wie wir es heute alle gewöhnt sind, hätten die damals verfügbaren Mikros mit reihenweise Ausfällen quittiert. Darauf reagierte Shure mit einem erschwinglichen und robusten Mikro, welches sich damals auch noch ziemlich gut im Bühnenlärm durchsetzen konnte. Anfangs wurde Shure von den Konkurrenten auch ziemlich für dieses Mikrofondesign und seinen so gar nicht studiomässigen Sound übelst angemacht, dennoch haben die Rocker der damaligen Zeit und natürlich auch die PA-Verleiher erkannt, dass mit diesem Mikro ein großer Teil ihrer Beschallungsprobleme gelöst werden konnten. Das Ergebnis waren ein Siegeszug und ein wirtschaftlicher Erfolg sondersgleichen, und nach kurzer Zeit hatten alle spottenden Konkurrenten ihr "eigenes" SM 58 im Programm - ohne es natürlich zugeben zu wollen. Nun aber genug der Vorrede, Tusch, und ein kurzer Blick auf den Stammvater aller R'n'R-Gesangsmikros:
Kennt jeder, haben die meisten von uns auch schonmal benutzt, und selbst, wenn sich der Soundgeschmack (und natürlich der Stand der Technik) im Lauf der Zeit geändert haben sollten, eigentlich gehört mindestens eins in jeden Mikrofonkoffer. Und um das Testergebnis schonmal in Summe vorwegzunehmen, wacker hat er sich geschlagen, der Oldie!
Nach ca. etwa 30 Jahren beschloss man bei Shure, dass es nun genug des Erfolges sei und man einen neuen Standard setzen müsse. Das dürften die Grundgedanken bei der Entwicklung des Beta 58 gewesen sein. Modernisierter Sound mit etwas mehr Höhen und Transparenz, höherer Output, gefälliges Äußeres - damit trat man im Markt gegen die Neuentwicklungen der anderen Platzhirsche wie AKG, Audix, Beyerdynamic, Electro Voice oder Sennheiser an. Auch wenn dieses Mikro durchaus ein Standard ist, der Erfolg des SM 58 bleibt wohl unerreicht. Das hat natürlich auch den Grund, dass das SM 58 damals, als es erschien, einfach allein auf weiter Flur war, während sich das Beta 58 von Anfang an gegen eine hervorragende Konkurrenz in seiner Klasse verteidigen musste. Aber dies ist hier nicht Thema, wenn schon, dann die Konkurrenz durch den eigenen "Vater". Alsdann, Bühne frei für einen neuen Standard, das Shure Beta 58:
Und nun ein paar Worte zum Herausforderer in der Budget-Klasse, ein ordentlicher Chinaböller, allem Anschein nach, denn während die Kapsel des Beta 58 den Aufdruck "Shure" und "GB" trägt, sucht man auf der vergleichbar aussehenden Kabsel des MB-85 Beta vergeblich nach einem Aufdruck. Das muss ja noch nichts Schlechtes heissen, wir werden uns das anhören. Erstmal aber ansehen:
Ein paar Gemeinsamkeiten und Unterschiede:
- alles drei sind dynamische Mikros, brauchen also keine Phantomspeisung
- das SM 58 hat eine Nierencharakteristik, das Beta 58 eine Superniere, was im Endeffekt eine bessere Dämmung gegen Fremdschall ergeben und die Feedbackempfindlichkeit herabsetzen soll, und das MB85 Beta? Da wird im Prospekt eine Niere beschrieben, im Produktbeiblatt lautet es aber Superniere - da auch das Polardiagramm ganz klar nach Superniere aussieht, sollte Thomann seine Webseite in diesem Punkt mal überarbeiten. Apropos Beiblatt: Prinzipiell hübsch gemacht, eine Seite auf Englisch, die ist perfekt, auf der Rückseite ist es auf Deutsch, was ich prinzipiell auch begrüße, nur wenn alle deutschen Umlaute falsch dargestellt sind, tut das dem Auge des Ästheten echt weh. Beschimpft mich ruhig als Erbsenzähler (oder, wenn Ihr auch keine Umlaute beherrscht, als Erbsenzhler). Nun denn, das nur am Rande.
- der Freqenzgang reicht bei allen Probanden ungefähr von 50 Hz bis 15 oder 16 kHz; alle drei haben einen ausgeprägten Nahbesprechungseffekt (Bassanhebung, wenn man aus der Nähe hineinspricht) und eine Anhebung der oberen Mitten bzw. der Präsenzen - mit diesen Mikros soll Sound gemacht und nicht linear übertragen werden!
