Es tuet mir leid

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SoleLuna_m
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LiebeTexterInnen

Hier ein neuer Text, entstanden aus einer Situation, die ich eigentlich ungewollt beim Warten auf den Zug mitbekommen hab....
Die Uebersetzung ins Hochdeutsche steht kursiv darunter (was braucht ich Nerven, aber daneben schreiben mit Absätzen ging nicht...)

Nehme gerne Anregungen und Rückmeldungen entgegen!

Herzlichen Dank.

Strophe1
Tuet mir leid
Tuet mir leid
Tuet mir leid

Chasch nid mau säge
Täg der leid?
"Tuet mir leid?"

Oh i warte,
bis mir seisch
Täg dir leid

Oh i warte,
bis mir seisch
Täg dir leid

Bridge

Strophe2
Tuet mir leid
Tuet mir leid
Tuet mir leid

All die Jahr
Dreih mi ab
Uf de Strass

Bis zum Tag
Wo mi frag
Wies dir gaht

Bis zum Tag
Wo mi frag
Wies dir gaht?


Refrain
Oh,wie vergange isch die Zyt
Und mis Läbe, mis Läbe ohni di
Du wod mol gseit hesch, zwei Schwän,
Zwei Schwän verlöh sich nie

Strophe3
Tuet mir leid
Tuet mir leid
Tuet mir leid

Ha di gsuecht
Ganz heimlich
Bis dohi

Wo ni lese
Uf dim Stei
.....

Wo ni da lese
Uf dim Stei
"Es tuet mir leid"

Outro
4x
Du wod mol gseit hesch, zwei Schwän
Zwei Schwän verlöh sich nie!


Hochdeutsch

Strophe 1
Es tut mir leid
Es tut mir leid
Es tut mir leid

Kannst du nicht ein Mal sagen
Es tät dir leid?
"Tut mir leid?"

Oh ich warte
Bis du mir sagst
Es täte dir Leid

Oh ich warte
Bis du mir sagst
Es täte dir Leid

Strophe 2
Es tut mir leid
Es tut mir leid
Es tut mir leid

All die Jahre
Dreh/Wende ich mich ab
Auf der Strasse

Bis zum Tag,
An dem ich mich frag
Wies dir geht

Bis zum Tag
An dem ich mich frag
Wies dir geht

Refrain
Oh wie vergangen ist die Zeit
Und mein Leben, mein Leben ohne dich
Du, die du mal gesagt hast zwei Schwäne
Zwei Schwäne verliessen sich nie!

Strophe 3
Es tut mir leid
Es tut mir leid
Es tut mir leid

Hab dich gesucht
Ganz heimlich
Bis hierhin

Wo ich lese
Auf deinem Stein
....

Wo ich lese
Auf deinem Stein
Es tät dir leid

Outro

4x
Du, die du mal gesagt hast zwei Schwäne
Zwei Schwäne verliessen sich nie!


Euer Soleluna
 
Eigenschaft
 
Guten Morgen Soleluna,

Das klingt schön traurig. Und wirft viele Fragen auf. Wie bei einem Film, der mit dem Ende beginnt auf dem Friedhof und dann erst zurückspult und die Geschichte erzählt. Mein Gefühl dazu ist ambivalent. Ich denke zuerst, das genügt, mehr muss ich nicht wissen und kurz danach würd ich doch noch gern ein wenig mehr erfahren. Wozu willst du den Leser denn animieren? Reicht dir das so? Mir ist es recht, ich find's wie gesagt schön, mich interessiert aber schon auch wo du damit hin willst :)

LG, Annette
 
Moin moin!

Für mich ist es immer wieder spannend, Texte in Mundart zu lesen. Plattdeutsch würde ja noch gehen, aber alles südlichere ist doch sehr anders. Das finde ich immer wieder total klasse und hoffe sehr, daß diese regionalen Eigenheiten nicht verloren gehen. Bei Schwyzerdytsch (hab' ich das richtig geschrieben?) besteht wohl zumindest akut keine Gefahr. Aber in D-Nord werden einige Dialekte und auch regionale Sprachen wie das Friesische immer weniger aktiv gesprochen - ein Jammer!

Zum Text an sich: du hast ein sehr melancholisches Lied verfasst, das Anfang und Ende offen lässt. Gefällt mir persönlich eigentlich sehr gut, da man so als Zuhörer noch Raum für eigene Interpretationen hat. Ich stimme aber Annette zu, die sich hier noch etwas mehr Richtungsgebendes wünscht. Das würde dem Bild sozusagen einen Rahmen geben. Du hast die Idee aus einem zufällig gehörten Gespräch, das wissen wir jetzt. Der Zuhörer außerhalb des Forums nicht, und dann fehlt vielleicht etwas zum Verständnis.

Vielleicht transportiert die Musik ja noch zusätzlich ein bisschen was von dem Bild, das du im Text noch schemenhaft gezeichnet hast.

So oder so würde ich mich freuen, das Lied inmal komplett zu hören. :)

Danke jedenfalls schon jetzt für den schönen Song!

Beste Grüße,
6f
 
Hallo Soleluna

ich finde den Text generell auch sehr schön, minimalistisch?

Ich denke aber, dass Musik dazu zwingend notwendig wäre, weil die vielen Wiederhohlungen sind ohne Musik ein bischen ermüdend. Also, Wiederholungen ohne Musik können natürlich schon funktionieren, in diesem Fall wünscht man sich aber irgendwie noch was. Das kannst du ja aus dem Feedback rauslesen, bei mir wärs die Musik ;)

Grüße
 
Guten Abend

Herzlichen Dank für eure Gedanken.

@Annette

Ich denke zuerst, das genügt, mehr muss ich nicht wissen und kurz danach würd ich doch noch gern ein wenig mehr erfahren.

Das hör ich eigentlich gern, erlaubt es nicht eigene Phantasien weiterzuspinnen und sich gar z.T. darin wiederzufinden? Vielleicht sogar einen Konflikt darin zu finden?

Wozu willst du den Leser denn animieren?

Zu solch ehrlichen Rückmeldungen, wie den deinen, natürlich auch zu Aenderungsvorschlägen, es interessiert mich, was er auslöst, was ankommt, was abstösst usw... Es soll für den Leser oder Hörer entscheidender sein, was der Text bei ihm auslöst, als was ich tatsächlich dabei für Gedanken hatte. Und ich bin überzeugt man nähert sich so gemeinsam dem Inhalt:gruebel:

Reicht dir das so?

Im Grunde genommen ja, das Auslösen der beschriebenen Ambivalenz empfinde ich schon als sehr gehaltvoll für mich. Wenn dir das reicht? Manchmal entsteht ein Dialog aus , aus dem alle etwas entnehmen können, vielleicht nicht?

mich interessiert aber schon auch wo du damit hin willst

Eigentlich auf die Bühne, ich möcht ein kleines Set zusammenstellen, das wär vielleicht ein neuer Kandidat :gruebel:

@6thfoot

Bei Schwyzerdytsch (hab' ich das richtig geschrieben?) besteht wohl zumindest akut keine Gefahr.
Hm, es gibt schon Regionen in der Schweiz deren Dialekt vom Aussterben bedroht ist, man hört es zumindest so, z.B. der Bündnerdialekt, die 4. Landessprache der Schweiz, da in der Schule vermehrt deutsch gesprochen werde. Ja, ich denke halt in schweizerdeutsch, somit fällt mir das Texten am einfachsten.

