peter55
A-Gitarren, Off- & On-Topic
Nachdem sich mein neuer Freund "James" jetzt gut bei mir eingelebt hat, mache ich mich mal an ein kleines Review.
Stagg "James Neligan" NA126P Sunburst Highgloss
Ja, zunächst - warum denn nun noch eine (Akustik-)Gitarre - ich hab doch genug, oder?
Zurück zu den Anfängen, zu "Peters erste", mit der alles vor über 38 Jahren begonnen hat. Das ist die kleine Sperrholz-Wandergitarre mit der ich angefangen habe und die ich noch bis in die frühen 80er auf Urlaubsreisen und zu anderen Outdoor-Feten mitgenommen habe. Der Vorteil dieser kleinen Gitarre ist einfach ihre Größe, sie ist handlich und immer greifbar.
Seit dieser ersten sind viele Gitarren und Jahre in's Land gegangen, aber noch so manches mal gingen der Blick und die Gedanken zurück an die "Sperrholzklampfe" auf der man so gut bluesen konnte ...
In den letzten Jahren reifte dann immer mehr der Wunsch, doch wieder so etwas handliches zu haben, das auch einfach mal neben mir auf der Couch liegen kann und immer greifbar ist. Anfang diesen Jahres las ich dann in der "Akustik Gitarre" 01/09 den Test der Stagg "James Neligan" NA126P und sie gefiel mir von der Optik her gleich ungemein:
- massive Zederndecke,
- massiver Mahagonikorpus,
- dunkles Sunburst, Highgloss
- slotted headstock,
- 12-Fret-Korpus,
- Ebenholz-Griffbrett mit Snowflakes,
- Abalonerosette,
- Herringbone/flamed Maple Binding
... sehr leckere Zutaten zu einem sehr erträglichen Preis
(Liste ca. 850 € - im Endeffekt habe ich inkl. einem sehr guten Koffer, Ledergurt u. 1 Satz Elixiersaiten 720,- € im Laden gelassen).
Weitere Features:
- Scalloped X-Bracing,
- 19 Bünde,
- offene, vernickelte Mechanikern,
- Ebenholz-Steg
- Sattel und kompensierte Stegeinlage aus Knochen
- Mensur 631 mm (ca. 15 mm weniger als eine Standard-Dreadnaught)
Der "vorletzte" Anstoß war dann dieser Thread von Jiko in dem ich mal wieder sah, wie nett so eine Parlorgitarre (ich bin nach wie vor der Ansicht, dass Jikos Instrument eine ist) aussehen und wirken kann. Der letzte kam von meinem Freund singlecoil, der mir zu dem Thema einige Links zu Parlorgitarren schickte und bei denen auch ein Link zur "James Neligan" dabei war. Jetzt musste es passieren ...
Da der Musik-Service dieses Modell leider nicht im Programm hat, musste ich auf einen Händler in Frankfurt ausweichen. Zunächst war die Gitarre nicht am Lager, ich bekam aber nach einer Anfrage per e-Mail schon nach wenigen Tagen die Nachricht, dass sie wieder eingetroffen war. Ich bin sofort hingedüst (ist ja von Darmstadt aus nicht weit - ca. 45 min) und habe sie ausgiebig angetestet.
Als ich hinkam, war das Instrument noch im Lager, wurde mir aber sofort geholt und aus der Plastik(Ei-)hülle genommen.
Der erste Kontakt war - wie bei neuen Instrumenten oft - etwas klebrig (zumindest der matt lackierte Hals) - das hat sich aber nach einigen Tagen einspielen völlig gegeben. Der Klang und das Handling haben mich aber beinahe sofort überzeugt. Zum Klang später mehr.
Die belgische Firma Stagg lässt ihre Instrumente zum Teil im China fertigen. Das Ergebnis ist bis auf ein paar ganz kleine optische Mängel recht gut, da hatte ich schon schlimmere Teile aus dem Land der Mitte in der Hand ...