- das Beta 58 und das MB 85 Beta haben einen Kunststoffring um den "Äquator" des Korbes (sieht stylish aus und dämpft ein wenig die Erschütterungen beim Ablegen ainer harten Unterlage), das SM 58 hat einen solchen Ring nicht. Bemerkung am Rande: Beim Beta 58 meines Sängers ist dieser Ring verloren gegangen (fragt mich nicht, wie so etwas gehen kann, bei meinem Exemplar jedenfalls sitzt dieser Ring bombenfest), und dann sieht das Mikro einem SM 58 zum Verwechseln ähnlich, zumindest am Korb.
- Größe und Form der Mikros sind auf den Millimeter identisch, auch vom Gewicht her liegen die Unterschiede im Prozentbereich, kaum eine Abweichung zu bemerken
- das MB 85 Beta hat als einziger Kandidat einen Gummiring oben um den Schaft - dort soll wohl der Daumen ruhen. Oder es ist eine Dämpfung von Handlinggeräuschen. Oder Shure hat an die Tür geklopft und Änderungen in der Optik verlangt, sonst gibt's was auf die Mütze vom Hausanwalt! Den wahren Grund werden wir wohl nie erfahren, nur als Dämpfung taugt er jedenfalls nicht ...
- allen drei Mikros liegt beim Neukauf eine Klemme mit Reduziergewinde bei, so dass man sie sofort an einem Stativ befestigen kann - nur finde ich die Teil bei keinem der Kandidaten wirklich gut, die Shures sind aus Plastig und nicht flexibel, die Klemme des T-Bone ist ein wenig zu klein und erfordert ziemliche Muskelarbeit und beise Hände, um es zu befestigen
So, steigen wir nun kurz in den praktischen Vergleich ein. Was zählt auf der Bühne oder im Verleih? Stabilität, Sound, aber auch Handlinggeräusche und Feedbackfestigkeit. Diese Kriterien habe ich mir angesehen. Am schnellsten ist die Stabilität abgefrühstückt: Da traue ich allen drei Kombatanten bestes zu, die Teile wirken solide und langlebig. Zumindest die beiden Kandidaten von Shure haben das nach meiner Erfahrung auch schon unter Beweis gestellt.
Nächster Punkt, und damit fing mein eigentlicher Test auch an - die Handlinggeräusche: Dazu habe ich alle drei Mikros auf ein Polster gelegt, verkabelt und am Mischpult gleich eingestellt - identischer Gain, Klangregelung deaktiviert. Dann habe ich mal mit dem Finger dagegen geklopft, das Mikro in die Hand genommen und etwas in der Hand bewegt. Die Ergebnisse sind klar: Die beiden Shures liegen in dieser Disziplin ganz nah beieinander und um Meilen vor dem Herausforderer. Nicht nur, dass die Handgeräusche viel leiser sind als beim T-Bone, sie liegen auch vom Frequenzbereich her sehr viel tiefer und können mit einem Trittschallfilter weiter bedämpft werden, so dass sie kaum noch wahrzunehmen sind. Die Handgeräusche des T-Bone dagegen liegen im Mitteltonbereich, lassen sich also nicht so ohne weiteres herausfiltern, wenn man das Nutzsignal nicht beeinträchtigen möchte.
Das habe ich doch auch schonmal so bei Sennheiser gesehen, wo die billigen Freeports denselben Sound und Rückkopplungseigenschaften hatten wie die teureren Linien, nur bei den Handlinggeräuschen war dasselbe zu beobachten. Nun denn, anscheinend ist eine gute Griffgeräuschdämpfung immer noch aufwendig und teuer in der Herstellung, so dass man das eher bei den amerikanischen und europäischen Originalen bekommt und nicht bei den chinesischen Kopien.
Zurück zur Wertung: Dritter Platz geht an das T-Bone. Platz zwei an das SM 58, das zwar im Bereich Griffgeräusche identisch ist wie das Beta 58. Da dieses aber bei gleicher Einstellung noch mehr Nutzsignal (also Stimme) rausgibt, liegt das Verhältnis zwischen Nutz- und Störsignal beim Beta 58 noch günstiger. Dennoch, das SM 58 folgt auf dem Fuße.
Nun zum vielleicht wichtigsten Kriterium, dem Sound:
Zuerst das SM 58 - das klingt bekannt und vertraut, alle Frequenzen sind da, nix geht unter, aber für unser heutiges Hörempfinden klingt das Mikro ohne EQ recht mittig.
Das Beta 58 klingt deutlich lauter und auf angenehme Art brillianter sowie deutlich klarer und aufgeräumter im Sound.
