Rude Mood
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Hallo,
dies muss ich einfach mal loswerden, auch dann, wenn ich mich sicherlich bei einigen unbeliebt machen werde. Aber es brennt mir förmlich in den Fingern. Es gibt diesen unsagbaren Satz, der immer und immer und immer wieder von einigen Usern geschrieben wird und sich praktisch wie ein roter Faden durch alle Diskussionen zwischen Gitarristen zieht. Vielleicht ahnt Ihr schon, an welchen Satz ich denke. Es ist der folgende:
"Sound kommt aus den Fingern" (nachfolgend: der "Fünf-Worte-Satz")
Selbstverständlich existieren zahllose Variationen, aber sie hören sich allesamt so an, wie eine amateurhaft gespielte Moll-Pentatonik: Musik ist keine Materialsache, der Gitarrist macht die Musik, Du brauchst die Finger von Malmsteen/Hendrix/SRV, jede Gitarre tut es, etc.
Meistens fällt der Satz obendrein noch in unpassendem Kontext und wirkt unheimlich affig, altklug und überflüssig. Deshalb mal meine Meinung zum Thema:
Ja, es ist völlig offensichtlich, dass der Sound aus den Fingern kommt. Die Gitarre ist ein Instrument, welches für handgemachte Musik erfunden wurde. Ich denke, dass selbst jeder totale Anfänger weiß, dass sie sich nicht von selbst spielt. Warum werden einige trotzdem nicht müde, es ständig zu betonen.
Meistens fällt der Fünf-Worte-Satz dann, wenn ein User den - berechtigten - Wunsch hat, den Sound eines berühmten Gitarristen zu analysieren. Vielleicht deshalb, weil er sich von ihm inspirieren lassen will. Vielleicht deshalb, weil er einen eigenen Song im Kopf hat und einen ähnlichen Sound sucht. Vielleicht findet er es auch einfach nur interessant, über die vielen Faktoren zu diskutieren, die den Sound prägen. Trotzdem kommt immer wieder einer mit dem Fünf-Worte-Satz, der langsam in der Gitarristengemeinde so etwas ist, wie die N..ikeule in der Politik: Der Totschlag jeder Diskussion. Es ist doch offensichtlich, dass keiner so blöd ist, dass er allen ernstes glaubt, dass er mit einem SLO und einer Gibson Les Paul so klingen wird, wie Warren Haynes. Oder mit einer Strat und einem Marshall so wie Hendrix. Der Informationsgehalt des Fünf-Worte-Satzes ist also gleich null. Ich habe auch oft den Eindruck, dass es schlechte Gitarristen mit unterdurchschnittlichem Fachwissen sind, die ihn gerne sagen oder schreiben - man muss wirklich kein Genie sein, um seinen Wahrheitsgehalt zu erfassen, und er "passt" in so gut wie jeden Kontext.
Warum besteht in der Gitarristengemeinde stets das dringende Bedürfnis, den Fünf-Worte-Satz in jede Diskussion einzubauen? Ich kann mir z.B. beim besten willen nicht vorstellen, dass Tennisspieler ständig darauf hinweisen müssen, dass John McEnroes Spiel "aus den Armen" kommt, wenn sie über Tennisschläger diskutieren. Oder dass Frauen, wenn sie über Schminke diskutieren, sich gegenseitig ständig daran erinnern müssen, dass man auch mit der besten Schminke nicht aussehen wird, wie Catherine Zeta-Jones? Weshalb dann die Gitarristen?
Wenn z.B. ein relativer Anfänger fragt, wie er denn am besten einen Stevie Ray Vaughan-artigen Sound erzeugen kann, ist es doch am besten, ihn darauf hinzuweisen, dass eine Strat und ein Fender-Amp ihn in die richtige Richtung bringen kann und dass es z.B. mit einer Les Paul und einem Marshall schwierig sein wird - es hilft ihm beim besten Willen nicht weiter, wenn der Fünf-Worte-Satz fällt.
