Mich würde wirklich interessieren warum man da unterscheidet, weil ich es nicht nach vollziehen kann.
Hallo Alex,
dann einmal eine ganz einfache Begründung (es gibt natürlich noch viele andere Fälle, wo es weniger leicht ist, sich für # oder b zu entscheiden).
Nehmen wir eine Dur-Tonleiter - die besteht aus sieben Tönen. Vielleicht erinnerst Du Dich noch daran, daß diese Töne verschiedene Abstände voneinander haben: manchmal liegen sie einen Halbtonschritt auseinander und manchmal einen Ganztonschritt (d. h. zwei Halbtonschritte). Das sieht man sehr gut auf der Klaviertastatur (die weißen Tasten ergeben eine C-Dur-Tonleiter, wenn mann bei c anfängt und dann eine weiße Taste nach der anderen spielt). Manchmal sind noch schwarze Tasten dazwischen, nämlich genau dann, wenn der Abstand von von der einen weißen Taste zur nächsten ein Ganztonschritt ist - dann muß nämlich noch ein Halbtonschritt dazwischen (die schwarze Taste).
Auf dem Baß äußert sich das dadurch, daß Du bei einer Tonleiter zum nächsten Ton manchmal einen Bund weiter und manchmal zwei Bünde weiter mußt.
Wenn man nun eine solche Tonleiter in Noten aufschreiben möchte, dann ist auf den Notenlinien jeder Ton der Tonleiter genau einen Schritt weiter. Jede Note auf bzw. zwischen den Linien entspricht sozusagen einer weißen Taste auf dem Klavier ("Stammton"):

So hat jede Stufe der Tonleiter eindeutig einen eigenen Platz auf den Notenlinien, optisch ergibt sich ein gleichmäßig aufsteigendes Bild.
Problem: da war doch was mit Ganz- und Halbtonschritten, die den Charakter einer Tonleiter (Dur, Moll, die "Modes"...) ausmachen...

Von den gezeigten Tonleitern klingt tatsächlich nur die erste nach Dur-Tonleiter, die anderen beiden nicht. Warum? Weil wir vom ersten Ton (Grundton) aus zunächst zwei Ganztonschritte, dann einen Halbtonschritt, dann wieder drei Ganztonschritte und zum Schluß noch einen Halbtonschritt erwarten.
Im zweiten, einfach "D-Tonleiter" genannten Tonfolge haben wir zwar vom d zum e einen Ganztonschritt, aber dann vom e zum f nur einen Halbtonschritt, obwohl wir einen Ganztonschritt bräuchten.
Deshalb
erhöht man das f zum fis, indem man ein Kreuz davor schreibt. Entsprechendes gilt für das c, das hier zum cis werden muß.
Im Gegensatz dazu klingt bei der dritten Tonfolge (startend von f) alles so lange nach "Dur", bis wir zum h kommen - das ist einen Halbton zu hoch und wir müssen es zum b erniedrigen.
Die drei Kandidaten als Dur-Tonleitern sehen dann folgendermaßen aus:
Erkenntnis:
Alleine schon am einfachen Beispiel, bei Tonleitern jeder Stufe ihren eigenen Platz im Notensystem einzuräumen und die gerade erforderlichen Schrittweiten durch Versetzungszeichen herzustellen, sieht man sehr deutlich, wie automatisch je nach Bedarf Kreuze oder Bes verwendet werden müssen: weil man von einer Abfolge Stammtönen ausgeht, die entsprechend erhöht oder erniedrigt werden müssen.
Um auf Dein Ausgangsbeispiel mit fis und ges zurückzukommen:
Die D-Dur-Tonleiter besteht aus den Tönen
D E Fis
G A H Cis
D.
Man erkennt weiterhin die Stammton-Folge D E F G A H C D.
Würde man statt fis ein ges schreiben, hätte man zweimal den Stammton G: zuerst zum ges erniedrigt, dann müßte man ihn wieder zum g auflösen. Das ist umständlich, unschön und die sonst so gleichmäßige Leiter bekommt eine Lücke/Stufe im Notenbild, weil die F-Position frei bleibt, aber sich zwei Töne (ges und g) die G-Position teilen müssen. Ebenso wäre die C-Position leer und es gäbe Konkurrenz zwischen Des und D:
D E Ges
G A H Des
D.
Das ist ein einfaches, aber sehr grundlegendes Beispiel, um die gezielte Verwendung von # oder b zu demonstrieren.
Viele Grüße
Torsten
Edit:
streng genommen ist es nicht exakt das gleiche, gleich ist es nur per definition .. also per Klavier taste oder Bund. Mit einem fretlessbass wird man das aber, wenn man ein gutes Ohr hat, schon etwas unterschiedlich spielen
Streng genommen schon. Auch Streicher und Bläser haben die Möglichkeit, den gespielten Ton sehr fein zu justieren und werden (wenn sie unter sich sind) durchaus zwischen fis und ges etc. untescheiden.
Aber: Für gewöhnlich spielt man heute
gleichstufig gestimmt, und damit alles zusammenpaßt, halten sich auch die an diese Stimmung, die es eigentlich besser könnten.
