Interessant, interessant ...
Zu den 3 oder 2 Kadenzen im A-Teil: Eine Kadenz ist, meiner geringen Meinung nach, nicht nur eine Akkordfolge, sondern eine Akkordfolge
an einer bestimmten Stelle, nämlich an einem Phrasenschluss. Und weil der Vordersatz aus zwei Phrasen besteht (Du hast sie a und b genannt), kann es da drin auch maximal zwei Kadenzen geben ...
Die Vordersatz-Stufenfolge I-II-I-V-I-V-I-V-I-II, die Du angibst, ist um eins zu lang: Das letzte II ist schon Auftakt des Nachsatzes. Und darin sind, m.E., die
fett markierte I-II-I-V-I-
V-I-V-I Akkorde eben keine Kadenz, weil die Melodie da ja "drüberläuft".
Zum B-Teil - ich habe einmal frisch von der Leber weg (und ohne Deinen Text zu lesen) die Noten abgeschrieben und das folgende dazunotiert:
Die notierten Akkorde / Funktionen sind eine "grobe Skizze" - "das, was ich höre". Der DD im T.19, z.B., ist vermutlich im Detail was anderes - aber wenn man das es durch ein d ersetzt, "kommt dasselbe raus", deshalb ist das als Funktion "gut genug". Die strichlierten Linien sind die Motivgrenzen.
Ich würde bei der Einteilung in Phrasen, Sätze, Teile die Größenordnung der Analyse des A-Teils gleich lassen - das Stück ändert sich ja nicht vom melodischen, rhythmischen, harmonischen Tempo her. Daher:
- Phrase = 2 Takte
- Satz = 4 Takte
- Teil = ca. 8 Takte
Dann muss man bei den Benennungen einen B- und einen C-Teil einführen (die oben jeweils genau eine Zeile ausmachen), bevor dann die Reprise des A-Teils kommt. Nur so kann man, meine ich, (später) den A-Teil in die Analyse einbeziehen.
Ich sehe nun eine Reihe von Punkten, die man in eine Analyse mitnehmen könnte (sollte?) - wobei ich noch nicht "über die Grenze zum A-Teil schaue" (wo's ja offensichtliche Motiv/Phrasenverwandtschaften gibt):
- Es gibt zwei verschiedene Motive: Der Auftakt+Halbe(gleicher Ton)+Viertel... [Motiv 1]; und das ta-ta-ta [Motiv 2], das aber über den Auftakt verwandt ist mit Motiv 1.
- Im C-Teil wird das Motiv 1 umgekehrt: Es steigt nun, statt dass es wie im A-Teil fällt (und die Vorschläge verschwinden).
- Definitiv verschieden ist jeweils das Motivende: Motiv 1 endet immer auf Schlag 2, Motiv 2 auf Schlag 3 (was nur geht, weil dann kein Motiv 1 anschließt, das ja den AUuftakt "belegen" würde).
- Der C-Teil hat nur 6 Takte, - ich weiß nicht, ob es für die Verkürzung seines Nachsatzes eine Ausdruck gibt, aber offensichtlich sind da hinten 2 Takte "rausoptimiert".
- Ausweichung und Rückkehr sind, wie m.W. häufig bei Haydn (und in der Wiener Klassik) "trickreich": Beim ersten Hören weiß man nicht, dass der Beginn der zweiten Phrase "eigentlich" die Tonika von d ist, und hört stattdessen S-T in C. Beim zweiten Hören (Wiederholung; oder der Analyst) "weiß" man, dass es nach d ausweicht (oder eigentlich moduliert - das wird schon sehr stabil erreicht), und daher hört man nun T-D7 in d. Analoges passiert bei der Rückkehr.
- B- und C-Teil enden jeweils mit einer Vollkadenz. Der am Ende vom C-Teil fehlt formal das T am Ende (Halbschluss), aber durch die Auftakt-T der A-Teil-Reprise wird sie doch zu einer vollen Kadenz ergänzt - solche Muster erzeugen dieses "fließende Zusammenhängen" dieses Stücks.
Das ist das, was mir als "wichtig" auffällt ... und jetzt muss ich weg, in einem Gottesdienst orgeln

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H.M.