USB-Mikrofone

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Zur besseren Orientierung - dieser Artikel ist in folgende Abschnitte gegliedert:
  • Was ist ein USB-Mikrofon, worin unterscheidet es sich von einem “herkömmlichen” Studio-Mikrofon?
  • Was ist bei USB-Mikrofonen zu beachten?
  • Wo liegen die Nachteile bei USB-Mikrofonen?
  • Für wen könnte ein USB-Mikofon interessant sein?
  • Was sind die Alternativen?




Was ist ein USB-Mikrofon, worin unterscheidet es sich von einem “herkömmlichen” Studio-Mikrofon?
Um ein Audio-Signal in den Rechner zu bekommen, brauchen wir ein Mikrofon - das ist so weit klar. Und wer sich mal ernsthaft an musikalisch verwertbarem Material, selbst auf weniger anspruchsvollem Niveau, versucht hat, wird schnell festgestellt haben, dass handelsübliche Computer-Mikrofone und -Headsets da nicht wirklich tauglich sind. Ich meine die, welche über eine meist rosafarbene 3,5mm-Klinke angeschlossen werden.


Klinkenstecker-Adapter.jpg

http://upload.wikimedia.org/wikipedia/de/c/c4/Klinkenstecker-Adapter.jpg
(links ist ein sog. Miniklinken-Stecker zu sehen)


Aber wenn nicht so, wie dann? Könnte man nicht einfach ein besseres Mikrofon nehmen und über ein Adapter-Kabel anschließen? Nein - denn zum einen würden die physikalischen Eigenschaften des Mikro-Anschlusses am PC und die des Mikros nur sehr schlecht zueinander passen (Widerstand, Stromversorgung des Mikros über den Stecker und ähnliches). Viel wichtiger ist aber die Soundkarte selbst! Schon seit Jahren ist es Standard, dass die Soundkarte direkt auf der Hauptplatine des Computers angebracht ist. Hier werden oft nur sehr billige und damit qualitativ schlechte Bauteile verwendet. Nachdem mehrkanalige Sound-Systeme, durchaus auch mit guter Qualität, in Mode gekommen sind, ist zumindest die Qualität der Audio-Ausgänge wieder ein gutes Stück besser geworden. Die Eingangsseite jedoch, wo ein Mikrofon angeschlossen wird, bewegt sich oft auf niedrigstem Level.
Ein weiteres Problem bei OnBoard-Soundkarten ist die Latenz - hierzu gibt es einen eigenen Workshop: https://www.musiker-board.de/soundkarten-interfaces-preamps-rec/383244-faq-latenz.html

Es ist also bei hochwertigen Aufnahmen üblich, dass man eine bessere Soundkarte verwendet. Diese kann im PC eingebaut sein, aber auch extern über FireWire, USB oder in ZukunftThunderbolt angeschlossen sein. Dort findet sich XLR-Anschluss mit einem Vorverstärker dahinter, der den Signalpegel erst mal ein Stück anhebt. Dann wird das Signal in digitale Form umgewandelt und kann so im Rechner weiterverarbeitet werden. Bei besseren Systemen sind Vorverstärker und Wandler sogar getrennte Geräte.
Das Problem ist nur: Die vielen Einzelkomponenten sind teuer! (Für den Einstieg) empfehlenswerte Soundkarten (auch Interface genannt) fangen bei etwa 100€ an, dazu kommt noch das Mikrofon und ein brauchbares Kabel.

Was ist nun also ein USB-Mikrofon? Hier wurden Mikro und Interface zu einem Gerät zusammengefasst. Was per USB an den Rechner angeschlossen wird, ist schon direkt die externe Soundkarte. Doch haben USB-Mikros ein paar Eigenheiten, die man kennen sollte, wenn man den Kauf eines solchen Geräts in Betracht zieht.



Was ist bei USB-Mikrofonen zu beachten?
Das Signal in den Rechner rein zu bekommen ist nur die halbe Miete. Zwei Wünsche sind oft vorhanden: Das Signal gleich während der Aufnahme anhören zu können, und/oder eine Audio-Datei auf dem Computer abzuspielen und passend dazu etwas aufzunehmen. Hier kommen wieder die oben schon erwähnten Latenzen ins Spiel. Wenn ich das, was ich singe oder rede, erst mit einer drittel Sekunde Verspätung höre, ist das sehr störend. Ebenso wenn ich den Song, zu dem ich etwas dazu singen möchte, später höre, passt das von mir eingesungene Signal von der Zeit her nicht mehr zum Original-Signal und ich muss es eventuell mit Fingerspitzen-Arbeit richtig hinschieben.

Die Lösung zum ersten Problem heißt “Hardware Monitoring”, beim zweiten Problem kommt Automatisierung durch Software mit ins Spiel. Zu beidem wurde schon etwas geschrieben - in dem oben verlinkten Workshop zum Thema Latenz, dessen Lektüre ich nur empfehlen kann.