Gefällt mir persönlich eigentlich sehr gut, da man so als Zuhörer noch Raum für eigene Interpretationen hat.
Ich stimme aber Annette zu, die sich hier noch etwas mehr Richtungsgebendes wünscht. Das würde dem Bild sozusagen einen Rahmen geben.
Danke dir für die Verstärkung von Anettes Gedanken.
Hier stellt sich mir jetzt natürlich die interessante Frage: Wieviel muss der Leser wissen, dass ihn der Text möglichst anspricht bzw. beschäftigt? Weisst du, seit meinem letzten Text hier hab ich aufgehört, Allwissender über meinen eigenen Text sein müssen zu wollen, die Geschichte reicht....

Oder ist die Geschichte zu unklar?

Ich nenn Mal ein paar Fragen, die ich mir selber beim Lesen stelle:
- Was kann man einem Menschen verzeihen, was nicht, wann ist Abwendung von einem Menschen gesund für einen.
- Wie merkt man, ob man ihm nicht doch besser hätte verzeihen sollen, bevor es zu spät ist?
- Was liest man in den Lehren der Religionen über das Verzeihen?

oder ganz alltägliches:
- Wie sähe mein Leben aus, wenn ich bei einem andern Partner geblieben wäre?

Vielleicht hilft das?

Vielleicht transportiert die Musik ja noch zusätzlich ein bisschen was von dem Bild, das du im Text noch schemenhaft gezeichnet hast.
Das hoff ich natürlich! Das Lied ist natürlich plus-minus arrangiert, aber es kann noch etwas dauern bis ich eine vernünftige Aufnahme habe, die ich aber dann gerne hier reinstelle.

@DugDanger
ich finde den Text generell auch sehr schön, minimalistisch?
Danke dir. Minimalistisch hab ich schon oft gehört, ich mag es das Wesentliche herauszufiltern, dabei halt aber auch Gefahr zu laufen zu wenig verstanden zu werden.:gruebel:

Zur Musik lies oben.


Liebe Grüsse
Soleluna
 
weißt du, ich hab es mir gerade nochmal durchgelesen. Ich würde es genau so lassen wie es ist (das würde ICH sowieso machen, weil ich Texte hinterher nicht mehr ändern KANN) - aber es passt alles so wie es ist.
mit einer entsprechenden Melodie werden die Wiederholungen bestimmt auch passen.
schöner, kleiner Text.

unbedingt aufnehmen und posten.

Duggy
 
Und Guten Morgen Sole.

Das hör ich eigentlich gern, erlaubt es nicht eigene Phantasien weiterzuspinnen und sich gar z.T. darin wiederzufinden? Vielleicht sogar einen Konflikt darin zu finden?

Ja im Ansatz tut es das, das hat aber auch mit der Plattform zu tun. Du fragst nach Feedback und ich such aktiv den Diskussionsboden, um mein eigenes Schreiben weiterzuentwickeln (und weil ich gern diskutiere....). Also lese ich einmal drüber und warte ob ich was fühle. "Draussen" reicht dieses erste Gefühl nicht immer, um mich bei der Stange zu halten, sprich das Lied zu Ende zu hören oder das Buch zu kaufen. Hier drinnen hab ich meine Gedanken weitergesponnen und dir geantwortet. Draussen wär ich vielleicht weitergesegelt.

Zu solch ehrlichen Rückmeldungen, wie den deinen, natürlich auch zu Aenderungsvorschlägen, es interessiert mich, was er auslöst, was ankommt, was abstösst usw... Es soll für den Leser oder Hörer entscheidender sein, was der Text bei ihm auslöst, als was ich tatsächlich dabei für Gedanken hatte. Und ich bin überzeugt man nähert sich so gemeinsam dem Inhalt

Dein Text löst bei mir Interesse aus. Verzeihen an sich interessiert mich und auch deine "Beobachtung" am Bahnsteig. Entsprechend intensiv vorgetragen, könnte ich mir vorstellen, dass er viele Menschen erreichen kann. Du weisst selbst wie das ist, wenn man aus einem Konzert kommt. War es ok oder gar super oder war man gar gebannt und hat jedem Lied gelauscht? Ich würde mir schon noch einen Tick mehr Intensität wünschen im Text. Ein paar Zeilen mehr, vielleicht aus deiner Sicht. Was das Beobachten in dir ausgelöst hat. Oder einen Refrain mit einer Art "sinnierenden" Zusammenfassung. Irgendwas, was das Ding bei mir verankern kann. Ich finde das ist überhaupt immer die Kunst beim Texten, der Anker, den ich auswerfe. Und das Verpacken eines eventuell tonnenschweren Themas in ein paar Verse mit einem Refrain.

Eigentlich auf die Bühne, ich möcht ein kleines Set zusammenstellen, das wär vielleicht ein neuer Kandidat

Ja das wär ein Kandidat!

Liebe Grüsse, Annette
 
Liebe Annette

Hab leider nur kurz Zeit über Mittag.

deine "Beobachtung" am Bahnsteig
Ich stand da neben einem jungen Pärchen, hübsch gekleidet, die Frau mit einem Baby umgewickelt, perfektes Familienglück hätte man meinen können.
Doch da sah ich ihre wütenden Augen und hörte sie eben sagen:" Kannst du nicht ein Mal sagen, es täte dir Leid?". Ganz leise, obwohl sie sehr wütend gewesen sein musste.
Und er ging, auch ganz leise, kam wieder, fragte ob er nicht den Schlüssel haben könne, er könne ja nicht in die Wohnung. Sie schaute einfach weg, schwieg, er ging in den Zug, fuhr los, sie blieb... Alles so leise, mit kleinen Gesten...Weisst du, wenn sie wenigstens laut gezankt hätten! Aber so blieb mir das einfach im Nacken sitzen!

Ich würde mir schon noch einen Tick mehr Intensität wünschen im Text.

Mach mal ein passendes Beispiel, was genau meinst du mit Intensität? Bei der Wortwahl, den Umschreibungen?

Oder einen Refrain mit einer Art "sinnierenden" Zusammenfassung. Irgendwas, was das Ding bei mir verankern kann.
:gruebel: Ich kenne solche Refrains. Ueberlege mir was. Oder muss man dem Publikum wirklich immer alles vorkauen?:gruebel: Ich nehm das mal mit!

Dank dir und liebe Grüsse

Soleluna
 
Lieber Sole,

Oder muss man dem Publikum wirklich immer alles vorkauen?

Nein nicht vorkauen. Einmal mit der kalten Hand nach meinem Herzen greifen. Du schreibst, der "Streit" blieb dir im Nacken sitzen und ich will das auch spüren. Ich möchte dahin gebeamt werden und mit dir reisen durch all die Gedanken, die im Anschluss in dir hochstiegen. Ich weiss nicht, ob ein paar dramatischere Worte da schon helfen würden, ich weiss ja auch gar nicht ob du das testen willst. Den Teil mit den Schwänen find ich gut, der Satz mit der vergangenen Zeit und dem Leben reicht mir wiederum nicht. Du hast nach Anregungen und Rückmeldungen gefragt und ich versuche mein Bestes, dir zu beschreiben, wo ich nach dem Lesen stand.

Liebe Grüsse, Annette
 
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Lieber Sole,

Du hast neben einigen wenigen anderen einen unverwechselbaren Stil. Und weil dessen stoische Ruhe und lakonische Kürze mich anspricht, reagiere ich immer positiv, auf das was ich von Dir lese. (Vom ersten Moment an ;)).

