"Rockig" singen

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MiTho91
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Hi,

ich nehm seit einiger Zeit Gesangsunterricht und bin mit Sachen wie Stütze usw. schon ganz gut vertraut. Ein Thema, wo ich mir nun überhaupt nicht sicher bin, und wo ich eigentlich gern hinwill, ist Rockgesang. Ich versuch mal ein paar Sachen aufzulisten, die ich mir darunter vorstelle, und meine Fragen dazu:

1. Allgemein eine recht kräftige Stimme, eben das, was man so als "rockig" bezeichnen würde, wie z.B. Campino von den Toten Hosen oder Sänger von Rockbands wie z.B. The Hives. --> Wie bekomme ich es hin, meine Stimme so klingen zu lassen, dass es in diese Richtung geht? (Ich hab das Glück, Tenor 1 zu sein, deshalb bekomm ich diese hohen "Yeahs" und so an sich schon mal hin :D)

2. Dieses gewisse - ich nenn es mal so, es gibt bestimmt nen Fachbegriff - Kreischen in der Stimme, das dieser Musikrichtung zugrunde liegt, z.B. wie bei AC/DC oder Nirvana (wobei Kurt Cobains Gesang eigentlich auf Dauer nicht gesund sein kann) --> Läuft das auch über die Stütze? Und wendet man da auch noch andere Techniken an? Und ab wann ist dieses "Schreien" schädlich für die Stimmbänder?

3. Schneller Gesang, extremes Beispiel wäre Slayer --> selbe Frage wie bei 2.

Schon mal vielen Dank im Voraus für die Hilfe :)!
 
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Hallo !
Für Rockgesang brauchst Du im Grunde die selbe Voraussetzung wie ein Opernsänger, nämlich Atempower, also eine gut trainierte Atmung, sprich Stütze. Ob Deine Stimme auf Dauer trotzdem gesund bleibt, lässt sich nicht voraussagen. Nicht zuletzt hängt das auch von der Robustheit des Stimmapparats ab, und die kann individuell sehr unterschiedlich ausfallen. Das gilt natürlich auch für den klassischen Gesang.
Cobain wird hier immer wieder gerne zitiert, aber ich finde, das ist kein gutes Beispiel für Gesangstechnik - er hatte eigentlich keine und es war ihm wohl auch herzlich egal. Sein expressiver Stil basierte auf purer Emotion - er hat seinen Zorn herausgeschrien, das machte ihn ja auch zu etwas Besonderem - aber viele schreiende Rocksänger haben nach und nach ihre Stimme verloren, zumindest die ursprüngliche Qualität. Diesen Preis müssen viele für die guten Jahre zahlen. Natürlich spielt auch der generelle Alterungsprozess eine Rolle, der Lebensstil, die stimmliche Ausbildung.
schöne Grüße
Bell
 
Für mich gibt es nochmal einen Unterschied zwischen rockig singen und dem, was im Hardrock und Metall gemacht wird.

"Rockig singen" zeichnet sich für mich durch einen harten, "druckvollen" (gefährliches Wort!) Klang aus, also scharfem Vordersitz, eher bruststimmige Registrierung und das ganze evtl. mit anzerrenden Effekten angereichert, aber wohldosiert. Stichwort: Freddie Mercury.

Im Hardrock und im Metal sind dann zunehmend die Techniken gefragt, die im Sub für gutturalen Gesang erörtert werden.

Wie Bell schon ganz richtig anmerkte: der Sound vieler Rocksänger hat wenig mit ökonomischer Gesangstechnik zu tun und man sollte vorsichtig sein, wen man sich zum Vorbild nimmt und was die eigene Stimme aushält. Das soll nicht heißen, dass diese Sänger nicht toll sind/ waren. Ich liebe beispielsweise Janis Joplin über alles, bin aber sicher, ihre Stimmbänder hätten früher oder später den Geist aufgegeben.
 
Ich liebe beispielsweise Janis Joplin über alles, bin aber sicher, ihre Stimmbänder hätten früher oder später den Geist aufgegeben.

