Als Newcomer im Forum bin ich sehr positiv überrascht über Eure Reaktionszeiten und Antworten! Also erstmal: Ganz herzlichen Dank dafür und die guten Tipps!
Kraft weiterführender eigener Überlegungen habe ich aktuell folgenden Erkenntnisstand. Vielleicht bringt das noch jemand weiter auf (m)einer Spur.
Laut Schaltplan (B3/C3 schematic) werden die vom Generator erzeugten Wechselspannungen direkt am Generator in 3 Gruppen unterschiedlich elektrisch abgeschlossen. Die Töne 1 bis 43 (richtiger wäre wahrscheinlich: 13 - 43) werden mit jeweils einem Widerstand gegen Masse belastet, die Töne 44 bis 48 jeweils mit einem Übertrager gegen Masse und die Töne 49 - 91 (sic!) mit einer LC-Kombination (Kondensator in Reihe zur Primärwicklung eines Übertragers) gegen Masse. Da ich nun das Problem habe, dass alle Töne von 49 - 91 zwar noch (auch!) hörbar erzeugt werden, aber alle gleichmäßig viel zu leise sind (meßbar: mit Oszilloskop bei funktionieren Tönen durchgängig etwa 10 mV am Generator, bei nicht funktionieren Tönen höchstens ein Zehntel davon), ist die für mich wahrscheinlichste Ursache eine mangelhafte Masseverbindung für die gesamte Gruppe der Töne 49 - 91. Aber: Gibt es eine gemeinsame Masse dieser Gruppe? Wo finde ich die? Ergo: Weitermachen!
Nähere Angaben zur Orgel: Vor einer Woche von privat gekauft. Verkäufer wirkt überzeugend seriös und hatte sie nur etwa ein halbes Jahr. Er hatte sie seinem Vorbesitzer für 5.000 abgeschwatzt, hat aber aktuell einen finanziellen Engpass aufgrund eines Studioneubaus. Bei ihm funktionierte die Orgel noch einwandfrei bis auf das Scanner-Vibrato (ohne Funktion), was er auch selbst einräumte. Wir haben uns dann auf der Basis einer zu erwartenden komplexen Scanner-Reparatur auf 4.000 Euro geeinigt. Orgel: "A-162, Ser.No.: E247983, Hammond Organ Europe-Antwerp-Belgium (angeblich eine der letzten noch in Europa zusammengebauten)" inkl. "Leslie Model 251, Serial FB 10626, Made under License from CMI Denmark". Da ich Redcaps sehe gehe ich von einem Baujahr 1964/1965 aus, was ja dann auch nicht im Widerspruch zu "einer der letzten aus Antwerpen" steht.
Obwohl ich die Orgel nach dem Kauf wie ein rohes Ei mit tatkräftiger Unterstützung (nur etwa 15 km) selbst transportiert habe (inkl. einiger Treppen außer- und innerhalb des Hauses zum Aufstellungsort) hatte ich dann nach dem Einschalten folgende Probleme: Generatorproblem (s.o.), dadurch auch insgesamt viel zu leise, kein Overdrive mehr und das Leslie drehte zunächst gar nicht. Der Scanner war natürlich immer noch kaputt. Leider wusste ich zum Transportzeitpunkt noch nicht, dass der Generator schwingend aufgehängt ist und zwecks Transport fixiert werden sollte, was denn auch nicht geschah. Shit happens!
In der darauffolgenden Zeit drehte sich die Leslie Bass-Tromel wieder (warum?). Dann habe ich festgestellt dass wohl aufgrund eines "Überkopf"-Transport des Leslies das Hochton-Horn auf seiner Achse Richtung Leslie Oberseite gerutscht war und dadurch mechanisch fixiert war. Das war schnell behoben, jedoch dreht sich nun aktuell die Basstrommel nicht mehr (warum?). Aber da kümmere ich mich später drum, zunächst muss die Orgel richtig laufen.
Dann fand ich bei einer ersten blinden Fehlersuche zufällig einen abgerissen Draht an einer elektronischen Baugruppe (Frage dazu weiter unten) oberhalb des Generators unmittelbar an der Orgel-Rückwand. Nachdem der Draht wieder angelötet war lief die Orgel ohne das Generatorproblem völlig normal, höchstens noch etwas leiser! Aha, Fehler gefunden!
Denkste. Beim nächsten Einschalten nach ein paar Stunden (ohne Bewegung der Orgel) war der Fehler wieder da (aber der Draht natürlich noch dran). Weitergesucht. Dann beim vorsichtigen Bewegen einiger Röhren (hauptsächlich Preamp) die üblichen Krach-/Kratzgeräusche korrodierter Kontakte. Insbesondere die Vorstufenröhrenkontakte waren bei näherer Besichtigung mit (vermutlich Kontaktspray-Rückständen) verbacken. Nach vorsichtiger Reinigung und mechanischer Bewegung einiger Röhren in ihren Fassungen lief die Orgel wieder ohne das Generatorproblem völlig normal und auch wieder laut wie beim Probespiel! Aha, Fehler gefunden!
Denkste. Beim nächsten Einschalten nach ein paar Stunden (ohne Bewegung der Orgel) war der Fehler wieder da - bis heute. :-(
Der Scanner läuft inzwischen wieder. Es war gottseidank nur eine defekte Vorstufenröhre im Preamp und kein eigentliches mechanisches Scanner-Problem.
So jetzt kennt Ihr (fast) meine (Orgel-)Lebensgeschichte!
Nach allem was ich vorstehend geschildert habe vermute ich im Moment nicht die Notwendigkeit eines Kondensatortausches (auch aufgrund eines bisher fehlenden Langzeiteffektes und der abrupten Zustandsänderungen) und eine Neuintonation des Generators scheint momentan nicht die wirkliche Lösung des Problems zu sein. Dennoch herzlichen Dank für Eure Hinweise, Tipps und Angebote!
Neue Fragen:
- Hat jetzt nach meiner umfassenden Darstellung jemand neue Tipps zur Lösung des
Problems für mich?
- Kennt jemand den Orgeltyp und/oder das Baujahr? Im Web finde ich nur einige Typen
A100 bis A143. Ich denke A-162 ist eine Gehäuse-Variante (Furnier?). Der äußere und
innere optische Gesamtzustand der Orgel ist aus meiner Sicht gut, der Preis vielleicht
kein Schnäppchen aber zumindest o.k.
- Was ist das für eine elektronische Baugruppe, die quer längs oberhalb des Generators
und am Generator mechanisch abgestützt verläuft. Hier sind nur Halbleiter (BC 107 und
Operationsverstärker uA 741) und Passives am Werk. Ich tippe auf eine ab Werk oder
nachträglich fachmännisch eingebaute Pedal Sustain-Einheit. Zumindest gibt es links vom
Untermanual einen entsprechend bezeichneten 4-fach Drehschalter.
- Hat noch jemand eine Idee, warum sich der Bass-Rotor des Leslies nicht mehr dreht?
Das Hochton-Horn läuft wie vorgesehen. Die Lautsprecher laufen eh' beide. Wo gäbe es
Motor-Ersatz, falls der Motor der Bass-Trommel hinüber ist?
So, insgesamt 'ne Menge "stuff". Aber vielleichts hilft's ja auch jemand anderem weiter.