Allerdings frage ich mich auch manchmal, welche Kompromisse Du eingehst, um diesen Deinen Stil zu "kultivieren"....

Hier, wo ich im thread Deine tolle Vorgeschichte lese, bedaure ich, dass diese offene Geschichte im Songtext hinter einem melancholischen Nebelschleier verschwunden ist. Du ziehst es vor, mit einem Grabstein zu enden, statt einem : Und wenn sie nicht gestorben sind....

Ich stand da neben einem jungen Pärchen, hübsch gekleidet, die Frau mit einem Baby umgewickelt, perfektes Familienglück hätte man meinen können.
Doch da sah ich ihre wütenden Augen und hörte sie eben sagen:" Kannst du nicht ein Mal sagen, es täte dir Leid?". Ganz leise, obwohl sie sehr wütend gewesen sein musste.
Und er ging, auch ganz leise, kam wieder, fragte ob er nicht den Schlüssel haben könne, er könne ja nicht in die Wohnung. Sie schaute einfach weg, schwieg, er ging in den Zug, fuhr los, sie blieb...

Die Bilder der Vorgeschichte wirken lebendig auf mich: Der Mann verschanzt sich hinter einem Schweigen, obwohl es vielleicht gerade um seine Existenz geht. Ich fühle förmlich sein Unglück. Macht das sein passiver Charakter? Hat er Angst vor der Frau? Ist er in seine eigene Falle geraden? Oder in ihre?

Seltsamer Weise tut mir die Frau weniger leid. Sie hat noch Forderungen: " Kannst du nicht ein Mal sagen, es täte dir Leid?" Klar, für mich klingt das so traurig wie ohnmächtig. Aber sie hat ihr Spiel noch nicht aufgegeben. Er muss (angeblich) nur sagen: "Es tut mir leid".

Ob sie wirklich (noch einmal) auftauen würde , wenn er dieses: " Es tut mir leid" wirklich sagen würde? Oder ob dann nicht ein:"Dann beweis es!"hinter her kommen würde? Oder ein: "Ich glaube Dir nicht"?

Wahrscheinlich so intensiv, dass ER gar nicht anders kann, als sich als Täter zu fühlen. Schweigt er deshalb?

Und nun lese ich noch einmal Deinen Text und lese den Schluss:

Hab dich gesucht
Ganz heimlich
Bis hierhin

Wo ich lese
Auf deinem Stein
....

Wo ich lese
Auf deinem Stein
Es tät dir leid

Outro

4x
Du, die du mal gesagt hast zwei Schwäne
Zwei Schwäne verliessen sich nie!

Schade, ER (oder SIE?) nimmt das Geheimnis mit ins Grab. Die Geschichte ist abgeschlossen...:gruebel: Was soll da in meinem Hirn noch groß auf blitzen außer einem 'Ach ja'?

Schade, denn ich kenne diese Forderung auch: " kannst Du nicht einmal sagen, es täte Dir leid"? - Diese Frage kann. auch von der Vergesslichkeit oder Schwerhörigkeit der Fragestellerin zeugen. Oder davon, dass man manchmal "Es tut mir leid" sagt und vielleicht in einem Tonfall, dass die Fragestellerin im Geiste ein "....Du dumme Kuh" heran gehängt hört.

Und last not least: Ist dieses "Es tut mir leid" nun eine Kapitulation oder eine Befreiung? Für beides könnte man trefflich streiten!

Du siehst also, ich bin schon etwas traurig, dass all das vielleicht nur in MEINEM Kopf kreist....obwohl ich mir da gerade bei DIR nicht so sicher bin...;)

Es zieht mich scheinbar mehr in Deine offene Vorgeschichte als in Deinen "fertigen" Text.

Oder ist auch DESSEN Ende offen? Was hab ich da nicht verstanden?

Lg
 
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Danke, Annette und Jongleur. Ihr habt mein diffuses Gefühl des "fehlenden Rahmens" in klare Worte gefasst. Das war mir nicht gelungen, weil mir nicht ganz klar war, was mir fehlte. Bleibt die Frage an SoleLuna: Kannst du da etwas mit anfangen und ist das für dich verwertbar? Ich finde deinen Text so wunderbar fragil und verletzlich, ich möchte nicht, dass er im Hauruck etwas eingebaut bekommt, was ihm nicht gut tut.

Ich bin sehr gespannt!

Beste Grüße,
6f
 

Verdammt der gesamte Text von einer Stunde schreiben ist weg!!!! Scheissbrowser!!!
:mad::mad:

Ich fühl mich also dazu verdammt meine Antwort etwas zusammenzufassen:


Liebe Annette

Vielen lieben Dank für deine sehr treffenden Zeilen, ich muss mich sehr mit meinem Text und meinen Gedanken auseinandersetzen. Ich denke deine Gedanken gehen in eine ähnliche Richtung wie diejenigen Jongleurs.

Du schreibst, der "Streit" blieb dir im Nacken sitzen und ich will das auch spüren. Ich möchte dahin gebeamt werden und mit dir reisen durch all die Gedanken, die im Anschluss in dir hochstiegen. Ich weiss nicht, ob ein paar dramatischere Worte da schon helfen würden, ich weiss ja auch gar nicht ob du das testen willst. Den Teil mit den Schwänen find ich gut, der Satz mit der vergangenen Zeit und dem Leben reicht mir wiederum nicht

Dank dir dafür! Mir ist das ja gar nicht bewusst :gruebel: Weissst du, während ich schreibe, spielt sich die Geschichte in mir ab, aber raus kommt "nur" dieser Text. Das heisst, wenn ich das singe, empfinde ich die ganzen Emotionen, was aber den Zuhörer oder Leser scheinbar davon ausschliesst.
Weisst du während ich das hier so durchkaue, stosse ich vielleicht auf die relevanten Sätze, die der Text noch brauchen könnte.


Lieber Jongleur

Schön mal wieder von dir gelesen zu werden :), ich zehr immer sehr an deinen Kritiken.

Zum Textstil lies oben, mir ist das ja so noch gar nicht bewusst gewesen...

Hier, wo ich im thread Deine tolle Vorgeschichte lese, bedaure ich, dass diese offene Geschichte im Songtext hinter einem melancholischen Nebelschleier verschwunden ist. Du ziehst es vor, mit einem Grabstein zu enden, statt einem : Und wenn sie nicht gestorben sind....

Ich treib das einfach auf die Spitze auf die Gefahr hin im Kitsch zu landen... Ich probier das einfach mit einem etwas unguten Gefühl, dass das nach hinten losgehen könnte....


Die Bilder der Vorgeschichte wirken lebendig auf mich: Der Mann verschanzt sich hinter einem Schweigen, obwohl es vielleicht gerade um seine Existenz geht. Ich fühle förmlich sein Unglück. Macht das sein passiver Charakter? Hat er Angst vor der Frau? Ist er in seine eigene Falle geraden? Oder in ihre?

Seltsamer Weise tut mir die Frau weniger leid. Sie hat noch Forderungen: " Kannst du nicht ein Mal sagen, es täte dir Leid?" Klar, für mich klingt das so traurig wie ohnmächtig. Aber sie hat ihr Spiel noch nicht aufgegeben. Er muss (angeblich) nur sagen: "Es tut mir leid".

Ob sie wirklich (noch einmal) auftauen würde , wenn er dieses: " Es tut mir leid" wirklich sagen würde? Oder ob dann nicht ein:"Dann beweis es!"hinter her kommen würde? Oder ein: "Ich glaube Dir nicht"?

