Palm Muter
Registrierter Benutzer
Hallo Community
Ich möchte sozusagen als Start meiner aktiven "Forumskarriere" mich an einem kleinen Guide zum Thema "Wie übe ich richtig" versuchen.
Als kurze Einleitung möchte ich mich vorstellen und meine Motivation hierfür darlegen
Ich heiße David, werde im Mai 23 Jahre alt, wohnhaft im wunderschönen Wien
Angefangen hab ich mit 6 Jahren mit Trompete, mit 10 kam Bariton dazu, und mit 12 Posaune, welche ich ursprünglich lernen wollte (musste aber erst reinwachsen ) und die hab ich auch bis 19 gespielt, 3 Jahre im Verein.
Mit 15 kam die gute E- Gitarre dazu, hab aber auch immer eine Akkustische gehabt.
Wie komme ich nun zu der Anmaßung, mit meinem fast noch kindlichen Alter mich an einem derart komplexen Thema zu beschäftigen, welches euch zugegeben vermutlich die hälfte der hier aktiven Forumsuser besser nahbringen könnten?
Und das auch noch, wenn er anscheinend ein Blasmusiker ist......
Naja eins mal vorweg: Ich bin zwar definitiv deutlich näher am Anfang als am Ende meines Wegs (so es ein Ende überhaupt gibt), aber ich spiele auf jeden Fall besser Gitarre als ich die Posaune zu meinen besten Vereinszeiten beherscht hab.
Nun, das ist aber noch nicht lange so. Wie schon erwähnt hab ich mit 15 begonnen, war bis 18 ein ganz normaller unterdurchschnittlicher (weil selten geübt) Musikschüler und mit dem Auszug Richtung Wien hab ich ohne Lehrer weitergemacht. Hab so alle 1-2 Tage ein bisschen gespielt, aber nie defnitiv geübt. Vor einem 3/4 Jahr hab ich dann das Hotel Mama verlassen und bin mit einem Kumpel in ne WG gegangen. Dann durfte ich vor einem knappen halben Jahr zusehen, wie mein Mitbewohner sich innerhalb eines Tages Paschendale von Iron Maiden einverleibt hat - natürlich ohne Soli und irgendwie, aber am Abend hat er den iPod vom Anfang bis zum Ende ganz passabel begleiten können.
Das hat in mir einen derartigen Motivationsschub ausgelöst, dass ich nochmal ganz von vorne angefangen hab. Jeden Tag Üben. Bücher kaufen. Internet. und üben, üben , üben. Die ganz dämlichen Anfängerübungen - 1 Std. jeden Tag.
So, und ich hab mir im Laufe der Monate einen echten Spass draus gemacht, die Effizienz des Übens so hoch wie möglich zu treiben - mit mMn erstaunlichen Erfolgen. Nun hab ich nicht nur spielerisch dadurch enormes Selbstvertrauen gewonnen, sondern auch begonnen, hier im Forum hin und wieder ein paar Töne auszuspucken - unter anderem in diesem Thread:
https://www.musiker-board.de/einsteigerbereich-e-git/522345-spiele-2-jahre-egitarre-kann-nichts.html
Tja, und aus ein paar Zeilen wurden ein paar Textblöcke, und die wuchsen weiter - naja irgendwann kam ich zu dem Schluss "Das könnte allgemein von Interesse sein" - wenn nicht möge man mir es sagen, auch schlechte Kritik ist gute Kritik
Es geht nämlich um die ewige Fragestellung "Warum kann ich nix - ich spiel ja viel". Und genau deswegen bin ich so vermessen, mich an einem Thema zu versuchen, wo man normallerweise getrost sagen kann "am besten können dir das erfahrene Musiker erklären" - weil ich meine mich in diesem Aufwind zu befinden, den sich Max Mustermann wünscht, wenn er bei Onkel Google "Wie lerne ich Gitarre" eingibt. Also niveautechnisch bin noch lange kein Profimusiker, aber ich meine, einen Weg gefunden zu haben, wie ich ziemlich sicher ein guter werden könnte - und >>Überraschung<< es ist natürlich mit harter Arbeit verbunden und es ist natürlich ists auch nichts neues.
Üben =/= Üben !!
