
marktheshark
Registrierter Benutzer
Hallo liebe Community
ich habe ein reges Interesse was sich im Bereich Hammond-Clones so tut, da ich einen großen Teil meiner Livetätigkeit als "Orgler" bestreitet. Letzten Monat habe ich mich mal wieder intensiver mit dieser Thematik in der Praxis auseinander gesetzt. Auf meiner Page gibt es dazu einen ausführlich bebilderten Artikel. Für alle die dies lieber kompakt hier im Board lesen wollen (und auch gerne ihre Meinung posten wollen, bin gespannt wie ihr das seht) hier eine "Kurzversion ohne Fotos".
Es geht um folgende Geräte
Herrn Ewald Balfer, er baut den HX3 Drawbar Expander und Herrn Massimo Ghirardi, den Kopf hinter der MAGOrgan
Beide brachten jeweils zwei Instrumente mit. Ich selbst steuerte eine B3 (gechoppt) und meine Hammond XK3pro bei. Live bin ich mit der XK3 eigentlich sehr zufrieden, es stören mich aber so ein paar kleine Details. Ein Equipmentwechsel wäre deshalb durchaus im Bereich des Möglichen. Tja und da sich die Gelegenheit ergeben hat, diese Instrumente zu begutachten, haben wir 3 Orgelfreaks einen netten Vormittag verbracht und viel gefachsimpelt. Meine Eindrücke davon will ich hier schildern.
Im Netz finden sich ja reichlich Infos zu den Instrumenten und über die obenstehenden Links kommt man zu den Herstellerseiten mit den technischen Angaben. Aus diesem Grund, werde ich diese hier nicht nochmal aufzählen oder einen ausführlichen dreifach Test machen, sondern viel mehr meine persönlichen Eindrücke schildern.
Sound
Sicherlich einer der wichtigsten Punkte. Hier spielen persönliche Vorlieben natürlich die größte Rolle. Abgehört haben wir hauptsächlich über mein Motionsound Pro-145 Rotor Cabinet, da es auch das ist was bei mir Live zum Einsatz kommt.
Eine wirkliche Bereicherung meines Hammondsounds verdanke ich dem Neuzugang auf dem Pedalboard. Der Verzerrer "organ drive" von Harald König gibt mir das was die XK3 alleine so nicht hinbekommt, dieses schöne Schreien. Ich habe beim Abhören tw auch den "organ drive" in den Signalweg aller Geräte gehängt um diesen Faktor beim Hörvergleich zu berücksichtigen.
Da alle Anwesenden den Sound der Hammond B3 gut kennen haben wir meine Hammond B3 nicht angeworfen sondern uns auf die übrigen Kandidaten konzentriert. Das ist für mich auch viel interessanter. Wie die alte "Tante" klingt (absolut amtlich), weiß ich, aber was nützt es mir auf der Bühne.
Der Sound der XK3 gefällt mir in Kombination mit dem Leslie und dem Verzerrer sehr gut. Live bin ich wirklich glücklich damit. Die interne Lesliesimulation der XK3 ist jetzt für mich nicht der Knaller, da ich aber sowieso fast immer mit "Leslie" unterwegs bin, ist mir das egal.
Über den Sound der HX3-Engine wird ja an diversen Stellen im Netz überwiegend positiv berichtet. Meiner Meinung nach zu Recht. Das ist schon ein tolles Produkt, ich kann allerdings die Aussage das es DIE amtliche und DIE authentischste Simulation einer alten Hammond ist nicht teilen. Für mich kann die XK3 oder auch der NORD - Sound durchaus mithalten, solange alles über das selbe Rotor-Cabinet läuft. Letztlich ist es Geschmackssache und Keyboarder sollten sich selbst ein "Ohrenbild" machen.
