Bei den Bebop-Skalen habe ich auf einer Internet-Seite gefunden, dass zwischen Auf- und abwärts unterschieden wird
Ohne Link können wir den Inhalt von Internetseiten nicht gut kommentieren. Man findet sowohl Interessantes wie völligen Unsinn dicht nebeneinander.
Aber mich würde interessieren, ob sich das jemand ausgedacht hat oder ob es musikalische Beispiele der Anwendung gibt. Mir kommt die Idee etwas "artifiziell" vor.
Zum entfremden der Funktion durch eine Skala
Du kannst eine harmonische Funktion m.E. nicht "entfremden".
Passen die gespielten Töne nicht gut genug, klingt die Phrase eben nicht mehr schlüssig, aber wie heißt es doch so tröstlich "there are no wrong notes, just poor choices".
es klingt einfach nicht gut, es über eine andere Stufe als die 3. zu spielen
Die Antwort zur Verwendung von phrygisch gibst Du dir damit selbst, weil Du genau das Richtige machst: mit dem musikalischen Gehör kontrollieren, was da abgeht.
Da sich ein Gehör mit Erfahrung entwickelt, kann es durchaus sein, dass Du irgendwann schlüssige Möglichkeiten entdeckst, die sich heute für dich "nicht gut" anhören würden.
Ich denke da zum Vergleich an mein Empfinden der alterierten Dominant-Skala, das hat länger gedauert, bis sich der Klang für mich erschlossen hat.
Zurück zu deinem Thema: wie würdest Du erklären, warum ein Wes Montgomery mit seinem superschlichten "tonalen Konzept" so gut klang?
Ich meine, er hatte natürlich gar kein Konzept, weil er wie z.B. Chet Baker eines jener Genies war, die praktisch ohne musiktheoretisches Wissen ihrer großen musikalischen Vorstellungskraft folgen konnten. Aber man kann dieses Material relativ leicht analysieren, kategorisieren und so auch jenseits einer reinen Imitation daraus lernen. Wie im früheren Link ersichtlich, führt Emily Remler dazu Einiges aus.
Kurz gesagt, man höre sich seine Lieblinge an und spiele das nach. Daraus erwächst mit der Zeit genau das an Handwerkszeug, was man für seine Musik braucht. Besonders, wenn es nicht bei einem Lieblingsmusiker bleibt.
Universell gültig ist wohl dennoch der Rat von Clark Terry: imitate, assimilate, innovate.
Die Theorie hat zunächst den Sinn, Musik auch jenseits von Sinnes- und Empfindungsqualitäten beschreiben und sich in einer halbwegs einheitlichen Fachsprache darüber austauschen zu können.
Gruß Claus