Hallo,
ob es wirklich fehlerfrei geht?
Das hängt davon ab, wie man "Fehler" definiert. Wenn es um Fehler geht, wie z.B. falscher Ton am falschen Platz oder Ton in der falschen Dauer/ zum falschen Zeitpunkt, behaupte ich jetzt ganz frech, dass man das tatsächlich theoretisch hinkriegen könnte (Nicht, dass ich das schaffen würde).
Wenn man jetzt noch solche "Fehler" berücksichtigt, wenn man das Stück einfach nicht so hinkriegt, wie man das gerne möchte (Dynamikwechsel kommen nicht so rüber, wie gewünscht; irgendso ein verdammtes Arpeggio in Achteln klingt entweder viel zu staccato oder man vermatscht alles; man kann da noch mehr aufzählen), dann geht vollkommen fehlerfrei vermutlich gar nicht. Das hängt dann aber schon auch sehr vom eigenen Anspruch ab.
Bei den erstgenannten Fehlern kommt es meiner Meinung nach sehr darauf an, dass man sich nicht in die Tasche lügt und sich bewusst ist, dass das noch besser geht, egal, wie sehr einem die Strategien zum Umgang mit Fehlern ("drüberspielen") in Fleisch und Blut übergegangen sind. Und das ist dann auch ein Unterschied zwischen Spielen und Üben.
Ich sage ausdrücklich, dass es wichtig ist, wie hier viele geschildert haben, weiterzuspielen, und nicht rauszufliegen, und den Beat unbedingt zu halten, notfalls mit den Basstönen aus der falschen Reihe. Ich glaube aber nicht, dass es etwas bringt, sich selber einzureden, dass dies nun eine "harmonische Neuinterpretation" mit "total interessanten Jazzakkorden" gewesen wäre.
Ich habe aber zu den Vertippern prinzipiell gemerkt, dass das zu einem erheblichen Teil "Kopfsache" ist: Gerade, wenn man jetzt die Aufnahme machen will ist es halt doch eine andere Situation, als die gewohnte. Und wehe, das klappt nicht gleich: irgendwann kann man dann vermutlich erst einmal gar nichts mehr spielen. Egal was. Weil man verbissener und verbissener wird... "musiktile Dysfunktion"

Und an manchen Tagen will es halt einfach nicht.
Worauf will ich eigentlich hinaus? Hmmm.... weiß auch nicht mehr so recht, aber verschiedene Dinge sind mir in diesem Zusammenhang wichtig:
Es gibt verschiedene Arten von Fehlern
Es gibt ein Spiel, bei dem jeder Ton am richtigen Platz ist zumindest als erstrebenswertes Ideal
Es ist wichtig, Fähigkeiten zu besitzen, einen falschen Ton nicht den musikalischen Fluss unterbrechen zu lassen
Trotz dieser Fähigkeiten darf man sich dabei nicht selbst täuschen und das oben genannte Ideal verwerfen
Man darf sich selber nicht dauerhaft den Spaß verderben lassen; wenn es partout nicht gehen will, braucht's auch mal Abstand
So, diese Thesen habe ich heute an die Kirchentür, ääähhh ans Board angeschlagen: hier stehe ich, ich kann nicht anders
Gruß, Schabernakk, der sehr erleichtert ist, wie angenhm hier im MB über dieses Thema gesprochen wird und dass es anderen ähnlich geht...