Es gibt viele Tipps zu dem Thema, im Wesentlichen läufts häufig auf "beobachte dich selbst und merk dir, was am besten funktioniert" - (man kann vieles auch gut auf "Sei ehrlich zu dir" reduzieren)
Aber da spielt unglaublich viel hinein - z.B.:
-) eine Selbstbelohnung nach dem Üben (wenn das Hirn seine Dopamindosis nicht bekommt machts nunmal keinen Spass - im besten Fall ist das Üben selbst die Belohnung, da muss man ehrlich zu sich sein)
Meine etwa war lange Zeit ein Onlinespiel - habs früher viel und gern gespielt, aber dann nurnoch als Selbstbelohnung für braves Üben verwendet. Inzwischen ist das Spielen selbst Belohnung genug
-) wann übe ich: in welcher Verfassung, denk ich den halben Tag nur dran, wie ich Riff XY spielen könnte, wenn ich endlich heimkomme - und wenn nicht, kann ich vielleicht etwas machen, dass es so wird?
Oder greif ich die Gitarre eher nur an aus Pflichtgefühl gegenüber den Bandkollegen/ (Unterricht bezahlenden) Eltern?
Tag/Nachtmensch (ich lerne Vormittags mMn leichter, nur hab ich da selten Zeit zum üben)
-)wie übe ich - setz ich mir Ziele oder hab sonst eine Art von Einteilung; sorge ich dafür, dass ich ungestört bin; sorge ich dafür, dass Ersatzsaiten da sind; bin ich mir gegenüber ehrlich wenn ich sage "jetzt kann ichs"; oder aber ists mit "Naja ich setz mich halt eine Stunde hin und mach das, was der Lehrer letzte Woche gesagt hat" getan?
-) Übe ich in der richtigen Reihenfolge - hier ist ein Lehrer unglaublich wertvoll - man kann bestimmte Techniken erst lernen (bzw. ist es erst sinnvoll), wenn bestimmte andere Techniken sitzen, z.B.
Bendings ganz am Anfang tun einfach nur weh - schmerzen die Finger beim normalen Akkordspiel muss man erstmal harte Fingerkuppen kriegen
>>Der Klassiker (wars zumindest lange bei mir)<< -Fokus zuerst auf rechte Hand, wenn die sitzt, linke Hand (kp oder umgekehrt, aber auf keinen Fall gleichzeitig!!) wenn etwas koordinatorisch nicht klappt - auf jeden Fall auf einen Fokus setzen und nicht einfach weitermachen - wenn Weg A nicht geht B probieren
Tapping nach HammerO/PullO - bei mir hat das Tapping (das ich als Van Halen- Verehrer natürlich von Anfang an versucht hab) erst richtig geklappt, nachdem ich Ho/Po blind mit allen Fingern konnte (und auch da muss man sich, wenn man zwar seit 6 Jahren spielt, aber eine einzelne Technik nie lange und ausführlich gesondert geübt hat 1 Woche hinsetzen und jeden Tag seine Übungen machen)
etc.
(Damit will ich nicht sagen, dass man es nicht probieren soll - es ist aber einfach dmotivierend, wenn man nicht weiß, dass man leider von Anfang an das Plektrum falsch hält und Solo XY einfach nicht gehen will - man weiß ja nicht, dass in drei Tagen der "Heureka wenn man das Ding so hält gehts"-Moment kommt)
Wenn einer vorhanden ist unbedingt mit dem Lehrer reden. Der hat hier die Aufgabe zu sagen:" Da musst du vorher das lernen"/ "Hey jetzt wo du das kannst können wir dieses versuchen".....
Da kommt auch wieder die Struktur ins Spiel, übe ich eher nach "Hmm heute hab ich Lust auf [was auch immer], also üben wir das" oder hab ich zumindest grob einen langfristigen Plan wie "Die Woche jeden Tag eine Stunde [was auch immer], dann das,...,.. und in 3 Monaten will ich damit [was auch immer] probieren" - oder hab ich sogar einen Plan wie "Ich mach jeden Tag Übung XXX, dann übe ich Stück XX, dann Übung A,B,C, dann..." (genau diese Struktur hat man, wenn man entweder einen guten Lehrer und entsprechende Motivation hat oder WIRKLICH KONSEQUENT ein gutes Gitarrenbuch durchackert).
-)Beachte ich das Umfeld? Gitarre spielen endet nicht am Ende der Gitarre, Stichwort Haltung
Mir wars die meisten Zeit egal, inzwischen ists so: Ich spiele, stelle den Gurt ein. Mein Mitbewohner kommt, nimmt die Gitarre, hängt sie um, 1sec drauf "Du hast heut schon gespielt oder" - er stellt den Gurt nämlich etwa 20 cm länger - ergo hängt die Gitarre etwa 10 cm tiefer - kann so nicht spielen stellt den Gurt um (bzw. will so nicht spielen, weils sich irgendwie ungewohnt anfühlt). Wenn ich dann das nächste mal die Gitarre nehm, mach ich auch keine 3 Anschläge bevor ich den Gurt wieder entsprechend raufstelle.