Packt man das Leslie weg und benutzt eine digitale Simulation sieht es schon anders aus. Da hat die XK3 Luft nach oben. Hier unterscheiden sich jetzt auch der HX3 Drawbar Expander und die MAGorgan. In letzterer ist nämlich der NeoInstruments Ventilator verbaut. Diese Simulation genießt großes Ansehen, bei all den Usern, die Live auf die Schlepperei eines Leslies verzichten möchten. Über Boxen meiner Lucas NANO 300 entfaltet sich ein schöner Klang. Wie weit jetzt der Ventilator den Sound der HX3 - Engine verbessert, kann ich so gar nicht sagen. Diese Testphase haben wir sehr kurz gehalten, vielleicht können ja andere dazu mehr kundtun. Das Netz ist voll mit Soundbeispielen zu allen Geräten, wenden wir uns anderen Dingen als dem Sound zu, die für mich ebenfalls sehr wichtig sind und die mir in der Diskussion oft zu kurz kommen.
Die Optik einer Hammond auf der Bühne ist für mich ein Kriterium. Es fühlt sich einfach anders an, einen Orgelsound über eine Orgel zu spielen, als über ein Midimasterkeyboard. Tontechniker, Mitmusiker und Publikum sind fasziniert, wenn so ein Möbelstück auf der Bühne platziert wird. Hier bringt die Hammond XK3 einige Pluspunkte ins Rennen. Die MAG-Organ sieht natürlich nicht wie eine B3 aus, zeigt sich aber gleich als richtige Orgel und wird in Zukunft, so Massimo Ghirardi, auch in einem Kabinet in Orgeloptik erhältlich sein. Hier ist noch etwas Geduld nötig. Aus der Sicht des Musikers allerdings fühlt man sich bei der MagORGAN gleich zuhause. Vier Zugriegelsätze, schöne Wippschalter, Presettasten, kein Display. Dieses Plus geht nach Prag und nicht nach Japan. Das bringt uns direkt zum nächsten Punkt... Das HX3 Organ Modul mit seinen schönen Holzseitenteilen ist zwar keine ganze Orgel, hat aber ein wertiges Gewand, der dem Instrument gut zu Gesichte steht. Selbstverständlich kann man Waterfallkeyboards oder eine midifizierte alte Orgel zur Ansteuerung nutzen und so einen Vintagelook erzeugen.
Die Bedienung: Nach vielen Jahren mit der Hammond XK3 geht mir alles leicht von der Hand. Wahrscheinlich habe ich an diesem Instrument sogar mehr Zeit als an der B3 verbracht. Display und tiefergehende Programmierung mach ich sowieso nicht, die Zugriegel laufen sehr angenehm. Nicht zu schwer und nicht zu leicht. Die Original B3 fühlt sich für mich schlechter an. Ein Zugriegelsatz für jeweils Ober und Untermanual reichen mir persönlich aus, die Presettasten nutze ich gar nicht. Nach vielen Livegigs sind manche der Taster (Percussion, Hall, Chorus/Vib) etwas reaktionsschwach.
Diesen Langzeittest kann ich bei den anderen beiden Modellen natürlich nicht bieten. Die Verarbeitung macht allerdings einen sehr hochwertigen Eindruck und die Bedienelemente im B3-Look inklusive ihrer Anordnung lassen echtes Hammondfeeling bei der MagORGAN aufkommen. Die Zugriegel laufen etwas anders als bei Hammond/Suzuki. Ich bin das so nicht gewöhnt, denke aber das man nach ein paar Stunden die Orgel blind bedienen kann. Vier Zugriegelsätze sind natürlich schon toll, wer die und die Presettasten nicht braucht, spart mit dem kleineren Modell der C-Serie einige Euros und Kilos. Editorprogramm gibt es für alle Modelle, hab ich aber nicht getestet.
Der HX3 Drawbar Expander zielt auf einen anderen Nutzerkreis, dies muss berücksichtigt werden. Die Zugriegel sind übrigens nicht die Selben wie bei der MagORGAN. Hier greift man auf andere Zulieferer zurück. Da der Expander aber ein gutes Gewicht hat, darf man ruhig beherzt in die Drawbars langen. Interessant ist der dritte Zugriegel für das Basspedal. Das Display lädt zum Parameterschrauben ein. Hier lässt sich der Orgelsound vielfältig an die eigenen Wünsche anpassen. Nix für mich, aber durchaus bemerkenswertes Feature. Vor allem das Finetuning der Lesliesimulation bietet viel für diejenigen, die ohne echte drehende Hörner und mit weniger Gewicht auf die Bühne wollen.
