Pimp my Promethean 5110

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Ochsenblut
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Ich bin seit drei Jahren begeisterter Benutzer meines Promethean 5110-Kombos. Der 12kg leichte Kombo mit seinem eingebauten 10-Zöller, der mit max. 250 Watt befeuert wird, hat locker meinen GK MB 150 Kult-Kombo hinter sich gelassen. Kult hin oder her, der GK-Kombo mußte seinen weiteren Lebensweg angesichts der überzeugenden Performance des Promi ohne mich und meine Bässe weitergehen.

Aber es gibt ja bekannlich nichts, was man nicht noch ver(schlimm)bessern könnte... Der Promethean 5110 schwächelt ein wenig, wenn es richtig laut wird. Nur um es klar zu stellen: Ich rede von Lautstärkebereichen, in die mein GK Kombo niemals vorgedrungen ist. Aber egal - also wenn es richtig laut wird, dann matscht der Promi ein wenig. Die Bässe werden schwammig-mulmig, die Mitten werden sehr aufdringlich aber unpräzise - nicht ganz überzeugend. Obwohl natürlich sehr erstaunlich für so eine kleine Kiste.

Werfen wir einen Blick auf den original verbauten chinesischen Beta Three 10"-Zöller.

10LBO75-L.jpg
Klingt schon gut das Teil (nicht alles aus China ist Schrott!), aber seine maximale Auslenkung (Xmax) von 2 mm ist nicht sonderlich berauschend und engt ihn einfach ein wenig ein.
Gesucht ist also ein Speaker, der einen ähnlichen Charakter besitzt, für kleine Gehäuse geeignet ist, jedoch deutlich mehr Xmax besitzt. Gibt es so was? Naja, der 10er DeltaLite von Eminence ist ja ziemlich poulär. Er hat aber Probleme im kleinen Gehäuse und klingt als Neodym-Speaker in den höheren Mitten etwas aufdringlich. Und ich habe keine Lust, seinen Frequenzgang mittels Saugkreis oder so zu optimieren...

Aber ich werde in Bulgarien fündig: Der Oberton 10BP200 ist von den elektrischen und klanglichen Parametern mit dem Beta Three vergleichbar, aber er hat ein Xmax von 5,8mm!

oberton_10b200_gross.jpg


Das reizt mich zur Simulation:

TFM.JPG

Der Frequenzgang des Bulgaren ist dem des Chinesen im kleinen 20-Liter-Gehäuse im Bereich bis 500Hz sehr ähnlich - das sieht gut aus.
Schauen wir auf die Lautsprecherauslenkung (Xmax):

Cone.jpg

Ich simuliere sehr konservative Werte: Die Speaker dürfen bei 40Hz nicht ihr Xmax überschreiten. Der Beta Three tut das bereits bei 5 Watt, der Oberton kann 45 Watt ab. Fast Faktor 10!
Das hat natürlich Auswirkungen auf den Schalldruck:

SPL.JPG

Der Oberton liefert fast 10dB mehr als der Beta Three, das ist doppelt so laut! Ok, ich rede hier schon von wirklich lauten Signalen, aber auch bei weniger Power wird der Bulgare mit seinen Leistungsreservern vermutlich souveräner klingen als der Chinese.

Die Simulationsdaten haben mich neugierig gemacht: Ich bestelle mir für ca. 100€ den Oberton 10B200. Der Austausch ist einfach, die Bohrungen passen alle. Auch die Frequenzweiche des Promethean passt zum Oberton, da ist also keine Änderung nötig.
Allerdings muss ich den Lautsprecherausschnitt des Kombo abdichten, denn anders als der Beta Three hat der Oberton keine Dichtung unter dem Lautsprecherkorb.

DSC01286.jpg

Der Test:
Der Oberton klingt auch bei leisen und mittleren Lautstärken präsenter als der Beta Three. Das finde ich persönlich sehr erstaunlich, denn der Grund, warum ich den Promi besser als den GK-Kombo fand war, dass der Promi deutlich präsenter und offener klang als der GK-Kombo. Und jetzt also noch einmal ein Präsenz-Sprung. Das hat vermutlich damit zu tun, das der Oberton keine Papiermembran hat, sondern eine aus Kunststoff.