(irgendwie werd ich manchmal das Gefühl nicht los, das ihm einfach nur die Optik der tiefhängenden Gitarre gefällt aber mir ists definitv ein Stückchen zu tief)
-) Wie schauts mit meinen theoretischen Kenntnissen aus? "Gitarre spielen ohne Noten" hin oder her, je besser du dich theoretisch auskennst, umso besser - es ist auf jeden Fall ein Vorteil.
-) Was übe ich alles? Klar kann ich einen Fokus auf Technik XY setzen, aber 2 Stunden künstliche Flagoletts üben ist zwar toll, die Ausdauer und Präziosion bekommt man aber von dien verdammten E: 1-2-3-4, A: 1-2-3-4, + Variation davon, einmal täglich Barrets schrubben und für Metalliebhaber einmal täglich Quinten in möglichst schneller Abfolge produzieren.
Ich könnte da noch ewig weitermachen, aber ich denke es ist klar, worauf ich hinauswill - es ist durchaus möglich, dass Gitarrist A im Schnitt die zehnfache "Ausbeute" wie Gitarrist B aus einer Stunde üben hat, so man das direkt messen könnte (behaupte ich). Natürlich spielt da der Faktor Mensch, auf den man keinen Einfluss hat, auch hinein - keiner kann sich Gene und Erziehung aussuchen. Aber auf alles andere hat man einen Einfluss und den sollte man nutzen.
So und jetzt kommt die >>>BOMBE<<<< Das war eigentlich alles bis jetzt Einleitung, der Guide beginnt hier und ist eigentlich nur ein paar Zeilen lang:
Das alles eben gesagt wird einem jeden, der das liest, weil er besser spielen will, wahrscheinlich nicht derart helfen, wie es mir geholfen hat, dass ist nämlich MEIN ÜBUNGSSTIL
Also im wesentlichen dient all das vorhin beschriebene nur als Leitfaden - wie das genau aussieht muss jeder für sich selbst herausfinden - bei vielen Sachen ist es sicher sinnvoll, rein logisch zu entscheiden, welche Vorgehensweise die beste ist - man kann auch einfach nur herumprobieren, aber egal wie, letztlich geht es immer nur um die Konsequenz, bewährtes beizubehalten und nicht bewährtes zu verwerfen - AUCH WENN DAS NICHT IMMER LUSTIG IST.
Ich verfüge leider nicht über die Fähigkeit, einem jeden beliebig zu sagen, was bei ihm zum Erfolg führt - deswegen kann ich nur aufzeigen, wie ich es geschafft hab.
Eigentlich kann man das alles wieder ziemlich auf den Anfang zurückführen und in wenigen Sätzen zusammenfassen:
-) Jeden Tag üben
-) Immer Standardübungen/ E: 1-2-3-4; A: 1-2-3-4;- Variationen/Barrets zusätzlich zu was auch immer man übt.
-) Und alles andere kann man eigentlich auf "Macht euch alles, was euch schneller macht zur Angewohnheit und macht es euch zur Angewohnheit, alles was euch langsamer macht zu vermeiden" - aber mit aller Konsequenz.
Warum bring ich dann so ein ausführliches Beispiel?
Man bedenke:: Jeder einzelne der Punkte bringt für sich wenig, aber jeder einzelne kann einen Fortschritt - wenn's blöd kommt. - total unterbinden.
ich würde sogar noch einen Schritt weitergehen und sagen egal welcher Punkt es ist, irgendwann ist man in seiner Entwicklung an einer Stelle, wo dieser Punkt ein Problem wird. Deswegen wird die Größe des Übungspensums immer größer und es wird immer aufwendiger, dass Niveau zu halten (dass merke ich schon nach diesem kurzen halben Jahr) - man muss sich dessen bewusst sein, dass auch das dazu gehört, wenn man "gut werden will".
MMn lernt man mit der entsprechenden Erfahrung nicht nur ein besseres beherrschen des Instruments, sondern man lernt auch, sich selbst besser zu beherschen - also "besser zu üben". Das ist natürlich sehr individuell - das oben alles angeführte etwa ist wie schon erwähnt total auf mich persönlich zugeschnitten, ich merk sehr, wie schnell ich im Vergleich zu früher Techniken und Stücke lernen kann - und ich halte mich noch für weit unterm Niveau, dass ich erreichen kann.