Ich liebe sie auch und denke exakt das gleiche.

Da beißt die Maus wohl keinen Faden ab: das sogenannte "ökonomische" Singen (das immer gelernt werden muss) und das unverfälschte "rockige Singen" (für das es keiner Stimmausbildung bedarf) sind zwei Paar Schuhe.
Hätte Janis Gesangsunterricht genommen, dann wäre sie danach vermutlich nicht mehr Janis gewesen. Ich weiß auch nicht, ob ich sie dann noch so verehrt hätte. Ich glaube nicht.
Andererseits nehmen fast alle Profis irgendwann Unterricht (beim Gesangslehrer, Vocal Coach, whatever) bzw. müssen welchen nehmen, wenn die ersten Stimmprobleme auftauchen. Und das tun sie über kurz oder lang bei den meisten.
 
Zuletzt bearbeitet:
Ich habe jetzt auch eine Frage:
Wenn ich sagen wir mal wie Jack Black singen will, aber eine relativ hohe (Sing)Stimme fuer einen Mann habe, wie kann ich es dann erreichen eine so powervolle und "tife" Stimme hinzukriegen?
 
Ich habe jetzt auch eine Frage:
Wenn ich sagen wir mal wie Jack Black singen will, aber eine relativ hohe (Sing)Stimme fuer einen Mann habe, wie kann ich es dann erreichen eine so powervolle und "tife" Stimme hinzukriegen?

Im Zweifelsfall gar nicht.

Ich meine es nicht böse : Aber solche Fragen kommen ja häufiger. Natürlich kann man durch gute Techniken, Stütze, Gesangsunterricht erreichen, dass die Stimme an Volumen, Druck und auch an Höhe und auch Tiefe gewinnt. Aber am Ende gibt es keinen Ort und kein Seminar, wo man sich seine Wunsch-Stimme zurechtzimmern kann. Falls aber Deine Stimme tatsächlich eher hoch ist (was wir nicht beurteilen können), dann wird das tendenziell auch so bleiben.

..
 
Ich habe jetzt auch eine Frage:
Wenn ich sagen wir mal wie Jack Black singen will, aber eine relativ hohe (Sing)Stimme fuer einen Mann habe, wie kann ich es dann erreichen eine so powervolle und "tife" Stimme hinzukriegen?

Ähem - Jack Black hat für einen Mann eine eher hohe Stimme! Wenn du ebenfalls eine hohe Stimme hast, dann müsste das nicht mehr das Problem sein. Volumen und Power bekommt man durch Training.
 
Ich hab auch noch mal ne Frage:
Ich hab hier schon öfter mal Diskussionen darüber gelesen, dass einige bekannte Sänger wie Anthony Kiedis oder Kurt Cobain technisch nicht richtig singen. Woher wisst ihr das denn? Ich kann da nichts Falsches finden, wenn ich z.B. die Peppers höre. Ich mag seine Stimme eigentlich sehr gerne und frag mich jetzt nur, was da falsch sein könnte.
 
Wenn Du singen *kannst*, also weißt, wie man den Stimmapparat ökonomisch und sauber einsetzt, dann kannst Du so weit kommen, dass Du die Fehler anderer Leute spürst. In Deinem eigenen Hals. Sogar wenn die nach außen perfekt klingen (mein großes Problem im Musical... wenn der Darsteller etwas hinbeschummelt, dann tut mir das so weh wie ihm).

Abgesehen davon - Cobain mag... cool... klingen (wenn man's mag), aber der klingt krank.
 
Ich nehme keinen Unterricht und habe bisher eigentlich immer nur so gesungen, sprich ich habe keine Ahnung was ne Stütze ist oder sonst irgendwas. Aber auf Aufnahmen hoert sich meine Stimme immer sehr hohl und ja wie schon richtig erkannt ohne "power" an. Deshalb wäre es cool zu wissen wie ich denn nun Power und Volumen trainieren kann.
(Natuerlich nur wenn das nicht voellig den Rahmen dieses Themas sprengt)
 
Deshalb wäre es cool zu wissen wie ich denn nun Power und Volumen trainieren kann.
(Natuerlich nur wenn das nicht voellig den Rahmen dieses Themas sprengt)

Leider sprengt es nicht nur den Rahmen, es ist im Prinzip fast unmöglich, so einen organischen Vorgang in einem Forum ausreichend zu erläutern.