Apropos Gewicht: Vielleicht werden manche Leser fragen, wieso ich die richtige B3 nicht Live einsetze, wo sie doch schon in einem "transportablem" Gehäuse von Bertram sitzt. Die Orgel ist leichter zu bewegen als eine Original B3, ganz klar, aber immer noch sehr schwer. Sie wiegt 97 kg ohne Beine und ist damit für mich nicht transportierbar. Meine Mitmusiker bestätigen dies! Die XK3 ist deutlich leichter, besteht aber immer noch aus einigen Komponenten da Ober und Untermanual sowie Beine jeweils extra (bei mir in stabilen Hardwarecases) verpackt werden. Das ist auf Grund des Gewichtes allerdings auch nötig. Dreimal Laufen für den Weg Auto - Bühne plus ein viertes Mal für das Leslie sind fällig. Die MagORGAN lässt sich da deutlich bequemer transportieren. Eine Tasche mit der ganzen Orgel, kleiner Keyboardständer, fertig. In den Rucksack passt der HX3 Organ-Expander und ist somit der reisefreudigste Kandidat. Ok eine Miditastatur braucht man natürlich noch.
Tastatur ist ein gutes Stichwort. In der MagORGAN ist eine Fatar - Waterfalltastatur verbaut, die sich recht stramm spielt, während bei Hammond/Suzukis XK-Serie eine Eigenentwicklung ihren Dienst tut. Diese Eigenentwicklung ist für mich ein deutliches Quentchen besser vom Spielgefühl. Wer also eine Orgel anschaffen will, sollte sich nicht nur auf Soundvergleiche verlassen, sondern unbedingt auch die Haptik ausprobieren. Bei MagORGAN ist man allerdings sehr kundenzentriert, ich könnte mir vorstellen, das man für die Feineinstellung der Tastatur Wünsche äußern kann. Am Testtag hatte bei mir die XK3 hier die Nase vorne. Was sich hier durch die neuentwickelte Tastatur der XK5 verändert, werde ich irgendwann noch testen müssen.
Die Preisregionen, in denen man sich bewegt sind sehr unterschiedlich, auch werden verschiedene Zielgruppen angepeilt. Für mich ist dieser Artikel deshalb kein Vergleichstest mit Siegerehrung sondern eher ein Nachdenken über die Möglichkeiten. (alle Preisschätzungen Stand Mai 2016)
Das XK3 System ist der teuerste Kandidat. Mit rund € 5000,- für zwei Manuale, Holzstativ, Schweller und Cases kriegt man reichlich Orgel. Preise dürften durch die Vorstellung des Nachfolgers XK5 etwas fallen.
Deutlich günstiger ist die MagORGAN. Für die P2 sind ca € 3600,- ohne Tasche, Stativ und Schweller fällig. Wahrscheinlich kommt man je nach Stativ (normaler Keyboardständer vs Holzcabinet) irgendwo zwischen € 3700,- und € 4200,- raus. Die C-Serie gibt es günstiger. Preise können sich ändern, also nagelt mich nicht fest.
Mit dem HX3 Drawbar Expander kann man den Laden schon verlassen, wenn man ca € 1300,- hinlegt. Für knapp 1000 Euro gibt es den kleinen Bruder HX3ExpanderBundle mit nur einem Zugriegelset. Tastatur und Schweller müssen extra erworben werden. Diese Kundengruppe wird aber wahrscheinlich schon eine Tastatur besitzen.
Gibt es weiter Alternativen? Selbstverständlich. NORD C2D, KeyB, UHLX3-2 oder NumaOrgan sind sicherlich auch erwähnenswert.