Und nochmals, mit "früher" meine ich ein paar Monate, hab lange "herumgeklimmpert" ohne Strategie, aber seit dem kleinen Motivationsschub (zugegeben, den braucht man) hab ich angefangen, es wirklich konsequent anzugehen und das oben erwähnte hat sich bis jetzt aus dieser Konsequenz entstanden. Das Ergebnis, nämlich das ich inzwischen auf einem Niveau bin, wo ich mich vor kurzer Zeit noch nichtmal in Jahren gesehen hätte, motiviert natürlich sehr zum weitermachen (sozusagen ein umgekehrter Teufelskreis)
An der Stelle sei auch an alle jungen Leser gesagt: Ich gehe jetzt mit bald 23 da anders ran als noch vor 2 Jahren und natürlich gänzlich anders als vor 5 (und bin natürlich schwer gespannt, was da noch kommt, statistisch zumindest hab ich ja noch ein paar Jährchen ) Ich kann natürlich nur mutmaßen, aber ich denke zumindest bei mir hat der Faktor Abschluss/Uni/Auszug vom Hotel Mama schon einiges bewirkt (es ist ein gänzlich anderes Gefühl, wenn man sagen kann "ich üb jetzt, weil ich Zeit hab und es will" - ich persönlich nehm das viel stärker war seit ich gänzlich auf eigenen Beinen stehe) - also wenn ihr so 16-17 ist, feststellt, ihr kommt nicht weiter, Jahrelang nichts macht und es dann irgendwann neu entdeckt - genau so ists bei mir gelaufen.
(Anm.: Ich selbst schätze mein Niveau atm sehr durchschnittlich ein - es ist nur in kurzer Zeit enorm gestiegen - man will nicht wissen, wie ich vor einem halben Jahr gespielt hab, grottenschlecht, dafür das ich damals schon über 6 Jahre Gitarre gespielt hab)
An der Stelle mal Danke an das gesamte Forum, vieles hab ich in der Zeit hier gelernt (oder aber zumindest nen Tipp gesehen, wo ichs lernen kann) - vermutlich erklärt das auch, warum ichs so ausführlich mache, war eigentlich immer stiller Leser (gibt ja eh nix, was noch nicht diskutiert wurde und google findet alles ) und nun kann ich auch wieder was zurückgeben - auch wenns am Anfang mal nur eine über- überausführlich Schilderung meiner Übungsparameter ist
Aber ich denke ich hab da einen Weg gefunden, den viele Glauben zu suchen - naja das sind die Konsequenzen.
Und um endlich mal was konkretes reinzuschreiben: Der Gewinn ist (in meinem Fall)--> vor nem halben Jahr: "Juhu, ich schaff Paranoid durchgehend - beim Solo treff ich zwar immer nur mit Glück die ersten 3 Töne, aber was solls"
--> heute: "Ich schaff the Unforgiven, Solo geht schon halbwegs- größeres Problem macht geerade das verflucht schnelle Umschalten innerhalb des Solos von Clean auf Verzerrt - WEIL ICH ES NOCH NICHT RICHTIG AUSFÜHRLICH GEÜBT HABE (und ein neues Effektgerät hab aber ich hätte mit dem alten auch meine Schwierigkeiten)" - ich verlier atm noch fast jedesmal den Rythmus. Stairway to Heaven schaff ich inzwischen bis zum Solo (inkl. Plektrum - KeinPlektrumwechsel im Spiel)
UNd das sind nur die 2 bekanntesten Beispiele.
Tja und jetzt kommt das, was man immer sagen muss und viele nicht so gerne höhren: Es ist nunmal so, dass nichts geschenkt wird. Wenn es großartig klingen soll, erfordert das genauso großartige Hingabe - alles andere ist Gewäsch. Das ist der eigentliche Sinn hinter diesem Beitrag - viele hier im Forum haben das sicher schon viel weiter perfektioniert, als ich es momentan auch nur erahnen kann. Aber ich glaub, ich hab ziemlich genau das geschafft, was sich viele auf meinem Niveau wünschen - schaffen kann das jeder, aber man muss es nicht nur wollen, man muss daran arbeiten.