Und wie ist es, wenn ich Gas gebe? Ein deutlicher Unterschied zu vorher. Der Promi wird nach wie vor tierisch laut und noch lauter, aber jetzt bleibt er bretthart im Sound. Das ist vielleicht das Auffälligste: Der Kombo klingt jetzt präziser und härter als vorher. Ich würde den Sound mit "gnadenlos" beschreiben.
Für einen weichen Kontrabass-Sound muss ich die 400Hz am EQ ein wenig runter nehmen, dann klingt mein Promi schön warm und rund. Ganz prima sind die tiefen Bässe: Ich kann die 50Hz jetzt auch bei größerer Lautstärke aufdrehen und doch bleibt der Ton gut definiert. Die kleine Kiste klingt dann ganz schön mächtig.

Fazit: Zunächst mal bin ich sehr zufrieden mit meinem Easy-Upgrade (30 Minuten Arbeit). Auch zusammen mit meiner 112er-Zusatzbox macht der neue Speaker im Promi ein sehr gutes Bild. Ich muss das Ding unbedingt mal Live ausreizen. Ach ja: Der Promi hat Gewicht verloren! Denn der Oberton ist, obwohl auch mit Ferrit-Magnet ausgerüstet, ein Kilogramm leichter als der Beta Three.

Zum Beta Three: Versteht mich nicht falsch, der Original-Speaker ist schon ein sehr ordenliches Teil, solange es nicht sehr laut wird. Vielleicht ist er aber besser in einem geschlossenen Gehäuse aufgehoben, wo seine Xmax-Schwäche keine große Bedeutung hat. Mal sehen...
 
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Interessanter Umbau mit einem interessanten Chassis.

Sollten da Simulationsplots zu sehen sein?
Woher hast du die Parameter des Original-Chassis?
Dem Magnetmaterial bestimmte Klangeigenschaften zuzuschreiben, halte ich für problematisch.
 
Mmh, sieht aus, als wäre da kein Dämmmaterial drin.
 
@ the flix:
Ja, das sollten Plots zu sehen sein. Mal geht's, mal nicht. Je nach Browser und Füllstand der Kaffeemaschine. Unser Mod banjo tüftelt schon an dem Problem...
Die Params des Originals gibt es hier: http://www.elderaudio.com/products/Loudspeakers/LowMiddle/2009/10LB075-U.html
Und ja, dem Magnetmaterial kann man keine Klangeigenschaften zuschreiben. Ich nutze an anderer Stelle z.B. einen Beyma12 Mw/Nd Neodym mit schönen, linearem Frequenzgang. Aber der DeltaLite 10 hat tatsächlich diese häßliche Nase bei 2KHz.

@tom-g:
Yep - keine Dämmung! ich war auch ziemlich enttäuscht beim Öffnen der Kiste. Woa, billig, billig, keine Dämmung, keine Dämpfung. Deshalb habe ich oben auch geschrieben "Zunächst bin ich sehr zufrieden...". Ich hatte im Hinterkopf noch Pläne, mit der Abstimmfrequenz (Tunnel verlängern um von 72Hz auf 65Hz zu kommen) und mit Füllung zu experimentieren.
Aber he - das Ding kling wirklich gut so wie es ist, obwohl es ein Würfel ist, obwohl es nur 12mm Wandstärke hat und obwohl absolut keine Bedämpfung drinnen ist. Also lass ich erst mal alles so wie es ist.
 
So lang dir's gefällt :rock:
 
das klingt ja alles sehr vielversprechend! Vor allem "knapp 20 Liter" würfelchen und trotzdem "mächtiger klang"... schon mal über ne 2x10 mit Mittentrennwand mit diesem Aufbau nachgedacht? Das wäre ja ultrakompakt...
 
So, jetzt sehe ich die Bilder auch.
Ach, dass ist der Elder Audio, aka the box 10-250/8-A.
Wenn man die Frequenzgänge der beiden Chassis aus den Datenblättern vergleicht, ist auch klar, warum der Oberton präsenter klingt. Der Elder fällt ja schon ab 1 kHz langsam ab.
 