Nord C2D habe ich schon kurz mal angespielt, ist aber länger her. Für knapp 3300,- ist sie etwas unter der MagORGAN, kommt für mich persönlich wegen dem Look nicht in die engere Auswahl. An Sound und Tastatur habe ich keine Erinnerung mehr. KeyB hatte ich auch schon vor Jahren unter den Fingern, kann ich aber nix konkretes mehr sagen. Antesten in Deutschland ist etwas schwierig, da liegt glaube ich das Hauptproblem. UHL-Organ basiert ebenfalls auf der HX3-Engine. Klang also wie MagORGAN abgesehen von der Lesliesimu. Preis mit Case für die X3-2 liegt bei rund € 2850. Verarbeitung und Optik gehen allerdings auch eine andere Richtung als die MagORGAN. Lieferzeiten wahrscheinlich etwas kürzer als der Bruder aus Prag. NumaOrgan kenne ich nicht, Softwarelösungen auf der Bühne will ich nicht. Wie sich die neue Hammond XK5 verhält weiß man noch nicht. Ich bin mir ziemlich sicher das sie gut klingt, preislich wird sie das Feld anführen.
Jetzt kaufen? Das Fazit: Die MagORGAN ist schon sehr interessant. Gerade die kompakten Abmessungen und das geringe Gewicht machen sie für mich sehr attraktiv.
Hätte ich keine Orgel wäre die MagORGAN auf jedenfall ein sehr heißer Kandidat, der mein Anforderungsprofil (kompakt, guter Klang, gutes Aussehen) voll erfüllt. Der HX3 Drawbar Expander ist super für alle Keyboarder die eben nicht nur Orgel spielen, sondern beim Gig auch anderes abdecken (Pianos, Strings, Synthis). Er füllt die Abteilung Orgel hochwertig aus, ich habe diesen Anwendungsfall aber eher selten, entweder spiel ich nur Orgel oder nur Piano. Ansonsten Daumen hoch. Die Hammond XK3 ist halt die Hammond. Mit ihren bekannten Plus (Look, Tastatur) und Minuspunkten (Preis, Gewicht), das sie in manchen Foren eher schlecht abschneidet, kann ich nicht nachvollziehen, vielleicht spielt aber auch Neid mancher Kollegen eine Rolle.
Es ergab sich ein sehr interessanter Vormittag und es war natürlich ein absoluter Luxus die beiden Köpfe hinter den Instrumenten im Studio zu haben. Fragen direkt an die Macher stellen, Wahnsinn, vielen Dank an Ewald und Massimo! Hier wurde viel gefachsimpelt und ich konnte einiges lernen. Über Hammondorgeln aber auch über das Produzieren von Musikinstrumenten, die Bauteilbeschaffung, wie eigentlich ein Endpreis entsteht, wie unterschiedliche die Kundenwünsche sind, welche Investitionen nötig sind um ein Produkt zur Marktreife zu bringen usw. Darunter waren tw vertrauliche Informatione, die ich deshalb an dieser Stelle nicht weitergeben möchte, ich hoffe auf euer Verständnis.
Ich habe versucht einen subjektiven aber fairen Artikel zu schreiben, hoffentlich hattet ihr genausoviel Spass beim Lesen, wie ich beim Schreiben:
Schlecht ist keines der Instrument, es kommt vielmehr auf die eigenen Bedürnisse an. Einen guten Hammondsound bekommt man heute leichter als noch vor 15 Jahren und vielleicht sollte man mehr üben als an den Parametern der Instrumente schrauben.......
Wie geht es euch mit dem Thema? Welche Punkte beeinflussen eure Kaufentscheidung (Klang, Optik, Preis, Tastatur, Vertrieb....)
ich habe ein reges Interesse was sich im Bereich Hammond-Clones so tut, da ich einen großen Teil meiner Livetätigkeit als "Orgler" bestreitet. Letzten Monat habe ich mich mal wieder intensiver mit dieser Thematik in der Praxis auseinander gesetzt. Auf meiner Page gibt es dazu einen ausführlich bebilderten Artikel. Für alle die dies lieber kompakt hier im Board lesen wollen (und auch gerne ihre Meinung posten wollen, bin gespannt wie ihr das seht) hier eine "Kurzversion ohne Fotos".