Also ran an den Speck, dann habt ihr das Glück des Fleißigen
Gruß
David
P.S.:
Kritik natürlich erwünscht
Ich möchte sozusagen als Start meiner aktiven "Forumskarriere" mich an einem kleinen Guide zum Thema "Wie übe ich richtig" versuchen.
Als kurze Einleitung möchte ich mich vorstellen und meine Motivation hierfür darlegen
Ich heiße David, werde im Mai 23 Jahre alt, wohnhaft im wunderschönen Wien
Angefangen hab ich mit 6 Jahren mit Trompete, mit 10 kam Bariton dazu, und mit 12 Posaune, welche ich ursprünglich lernen wollte (musste aber erst reinwachsen ) und die hab ich auch bis 19 gespielt, 3 Jahre im Verein.
Mit 15 kam die gute E- Gitarre dazu, hab aber auch immer eine Akkustische gehabt.
Wie komme ich nun zu der Anmaßung, mit meinem fast noch kindlichen Alter mich an einem derart komplexen Thema zu beschäftigen, welches euch zugegeben vermutlich die hälfte der hier aktiven Forumsuser besser nahbringen könnten?
Und das auch noch, wenn er anscheinend ein Blasmusiker ist......
Naja eins mal vorweg: Ich bin zwar definitiv deutlich näher am Anfang als am Ende meines Wegs (so es ein Ende überhaupt gibt), aber ich spiele auf jeden Fall besser Gitarre als ich die Posaune zu meinen besten Vereinszeiten beherscht hab.
Nun, das ist aber noch nicht lange so. Wie schon erwähnt hab ich mit 15 begonnen, war bis 18 ein ganz normaller unterdurchschnittlicher (weil selten geübt) Musikschüler und mit dem Auszug Richtung Wien hab ich ohne Lehrer weitergemacht. Hab so alle 1-2 Tage ein bisschen gespielt, aber nie defnitiv geübt. Vor einem 3/4 Jahr hab ich dann das Hotel Mama verlassen und bin mit einem Kumpel in ne WG gegangen. Dann durfte ich vor einem knappen halben Jahr zusehen, wie mein Mitbewohner sich innerhalb eines Tages Paschendale von Iron Maiden einverleibt hat - natürlich ohne Soli und irgendwie, aber am Abend hat er den iPod vom Anfang bis zum Ende ganz passabel begleiten können.
Das hat in mir einen derartigen Motivationsschub ausgelöst, dass ich nochmal ganz von vorne angefangen hab. Jeden Tag Üben. Bücher kaufen. Internet. und üben, üben , üben. Die ganz dämlichen Anfängerübungen - 1 Std. jeden Tag.
So, und ich hab mir im Laufe der Monate einen echten Spass draus gemacht, die Effizienz des Übens so hoch wie möglich zu treiben - mit mMn erstaunlichen Erfolgen. Nun hab ich nicht nur spielerisch dadurch enormes Selbstvertrauen gewonnen, sondern auch begonnen, hier im Forum hin und wieder ein paar Töne auszuspucken - unter anderem in diesem Thread:
https://www.musiker-board.de/einsteigerbereich-e-git/522345-spiele-2-jahre-egitarre-kann-nichts.html
Tja, und aus ein paar Zeilen wurden ein paar Textblöcke, und die wuchsen weiter - naja irgendwann kam ich zu dem Schluss "Das könnte allgemein von Interesse sein" - wenn nicht möge man mir es sagen, auch schlechte Kritik ist gute Kritik
Es geht nämlich um die ewige Fragestellung "Warum kann ich nix - ich spiel ja viel". Und genau deswegen bin ich so vermessen, mich an einem Thema zu versuchen, wo man normallerweise getrost sagen kann "am besten können dir das erfahrene Musiker erklären" - weil ich meine mich in diesem Aufwind zu befinden, den sich Max Mustermann wünscht, wenn er bei Onkel Google "Wie lerne ich Gitarre" eingibt. Also niveautechnisch bin noch lange kein Profimusiker, aber ich meine, einen Weg gefunden zu haben, wie ich ziemlich sicher ein guter werden könnte - und >>Überraschung<< es ist natürlich mit harter Arbeit verbunden und es ist natürlich ists auch nichts neues.
Üben =/= Üben !!