Wahrscheinlich so intensiv, dass ER gar nicht anders kann, als sich als Täter zu fühlen. Schweigt er deshalb?

Dank dir dafür, das sind in etwa meine Gedanken, kann ich wirklich so sagen. Weisst du, die Frau macht mir Angst mit ihrer Androhung einfach "Schluss" zu machen, totaler Liebesentzug, wegen etwas, was ihm nicht bewusst ist (oder scheint und mir nicht ist...könnt mir das auch passieren?:eek:). Ich bin hier selber nicht mehr Allwissender in meinem Text, weil ich einfach keine Ahnung habe, was da vorher los war und ich hab mir auch gar keine Gedanken darüber gemacht....



Schade, ER (oder SIE?) nimmt das Geheimnis mit ins Grab. Die Geschichte ist abgeschlossen... Was soll da in meinem Hirn noch groß auf blitzen außer einem 'Ach ja'?

Natürlich wär mir lieber ein "verdammt, was war da los!" oder ein "warum berührt mich das nur derart?"

Also stellt sich mir die Frage, was ich von der Vorgeschichte noch reinpacken sollte...
Und last not least: Ist dieses "Es tut mir leid" nun eine Kapitulation oder eine Befreiung? Für beides könnte man trefflich streiten!
Jaaaaaaaaaaaaaaaaaaa! :):):) Der Konflikt betrifft ja beide Seiten! Gibt es etwas, was man niemals verzeihen kann und wie weiss man ob das in ferner Zeit immer noch so ist? Wenn jemand nicht merkt, was er getan hat und sich unschuldig fühlt? Oder müssen das die Juristen entscheiden? Soll man den Kontakt zu jemandem abbrechen, wegen etwas, was vielleicht später gar nicht mehr als so schlimm empfunden wird, vielleicht nach einer Entschuldigung... es geht immer weiter....

Du siehst also, ich bin schon etwas traurig, dass all das vielleicht nur in MEINEM Kopf kreist....obwohl ich mir da gerade bei DIR nicht so sicher bin..

Es zieht mich scheinbar mehr in Deine offene Vorgeschichte als in Deinen "fertigen" Text.

Weisst du, mich wurmt gerade zutiefst, dass ich die Vorgeschichte bereits erwähnt habe ...
Dieses Kopfkreisen, das gefällt mir :)

Oder ist auch DESSEN Ende offen? Was hab ich da nicht verstanden?

Genau :) Ich hab die Allwissenheit abgestreift....

Nun was muss noch rein aus der Vorgeschichte?

liebe Grüsse

Soleluna
 
Sole über Annette schrieb:
Ich denke deine Gedanken gehen in eine ähnliche Richtung wie diejenigen Jongleurs.

Ja, nicht?:) Uns gibt es gelegentlich als Zwillingspaket;)

Ich treib das einfach auf die Spitze auf die Gefahr hin im Kitsch zu landen

Kitsch?:gruebel:... Hm... wenn man Kitsch als nicht lebendig begreift...vielleicht....:gruebel:
Nein, aber Kitsch hab ich nicht vordergründig gedacht... eher, dass Dein Text die Situation nicht in der Schwebe hält... EIN Gefühl ausdrücken möchte (vielleicht Deine Abneigung gegen diese Mitleid einfordernde Frau).

Wo bei mich halt viele Gefühle bewegen zu diesem: "warum kannst Du nicht sagen, dass es Dir leid tut?!".
- Ich frag mich mein halbes Leben, ob die Frauen mit diesem Spruch wirklich Erstaunen ausdrücken? So als ob SIE ohne weiteres Fehler bereuen könnten (was ich sehr bezweifle).
- Oder ob ihre Frage nur rhetorisch die männliche Flanke aufreißen soll , weil sie meinen, ein Mann habe von Natur aus einfach zu wenig Mitgefühl?
- ABER: Ich bin andererseits auch der Meinung, dass Frauen auf ein überzeugendes "Es tut mir leid" schneller versöhnlich reagieren als viele Männer. Manchmal sage ich zum Beispiel diese 4 Worte, der Streit verebbt, meine Freundin relativiert ihre Vorwürfe und plötzlich....erkenne ich einen Fehler, der mir NUN wirklich aus ehrlichem Herzen leid tut...:evil:

Also ohne dieses "es tut mir leid" kommt eine längere Beziehung wohl kaum aus, kann ich mir vorstellen. und wenn man dann noch DEINE Fragen dazu nimmt....

Gibt es etwas, was man niemals verzeihen kann und wie weiss man ob das in ferner Zeit immer noch so ist? Wenn jemand nicht merkt, was er getan hat und sich unschuldig fühlt? Oder müssen das die Juristen entscheiden? Soll man den Kontakt zu jemandem abbrechen, wegen etwas, was vielleicht später gar nicht mehr als so schlimm empfunden wird, vielleicht nach einer Entschuldigung... es geht immer weiter....

... spricht ja DOCH manches dafür, dieses "tut mir leid" auf einen Grabstein meißeln zu lassen...:gruebel:... aber irgendwie nicht so sentimental wie ein Herman Hesse... sondern eher ironisch - so Marke Wilhelm Busch, Ringelnatz oder Erich Kästner. - (Manno, dieses Gespräch regt mich jetzt aber so was von an...:))

Ich hab die Allwissenheit abgestreift....

Ach deshalb...ich tu mich mit dem Göttlichen anfangs immer etwas schwer. Gib mir noch etwas Zeit;)

Nun was muss noch rein aus der Vorgeschichte?

*Wiederernstwerdend* Ich sags ja immer wieder: Oft bewegt mich ein wackliges Wort, den Text bis zur Unkenntlichkeit neu zu schreiben....

Gerade habe ich folgendes Gefühl: Wenn der Grabstein bleiben soll (und "es tur mir leid" sowieso), dann würde ich vielleicht beginnen mit:

"Hier ruht einer der..."

In diesem Kontext würde die konkrete Antagonistin vielleicht Platz machen für eine imaginäre; oder völlig verschwinden. Ja, vielleicht würde ich eine Grabrede texten auf einen Mann, der nicht sagen konnte: "Es tut mir leid":gruebel:

Und dort hätte vielleicht dieser oder jener Gedanke zu Deiner Vorgeschichte Platz....
...aber das wäre dann ein recht anderer Text....
...obwohl ohne DICH, liebe Sole, undenkbar :)

Lg
 
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Moien Sole,

Weisst du während ich das hier so durchkaue, stosse ich vielleicht auf die relevanten Sätze, die der Text noch brauchen könnte.

Na deshalb holst du dir u.a. ja Rückmeldung oder nicht ;)

Ich treib das einfach auf die Spitze auf die Gefahr hin im Kitsch zu landen... Ich probier das einfach mit einem etwas unguten Gefühl, dass das nach hinten losgehen könnte....

Ist das nicht immer die Gefahr? Abzudriften in Plattitüden oder Kitsch? Meine Erfahrung ist: Ein Text mit anspruchsvollen Strophen verträgt einen "platten" Refrain, das kann sogar erleichtern. Theoretische Konstrukte, Sinnieren, Philosophieren verträgt zwischendrin ein wenig Kitsch.

Weisst du, die Frau macht mir Angst mit ihrer Androhung einfach "Schluss" zu machen, totaler Liebesentzug, wegen etwas, was ihm nicht bewusst ist (oder scheint und mir nicht ist...könnt mir das auch passieren?:eek:). Ich bin hier selber nicht mehr Allwissender in meinem Text, weil ich einfach keine Ahnung habe, was da vorher los war und ich hab mir auch gar keine Gedanken darüber gemacht....

