Antagonist des M. cricothyroideus

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Guten Tag zusammen,
in der Literatur (z.B. Husler, S. 45) werden der Posticus und M. sternothyroideus mit als Gegenspieler des M. cricothyroideus angegeben. Der Posticus wird erläutert und stellt kein Problem im Verständnis dar, er verhindert das Nachvornerutschen der Stellknorpel.

Der Sternothyroideus zieht aber, so wie ich Zeichnungen und Namen deuten kann, den Schildknorpel in die selbe Richtung, wie der Ring-Schildknorpelmuskel. Wieso ist dieses dann ein Gegenspieler?

Danke für die Hilfe, Samstag habe ich Stimmphysiologieprüfung.



Grüße
Cörnel
 
Eigenschaft
 
...ist bei mir schon zu lange her, und man braucht den Kram ja auch nie wieder - da vergißt man schonmal was :gruebel:
Aber ich glaube mich zu erinnern, daß der Posticus als einziger Muskel dafür verantwortlich ist, die Glottis zu öffnen. Das heißt, er kann schonmal nur Gegenspieler haben und keinen, der das gleiche macht.
Der M. cricothyroideus ist derjenige, der den Schildknorpel kippt, also Schild- und Ringknorpel gegeneinander "verkantet", was zum Schließen der Stimmlippen führt -
während der M. sternothyroideus den gesamten Kehlkopf nach unten zieht.
Also, selbst wenn beide in die gleiche Richtung ziehen, wirken sie doch verschieden. Einer bewegt das Auto und einer die Insassen, um's mal salopp zu sagen.

Ich hoffe, daß das halbwegs verständlich und korrekt war, übernehme jedoch keinerlei Garantie für mein Geschwätz!
 
halbwegs korrekt mit gutem Willen.

Der Posticus ist einziger Glottisöffner, dieses ist korrekt. Zum Schließen der Stimmlippen sind jedoch zuständig: Musculus Lateralis als Gegenspieler des Posticus, dieser dreht die Aryknorpel. Der Teil hinter den Aryknorpeln, das dorsale Dreieck wird über den Transversus verschlossen. Und die Stimmfalten selbst über ary-vocalis und thyreo-vocalis machen den Feinverschluss.
Der M. C. kippt den Kehlkopf wie gesagt, aber die Wirkung ist ein Straffen der Stimmlippen und somit eine Tonhöhenänderung.

Dennoch, der Sternothyroideus zieht in der Tag den ganzen Kehlkopf nach unten, während der M. C. nur Ring und Schildknopel einander nähert. Somit ist die Wirkungsweise verschieden, ich kann aber noch nicht 100%ig erkennen, warum dieses nun wirklich ein GEGENspieler ist. Würde der M. C. den Kehlkopf heben - dann ja. Aber er ist kein Heber.



Grüße
Cörnel
 
Da war ich ja näher dran als ich befürchtet hatte :rolleyes:
Ich würde mich da nicht zu sehr am Begriff "Gegenspieler" anklammern. Gegenspieler bedeutet ja nicht ausschließlich, daß der Muskel das genaue Gegenteil tut. Im und um den Kehlkopf herum sind eine ganze Menge Muskeln (die Du hoffentlich auch alle im Schlaf benennen kannst ;) ), die in alle möglichen Richtungen ziehen. Und irgendwo sind es alles Gegenspieler zueinander, denn dadurch, daß die Wirkungsweisen unterschiedlich sind (manchmal gegensätzlich, manchmal nur leicht verschieden), bleibt das ganze System in der Balance. Selbst wenn zwei Muskeln genau das gleiche tun, wirken sie doch zumindest leicht unterschiedlich, weil sie sich ja nicht in der exakt selben Position befinden.
Übrigens sehe ich da schon einen Unterschied zwischen der Bewegung des Kehlkopfinnenlebens und der Bewegung des Kehlkopfes selbst. Mir kommt daher die Bezeichnung Gegenspieler gar nicht so unlogisch vor.