Es gibt viele Tipps zu dem Thema, im Wesentlichen läufts häufig auf "beobachte dich selbst und merk dir, was am besten funktioniert" - (man kann vieles auch gut auf "Sei ehrlich zu dir" reduzieren)
Aber da spielt unglaublich viel hinein - z.B.:
-) eine Selbstbelohnung nach dem Üben (wenn das Hirn seine Dopamindosis nicht bekommt machts nunmal keinen Spass - im besten Fall ist das Üben selbst die Belohnung, da muss man ehrlich zu sich sein)
Meine etwa war lange Zeit ein Onlinespiel - habs früher viel und gern gespielt, aber dann nurnoch als Selbstbelohnung für braves Üben verwendet. Inzwischen ist das Spielen selbst Belohnung genug
-) wann übe ich: in welcher Verfassung, denk ich den halben Tag nur dran, wie ich Riff XY spielen könnte, wenn ich endlich heimkomme - und wenn nicht, kann ich vielleicht etwas machen, dass es so wird?
Oder greif ich die Gitarre eher nur an aus Pflichtgefühl gegenüber den Bandkollegen/ (Unterricht bezahlenden) Eltern?
Tag/Nachtmensch (ich lerne Vormittags mMn leichter, nur hab ich da selten Zeit zum üben)
-)wie übe ich - setz ich mir Ziele oder hab sonst eine Art von Einteilung; sorge ich dafür, dass ich ungestört bin; sorge ich dafür, dass Ersatzsaiten da sind; bin ich mir gegenüber ehrlich wenn ich sage "jetzt kann ichs"; oder aber ists mit "Naja ich setz mich halt eine Stunde hin und mach das, was der Lehrer letzte Woche gesagt hat" getan?
-) Übe ich in der richtigen Reihenfolge - hier ist ein Lehrer unglaublich wertvoll - man kann bestimmte Techniken erst lernen (bzw. ist es erst sinnvoll), wenn bestimmte andere Techniken sitzen, z.B.
Bendings ganz am Anfang tun einfach nur weh - schmerzen die Finger beim normalen Akkordspiel muss man erstmal harte Fingerkuppen kriegen
>>Der Klassiker (wars zumindest lange bei mir)<< -Fokus zuerst auf rechte Hand, wenn die sitzt, linke Hand (kp oder umgekehrt, aber auf keinen Fall gleichzeitig!!) wenn etwas koordinatorisch nicht klappt - auf jeden Fall auf einen Fokus setzen und nicht einfach weitermachen - wenn Weg A nicht geht B probieren
Tapping nach HammerO/PullO - bei mir hat das Tapping (das ich als Van Halen- Verehrer natürlich von Anfang an versucht hab) erst richtig geklappt, nachdem ich Ho/Po blind mit allen Fingern konnte (und auch da muss man sich, wenn man zwar seit 6 Jahren spielt, aber eine einzelne Technik nie lange und ausführlich gesondert geübt hat 1 Woche hinsetzen und jeden Tag seine Übungen machen)
etc.
(Damit will ich nicht sagen, dass man es nicht probieren soll - es ist aber einfach dmotivierend, wenn man nicht weiß, dass man leider von Anfang an das Plektrum falsch hält und Solo XY einfach nicht gehen will - man weiß ja nicht, dass in drei Tagen der "Heureka wenn man das Ding so hält gehts"-Moment kommt)
Wenn einer vorhanden ist unbedingt mit dem Lehrer reden. Der hat hier die Aufgabe zu sagen:" Da musst du vorher das lernen"/ "Hey jetzt wo du das kannst können wir dieses versuchen".....
Da kommt auch wieder die Struktur ins Spiel, übe ich eher nach "Hmm heute hab ich Lust auf [was auch immer], also üben wir das" oder hab ich zumindest grob einen langfristigen Plan wie "Die Woche jeden Tag eine Stunde [was auch immer], dann das,...,.. und in 3 Monaten will ich damit [was auch immer] probieren" - oder hab ich sogar einen Plan wie "Ich mach jeden Tag Übung XXX, dann übe ich Stück XX, dann Übung A,B,C, dann..." (genau diese Struktur hat man, wenn man entweder einen guten Lehrer und entsprechende Motivation hat oder WIRKLICH KONSEQUENT ein gutes Gitarrenbuch durchackert).
-)Beachte ich das Umfeld? Gitarre spielen endet nicht am Ende der Gitarre, Stichwort Haltung
Mir wars die meisten Zeit egal, inzwischen ists so: Ich spiele, stelle den Gurt ein. Mein Mitbewohner kommt, nimmt die Gitarre, hängt sie um, 1sec drauf "Du hast heut schon gespielt oder" - er stellt den Gurt nämlich etwa 20 cm länger - ergo hängt die Gitarre etwa 10 cm tiefer - kann so nicht spielen stellt den Gurt um (bzw. will so nicht spielen, weils sich irgendwie ungewohnt anfühlt). Wenn ich dann das nächste mal die Gitarre nehm, mach ich auch keine 3 Anschläge bevor ich den Gurt wieder entsprechend raufstelle.