Wo liegen die Nachteile bei USB-Mikrofonen?
An dieser Stelle soll erst einmal erwähnt werden, dass USB-Mikrofone Kompromisse sind, die in bestimmten Punkten Nachteile haben (genaueres dazu gleich), mit welchen einige Zielgruppen oft gut leben können. Dafür kommen sie dem Käufer beim Budget entgegen. Dieser Preis muss ja irgendwo her kommen - und ohne die Geräte hier generell schlecht reden zu wollen: Auch an den Bauteilen wird gespart. USB-Mikros sind für professionellen Einsatz nicht geeignet.

Ein weiterer Punkt auf der Minus-Seite ist die Beschränkung auf nur einen Aufnahme-Kanal. Zwar ist die Treiber-Software auch für Windows-Computer inzwischen so weit entwickelt, dass man - theoretisch - mehrere Interfaces gleichzeitig betreiben könnte. Jedoch gibt es dabei in der Praxis ein Problem: Jedes Interface hat einen eingebauten Taktgeber, so eine Art kleiner Dirigent, der das Arbeitstempo vorgibt. Diese Taktgeber arbeiten nur jeweils für sich selbst, nicht mit anderen zusammen. Es kann also vorkommen, dass Aufnahmen von verschiedenen Interfaces mit der Länge der Aufnahme zeitlich auseinander laufen. Und genau das passiert in der Praxis auch.
Es ist also nicht möglich, ein USB-Mikro mit anderen Aufnahmegeräten zu kombinieren. Wenn man also möglicherweise in der Zukunft mit mehr als nur einem Kanal aufnehmen möchte, kann man ein USB-Mikro nicht mit integrieren.

Zum Schluss dieses Absatzes noch ein eher kleiner Punkt: Nicht alle USB-Mikros sind mit ihrer Halterung kompatibel zu handelsüblichen Mikro-Ständern.

Wie schon erwähnt: USB-Mikrofone sind ein Kompromiss. An manchen Punkten muss man Einschränkungen hinnehmen. Wie stark die ins Gewicht fallen, kommt auf den Einzelfall an.



Für wen könnte ein USB-Mikofon interessant sein?
Ganz klassisch wären hier Benutzer zu nenen, die Podcasts erstellen. Bei Sprachaufnahmen sind die qualitativen Anforderungen nicht ganz so hoch im vergleich zu Gesangs- oder sonstigen Musik-Aufnahmen und USB-Mikros genügen auch schon besseren qualitativen Anforderungen. Außerdem sind Overdub-Aufnahmen uninteressant, teils auch Hardware-Monitoring, und der Podcaster wird auch in 5 Jahren noch mit einem Kanal zufrieden sein.

Auch Musiker, insbesondere Sänger, die mehr Qualität als die vom Computer-Mikro wollen und trotzdem im ~100€-Bereich bleiben wollen/müssen, können bei USB-Mikrofonen fündig werden.

Man sollte sich bewusst machen, welche Features man braucht, und dann abwägen, ob man mit den Nachteilen eines USB-Mikrofons leben kann.
Bei der Auswahl eines dieser Geräte sollte man vor allem auf die Monitoring-Eigenschaften achten. Während man mit dem ASIO4ALL-Treiber und richtigen Software-Einstellungen oft noch was ‘rausholen kann, ist die Hardware-Monitoring-Funktion, so man sie denn braucht, durch nichts anderes zu ersetzen. Das ist vor allem im musikalischen Umfeld oft der Fall. Leider ist diese bei USB-Mikros nicht immer Standard.



Was sind die Alternativen?
Hier wäre als erstes die klassische Lösung zu nennen: Interface + Mikro getrennt.

Allerdings gibt es auch so eine Art XLR-USB-Adapter: Das sind sehr kleine Interfaces mit oft nur wenigen oder sogar keinen Einstellungsmöglichkeiten. Die Problematik ist hier dieselbe wie bei USB-Mikros. Jedoch kommt erschwerend hinzu, dass die Dinger meistens keine Phantomspeisung liefern - und somit für im (Heim)Studio gängige Großmembrankondensator-Mikros nicht zu gebrauchen sind.

Für Podcaster interessant, da in diesem Bereich auch oft genutzt: Mobile Recorder, sogenannte “Handy-Recorder”. Sie haben den Vorteil, dass man sie ohne Computer betreiben kann und sind durch ihre Maße und Akkus in der Regel auch gut mobil nutzbar. Manche dieser Geräte kann man sogar als Interface verwenden. Für Musiker sind Handy-Recorder allerdings eher interessant, wenn es “nur” um Probe- oder Konzert-Mitschnitte oder eben komplette Raum-Aufnahmen geht. Einzel-Aufnahmen für späteres Abmischen zu einem Song sind damit eher schwierig.


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In jedem Fall gilt: Das Mikro muss zur Stimme passen und ein Ausprobieren im Laden - oder besser noch: vor Ort, wo es später eingesetzt wird - ist zu empfehlen.
 
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Reaktionen: 2 Benutzer
Den Thread könnte man unter Umständen bei "Studio-Mikrofone" pinnen, ich finde den nämlich echt gut! :)

Unterwegs geschrieben. Rechtschreibung exklusive.
 

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