Ich hoffe ich darf das aufgreifen? Glaub mir das jetzt oder nicht, aber nachdem du geschildert hattest, dass dir die Sache im Nacken sass, dachte ich mir dass dies der Grund sein könnte. Ist nicht immer auch ein wenig Projektion dabei, in der Nachbearbeitung solcher Dinge? Etwas Ähnliches ist uns vielleicht schon passiert oder könnte leicht passieren, denn wir erkennen uns in der Reaktion einer der Personen, die wir beobachten.

Dann fängst du vielleicht an zu texten und merkst bald, dass du Weichen stellen musst. Wie viel erzähl ich über die beiden? Oder erzähl ich von mir? Packe ich irgendwann Drama dazu, weil der Geschichtenerzähler in mir aufwacht? Mach ich vielleicht 3 verschiedene Texte draus? Mir kam es so vor, als hättest du die Weichen noch nicht so ganz gestellt.

Gibt es etwas, was man niemals verzeihen kann und wie weiss man ob das in ferner Zeit immer noch so ist? Wenn jemand nicht merkt, was er getan hat und sich unschuldig fühlt? Oder müssen das die Juristen entscheiden? Soll man den Kontakt zu jemandem abbrechen, wegen etwas, was vielleicht später gar nicht mehr als so schlimm empfunden wird, vielleicht nach einer Entschuldigung... es geht immer weiter....

Das sind gute Fragen, du musst sie ja nicht beantworten aber du könntest sie in den Text einbauen. Eine weitere Möglichkeit, es gibt immer so viele... seufz..... Vielleicht ist es auch das Anfang vom Ende für die Beiden und du hast den letzten Tropfen ins Fass fallen sehen.

Weisst du, mich wurmt gerade zutiefst, dass ich die Vorgeschichte bereits erwähnt habe ...

Ich bin froh dass du sie erwähnt hast, es macht die ganze Diskussion ehrlicher und kreisen tun wir ja alle noch immer mit dir.

Zitat von Jongleur

- ABER: Ich bin andererseits auch der Meinung, dass Frauen auf ein überzeugendes "Es tut mir leid" schneller versöhnlich reagieren als viele Männer.

Dazu kann ich sagen, dass es mMn den meisten Frauen nicht per se auf diese vier Worte ankommt. Was erhofft wird ist eine versöhnliche Eröffnung einer "Aussprache". Ich machs auch in der Form nicht mehr. So einen Satz rausschleudern. Wisst ihr es nervt z. B. immer wieder nach einem Konflikt die Aussprache zu eröffnen während der Partner einfach wartet bis es soweit ist und dann steigert man sich da rein und am Bahnhof platzt es dann raus: Kannst du nicht einfach mal sagen sorry?? So hab ich also gelernt einen guten Moment abzuwarten und dann erst zu eröffnen. Wird das zum Muster, sprech ich es an und muss irgendwann akzeptieren, dass es entweder immer so bleibt zwischen uns oder ich was ändern muss an dem "uns". Und dann ist die "Überraschung" auf der anderen Seite oft gross *grins*. Das ist was ICH mich schon mein halbes Leben frage. Ob "er" das hat im Ernst nicht kommen sehen, nachdem wir ca. gefühlte 100 Konflikteröffnungsgespräche in 6 Monaten hatten und ich immer wieder gebeten habe: mach doch du auch mal den ersten Schritt. Und irgendwann kommt der Nachsatz: sonst müssen wir über Trennung nachdenken. Und immer noch nix. Und dann fällt ihm der Himmel auf den Kopf, wenn es zur Trennung kommt und sein bester Freund sagt dir: er versteht nicht, wo das plötzlich her kommt und warum du nie was angesprochen hast.....

Wobei ich aber generell denke, dass eine Rückschau Unsinn ist, im Sinn von: hätte ich damals gesagt, es tut mir leid.... Hab ich aber nicht und basta. Meist lag eh noch viel mehr unterschwellig im Argen. And when it's not meant to be, it's not meant to be....

Zurück zum Text. Ich frage mich, wie ich die Weichen wohl stellen würde. Wahrscheinlich würde ich die Begegnung schildern und dann Schnitt und Szenenwechsel zu meiner "Angst". Scheisse kann mir das auch (wieder) passieren? Und zum Schluss zurück zu den beiden mit ein paar Fragen wie es ihnen wohl ergangen ist.

Schöne Diskussion :D

Liebe Grüsse, Annette
 
Guten Morgen

Schreiben ist wirklich harte Arbeit :redface:

Kitsch?... Hm... wenn man Kitsch als nicht lebendig begreift...vielleicht....
Nein, aber Kitsch hab ich nicht vordergründig gedacht... eher, dass Dein Text die Situation nicht in der Schwebe hält...
EIN Gefühl ausdrücken möchte (vielleicht Deine Abneigung gegen diese Mitleid einfordernde Frau).
Hm, ich denke, man darf hier gar nicht zu stark Partei für jemanden ergreifen, da man ja gar nicht weiss, was diesen Streit ausgelöst hat, was also vorangegangen ist. Vielleicht hat der Mann ja wirklich viel verbockt und möchte einfach nicht einsehen. Dann wär ja die Frau die Arme, die plötzlich alleine dasteht und vielleicht noch hofft, dass er sich doch noch um sie bemüht und sich ernsthaft über seine Tagen Gedanken macht.

Was mich zusätzlich etwas beunruhigt ist das Heimliche, als wären die beiden ganz alleine mit dem was vorgefallen ist, keine Meinungen von dritten, manchmal fragt man ja Freunde, was sie tun
würden oder schaut ob er einem Recht gibt oder relativiert....

Wo mich halt viele Gefühle bewegen zu diesem: "warum kannst Du nicht sagen, dass es Dir leid tut?!".
- Ich frag mich mein halbes Leben, ob die Frauen mit diesem Spruch wirklich Erstaunen ausdrücken? So als ob SIE ohne
weiteres Fehler bereuen könnten (was ich sehr bezweifle).
Ich hab mir auch noch überlegt, dass das Geschlecht hier eine Rolle spielt. Dieses Vorwurfsvolle kennt man ja v.a. von Frauen, dieser fiese Psychoterror, wenn ich das mal so sagen darf.

- Oder ob ihre Frage nur rhetorisch die männliche Flanke aufreißen soll , weil sie meinen, ein Mann habe von Natur aus einfach zu wenig Mitgefühl?
Ja man trägt ja schon eine Schuld in sich, einfach weil man ein Mann ist!

- ABER: Ich bin andererseits auch der Meinung, dass Frauen auf ein überzeugendes "Es tut mir leid" schneller versöhnlich reagieren als viele Männer.
Ja, wenn Männer dann mal Gefühle zeigen, dann imponiert ihnen das wiederrum... Mann sollte den Hundeblick dann nicht vergessen :)

Manchmal sage ich zum Beispiel diese 4 Worte, der Streit verebbt, meine Freundin relativiert ihre Vorwürfe und plötzlich....erkenne ich einen Fehler, der mir NUN wirklich aus ehrlichem Herzen leid tut...
Also ohne dieses "es tut mir leid" kommt eine längere Beziehung wohl kaum aus, kann ich mir vorstellen. und wenn man dann noch DEINE Fragen dazu nimmt....
Siehst du, der Mensch besitzt diese echten Schuldgefühle, wenn man etwas getan hat, was einen Leid tut. Das ist beruhigend zu wissen! Dazu braucht es aber ehrliche Einsicht, zumindest ein wenig Empathie um sich in die Lage des andern zu versetzten. Man muss auch sagen können, das und das hat mich verletzt wegen dem und dem....Und man möchte doch dann alles tun um etwas wieder gut zu machen, und die Sache ist erledigt? Dann kann man wieder gut schlafen!
Persönlich nehm ich viel zu rasch die Schuld auf mich, ich denk oft, das und das ist wegen mir so gelaufen. Was sich dann oft als völlig absurd herausstellt! Oder ich empfinde etwas als schlimm, was der andere gar nicht bemerkt hat.... anyway...