In Ermangelung eines besseren Beispiels: Stell' Dir einen Schlagzeuger und einen Bassisten vor, die einen Rhythmus spielen. Alles paßt zusammen und man denkt, die beiden spielen das gleiche. Aber bei genauerem Hinhören stellt man fest, daß der Bassist den Offbeat spielt, er spielt also gegen den Schlagzeuger - obwohl beide am gleichen Strang ziehen. D.h. insgesamt geht's in die gleiche Richtung, aber innerhalb des Rhythmus gibt's eine gewisse "Schere", die die Spannung aufrechterhält.


Und mal nur vom Klang her, falls das für Deine Prüfung denn relevant ist: Da sind die beiden recht deutliche Gegenspieler. Der eine erhöht die Stimmlippenspannung, d.h. übt direkten Einfluß auf die Tonhöhe aus - der andere bewegt den Kehlkopf nach unten, verlängert also den Vokaltrakt (oder welchen Begriff man da mittlerweile auch immer verwendet, das ändert sich ja schon fast stündlich :rolleyes:) und somit die Frequenzzusammensetzung, sprich: den Klang, evtl. bis zum "Sängerformanten". Da ist der Ausdruck Gegenspieler auf jeden Fall gerechtfertigt.
 
Ich weiß nur noch, dass man in der Vollstimme dominante Vocalis-Aktivität hat und im Falsett dominante CT-Aktivität. Rest: Vergessen.
 
Auch auf die Gefahr hin, dass ich wegen Aktivierung eines alten Themas freundlich ermahnt werde:

Posticus: fixiert Aryknorpel bei Kontraktion des Cricothyroideus
Cricothyroideus: dreht Cricoid so, dass Ringknorpelplatte nach unten und Ringbogen (=vorn, zum Adamsapfel gelgen) nach oben ziehen --> dadurch Verlängerung der Stimmlippen
Sternothyroideus: Doppelzugmöglichkeit entsprechend der Stellung des Schildknorpels: bei hoher Phonation kippen nach vorn, bei tiefer Phonation mit Sternothyroideus kippen nach rückwärts (unterstützt dadurch Vocalis in der Stimmlippenverkürzung)
Cricopharyngeus: bei Kontraktion des Cricothyroideus kippt er die Ringknorpelplatte nach vorn, dreht also damit entgegengesetzt zum Cricothyroideus und wirkt stimmlippenentspannend

Der Cricothyroideus kippt NICHT den Schildknorpel = verbreitete Fehlmeinung, siehe:
http://www.egms.de/static/en/meetings/dgpp2010/10dgpp81.shtml

DSCI7159.jpg
meine Zeichenkünste hierzu (siehe Bild) :)
 
Bei einem eigens gemalten so hübschen Bildchen würde ich doch nie ermahnen ;)
 
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Passt das Posting nicht in einen unserer FAQ-Threads? Fände ich gut, Fragen zu den anatomischen Gegebenheiten tauchen ja zuletzt immer wieder auf. :)

EDIT by Vali: done :)
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Antipasti, Foxx:

Die wissenschaftliche Lage zu den Muskeln lässt sich so beschreiben "Sie wissen nicht, dass sie nichts wissen."
Die wissenschaftliche Literatur ist teilweise undurchschaubar ?! >.<

Bezüglich des Sternothyroideus muss ich nun wiederum davon ausgehen, dass er doch lediglich eine kehlkopfvertiefende Funktion hat, und keine Doppelzugfunktion. Ich beziehe mich auf die Studie "Über die Regelung der Stimmlippenspannung durch von außen eingreifende Mechanismen"