Der Fünf-Worte-Satz ist übrigens meiner Meinung nach auch nur bedingt haltbar - Gitarre spielen und Sound/Ton ist entgegen aller Binsenweisheiten auch eine Materialfrage. Wer dies nicht glaubt, der möge sich doch einfach mal mit einer Masterbuilt Strat aus dem Custom Shop hinsetzten und sie über einen Amp von Dr. Z, Tone King, Bludotone, etc. spielen. Er nehme danach eine minderwertige Gitarre und spiele sie über einen schlechten Amp. Um den Unterschied zu merken, muss man nicht einmal den Sound hören - bereits das Spielgefühl ist völlig anders. Ein wirklich guter Röhrenamp verleiht dem Sound eine Art natürlicher Kompression, die zusammen mit dem Ansprechverhalten der Gitarre das Gefühl vermittelt, als ob man besser spielen würde. Ich habe schon etliche Male notgedrungen schlechtes Equipment gespielt, weil ich meine eigene Gitarre und meinen Amp nicht zur Hand hatte - und es hat keinen Spaß gemacht, da ich mit dem Verhalten des Equipments einfach nicht klargekommen bin und dementsprechend schlecht gespielt habe. Als ich dann meine eigene Strat wiederhatte, ging förmlich die Sonne auf.
Auch ist es doch so, dass verschiedene "Rezepte" unterschiedliche Endergebnisse produzieren. Man spielt z.B. auf einer Les Paul instinktiv anders, als z.B. auf einer Strat, da man seine Spieltechnik der Ansprache der Gitarre und dem fundamental anderen Grundsound anpasst. Jeder eigefleischte Les Paul-Spieler würde mir bestätigen, dass eine Strat eine andere Spielweise benötigt und nach vielen Jahren Les Paul eine enorme Umstellung darstellt. Die Binsenweisheit, dass jede Gitarre und jeder Amp für alles geeignet ist, ist somit nur begrenzt haltbar.
Sagt mir bitte, was Ihr darüber denkt und welche Erfahrungen Ihr gemacht habt? Was ist der Grund für den enormen Erfolg des Fünf-Worte-Satzes? Ist es evtl. der Neid auf andere, die besseres Equipment haben? Oder das Bedürfnis, einfach überall etwas zu sagen? Oder die Rechtfertigung für den eigenen Mangel an Fachwissen bzgl. Equipment? Ich kann dies jedenfalls nicht länger hören...
dies muss ich einfach mal loswerden, auch dann, wenn ich mich sicherlich bei einigen unbeliebt machen werde. Aber es brennt mir förmlich in den Fingern. Es gibt diesen unsagbaren Satz, der immer und immer und immer wieder von einigen Usern geschrieben wird und sich praktisch wie ein roter Faden durch alle Diskussionen zwischen Gitarristen zieht. Vielleicht ahnt Ihr schon, an welchen Satz ich denke. Es ist der folgende:
"Sound kommt aus den Fingern" (nachfolgend: der "Fünf-Worte-Satz")
Selbstverständlich existieren zahllose Variationen, aber sie hören sich allesamt so an, wie eine amateurhaft gespielte Moll-Pentatonik: Musik ist keine Materialsache, der Gitarrist macht die Musik, Du brauchst die Finger von Malmsteen/Hendrix/SRV, jede Gitarre tut es, etc.
Meistens fällt der Satz obendrein noch in unpassendem Kontext und wirkt unheimlich affig, altklug und überflüssig. Deshalb mal meine Meinung zum Thema:
Ja, es ist völlig offensichtlich, dass der Sound aus den Fingern kommt. Die Gitarre ist ein Instrument, welches für handgemachte Musik erfunden wurde. Ich denke, dass selbst jeder totale Anfänger weiß, dass sie sich nicht von selbst spielt. Warum werden einige trotzdem nicht müde, es ständig zu betonen.