Gibt es etwas, was man niemals verzeihen kann und wie weiss man ob das in ferner Zeit immer noch so ist?
Wenn jemand nicht merkt, was er getan hat und sich unschuldig fühlt? Oder müssen das die Juristen entscheiden? Soll man den Kontakt zu jemandem abbrechen,
wegen etwas, was vielleicht später gar nicht mehr als so schlimm empfunden wird, vielleicht nach einer Entschuldigung... es geht immer weiter....

... spricht ja DOCH manches dafür, dieses "tut mir leid" auf einen Grabstein meißeln zu lassen......
aber irgendwie nicht so sentimental wie ein Herman Hesse... sondern eher ironisch - so Marke Wilhelm Busch, Ringelnatz oder Erich Kästner.
- (Manno, dieses Gespräch regt mich jetzt aber so was von an...)
Der Text aber beschreibt ja eine Tat oder mehrere über eine längere Zeit, die nicht bereinigt wurden. Wir können nicht mit dem Finger auf jemanden zeigen und sagen er oder sie ist Schuld. Er bleibt hart, sie bleibt hart, gehen sich aus dem Weg erst Jahre, eigendlich ein ganzes Leben beginnt sie etwas zu zweifeln, sie denkt vielleicht an die schöne Zeit vorher, wär er vielleicht doch der Richtige gewesen? Sie trägt das ja lange in sich rum... Sie möchte es herausfinden Aber dann ists zu spät!
Verzeihen, sich entschuldigen, vielleicht schadet es gar nicht, sich ab und an wieder jemandem zuzuwenden und sich ihm zu erklären, damit mans später nicht bereut?
Weisst du, als ich im Jugendalter war, haben sich meine Eltern getrennt und mir war eigentlich nie so recht klar warum, das wurde einfach verschwiegen! Vielleicht nagt dieses Ungewisse bis heute an mir und der Wunsch heiler Familie....


Ach deshalb...ich tu mich mit dem Göttlichen anfangs immer etwas schwer. Gib mir noch etwas Zeit
Na siehst du, dafür schweb ich jetzt selber im Leeren, über all dem Unbekannten...
:confused:

*Wiederernstwerdend* Ich sags ja immer wieder: Oft bewegt mich ein wackliges Wort, den Text bis zur Unkenntlichkeit neu zu schreiben....
Hm, natürlich wärs mir lieber du könntest mir mit ein zwei kleinen Aenderungsvorschlägen den Anstoss geben den Text ins Trockene zu bringen....

Gerade habe ich folgendes Gefühl: Wenn der Grabstein bleiben soll (und "es tur mir leid" sowieso), dann würde ich vielleicht beginnen mit:
"Hier ruht einer der..."
In diesem Kontext würde die konkrete Antagonistin vielleicht Platz machen für eine imaginäre; oder völlig verschwinden. Ja, vielleicht würde ich eine Grabrede texten auf einen Mann, der nicht sagen konnte: "Es tut mir leid"
Aber damit nimmst du Partei ein! Ich möcht den Hörer oder Leser im Konflikt stehen lassen, damit er seine seinen eigenen Umgang damit reflektieren darf :gruebel:

Und dort hätte vielleicht dieser oder jener Gedanke zu Deiner Vorgeschichte Platz....
...aber das wäre dann ein recht anderer Text....
...obwohl ohne DICH, liebe Sole, undenkbar

Da forderst du aber sehr viel von mir! Ich kann nachvollziehen, dass noch etwas von der Vorgeschichte Platz haben muss...

Mir kommt eine einfachere Idee:
Wie wäre es, wenn ich dem Publikum einfach die Vorgeschichte kurz erzähle und dann das Lied vortrage? Was mich aber dann eher zu einem Liedermacher machen würde...:gruebel:

Oder ein Intro indem ich die Geschichte erzähle schon zur Musik, so wie bei Falco und Jeanny (oder was das war) mit der Radiodurchsage?

So mein Kopf raucht...die Arbeit ruft...
Lg

- - - Aktualisiert - - -

oh ich seh grad, liebe Annette du hast auch geantwortet... vielleicht find ich Mittags Zeit, ansonsten erst am Abend.

lg
 
sorry für OT

@Annettes letzter Absatz.

Du wirst lachen mir geht's immer genauso....als MANN!! *grübel*

@SoleLuna

sehr schöner, perönlicher Post von dir. Mir fällt gerad gar nix dazu ein, freu mich, dass du so offen bist. :)

Duggy
 
Hallo Sole Lune und Ihr anderen,
die interessante Diskussion verleitet mich, einige meiner Gedanken in den Raum zu werfen.

Zu Anfang mein erster Eindruck: Ich lese Deine Texte, die eine eigene Note haben, sehr gerne, mit Genuß und Gewinn. Mich reizt das Karge, das kaum aber treffend ausgeleuchtete der Szenerie - ein Bühnenbild, das den Rahmen spannt, aber viel zuläßt und mir sagen die musikalischen Umsetzungen sowie das schwytzerdytsch (oder wie auch immer) sehr zu.
Nicht so dieser Text, der mich beginnend einfängt, mit aber am Ende zu sehr aufgetragen - oder weniger wertend: zu dramatisch und abgeschlossen zu gleich ist. Ein Grab, das Ende, die Unausweichlichkeit. Und auf dem Grab steht: Tut mir leid. Das geht für mich schon in Richtung Poe: Nevermore. Wer schreibt sowas auf seinen Grabstein? Und wozu?

Aber wie jetzt weitermachen?
Zunächst das Einfache: Du hörst ein kurzes Gespräch und das packt Dich, beschäftigt Dich, Deine Phantasie: Du malst Dir ein Leben dazu aus, füllst die Personen - um am Ende - bzw. hier in der Diskussion auf zwei für mich wesentliche Punkte zu kommen:
1: Es ist Deine Phantasie
2: Es geht um Fragen und nicht um Antworten

Erstens: Vertraust Du den Gesprächsfetzen, die so viel bewegt haben, nicht zu, dass sie andere auch bewegen, beschäftigen? In einer gleichen, ähnlichen oder anderen Weise - aber in ihrem Inneren, Ihrem Kern, ihrem Gemüt? Warum nicht die Rahmenhandlung genau so machen, wie es war: Du bist unterwegs, auf einem Bahnhof (Sinnbild für: ab hier können alle ergänzen ...), hörst ein flüchtiges Gespräch ... Du gibst das Gespräch wieder ... dann kannst Du eine Exkursion dahin machen, was Dich daran packt, nicht mehr loslässt, beschäftigt, auslöst .... um wieder in der Eingangssituation zu landen: ein mitgehörtes Gespräch ... beide verabschieden sich ... eine/r steigt in den Zug so wie Du ... Vertrau auf den Hörer, vertrau auf die Geschichte, vertrau darauf, dass etwas Zentrales angerührt wurde ...