(irgendwie werd ich manchmal das Gefühl nicht los, das ihm einfach nur die Optik der tiefhängenden Gitarre gefällt aber mir ists definitv ein Stückchen zu tief)
-) Wie schauts mit meinen theoretischen Kenntnissen aus? "Gitarre spielen ohne Noten" hin oder her, je besser du dich theoretisch auskennst, umso besser - es ist auf jeden Fall ein Vorteil.
-) Was übe ich alles? Klar kann ich einen Fokus auf Technik XY setzen, aber 2 Stunden künstliche Flagoletts üben ist zwar toll, die Ausdauer und Präziosion bekommt man aber von dien verdammten E: 1-2-3-4, A: 1-2-3-4, + Variation davon, einmal täglich Barrets schrubben und für Metalliebhaber einmal täglich Quinten in möglichst schneller Abfolge produzieren.
Ich könnte da noch ewig weitermachen, aber ich denke es ist klar, worauf ich hinauswill - es ist durchaus möglich, dass Gitarrist A im Schnitt die zehnfache "Ausbeute" wie Gitarrist B aus einer Stunde üben hat, so man das direkt messen könnte (behaupte ich). Natürlich spielt da der Faktor Mensch, auf den man keinen Einfluss hat, auch hinein - keiner kann sich Gene und Erziehung aussuchen. Aber auf alles andere hat man einen Einfluss und den sollte man nutzen.
So und jetzt kommt die >>>BOMBE<<<< Das war eigentlich alles bis jetzt Einleitung, der Guide beginnt hier und ist eigentlich nur ein paar Zeilen lang:
Das alles eben gesagt wird einem jeden, der das liest, weil er besser spielen will, wahrscheinlich nicht derart helfen, wie es mir geholfen hat, dass ist nämlich MEIN ÜBUNGSSTIL
Also im wesentlichen dient all das vorhin beschriebene nur als Leitfaden - wie das genau aussieht muss jeder für sich selbst herausfinden - bei vielen Sachen ist es sicher sinnvoll, rein logisch zu entscheiden, welche Vorgehensweise die beste ist - man kann auch einfach nur herumprobieren, aber egal wie, letztlich geht es immer nur um die Konsequenz, bewährtes beizubehalten und nicht bewährtes zu verwerfen - AUCH WENN DAS NICHT IMMER LUSTIG IST.
Ich verfüge leider nicht über die Fähigkeit, einem jeden beliebig zu sagen, was bei ihm zum Erfolg führt - deswegen kann ich nur aufzeigen, wie ich es geschafft hab.
Eigentlich kann man das alles wieder ziemlich auf den Anfang zurückführen und in wenigen Sätzen zusammenfassen:
-) Jeden Tag üben
-) Immer Standardübungen/ E: 1-2-3-4; A: 1-2-3-4;- Variationen/Barrets zusätzlich zu was auch immer man übt.
-) Und alles andere kann man eigentlich auf "Macht euch alles, was euch schneller macht zur Angewohnheit und macht es euch zur Angewohnheit, alles was euch langsamer macht zu vermeiden" - aber mit aller Konsequenz.
Warum bring ich dann so ein ausführliches Beispiel?
Man bedenke:: Jeder einzelne der Punkte bringt für sich wenig, aber jeder einzelne kann einen Fortschritt - wenn's blöd kommt. - total unterbinden.
ich würde sogar noch einen Schritt weitergehen und sagen egal welcher Punkt es ist, irgendwann ist man in seiner Entwicklung an einer Stelle, wo dieser Punkt ein Problem wird. Deswegen wird die Größe des Übungspensums immer größer und es wird immer aufwendiger, dass Niveau zu halten (dass merke ich schon nach diesem kurzen halben Jahr) - man muss sich dessen bewusst sein, dass auch das dazu gehört, wenn man "gut werden will".
MMn lernt man mit der entsprechenden Erfahrung nicht nur ein besseres beherrschen des Instruments, sondern man lernt auch, sich selbst besser zu beherschen - also "besser zu üben". Das ist natürlich sehr individuell - das oben alles angeführte etwa ist wie schon erwähnt total auf mich persönlich zugeschnitten, ich merk sehr, wie schnell ich im Vergleich zu früher Techniken und Stücke lernen kann - und ich halte mich noch für weit unterm Niveau, dass ich erreichen kann.