Es geht um folgende Geräte
HX3 Drawbar Expander
MAGorgan
Hammond XK3
Organ Drive
Motionsound Leslie
(neoinstruments ventilator)
Im Zuge der Musikmesse 2016 wollte ich mal wieder sehen wo der Markt so aktuell steht. Glücklicherweise konnte ich letzten Monat zwei Fachleute zu diesem Thema in meinem Tonstudio in Seeheim-Jugenheim, südlich von Darmstadt, begrüßen.MAGorgan
Hammond XK3
Organ Drive
Motionsound Leslie
(neoinstruments ventilator)
Herrn Ewald Balfer, er baut den HX3 Drawbar Expander und Herrn Massimo Ghirardi, den Kopf hinter der MAGOrgan
Beide brachten jeweils zwei Instrumente mit. Ich selbst steuerte eine B3 (gechoppt) und meine Hammond XK3pro bei. Live bin ich mit der XK3 eigentlich sehr zufrieden, es stören mich aber so ein paar kleine Details. Ein Equipmentwechsel wäre deshalb durchaus im Bereich des Möglichen. Tja und da sich die Gelegenheit ergeben hat, diese Instrumente zu begutachten, haben wir 3 Orgelfreaks einen netten Vormittag verbracht und viel gefachsimpelt. Meine Eindrücke davon will ich hier schildern.
Im Netz finden sich ja reichlich Infos zu den Instrumenten und über die obenstehenden Links kommt man zu den Herstellerseiten mit den technischen Angaben. Aus diesem Grund, werde ich diese hier nicht nochmal aufzählen oder einen ausführlichen dreifach Test machen, sondern viel mehr meine persönlichen Eindrücke schildern.
Klingt super, aber für den Livebetrieb zu schwer, meine B3, on top HX3 Drawbar Expander zwecks Größenvergleich
Sound
Sicherlich einer der wichtigsten Punkte. Hier spielen persönliche Vorlieben natürlich die größte Rolle. Abgehört haben wir hauptsächlich über mein Motionsound Pro-145 Rotor Cabinet, da es auch das ist was bei mir Live zum Einsatz kommt.
Eine wirkliche Bereicherung meines Hammondsounds verdanke ich dem Neuzugang auf dem Pedalboard. Der Verzerrer "organ drive" von Harald König gibt mir das was die XK3 alleine so nicht hinbekommt, dieses schöne Schreien. Ich habe beim Abhören tw auch den "organ drive" in den Signalweg aller Geräte gehängt um diesen Faktor beim Hörvergleich zu berücksichtigen.
Da alle Anwesenden den Sound der Hammond B3 gut kennen haben wir meine Hammond B3 nicht angeworfen sondern uns auf die übrigen Kandidaten konzentriert. Das ist für mich auch viel interessanter. Wie die alte "Tante" klingt (absolut amtlich), weiß ich, aber was nützt es mir auf der Bühne.
Der Sound der XK3 gefällt mir in Kombination mit dem Leslie und dem Verzerrer sehr gut. Live bin ich wirklich glücklich damit. Die interne Lesliesimulation der XK3 ist jetzt für mich nicht der Knaller, da ich aber sowieso fast immer mit "Leslie" unterwegs bin, ist mir das egal.
Über den Sound der HX3-Engine wird ja an diversen Stellen im Netz überwiegend positiv berichtet. Meiner Meinung nach zu Recht. Das ist schon ein tolles Produkt, ich kann allerdings die Aussage das es DIE amtliche und DIE authentischste Simulation einer alten Hammond ist nicht teilen. Für mich kann die XK3 oder auch der NORD - Sound durchaus mithalten, solange alles über das selbe Rotor-Cabinet läuft. Letztlich ist es Geschmackssache und Keyboarder sollten sich selbst ein "Ohrenbild" machen.
