OK, entschuldigung! Weil ich so oft mit dem Zeugs zu tun habe und den Bildschirm direkt vor mir sehe (auch, wenn er nicht eingeschaltet ist) bin ich von der falschen Annahme ausgegangen, daß andere diesen imaginären Bildschirm auch sehen und sich sofort ein Bild machen können ... BETRIEBSBLINDHEIT pur !!!
Ich fang´ also noch einmal an und gebe mir Mühe, es so zu schildern, daß man auch eine Chance hat, es zu verstehen, wenn man will ... OK ?
Die Gebläse-Genese :
1) Man öffnet Cubase
2) Man öffnet in Cubase ein VST-Instrument namens Liquid-Player (das ist der Player, der alle Liquid-Sounds "abspielen" und "verwalten" kann). In diesem Player sucht man sich den gewünschen Sound aus, abhängig davon, wieviele Fantastillionen Euro man schon investiert hat. Jeder Sound kostet - natürlich - extra und eine ganze Stange ...
3) Ich wähle mir also eine Brass-Section als Sound aus
4) Es erscheint eine kleines, katalogisiertes, Inhaltsverzeichnis der Samples, die hier zur Verfügung stehen, und die man sich nun alle vor-anhören kann, wenn man will. Auch, wenn man nicht will ...
5) Der lästige Entscheidungsprozess tut nun nichts zur Sache, jedenfalls wählt man jetzt ein Sample aus und zieht es in den Bereich, in dem es mit der Taste einer virtuellen Tastatur "verknüpft" wird. "Mapping" ...
6) In Cubase selbst gebe ich jetzt zur entsprechenden Zeit als Midievent nur die entsprechende Note ein, und dann wird das zugeordnete Sample vom Player dort abgespielt. Wobei hier nur Tonhöhe und Tondauer relevant sind.
7) Im Liquid-Player selbst kann man jedes Sample, das jeweils eine komplette musikalische phrase darstellt, ansehen und "bearbeiten". Aussehen tut ein Sample in diesem Player so:
http://www.ueberschall.com/en/liquid-player/description.html
Jeder Ton ist eine Blase, ein Blob, genau wie bei Melodyne. Diese Blasen kann man höhenmässig verschieben (sowohl im Finetuning als auch halbtonweise), aber auch ihre Startpunkte leicht verschieben, allerdings mit dem Effekt, daß die jeweiligen Nachbartöne auch mitwandern, weil der Übergang von einem Ton zum nächsten quasi eine Konstante ist, die immer bleibt. Ziehe ich also einen Ton im Fein-Timing nach vorne, wird der Ton davor dafür automatisch kürzer. Das klingt jetzt zwar logisch, führt aber nicht IMMER den gewünschten Erfolgen.
Über die Länge der Midi-Note in Cubase steuere ich, WIEVIEL von dem Sample gespielt wird, bzw. wo "ausgestiegen" wird.
Man kann ferner die Geschwindigkeit natürlich mit der Cubasegeschwindigkeit synchronisieren, und sogar, wenn man will, die Geschehnisse im Sample quantifizieren.
Es gibt auch eine Funktion, jedes Sample in einer anderen Tonart abzuspielen, dergestalt, daß jeder Ton daraus zum naheliegendsten Ton aus der gewünschten Tonart automatisch verschoben wird. Etwa das Originalsample ist in F-Blues, und ich wähle E mixolydisch. Dann werden die Töne jeweils mit dem geringsten Weg verschoben, was auch nicht immer zu musikalisch sinnvollen Ergebnissen führt. Ich verschiebe lieber im Editor mit der Hand ... aber ALLZUWEIT kann man wieder nicht verschieben, weil ab einem bestimmten Intervall des Verschiebens die Soundqualität und Authentizität flöten geht ... Da das Verschieben ja UMGERECHNET wird, wohingegen alles andere ja tatsächlich gesampelt=aufgenommen wurde.
Jedenfalls ist es (für mich !) nervig, nach einem Fill in auf der V. Stufe in F zu suchen, also nach etwas in C Blues oder C mixo oder C alteriert oder sonstwas, und man muß sich stattdessen bei der Vorauswahl tausend Samples in B anhören und dabei entscheiden, welches nun für den Verwendungszweck, mit entsprechenden kleinen Adaptionen, das Geeignetste ist. Das erfordert eine gewisse Leidensfähigkeit und Übung. Man hat eine relativ fixe Variante im Kopf, die jedoch bei jedem abgespielten Sample enttäuscht wird, und man muß sich stattdessen mit dem auseinandersetzen, was zur Verfügung steht ... das ist am Anfang recht frustrierend ...
Wenn man diese Arbeitsweise jedoch einmal kultiviert hat, dann geht´s auch schneller, und man geht mit einer anderen inneren Einstellung an die Sache heran. Und man ist nicht mehr fixiert auf seine eigenen musikalischen Ideen, sondern läßt es zu, daß man von dem Ding "inspiriert" wird ... und man hat - in der Regel - Freude mit dem Endergebnis, da klanglich wirklich TOP, ... finde ich zumindest ...
Hier ein Stück, das ich schon vor längerem gemacht und seinerzeit auch schon einmal gepostet hatte (Version von "Amazin grace"). Bei diesem habe ich nicht (nur) die Bläser aus der Liquid-Serie, sondern auch Gesang erprobt ... die Systematik dahinter ist jedoch die gleiche, wie eben beschrieben.
Sollte es (schon wieder) WIRR gewesen sein und Du noch was wissen wollen ... SEHR GERNE !
Alles Liebe,
Thomas