Als mir dies kam, kam mir ein song, den ich früher ellenlang gehört habe (seit längerem schon ist Joan Baez nicht mehr mein Fall, der Text ist allerdings von Dylan) - aber es war genau das, was ich bei Deinem Tut mir leid ... kannst Du nicht einmal sagen: tut mir leid ... und der gesamten Situation so gehört und gefühlt habe: love is just a four letter word in der sie davon erzählt, wie sie bei einem Besuch jemand sagen hört: love is just a four-lettered-word: und das trägt den ganzen song, denn es wird eine Art roter Faden, der sich durch ihr Leben zieht ... aber es wird - ich habe es grade noch mal gehört - dann ihr Leben geschildert: der Satz bleibt das was er war: etwas, das sie gehört hat - sie spürt der Wirkung des Satzes in ihrem Leben nach und nicht in dem (phantasierten) leben der anderen. Für die, die selbst hören und lesen möchten:
http://www.youtube.com/watch?v=g1fpDWXwfso&feature=related
http://www.songtexte.com/songtext/joan-baez/love-is-just-a-four-letter-word-73c4fa05.html

2. Was beschäftigt Dich? Eine wasserdichte story? Oder Fragen?
Und was denkst Du, beschäftigt die Zuhörer mehr, verlangt mehr Auseinandersetzungsbereitschaft von ihnen: eine erzählte Geschichte oder Fragen?
Warum nicht den mitgehörten Gesprächsfetzen nehmen - ob nun mit oder ohne Rahmen - und von da aus Fragen stellen? Kann ich eigentlich sagen: es tut mir leid? Was erwartet jemand, der verlangt, dass der andere sagt: tut mir leid? Wann tut mir eigentlich etwas leid und wann sage ich es und wann behalte ich es für mich? Ist der, der sagt: tut mir leid nun stark, weil er Schwäche zeigt oder schwach, weil er einer verlangten hegemonialen Unterwerfungsgeste Genüge tut? Geht man nicht auch wirklich fruchtbaren Auseinandersetzungen aus dem Weg, indem man sich für etwas entschuldigt, was man gar nicht so empfindet? Ist es nicht überhaupt eher eine gesellschaftliche Konvention denn etwas, das ehrlich gemeint ist und zwischen zwei Personen stattfindet?
(und wie komme ich aus der Nummer mit den Fragen wieder raus?)

Was bleibt sonst noch zu sagen?
Vielleicht dass es mir mit einem Text, den ich neulich geschrieben habe, so geht, dass ich im Moment suche, was paßt. Gleichzeitig fängt sich meine ursprüngliche Intention und Kraft an zu verflüchtigen. Ob es etwas besserem Platz macht, weiß ich noch nicht. Ich merke aber meine Neigung, mich nun - nach mehreren Versionen - wieder meiner ursprünglichen Intention anzunähern, die aber nicht deckungsgleich mit der ersten Version meines Textes ist. Klingt kompliziert, ist es auch. Aber irgendwie auch wiederum ganz einfach: denn ich möchte, dass da ein Text draus wird, in dem ich mir begegne.

x-Riff
 
Hallo alle ihr hier im Kreis,

Vielen Dank für diese Diskussion. Ich kann nur sagen, dass mich dieser tread original an alle die Figuren erinnert, die sich generell in meinem Kopf einfinden, wenn ich ins Schreiben komme. Die einen sagen "geile Idee", die anderen "da geht noch was" und wieder andere meinen "einseitige, gereimte Sch...e". - Zu solchen universellen Diskussionen lädt nicht jeder Treadsteller ein. Und dann habe ich den Eindruck fehlender Phantasie.
Denn wie kann man zum Beispiel einen tollen Film drehen, ohne überzeugende Figuren, die sich gegenseitig ans Leder wollen...

6thfoot schrieb:
Danke, Annette und Jongleur. Ihr habt mein diffuses Gefühl des "fehlenden Rahmens" in klare Worte gefasst. Das war mir nicht gelungen, weil mir nicht ganz klar war, was mir fehlte.
Dank für Deine anerkennenden Worte.:)

[
Ich habe in meinen Regalen vermutlich 50 Bücher allein übers literarische Schreiben. 5o Stimmen, die ich zu Rate ziehe, wenn MIR nicht klar ist, was ich mit meinem Text eigentlich sagen will. Und das ist nicht die Ausnahme, sondern eher die Regel.- Wie schön also, wenn es solch offene threads gibt. Eine Sonderstellung nimmt momentan "Songwriters on songwriting" ein. Siebzig der erfolgreichsten Songschreiber der Welt werden klug zu ihren Erfolgsrezepten befragt - und keine zwei Schreibphilosophien ähneln sich. Ich liebe Diskussionen übers Schreiben - so fällt mir immer ein, nein DER:D "richtiger" Weg ein, wenn ich an einer unbekannten Kreuzung stehe. Und so komme ich gut vorwärts bis zur nächsten unbekannten Kreuzung;)
]

allgemein zum Thema

Danke Annette für Deine riskanten Steilpässe. Beim Lesen deiner Gedanken wird mir langsam klar, dass die Bitte um ein "es tut mir leid" eine archaische Formel zu sein scheint. Sie funktioniert, obwohl in der Regel ZUNÄCHST unklar bleibt, was mit "es" und "tut mir leid (an)" gemeint ist. Wahrscheinlich ist vor allem anderen gemeint:" Lass uns die Zeit nehmen für eine Friedenspfeife"..."komm doch bitte mal - statt mit Waffen - mit der weißen Flagge des Unterhändlers".

Dieses "es" kann ja sicher erst nach ausführlichem Gespräch eingegrenzt werden. Und auch Mitgefühl kann ja erst entstehen, wenn man den eigenen Fehler in Relation mit den ungeahnten Folgen für den Anderen einschätzen kann. Bis dahin muss man halt mutig im Trüben fischen;)

Wie schwer es andererseits ist, die Kontrahenten an den Verhandlungstisch zu bewegen, beweist unser Alltag, zu dem ja unter anderem die Nachrichten aus aller Welt gehören... SoleLuna, ich glaube, in diesen Kontext passen auch alle unsere persönlichen Gedanken:)

Zum Text

Strophe 1
Es tut mir leid
Es tut mir leid
Es tut mir leid

Kannst du nicht ein Mal sagen
Es tät dir leid?
"Tut mir leid?"

Bis hierher zeig ich großes Interesse. Vor allem wegen den eindringlichen Wiederholungen

Oh ich warte
Bis du mir sagst
Es täte dir Leid

Hier komme ich nicht mit dem "oh" klar. Soll das die Ruhe des Lis ausdrücken? warum dann aber die eindringlichen Wiederholungen? Oder ist ein schmerzliches "Oh" gemeint? dann sehe ich eine gramgebeugte Frau in schwarz vor mir...
:nix:

Oh ich warte
Bis du mir sagst
Es täte dir Leid

Strophe 2
Es tut mir leid
Es tut mir leid
Es tut mir leid

All die Jahre
Das klingt für mich in erster Linie selbstmitleidig.
Übt auch großen Druck aus, denn wie soll der Befragte noch auf Ereignisse reagieren, die in"all den Jahren" im Kopf des LIs abliefen?

Dreh/Wende ich mich ab
Auf der Strasse

Die "Strasse" verstehe ich nicht.