Meistens fällt der Fünf-Worte-Satz dann, wenn ein User den - berechtigten - Wunsch hat, den Sound eines berühmten Gitarristen zu analysieren. Vielleicht deshalb, weil er sich von ihm inspirieren lassen will. Vielleicht deshalb, weil er einen eigenen Song im Kopf hat und einen ähnlichen Sound sucht. Vielleicht findet er es auch einfach nur interessant, über die vielen Faktoren zu diskutieren, die den Sound prägen. Trotzdem kommt immer wieder einer mit dem Fünf-Worte-Satz, der langsam in der Gitarristengemeinde so etwas ist, wie die N..ikeule in der Politik: Der Totschlag jeder Diskussion. Es ist doch offensichtlich, dass keiner so blöd ist, dass er allen ernstes glaubt, dass er mit einem SLO und einer Gibson Les Paul so klingen wird, wie Warren Haynes. Oder mit einer Strat und einem Marshall so wie Hendrix. Der Informationsgehalt des Fünf-Worte-Satzes ist also gleich null. Ich habe auch oft den Eindruck, dass es schlechte Gitarristen mit unterdurchschnittlichem Fachwissen sind, die ihn gerne sagen oder schreiben - man muss wirklich kein Genie sein, um seinen Wahrheitsgehalt zu erfassen, und er "passt" in so gut wie jeden Kontext.
Warum besteht in der Gitarristengemeinde stets das dringende Bedürfnis, den Fünf-Worte-Satz in jede Diskussion einzubauen? Ich kann mir z.B. beim besten willen nicht vorstellen, dass Tennisspieler ständig darauf hinweisen müssen, dass John McEnroes Spiel "aus den Armen" kommt, wenn sie über Tennisschläger diskutieren. Oder dass Frauen, wenn sie über Schminke diskutieren, sich gegenseitig ständig daran erinnern müssen, dass man auch mit der besten Schminke nicht aussehen wird, wie Catherine Zeta-Jones? Weshalb dann die Gitarristen?
Wenn z.B. ein relativer Anfänger fragt, wie er denn am besten einen Stevie Ray Vaughan-artigen Sound erzeugen kann, ist es doch am besten, ihn darauf hinzuweisen, dass eine Strat und ein Fender-Amp ihn in die richtige Richtung bringen kann und dass es z.B. mit einer Les Paul und einem Marshall schwierig sein wird - es hilft ihm beim besten Willen nicht weiter, wenn der Fünf-Worte-Satz fällt.
Der Fünf-Worte-Satz ist übrigens meiner Meinung nach auch nur bedingt haltbar - Gitarre spielen und Sound/Ton ist entgegen aller Binsenweisheiten auch eine Materialfrage. Wer dies nicht glaubt, der möge sich doch einfach mal mit einer Masterbuilt Strat aus dem Custom Shop hinsetzten und sie über einen Amp von Dr. Z, Tone King, Bludotone, etc. spielen. Er nehme danach eine minderwertige Gitarre und spiele sie über einen schlechten Amp. Um den Unterschied zu merken, muss man nicht einmal den Sound hören - bereits das Spielgefühl ist völlig anders. Ein wirklich guter Röhrenamp verleiht dem Sound eine Art natürlicher Kompression, die zusammen mit dem Ansprechverhalten der Gitarre das Gefühl vermittelt, als ob man besser spielen würde. Ich habe schon etliche Male notgedrungen schlechtes Equipment gespielt, weil ich meine eigene Gitarre und meinen Amp nicht zur Hand hatte - und es hat keinen Spaß gemacht, da ich mit dem Verhalten des Equipments einfach nicht klargekommen bin und dementsprechend schlecht gespielt habe. Als ich dann meine eigene Strat wiederhatte, ging förmlich die Sonne auf.
Auch ist es doch so, dass verschiedene "Rezepte" unterschiedliche Endergebnisse produzieren. Man spielt z.B. auf einer Les Paul instinktiv anders, als z.B. auf einer Strat, da man seine Spieltechnik der Ansprache der Gitarre und dem fundamental anderen Grundsound anpasst. Jeder eigefleischte Les Paul-Spieler würde mir bestätigen, dass eine Strat eine andere Spielweise benötigt und nach vielen Jahren Les Paul eine enorme Umstellung darstellt. Die Binsenweisheit, dass jede Gitarre und jeder Amp für alles geeignet ist, ist somit nur begrenzt haltbar.
Sagt mir bitte, was Ihr darüber denkt und welche Erfahrungen Ihr gemacht habt? Was ist der Grund für den enormen Erfolg des Fünf-Worte-Satzes? Ist es evtl. der Neid auf andere, die besseres Equipment haben? Oder das Bedürfnis, einfach überall etwas zu sagen? Oder die Rechtfertigung für den eigenen Mangel an Fachwissen bzgl. Equipment? Ich kann dies jedenfalls nicht länger hören...
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