Leider ist es so, dass größere Besetzungen dazu tendieren, Brei abzuliefern.
das ist wohl wahr.
Was kann ich da bei meinem Ablauf verbessern um erst gar nicht so laut zu werden?
Mein Rat dazu? Fang beim Money-Channel an. Das ist in der Regel der Gesang. Der sollte gut hörbar und am günstigsten noch ein Stück weit unter der Feedback-Grenze sein.
Dann mischt du die Melodie-Instrumente, die wichtig sind, nicht alle Instrumente sind immer gleich wichtig. wenn die Band Brei liefert, dann gehe ich schon mal her und lasse das eine oder andere Instrument weg, das nur Fläche und Matsch macht. Bei den Drums muss man auch etwas aufpassen. Ich mag z.B nicht jedes Mikro einzeln quasi optimal einzustellen. Mir reicht es, dass ich beim Line Check einen brauchbaren Pegel habe und den Lowcut richtig gesetzt habe. Und wenn da irgendeine Frequenz zu prominent raus sticht, also z.B ein Dröhnend er Toms oder so, dann versuche ich erst mal das Problem an der Quelle (dem Tom) und der direkten Abnahme (am Mikro) zu korrigieren. Den Rest mache ich dann beim Mix.
Den baue ich dann eben wirklich rund um die Money Channels auf. Dabei hat man, je nach Location ohnehin das Problem, dass einem von der Bühne schon so viel in Natura geliefert bekommt, dass man sich fragt, wozu man dann eigentlich eine PA da stehen hat. Wenn man mit der Band in einem guten Einvernehmen ist, dann kann man da noch an einigen Stellschrauben arbeiten, speziell wenn der Böhnenbrei sonst einem die Möglichkeit nimmt, mit der PA die Stimme rüber zu bekommen, ohne dass dem Publikum die Ohren zu bluten beginnen würde,
Und noch ein Trick, der hilft wenn man gerne von Anfang an zu hohe Faderstellungen einstellt. Lege dir die Instrumente auf DCAs. Z.B Drum, Bass, Git, Keys, Horns, Vocals. Mit denen kannst du dir dann die Kanalgruppen bequem zueinander in eine Balance bringen, Mit den aktuell schon weit verbreiteten DCA Spills kann man diese DCAs auch noch quasi als Extra Fader Layer nutzen um nur die dem DCA zugeordneten Signale isoliert bearbeiten zu können.
Mit dem Aufräumen tu ich mich noch schwer.
Ich definiere für mich auch erst mal die Zuständigkeiten im Frequenzspektrum. Bass und Kick sollten sich gegenseitig nicht weh tun, mal ist die Kick für ganz unten zuständig, mal der Bass und dann schiebe ich das andere Instrument halt etwas höher. Ist die Kick im Bereich 50-120 Hz prominent, dann wird da der Bass zurück genommen, der bedient dann den Bereich ab 120 Hz, bis sagen wir 250-300 Hz mehr, während da die Kick raus gezogen wird. oder eben umgekehrt. Gitarren und Keys nehm ich da unten sowieso raus, wenn Drums und Bass das tragen sollen. Die haben da dann nichts verloren. auch beim Gesang ziehe ich die Bässe und tiefen Mitten raus, damit ich da keinen Matsch bekomme. Generell arbeite ich viel mit Low Cuts. Seit die digitalen Pulte flächendeckend durchstimmbare Low Cuts haben, sind die mein Freund.
Überhaupt neige ich dazu dass die einzelnen Signale eher schlanker gestaltet werden, denn durch das Zusammenspiel bekommt man ohnehin immer mehr Bässe als einem oft lieb ist geliefert. Und brauche ich mehr im Sub Bereich, dann kann ich gezielt bei dem einen oder anderen Signal sicher noch etwas zulegen.
Seit einiger Zeit, und weil die Pulte, mit denen ich so zu tun habe das auch unterstützen, verwende ich auch vermehrt High Cuts in den Kanälen. Das hilft auch oben im Höhenbereich besser aufräumen zu können. So brauche ich die Backing Vocals ja nicht immer bis ganz nach oben, da hilft es schon im Gesamtmix, wenn ich die so bei 10-12 kHz nach oben hin begrenze. Das fehlt dann eigentlich nicht im Mix aber man bekommt etwas die Becken oder Bläser aus den Backing Vocals entfernt.
Beim Soundcheck leg ich absolut die Priorität auf den Monitormix.
Bei mir auch. Da dreh ich die Band nur etwas grob in die PA, denn oft hat man eben die Situation, dass man die dann auch auf der Bühne mit bekommt. Und dann beschäftige ich mich mit dem Monitor Mix. Bei meinem Clientel ist der ohnehin meist recht spärlich, da die Bands es gewohnt sind, sich selbst akustisch schon gut zu hören. Etwas "more me" und auch mal das was auf der anderen Seite der Bühne stattfindet und gut ist es. Wenn das aber nicht reicht, gehe ich gerne mit dem Tablet von Musiker zu Musiker und mach mir das entspannt Face to Face aus. Bei klassischem Monitoring, was bei mir die Regel ist, kann cih dann auch gleich hören was der Musiker so hört. Da kann ich dann schon oft vorab gewisse Dinge rein ziehen, von denen ich weuiß, dass der Musiker es aben werden will.
Dann noch ein zwei Songs angespielt, am ende den Opener der Show, und ich bin da meist durch. Und weil ich ohnehin eher lärmempfindlich bin, ist das dann auch nicht so laut.
Ansonsten mache ich es so das ich beim Soundchecke eher etwas leiser bin beim Mischen.
Das kann auch nach hinten los gehen. Denn wenn du dann doch lauter fahren willst, kann dir das ganze um die Ohren fliegen. Ich checke, egal welches Programm dargeboten wird, beim Soundchekc immer nich kurz wor das Limit sein wird. Und da gehe ich den ganzen Abend nie drüber. Ich bin noch zu einer Zeit ins Geschäft gekommen, da hat man als Techniker für jedes Feedback während der Darbietung der Band eine Runde ausgeben müssen. Da gewöhnt man sich das schnell ab, Feedback Riskien beim Konzert einzugehen.
Ich bin da mein schlimmster Kritiker (und das Teufelchen auf meiner Schulter).
Ist ja auch gut so. "Na so schlecht ging es heute doch gar nicht" ist der Anfang einer Abwärtsspirale. Ich versuche auch immer wieder die Konzerte sowohl in Stereo als auch in Multitrack mit zu schneiden. Daheim lasse ich den Multtrack Mitschnitt durch das eine oder andere Pult laufen um mir anzuhören wie ich es daheim machen würde bzw wie das dann im Vergleich zum Stereo Mitschnitt geklungen hat. Und ich habe nach we vor immer wieder so Dinge, die mir bei der Darbietung nicht so gut gefallen haben und die schaue ich mir daheim wieder genauer an. So versuche ich meine Fähigkeiten zu verbessern. So brutale Live Mitschnitte können auch daheim helfen, den Workflow zu verbessern um damit schneller zum Ziel zu kommen. Nicht nur Musiker müssen mit ihrem Instrument üben....
Beim nächsten Konzert kannst du das dann von daheim umsetzen, schauen was besser, was eher schlechter funktioniert um dann daheim wieder nahc einer besseren Lösung zu suchen.
Da kriegst du auch das mit dem "An Anfang bin ich immer zu laut" hin.