Bis zum Tag,
An dem ich mich frag
Wies dir geht

Die Frage allein bringt für mich keine Lösung. Was, wenn mein Visavis sagt: Ich bin traurig wegen Dir" ...
Nicht immer bin ich auf so eine Wendung innerlich vorbereitet...Leicht kann meine Stimmung schon hier kippen


Bis zum Tag
An dem ich mich frag
Wies dir geht

Refrain
Oh wie vergangen ist die Zeit
Wieder dieses klagende Oh...
Und mein Leben, mein Leben ohne dich

Ah, ich ahne.. das ist die Klage am Grabstein?
Du, die du mal gesagt hast zwei Schwäne
Zwei Schwäne verliessen sich nie!
Ein Hoffnung aus strahlendes Bild

Vorsicht! Du hast 2 mit einander ringende Stimmungen im Refrain. Willst Du DAS wirklich?
Ich favorisiere eindeutig die Aussage: Zwei Schwäne verlassen sich nie! Egal ob die Aussage überhaupt stimmt. Sie verströmt positive Denkweise, Trost in einem klaren Bild.



Strophe 3
Es tut mir leid
Es tut mir leid
Es tut mir leid

Hab dich gesucht
Ganz heimlich
Bis hierhin

Wo ich lese
Auf deinem Stein

Allerdings endet der größte Optimismus leicht vor dem Grab eines geliebten Menschen.
Du willst vielleicht sagen: Nun ist es zu spät. ABER: Damit verlässt Du Dich auf die Wirkung einer Binsenweisheit...
Wenn Dir das ausreicht... bist du auf einem richtigen Weg.
Allerdings erinnert mich diese Textaussage an die schlimmen Bilder auf Zigarettenschachteln.

[Ich zum Beispiel konnte erst mit dem Rauchen aufhören, in dem ich jeden Anfall mit einem Schluck Wasser bekämpfte..... und ich trinke zu wenig... also fand ich letztllich "nur" einen tollen Weg, mehr zu trinken

:D Verstehst Du: ich bin zugänglicher für die positiven Aussichten.]

Wo ich lese
Auf deinem Stein
Es tät dir leid

Outro

4x
Du, die du mal gesagt hast zwei Schwäne
Zwei Schwäne verliessen sich nie!

Ich verstehe langsam den momentanen Text so: Du führst mich in eine scheinbar alltägliche Konfliktsituation und überraschst mich anschließend damit, dass der Streit nicht mehr lösbar ist. Das soll darauf verweisen, die Friedenspfeifen noch zu Lebenszeiten zu rauchen. Richtig?

Lg
 
Zuletzt bearbeitet:
mensch jongleur,

deine Analysen sind echt Gold wert....

Oh ich warte
Bis du mir sagst
Es täte dir Leid

oder

ich warte
Bis du mir sagst
Es täte dir Leid


stimmt, ohne das "oh" ist es besser, passt besser in den minimalistischen Kontext. Es ist auch viel "Kraftvoller" so. Hier stehe ich und..."warte".

Auch die Wiederholungen am Anfang - wo ich erst dachte da müsse Musik dazu - muss eigentlich gar nicht; denn, wie du richtig sagst...es macht neugierig.


All die Jahre
wende ich mich ab
Auf der Strasse


Naja, ich glaube es zu verstehen; jedenfalls macht es Sinn für mich. Dieses "nicht in der Öffentlichkeit" "Konflikte im Verborgenen halten" "keine Klarheit".

Also NICHT ..."Wir ziehen auf die Strassen hinaus und tun unsere Meinung kund, bekämpfen uns...." sondern, wir wenden uns ab (voneinander) - auf den Strassen. eigentlich voll traurig :( jetzt wo ich so drüber nachdenke...

LG
 
@DugDanger
Danke. Analysen halte ich für wichtig... obwohl oder gerade weil nur HIER nachhaltige Überraschungen lauern... wenn auch für den Lesenden meistens andere, als sich der Analytiker gern ausmalt;)

@x-Riff
"Love ist just a four letter word" - Ja! Genau!

Gisbert Heafs übersetzt das in "lyrics 1962 - 2001" seltsamerweise mit "Liebe ist nur ein schmutziges Wort".
Hier mal zur Verdeutlichung von x-Riffs Assoziation die erste Strophe: (Sole: und für uns 2 Englischgreenhorns gleich mal in DIESER deutschen Übersetzung):

Es ist, als hätte ich erst gestern
Meinen Kopf verloren, liegen gelassen
Unten in dem Zigeunercafe
Bei der Freundin eines meiner Freunde
Sie saß da, ein Baby schwer auf ihren Knien
Und redete doch über ein leben frei von Sklaverei
Mit Augen die keine Spur von Elend zeigten
Einen Satz, den ich zum ersten Mal im Zusammenhang mit ihr hörte, war
Dass Liebe nur ein schmutziges Wort ist

[Ich würde das immer wortwörtlich übersetzen: Dass Liebe nur ein Wort aus 4 Buchstaben ist]

Regt Dich das irgendwie an, Sole?- Dylan ist halt der erste Rapper der Popmusik-Geschichte. Manchmal viel Text in einer Zeile... Aber er bringt nicht selten eine Vorgeschichte in den Text...kurz und knapp...aber er tut es halt.

MIR fiel sofort mein Lieblingspoet - Jacques Prevert - ein. Und hier, lieber Sole, wirst Du Deinen Schreibstil vermutlich viel eher finden;)

Rue de Seine

Rue de Seine halb elf
Abends
Bei einer Strassenecke
Schwankt ein Mann...ein junger Mann...
Mit einem Hut
Einem Regenmantel
eine Frau rüttelt ihn
Sie schüttelt ihn
Sie spricht mit ihm
Und er schüttelt den Kopf
Sein Hut sitzt ganz schief mit verwechselten Seiten
Und der Hut der Frau beginnt abwärts zu gleiten
Sie sind beide sehr bleich
Sicherlich hat der Mann große Lust zu gehen...
zu verschwinden... zu vergehen...
Aber die Frau hat eine unbändige Lebenslust
Und ihre Stimme kann man nicht überhören
Eine Klage
Ein Befehl
Ein Schrei
So gierig ist diese Stimme
Und traurig
Und lebensvoll...
Ein Neugeborenes, das krank und zitternd auf einem Grabe liegt
Auf einem winterlichen Friedhof
Der Schrei eines Wesens dem man die Finger zerbiegt
Ein Lied
Ein Satz
Immer das gleiche
Ein Satz
Immer derselbe
Ohne Pause
Ohne Antwort...
Der Mann schaut sie an
Seine Augen bitten um Erbarmen
Und er rudert mit den Armen
wie einer, der ertrinkt
Und der satz kommt immer wieder
......
[so geht es minutiös und hochspannend weiter]...
...

[und dann kommt zum ersten Mal der Satz]
Peter, sag mir die Wahrheit
sag mir die Wahrheit
Ich will alles wissen
.....
[Und weiter geht die Tortur, Soles Vorgeschichte nicht unähnlich, nur eben dramatisiert und endet mit den Worten]
......
Eine Rechenmaschine
Eine Schreibmaschine für Liebesbriefe
Eine Leidensmaschine
Packt ihn...
Hängt sich an ihn...
Peter, sag mir die Wahrheit.

Zu finden in Jacques Prevert: "Ein schöner blauer Wal" oder auch in J.P.:"Gedichte und Chansons"

Hm... ich hoffe sehr, dieser mMn beispielgebende Text inspiriert mehr als dass er in seiner Perfektion abschreckt...
 
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