Die Überraschung in Sachen Sound kommt vom MB 85 Beta - identisch (lauter) Pegel wie das Beta 58, ähnlich angenehmer Sound in den Höhen, in den Tiefen sogar noch etwas mehr Wärme (ganz leicht die Tendenz zum Böllerigen, aber wir reden hier von nix, was stört, sondern suchen eher schon die Nadel im Heuhaufen).
Die Wertung in Sachen Sound: Platz drei geht an das SM 58 - es war spitze zu seiner Zeit, aber in 30 Jahre ändern sich sowohl die Hörgewohnheiten als auch der Stand der Technik. Wobei die fehlende Brillianz durchaus mit dem EQ nachgeliefert werden kann.
Platz zwei geht an das MB 85 Beta, es kommt mit mehr Pegel, mehr Bässen und Brillianzen daher, klingt einfach deutlich moderner und bereits ohne EQing etwas angenehmer.
Platz eins, mit einem hauchdünnen Vorsprung in Sachen Sound für den etwas problemloseren Bassbereich, geht an das Shure Beta 58. In den Höhen geben sich die beiden - über eine gute PA-Box gehört - nicht viel, beide klingen sehr gut. Ein Studiomonitor mag noch größere Unterschiede hörbar machen, aber das wäre dann ein Test mit weniger Praxisrelevanz, denn worüber höre ich mir die drei Mikros live an?
Zum Schluss ein kleiner Abriss über die Feedbackempfindlichkeit der drei Kandidaten, wobei dieser Test keinen eigenen Test ersetzen kann. Zum einen habe ich den Test wie ein bösartiger Tester oder ein extrem dämlicher Sänger durchgeführt, indem ich einfach das Mikro immer näher an die Box gehalten habe und dabei in Richtung der Box gezeigt habe. Soll man zwar nicht machen, habe ich aber schonmal gesehen, soll heissen, solche Dinge passieren tatsächlich. Zum zweiten habe ich die Rückseite der drei Mikros immer näher an den Hochtöner der PA-Box gebracht, was einen Nachteil für Mikros mit Super- oder Hypernierencharakteristik bedeutet.
Sieger in dieser Kategorie, man höre und staune, das "good ole" SM 58. Die anderen beiden nahezu gleichauf dahinter. Wenn man jetzt aber dem SM 58 per Gain und EQ zu mehr Pegel und mehr Brillianzen verhilft und es den beiden anderen angleicht, verwischen die Grenzen, und die Kandidaten rutschen wieder näher zusammen. Auch wer weiss, wie man bei einem Supernierenmikro seine Monitore zu handhaben hat (nämlich niemals von hinten, sondern von schräg hinten mit dem Monitorsignal an das Mikro rangehen), wird die Vorteile des Beta 58 und des MB 85 Beta weiter herausarbeiten. Soll im Endergebnis heissen, im eigenen Proberaum ausprobieren, womit man am besten klarkommt. Dieser Test steht auch bei mir noch aus.
Wie sieht das Endergebnis aus, und wo setzt man die Kandidaten am besten ein?
Platz eins geht an das Shure Beta 58 - Sound und Handling vorne dran, Feedbackempfindlichkeit auch in der Nähe der Spitze. Einfach ein großartiges Universalmikro ohne Einschränkungen, spitze auch für den Verleih. Den Preis von EUR 168,- ist das Mikro jedenfalls wert.
Danach wird es geschmacksabhängig. Modernerer Sound? Das Thomann-Mikro. Besseres Handling und einfach gute Allround-Eigenschaften? Oder Akzeptanz im Verleih? Klare Sache, das SM 58.
Bei der Preisbetrachtung holen wir nochmal tief Luft: 99,- EUR für das SM 58, absolut angemessen, aber lediglich 35,- EUR für das MB 85 Beta? Ein Schnäppchen! Wenn man dieses Mikro für einen Background singenden Gitarristen oder Keyboarder auf ein gutes (Trittschall dämpfendes) Stativ montiert und das Monitoring passend ausrichtet, ist das T-Bone ein klasse Mikro. Wenn dagegen der Sänger einer Punkband wie wild über die Bühne tobt, bekommt er von mir weiter das SM 58.
So, ich hoffe, der Test hat Euch Spass gemacht zu lesen und war informativ. Ich werde die Teile alle nochmal im Proberaum gegeneinander antreten lassen, wobei sich dort die beiden Shures schon lange tapfer schlagen.
Viele Grüße
Jo
PS: Vielleicht hat ja auch der Musik-Service eine eigene Hausmarke. Kann mir da jemand was zu sagen? Falls ja, kann ich das einfach mal ordern und in diesen Vergleich mit einbeziehen.
- Eigenschaft