Packt man das Leslie weg und benutzt eine digitale Simulation sieht es schon anders aus. Da hat die XK3 Luft nach oben. Hier unterscheiden sich jetzt auch der HX3 Drawbar Expander und die MAGorgan. In letzterer ist nämlich der NeoInstruments Ventilator verbaut. Diese Simulation genießt großes Ansehen, bei all den Usern, die Live auf die Schlepperei eines Leslies verzichten möchten. Über Boxen meiner Lucas NANO 300 entfaltet sich ein schöner Klang. Wie weit jetzt der Ventilator den Sound der HX3 - Engine verbessert, kann ich so gar nicht sagen. Diese Testphase haben wir sehr kurz gehalten, vielleicht können ja andere dazu mehr kundtun. Das Netz ist voll mit Soundbeispielen zu allen Geräten, wenden wir uns anderen Dingen als dem Sound zu, die für mich ebenfalls sehr wichtig sind und die mir in der Diskussion oft zu kurz kommen.
Die Optik einer Hammond auf der Bühne ist für mich ein Kriterium. Es fühlt sich einfach anders an, einen Orgelsound über eine Orgel zu spielen, als über ein Midimasterkeyboard. Tontechniker, Mitmusiker und Publikum sind fasziniert, wenn so ein Möbelstück auf der Bühne platziert wird. Hier bringt die Hammond XK3 einige Pluspunkte ins Rennen. Die MAG-Organ sieht natürlich nicht wie eine B3 aus, zeigt sich aber gleich als richtige Orgel und wird in Zukunft, so Massimo Ghirardi, auch in einem Kabinet in Orgeloptik erhältlich sein. Hier ist noch etwas Geduld nötig. Aus der Sicht des Musikers allerdings fühlt man sich bei der MagORGAN gleich zuhause. Vier Zugriegelsätze, schöne Wippschalter, Presettasten, kein Display. Dieses Plus geht nach Prag und nicht nach Japan. Das bringt uns direkt zum nächsten Punkt... Das HX3 Organ Modul mit seinen schönen Holzseitenteilen ist zwar keine ganze Orgel, hat aber ein wertiges Gewand, der dem Instrument gut zu Gesichte steht. Selbstverständlich kann man Waterfallkeyboards oder eine midifizierte alte Orgel zur Ansteuerung nutzen und so einen Vintagelook erzeugen.
Die Bedienung: Nach vielen Jahren mit der Hammond XK3 geht mir alles leicht von der Hand. Wahrscheinlich habe ich an diesem Instrument sogar mehr Zeit als an der B3 verbracht. Display und tiefergehende Programmierung mach ich sowieso nicht, die Zugriegel laufen sehr angenehm. Nicht zu schwer und nicht zu leicht. Die Original B3 fühlt sich für mich schlechter an. Ein Zugriegelsatz für jeweils Ober und Untermanual reichen mir persönlich aus, die Presettasten nutze ich gar nicht. Nach vielen Livegigs sind manche der Taster (Percussion, Hall, Chorus/Vib) etwas reaktionsschwach.
Diesen Langzeittest kann ich bei den anderen beiden Modellen natürlich nicht bieten. Die Verarbeitung macht allerdings einen sehr hochwertigen Eindruck und die Bedienelemente im B3-Look inklusive ihrer Anordnung lassen echtes Hammondfeeling bei der MagORGAN aufkommen. Die Zugriegel laufen etwas anders als bei Hammond/Suzuki. Ich bin das so nicht gewöhnt, denke aber das man nach ein paar Stunden die Orgel blind bedienen kann. Vier Zugriegelsätze sind natürlich schon toll, wer die und die Presettasten nicht braucht, spart mit dem kleineren Modell der C-Serie einige Euros und Kilos. Editorprogramm gibt es für alle Modelle, hab ich aber nicht getestet.