Und nochmals, mit "früher" meine ich ein paar Monate, hab lange "herumgeklimmpert" ohne Strategie, aber seit dem kleinen Motivationsschub (zugegeben, den braucht man) hab ich angefangen, es wirklich konsequent anzugehen und das oben erwähnte hat sich bis jetzt aus dieser Konsequenz entstanden. Das Ergebnis, nämlich das ich inzwischen auf einem Niveau bin, wo ich mich vor kurzer Zeit noch nichtmal in Jahren gesehen hätte, motiviert natürlich sehr zum weitermachen (sozusagen ein umgekehrter Teufelskreis)
An der Stelle sei auch an alle jungen Leser gesagt: Ich gehe jetzt mit bald 23 da anders ran als noch vor 2 Jahren und natürlich gänzlich anders als vor 5 (und bin natürlich schwer gespannt, was da noch kommt, statistisch zumindest hab ich ja noch ein paar Jährchen ) Ich kann natürlich nur mutmaßen, aber ich denke zumindest bei mir hat der Faktor Abschluss/Uni/Auszug vom Hotel Mama schon einiges bewirkt (es ist ein gänzlich anderes Gefühl, wenn man sagen kann "ich üb jetzt, weil ich Zeit hab und es will" - ich persönlich nehm das viel stärker war seit ich gänzlich auf eigenen Beinen stehe) - also wenn ihr so 16-17 ist, feststellt, ihr kommt nicht weiter, Jahrelang nichts macht und es dann irgendwann neu entdeckt - genau so ists bei mir gelaufen.
(Anm.: Ich selbst schätze mein Niveau atm sehr durchschnittlich ein - es ist nur in kurzer Zeit enorm gestiegen - man will nicht wissen, wie ich vor einem halben Jahr gespielt hab, grottenschlecht, dafür das ich damals schon über 6 Jahre Gitarre gespielt hab)
An der Stelle mal Danke an das gesamte Forum, vieles hab ich in der Zeit hier gelernt (oder aber zumindest nen Tipp gesehen, wo ichs lernen kann) - vermutlich erklärt das auch, warum ichs so ausführlich mache, war eigentlich immer stiller Leser (gibt ja eh nix, was noch nicht diskutiert wurde und google findet alles ) und nun kann ich auch wieder was zurückgeben - auch wenns am Anfang mal nur eine über- überausführlich Schilderung meiner Übungsparameter ist
Aber ich denke ich hab da einen Weg gefunden, den viele Glauben zu suchen - naja das sind die Konsequenzen.
Und um endlich mal was konkretes reinzuschreiben: Der Gewinn ist (in meinem Fall)--> vor nem halben Jahr: "Juhu, ich schaff Paranoid durchgehend - beim Solo treff ich zwar immer nur mit Glück die ersten 3 Töne, aber was solls"
--> heute: "Ich schaff the Unforgiven, Solo geht schon halbwegs- größeres Problem macht geerade das verflucht schnelle Umschalten innerhalb des Solos von Clean auf Verzerrt - WEIL ICH ES NOCH NICHT RICHTIG AUSFÜHRLICH GEÜBT HABE (und ein neues Effektgerät hab aber ich hätte mit dem alten auch meine Schwierigkeiten)" - ich verlier atm noch fast jedesmal den Rythmus. Stairway to Heaven schaff ich inzwischen bis zum Solo (inkl. Plektrum - KeinPlektrumwechsel im Spiel)
UNd das sind nur die 2 bekanntesten Beispiele.
Tja und jetzt kommt das, was man immer sagen muss und viele nicht so gerne höhren: Es ist nunmal so, dass nichts geschenkt wird. Wenn es großartig klingen soll, erfordert das genauso großartige Hingabe - alles andere ist Gewäsch. Das ist der eigentliche Sinn hinter diesem Beitrag - viele hier im Forum haben das sicher schon viel weiter perfektioniert, als ich es momentan auch nur erahnen kann. Aber ich glaub, ich hab ziemlich genau das geschafft, was sich viele auf meinem Niveau wünschen - schaffen kann das jeder, aber man muss es nicht nur wollen, man muss daran arbeiten.
Also ran an den Speck, dann habt ihr das Glück des Fleißigen
Gruß
David
P.S.:
Kritik natürlich erwünscht
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