Meine alten Informationen:
Der M. Sternothyroideus ist ein Antagonist des Musculus Cricothyroideus, indem er den Thryoid bei Kontraktion nach hinten kippt. Dadurch wird die Dehnung durch den Musculus Cricothyroideus durch Erschlaffung und Verkürzung der Stimmlippen reduziert. Es gibt auch die Ansicht, dass er eine dualistische Funktion erfüllt: neben der genannten, soll er bei hohen Tönen die Möglichkeit bieten, den Thryoid auch nach vorn zu kippen und so Synergist des Musculus Cricothyroideus sein. Dies soll realisierbar sein durch seine anatomische Beschaffenheit. Der Muskel setzt an der Linea obliqua des Schildknorpels an und zwar so, dass der größte Teil der Muskelfasern hinter der Achse des Cricothyroidgelenks liegt. Dies ermöglicht ihm das Kippen des Schildknorpels nach vorn und nach hinten.

Meine neuen Informationen:
Der Musculus Sternothyroideus wäre nur dann fähig den Schildknorpel nach hinten zu kippen und damit stimmlippenverkürzend zu wirken, wenn der Kopf nach hinten gebeugt wäre. Der Musculus Sternothyroideus liegt in seiner ganzen Breite vor dem Crico-Thyroid-Gelenk. Seine hinteren Fasern ziehen über das Gelenk hinweg... Selbst, wenn nur die hintersten Fasern kontrahieren würden, könnte keine Rückkippwirkung angenommen werden. Lediglich könnten dann diese Fasern den Schildknorpel im Ganzen und somit den Ringknorpel gleichermaßen herabziehen.
[...]
Ich sammle schon seit einiger Zeit Informatione zu allen wesentlichen Muskeln (und Elementen), welche die Stimmproduktion beeinflussen und ergänze dies auch stetig oder überarbeite dies. Nur wie es eben so ist, schreiben Autoren gern voneinander ab und dann ist das auch wahr und dann kommt so ein naives Ding wie ich, und glaubt dies, bis irgendwann einer sagt "geht doch gar nicht". Daher habe ich es mir angewöhnt, stetig Quellen zu haben, auf welche ich mich rückbeziehen kann (zum Nachschlagen und Verteidigen).
 
Und wieder mal ich... gerade habe ich mit Herrn Professor Eugene Rabine telefoniert. Er teilte mir mit, dass der Cricothyroideus den Schildknorpel kippt, nicht den Ringknorpel zum Schildknorpel.

"Nun steh ich hier, ich armer Tor, und bin so klug, als wie zuvor"

Die Studie, auf die ich mich bezog, ist von 1960 (Schande über mein Haupt!).
http://webcache.googleusercontent.c.../Article/Pdf/262846+&cd=2&hl=de&ct=clnk&gl=de

Ich werd mich mal an die deutsche Gesellschaft für Phoniatrie und Pädaudiologie wenden, schließlich haben sie die Idee Cricoid zu Thyroid ja publiziert...
 
Die Rolle des CT wird (ich hab mittlerweile dazu einiges gesammelt und durchforstet) unterschiedlich bewertet. Eine Auffassung neben jener, welche dem CT eine stimmlippenverlängernde und damit frequenzhebende Wirkung zuweist, ist diese, dass der CT der Stabilisierung des Cricothyroid Gelenkes dient, sodass der Vocalis freies Geleit für seine Arbeit hat. Die interessantesten Kippbewegungen assoziiert man mit dem CT. Der CT besteht aus drei (ja, drei, nicht zwei) Muskelbäuchen, welche damit differenziertere Funktionen aufweisen. Die Verkippung der Elemente hängt von der Einspannung der Kehlkopfknorpel durch die umliegenden Strukturen ab. Eine Beziehung zum Stimmlippenöffner ist anzunehmen, da bei verstärkter Atmung der CT mit ihm zusammen eine größere Glottisöffnung bewirken soll. Das Falsett wird seiner Aktivität und der des Posticus zugeschrieben. Der Posticus öffnet nicht nur die Stimmlippen, sondern stabilisiert auch die Stellknorpel.
 

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