Der HX3 Drawbar Expander zielt auf einen anderen Nutzerkreis, dies muss berücksichtigt werden. Die Zugriegel sind übrigens nicht die Selben wie bei der MagORGAN. Hier greift man auf andere Zulieferer zurück. Da der Expander aber ein gutes Gewicht hat, darf man ruhig beherzt in die Drawbars langen. Interessant ist der dritte Zugriegel für das Basspedal. Das Display lädt zum Parameterschrauben ein. Hier lässt sich der Orgelsound vielfältig an die eigenen Wünsche anpassen. Nix für mich, aber durchaus bemerkenswertes Feature. Vor allem das Finetuning der Lesliesimulation bietet viel für diejenigen, die ohne echte drehende Hörner und mit weniger Gewicht auf die Bühne wollen.
Apropos Gewicht: Vielleicht werden manche Leser fragen, wieso ich die richtige B3 nicht Live einsetze, wo sie doch schon in einem "transportablem" Gehäuse von Bertram sitzt. Die Orgel ist leichter zu bewegen als eine Original B3, ganz klar, aber immer noch sehr schwer. Sie wiegt 97 kg ohne Beine und ist damit für mich nicht transportierbar. Meine Mitmusiker bestätigen dies! Die XK3 ist deutlich leichter, besteht aber immer noch aus einigen Komponenten da Ober und Untermanual sowie Beine jeweils extra (bei mir in stabilen Hardwarecases) verpackt werden. Das ist auf Grund des Gewichtes allerdings auch nötig. Dreimal Laufen für den Weg Auto - Bühne plus ein viertes Mal für das Leslie sind fällig. Die MagORGAN lässt sich da deutlich bequemer transportieren. Eine Tasche mit der ganzen Orgel, kleiner Keyboardständer, fertig. In den Rucksack passt der HX3 Organ-Expander und ist somit der reisefreudigste Kandidat. Ok eine Miditastatur braucht man natürlich noch.
Tastatur ist ein gutes Stichwort. In der MagORGAN ist eine Fatar - Waterfalltastatur verbaut, die sich recht stramm spielt, während bei Hammond/Suzukis XK-Serie eine Eigenentwicklung ihren Dienst tut. Diese Eigenentwicklung ist für mich ein deutliches Quentchen besser vom Spielgefühl. Wer also eine Orgel anschaffen will, sollte sich nicht nur auf Soundvergleiche verlassen, sondern unbedingt auch die Haptik ausprobieren. Bei MagORGAN ist man allerdings sehr kundenzentriert, ich könnte mir vorstellen, das man für die Feineinstellung der Tastatur Wünsche äußern kann. Am Testtag hatte bei mir die XK3 hier die Nase vorne. Was sich hier durch die neuentwickelte Tastatur der XK5 verändert, werde ich irgendwann noch testen müssen.
Die Preisregionen, in denen man sich bewegt sind sehr unterschiedlich, auch werden verschiedene Zielgruppen angepeilt. Für mich ist dieser Artikel deshalb kein Vergleichstest mit Siegerehrung sondern eher ein Nachdenken über die Möglichkeiten. (alle Preisschätzungen Stand Mai 2016)
Das XK3 System ist der teuerste Kandidat. Mit rund € 5000,- für zwei Manuale, Holzstativ, Schweller und Cases kriegt man reichlich Orgel. Preise dürften durch die Vorstellung des Nachfolgers XK5 etwas fallen.
Deutlich günstiger ist die MagORGAN. Für die P2 sind ca € 3600,- ohne Tasche, Stativ und Schweller fällig. Wahrscheinlich kommt man je nach Stativ (normaler Keyboardständer vs Holzcabinet) irgendwo zwischen € 3700,- und € 4200,- raus. Die C-Serie gibt es günstiger. Preise können sich ändern, also nagelt mich nicht fest.
Mit dem HX3 Drawbar Expander kann man den Laden schon verlassen, wenn man ca € 1300,- hinlegt. Für knapp 1000 Euro gibt es den kleinen Bruder HX3ExpanderBundle mit nur einem Zugriegelset. Tastatur und Schweller müssen extra erworben werden. Diese Kundengruppe wird aber wahrscheinlich schon eine Tastatur besitzen.