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... dass ist der Elder Audio, aka the box 10-250/8-A. ...
Ah ja, danke für den Hinweis. Den "The Box" hatte ich nicht auf dem Schirm - aber stimmt, der isses! Ist schon verrückt, was in den teilweise doch nicht ganz billigen Kisten drinnesteckt. Im Promi ein ungelabelter Chinese für 49€ - trotzdem ist der Sound gut. In der TC RS 112 ein "Custom" Eminence Beta 12 CX für 70€ - und trotzdem ist der Sound gut.
Zum Glück zahlt man sein Geld ja für den Sound und nicht für den Materialwert der Kisten. Insofern braucht man sich über die teils deftigen Aufpreise nicht zu ärgern. Und selber bauen kommt letzendlich auch nicht billiger ...
 
Schöner Umbau, das nenn ich Pimpen mit Verstand!:great:

Um die Härte etwas abzumildern, reicht es vielleicht, jeweils eine der gegenüberliegenden Innenwände mit Filz zu bekleben.

Vielleicht schau ich mal, ob ich meinen Bass-Cube auf ähnliche Weise aufwerten kann. Wird nicht ganz einfach sein, etwas Passendes zu finden, da ich den Reflexkanal kaum anpassen kann. Und Daten vom Originalspeaker zu bekommen, wird auch nicht einfach. Also mehr ein Versuch...
Speakereinbau.jpgTypenschild Speaker.jpg
 

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Ist ja interessant, dann war also in der Harley Benton "Kopie" des Promethean sogar der gleiche Speaker drin, wie im echten...
 
Ist ja interessant, dann war also in der Harley Benton "Kopie" des Promethean sogar der gleiche Speaker drin, wie im echten...
Na wenn im HB-Klon der The Box war, klar!
Wirklich interessant, nicht wahr. Besonders wenn ich an Cadfaels Aussage hier denke: https://www.musiker-board.de/verstaerker-boxen-bass/401174-harley-benton-ba5110c.html

Hochtöner und Weiche sind jedoch möglicherweise verschieden, wobei das auch Feld-, Wald- und Wiesenzeugs ist. Aber der Promi-Top ist definitiv anders - trotz so mancher "Foto-Beweise" im Web.
 
Hallo!

Ich bin neu im Forum - angemeldet u.a. weil ich eben diesen Beitrag sehr interessant fand. Habe den Promethean 5110 für relativ teures Geld erstanden, dazu kam eine professionelle Reparatur weil's etwas an der (vorderen) Platine hatte... Bisher also viele Bauchschmerzen aber jetzt läuft alles. Nachdem ich auch gern pimpen würde (sowie von OCHSENBLUT beschrieben) jedoch dann den übriggebliebenen "Original"-10"er gerne weiterverbauen würde, hier meine Frage/Vorhaben:
Ins originale Gehäuse kommt der Oberton.
Für den übergebliebenen Beta 3 möchte ich ein Gehäuse bauen. Tischler-Erfahrung vorhanden. Sozusagen eine 10" -Zusatz-Box mit welcher ich dann die 500w@4Ohm auf 2*10" fahren kann. WIE soll/kann/darf ich die Original-Maße des Ibanez-Gehäuses abbändern um auf eine "Verbesserung" zu hoffen?
Ich möchte jedenfalls die Original-Box dann AUF den Selbstbau "stapeln" können. Ergo wären selbige Maße im Grundriss schön.
Macht es Sinn die Maße des(originalen) Würfels in die Höhe zu strecken (Volumen?) Und welche (innen-) Maße dieses Quaders wären sinnvoll um den Beta3 auszureizen?
Würde gerne leicht & kompakt bleiben. Hab schon generell lange vor mal mit Linoleum zu arbeiten - so würde ich das auch gerne "beziehen".. das bedeutet aber auch Linoleum INNEN (GEGENZUG) ... Gibt's da Erfahrungen oder macht man sowas prinzipiell nicht im Boxenbau?
Tausend Fragen - ich hoffe ihr steht mir etwas zur Seite.
Liebe Grüße aus Wien.
Flo
 

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