Eine unglaublich interessante Diskussion muss ich sagen.
Da viel geschrieben wurde, kommentiere ich mal Aussagen die so oder so ähnlich hier auftauchten.
1. Die Masse interessiert sich für "leichte Kost"
Leider ist die Musik eine relativ schlechte Kunstform, um eine pefekte Aussage zu treffen, denn um diese Kunst zu betreiben muss man ein Werkzeug beherrschen.
Ich persönlich bin mal die Bestsellerlisten des frühen 20. Jhdts. durchgegangen, weil ich selbst den Eindruck hatte früher wäre das Publikum anspruchsvoller gewesen. Ich schätze aus der Zeit vor allem den Hesse mit Demain, Steppenwolf, etc....eine sehr tiefgängige und inspirierende, intellektuelle Literatur.
Heute kommt, als Gegenbeispiel, ein Buch an die Spitze der Bestsellerliste einer Frau die über ihren Umgang mit ihrer Sexualität schreibt. Nunja.
Ist der Hesse damals wirklich in die Top 10 der Bestsellerlisten gekommen?, interessierte sich die Masse wirklich für Tiefgang?
Weit gefehlt!, man findet Werke, mit denen sich eben der "gemeine Mensch" identifizieren kann, dessen intellektueller Anspruch sehr gering ist. Als Beispiel, die Buddenbrooks, der Dichter Rilke, usw.
Nundenn, sehr interessant ist, dass diese Zeit (1900-1930) die Blütezeit des Jugendstils ist, und damit eine wirklich tiefgängige Avantgarde sich in der Masse durchsetzte. Wahrscheinlich durch ihre Ästhetik.
Der Bauhaus hingegen triumphierte ausschliesslich aus pragmatischen Gründen.
Jeder Mensch ist natürlich auch irgendwo ein Kind seiner Zeit, und die Beatles konnten sicher mehr als die Backstreet Boys, dennoch ist der Anspruch an Kunst nie wirklich hoch gewesen. Es lag mehr am Angebot.
Man siehts ja, wer kommt heute in der Bauhaus-verseuchten (etntschuldigt die wertende Aussage) Welt auf den Gedanken einen neuen Stil umzusetzen?...sehr, sehr wenige....und wenn, findet man sie in typischen (alternativen) Szenen.
Im Endeffekt liegt es doch an den Künstlern selbst, zu gestalten und zu begeistern.
Wobei ich dann bei der Aussage "
2. die Masse heute ist nicht offen für Neues" wäre.
Ich persönlich höre intensiv den Metal-Bereich, und hier die eher extremeren Sachen (Black&Death).
So kann ich auch nur hiermit argumentieren. Bis in die 90er hinein war die Devise "faster, harder, louder", was dann mit der Geburt des Death Metal eigentlich endete....denn "faster, harder, louder" geht nicht mehr. Interessant ist, dass diese Musikrichtung garnicht wirklich geplant war, sondern sich einfach ergab. Man konnte nicht singen, also brüllte man ins Mikro, der Shout war gefunden.....die Gitarristen versuchten ebenso wie das Schlagzeug schneller und innovativer, und "härter" zu spielen....nunja, ab 2000 setzte dann die "Metalcore" Bewegung zum Start an, die den Hardcore mit Metal- Elementen mischte....heute spielt jede 2. Band deren Mitglieder ~18 sind, diesen Kram.
Doch DAS ist bis auf einige Innovationen, die bis zum Erbrechen kopiert werden, nichts neues, sondern nur Kombination.
Was wirklich heutzutage (im modernen Metal- Bereich) fehlt, ist das schöne Wort "Atmosphäre".
An alten Death- Scheiben kann ich mich garnicht satthören...diese Metalcore 0815- Stilistik geht mir mittlerweile auf den Zeiger. (Abgesehen von den grottigen Produktionen)
Die Masse fährt da aber trotzdem drauf ab, sogar so sehr, dass "Old School" Bands den Anspruch von "New School" Bands nachahmen....beispielsweise damit, dass die Aufnahmen mit Drumcomputer und steril produziert werden.
Aber im Endeffekt...was interessiert dieses schöne Wort "Masse" eigentlich?
Als Musiker sollte man doch die Gelassenheit besitzen, seinen eigenen Weg zu gehen und nicht darauf angewiesen zu sein, dass alle diesen Weg gut finden.
Aber es ist interessant sich mit diesem Thema "Kunst und Masse" zu beschäftigen.
Anbei, als sich die Staatsbürger emanzipierten und eine Demokratie forderten, wurde Kunst als Bürgerrecht, sogar als Bürgerpflicht gesehen. Man führte Kunstunterricht in den Schulen ein, man gründete Kunstvereine, um Kunstwerke dem Adel zu entreissen und der Masse durch Museen zugänglich zu machen, usw.
Mich regt diese Tatsache insgesamt seeeehr zum Nachdenken an, betrachtet man insgesamt den heutigen Zustand der Demokratie und Kunst.

(Aber das nur am Rande)