Wir haben es aber bereits versucht: schau in meiner Signatur in die Links zum Workshop und Stütze / Atmung

Dazu kommt allerdings, dass es besser ist, wenn jemand dabeisteht, der dich im Zweifelsfall korrigieren kann.

Woher wisst ihr das denn? Ich kann da nichts Falsches finden, wenn ich z.B. die Peppers höre. Ich mag seine Stimme eigentlich sehr gerne und frag mich jetzt nur, was da falsch sein könnte.

Es sind ja auch nicht die Töne, die falsch sind. Und mit der Stimme hat es im Prinzip auch nicht mal was zu tun.

Ich will das gar nicht mal als "falsches Singen" bezeichnen. Für mich gibt es im Prinzip kein falschen Singen, solange man Gesang auch als espressive Form der Kunst betrachtet.

Doch besonders bie Kieldis höre ich die enorme Anstrengung, die dahintersteckt, aber auch, wie wenig dann dabei herauskommt. So als würde man einen Motor auf Hochtouren fahren, aber trotzdem fährt das Ding nur 30 km/h - was sich allerdings hauptsächlich live bei den härteren Sachen bemerkbar macht. Ich denke dann immer: der Arme, gleich platzt ihm der Hals.

..
 
Zuletzt bearbeitet:
Oha vielen Dank fuer eure Ausfuehrungen im genannten Workshop.Hab zwar nicht alles verstanden aber auf jeden Fall kann ich mich ja mal an die Uebungen machen und sehen ob es hilft.
Danke.
 
Wenn ich auf Rock-Vocals switche, dann versuche ich einen obertonreichen, mittigen Sound zu erzeugen, der sich gegen Bratgitarren durchsetzt. Ich wüsste nicht, wie ich diese Art zu singen mit dem Anspruch der Stimmschonung vereinen könnte.

Meine damalige Gesangs-Lehrerin lehnte Rock-Gesang aus gesundheitlichen Gründen grundlegend ab und wollte mich dazu bringen, meine volle und tiefe Stimme auszubauen. Diese passt aber nur zu ruhigen Parts und Balladen.

Mittlerweile bin ich wieder ohne Gesangslehrer, mache meine Stimme kaputt und hab' Spaß daran, so lange ich noch kann. Ich habe mich bewusst dazu entschieden, mich für das was ich liebe zu verbrauchen und fühl' mich so wohler, als wenn ich mein Leben lang auf Sparflamme fahre.

Sollte ich irgendwann herausgefunden haben wie Gesundheit und geiler Klang vereinbar sind, wäre das natürlich der Optimalfall.
 
Wenn ich auf Rock-Vocals switche, dann versuche ich einen obertonreichen, mittigen Sound zu erzeugen, der sich gegen Bratgitarren durchsetzt. Ich wüsste nicht, wie ich diese Art zu singen mit dem Anspruch der Stimmschonung vereinen könnte.
:confused::confused::confused: Mein GL ist ganz scharf auf obertonreichen Gesang, und immer, wenn ich das auch gut schaffe, kommt der Ton ganz besonders leicht und schonend. (und laut). Was ist ein mittiger Sound?
Mittlerweile bin ich wieder ohne Gesangslehrer, mache meine Stimme kaputt und hab' Spaß daran, so lange ich noch kann. Ich habe mich bewusst dazu entschieden, mich für das was ich liebe zu verbrauchen und fühl' mich so wohler, als wenn ich mein Leben lang auf Sparflamme fahre.
Schad drum, aber Deine Wahl. Hoffentlich bist in x Jahren auch noch gluecklich drueber.
 