Gibt es weiter Alternativen? Selbstverständlich. NORD C2D, KeyB, UHLX3-2 oder NumaOrgan sind sicherlich auch erwähnenswert.
Nord C2D habe ich schon kurz mal angespielt, ist aber länger her. Für knapp 3300,- ist sie etwas unter der MagORGAN, kommt für mich persönlich wegen dem Look nicht in die engere Auswahl. An Sound und Tastatur habe ich keine Erinnerung mehr. KeyB hatte ich auch schon vor Jahren unter den Fingern, kann ich aber nix konkretes mehr sagen. Antesten in Deutschland ist etwas schwierig, da liegt glaube ich das Hauptproblem. UHL-Organ basiert ebenfalls auf der HX3-Engine. Klang also wie MagORGAN abgesehen von der Lesliesimu. Preis mit Case für die X3-2 liegt bei rund € 2850. Verarbeitung und Optik gehen allerdings auch eine andere Richtung als die MagORGAN. Lieferzeiten wahrscheinlich etwas kürzer als der Bruder aus Prag. NumaOrgan kenne ich nicht, Softwarelösungen auf der Bühne will ich nicht. Wie sich die neue Hammond XK5 verhält weiß man noch nicht. Ich bin mir ziemlich sicher das sie gut klingt, preislich wird sie das Feld anführen.
Jetzt kaufen? Das Fazit: Die MagORGAN ist schon sehr interessant. Gerade die kompakten Abmessungen und das geringe Gewicht machen sie für mich sehr attraktiv.
Hätte ich keine Orgel wäre die MagORGAN auf jedenfall ein sehr heißer Kandidat, der mein Anforderungsprofil (kompakt, guter Klang, gutes Aussehen) voll erfüllt. Der HX3 Drawbar Expander ist super für alle Keyboarder die eben nicht nur Orgel spielen, sondern beim Gig auch anderes abdecken (Pianos, Strings, Synthis). Er füllt die Abteilung Orgel hochwertig aus, ich habe diesen Anwendungsfall aber eher selten, entweder spiel ich nur Orgel oder nur Piano. Ansonsten Daumen hoch. Die Hammond XK3 ist halt die Hammond. Mit ihren bekannten Plus (Look, Tastatur) und Minuspunkten (Preis, Gewicht), das sie in manchen Foren eher schlecht abschneidet, kann ich nicht nachvollziehen, vielleicht spielt aber auch Neid mancher Kollegen eine Rolle.
Es ergab sich ein sehr interessanter Vormittag und es war natürlich ein absoluter Luxus die beiden Köpfe hinter den Instrumenten im Studio zu haben. Fragen direkt an die Macher stellen, Wahnsinn, vielen Dank an Ewald und Massimo! Hier wurde viel gefachsimpelt und ich konnte einiges lernen. Über Hammondorgeln aber auch über das Produzieren von Musikinstrumenten, die Bauteilbeschaffung, wie eigentlich ein Endpreis entsteht, wie unterschiedliche die Kundenwünsche sind, welche Investitionen nötig sind um ein Produkt zur Marktreife zu bringen usw. Darunter waren tw vertrauliche Informatione, die ich deshalb an dieser Stelle nicht weitergeben möchte, ich hoffe auf euer Verständnis.
Ich habe versucht einen subjektiven aber fairen Artikel zu schreiben, hoffentlich hattet ihr genausoviel Spass beim Lesen, wie ich beim Schreiben:
Schlecht ist keines der Instrument, es kommt vielmehr auf die eigenen Bedürnisse an. Einen guten Hammondsound bekommt man heute leichter als noch vor 15 Jahren und vielleicht sollte man mehr üben als an den Parametern der Instrumente schrauben.......
Wie geht es euch mit dem Thema? Welche Punkte beeinflussen eure Kaufentscheidung (Klang, Optik, Preis, Tastatur, Vertrieb....)
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