Ich kann das schon sehr gut verstehen. Als jemand, der selbst unterrichtet, dürfte ich so etwas gar nicht schreiben, aber sei´s drum:
Wie langweilig wäre die Rockwelt mit ausschließlich stimmlich ausgebildeten, gesund/ökonomisch singenden, stets korrekt stützenden Sänger/innen. Dann hätte es Leute wie Cobain, Joplin, Cocker, viele Metal-Sänger etc. etc. nie gegeben. Gähn !!
 
Mittlerweile bin ich wieder ohne Gesangslehrer, mache meine Stimme kaputt und hab' Spaß daran, so lange ich noch kann.

Ich kann das ebenfalls gut verstehen. Es gibt halt Dinge auf der Welt, die mit dem "Gesundheits- und Therapierungswahnsinn", der momantan auch in Deutschland abgeht, einfach nicht immer 100%ig vereinbar sind. Aber auch diese Dinge braucht der Mensch ab und zu.

Und wenn ich mit 60 oder 70 deswegen ein paar Töne verkrächze - wen kümmert das?

...
 
Ich kann das ebenfalls gut verstehen. Es gibt halt Dinge auf der Welt, die mit dem "Gesundheits- und Therapierungswahnsinn", der momantan auch in Deutschland abgeht, einfach nicht immer 100%ig vereinbar sind. Aber auch diese Dinge braucht der Mensch ab und zu.

Und wenn ich mit 60 oder 70 deswegen ein paar Töne verkrächze - wen kümmert das?

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Wie recht Du hast. Gerade bei den älteren Semestern kann das unglaublich interessant und charmant klingen. Gut, ein Plácido Domingo kann sich das nicht erlauben, ein John Lee Hooker schon ;)
Vor Stimmverschleiß ist ohnehin kein Sänger gefeit, vor allem kein Berufssänger. Die einen trifft´s irgendwann, die anderen nie, egal, wie gut nun ihre Technik auch (gewesen) sein mag.
Ich finde auch, man sollte dem Machbarkeits- und Therapiewahn kritisch gegenüber stehen.
Viele "Naturstimmen" finde ich auch weitaus interessanter als ausgebildete.
 
Zum Thema Stütze - ich konnte mich ja immernoch nicht zum Gesangsunterricht durchdringen, aber eine Entdeckung habe ich letztens doch gemacht.
Hat Stütze bisschen damit was zu tun, wieviel Luft man beim singen ausatmet? Ich habe mal ausprobiert, in den höheren Lagen einfach beim singen mehr Luft auszuatmen, so dass ich nicht mehr so "gedrückt" klinge, dann kling ich aber sofort wie einer von den Backstreet Boys, da es zwar nicht mehr gedrückt klingt, aber echt gehaucht und soft ;D Hab ich jetzt hier die Stütze gefunden, oder ist das was ganz anderes? ;D
 
Nein, das ist was anderes. Mit hauchig Singen hat Stütze nichts zu tun. Es geht er darum, dass man die Kraft nicht aus dem Hals holt (drückt) sondern die Atmung bzw. den Luftstrom durch das Zwerchfell unterstützt. Zudem ist es auch nicht unbedingt Ziel mit viel Luft zu Singen, sondern die Luft wohl zu dosieren.
https://www.musiker-board.de/vb/faq-workshop/238361-atmung-st-tze-lufts-ule.html
 
Heyho,
versuch mal folgendes: nimm dir irgendeine Zeile und versuch sie voluminös zu sprechen/singen.
Danach nimmst du dir ein Seil und spannst es wie Pfeil und Bogen und achtest dabei darauf, dass deine Arme auf Schulterhöhe eine Linie bilden (Im Prinzip bildet dein Körper bis auf einen abgeknickten Arm ein perfektes Kreuz). Dein Oberkörper dreht sich hierbei leicht in die Pfeilrichtung.
In der Haltung singst/sprichst du diese Zeile nochmal und achtest darauf, was sich verändert. Das ist der Effekt, den ich als Stütze erklärt bekommen habe und als solche verstehe.

Gruß,
Patrick
 

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