Doch zunächst mal ein paar Fotos (die sind aus dem Thread "Bilder eurer Akustikgitarren" vllt. schon bekannt):
Erstaunlich, was aus dem doch recht kleinen Korpus für eine Klangfülle kommt und wie ausgeglichen das Instrument klingt. Natürlich kommen da keine Dreadnaught-Bässe aus dem Korpus - aber die tiefen Frequenzen kommen sehr klar und kein bisschen matschig. Auch in den höheren Lagen klingen die tiefen Saiten noch gut, die Töne sterben nicht ab.
Diese "kleinen" Parlors sind für Fingerpickingstyle sehr gut geeignet, "James" lehnt aber auch nicht ab, mal mit dem Plektrum etwas "gestrummt" zu werden. Auch beim Strumming ist der Frequenzbereich sehr ausgewogen und keineswegs "dünn" - sie ist natürlich ein wenig leiser als z.B. meine Martin HD28-LSV - aber das sollte uns ja nicht wundern. Allerdings wird der Klang bei starkem Strumming doch ziemlich komprimiert - für die Anwendung als "Lagerfeuergitarre" müsste man sich dann doch was anderes suchen.
Auch Bluespicking und Slide kommen mit "James" sehr, sehr schön. Grade beim Slide kommen die leicht "nasalen" Soundanteile in den mittleren Lagen auf den hohen Saiten sehr schön zur Geltung.
Mit dem Daumen angespielte Melodielinien in diesem Bereich so zwischen 5. und 12. Bund könnten einem sogar den Klang einer Nylonstring vorgaukeln, was aber nicht heissen soll, das der Klang "muffig" ist, sondern eher, dass er sehr "weich" ist. Sorry - ich habe immer Schwierigkeiten, den Klang eines Instrumentes mit Worten zu beschreiben.
Am Anfang hatte ich mit meinen Wurstfingern doch einige Schwierigkeiten in der ersten Lage Akkorde sauber zu greifen, "James" hat nicht nur eine kürzere Mensur (631 mm im Vergleich zur Martin mit 645 mm) sondern auch ein schmaleres Griffbrett (Sattelbreite 45 mm, der Abstand von E-Saite zu e-Saite beträgt nur 35mm! Im Vergleich dazu die Martin mit 46/40 mm. Und diese 5 mm spürt man!). Der Saitenabstand E-e am 12. Bund beträgt dann 45 mm und liegt in einem guten Bereich.
Die Saitenlage ist für Picking sehr gut und völlig schnarrfrei in allen Lagen. Da spielen dann auch die vom Werk aus aufgezogenen 12er Elixier-Saiten eine Rolle. Auf der Martin spiele ich 11er und die 12er kamen mir durch die kürzere Mensur zuerst auch wie 11er vor. Erst der direkte Vergleich macht die Unterschiede deutlich. Ich werde auch - allein wegen des Klangvolumens und der doch sehr guten Bespielbarkeit - in Zukunft bei den 12ern für "James" bleiben.
Noch ein paar Worte zur Verarbeitung und zu den bereits angesprochenen Mängeln:
Die äusserliche Holzverarbeitung ist auf hohem Niveau und die Lackierung ist einwandfrei. Im Korpusinneren kam mir nach einigen Tage ein kleiner Holzspan entgegen (kein Teil der Verbalkung sondern ein Abfallspan) und auf einer Leiste des Bodens hängt auch noch etwas dran, was nicht dahin gehört. Das werde ich beim ersten anstehenden Saitenwechsel entfernen. Der matt lackierte Hals hatte und hat (leider immer noch) auf der Rückseite des Headstocks, in den Schlitzen, in denen die Wellen der Mechaniken stecken, und auch am Halsfuss kleine, wie "staubbedeckte" Schleier, die meines Erachtens vom Poliervorgang stammen. Kleine optische Mängel, die aber auf der Rückseite liegen und die Bespielbarkeit und den Klang in keiner Weise beeinflussen. 2 kleine Macken habe ich auch entdeckt, die können aber vom Transport stammen: 1 ganz kleine stecknadelgroße Minidelle in der Decke rechts neben der Brücke und eine kleine Delle im Maplebinding links neben dem Hals. Auch nur zu sehen, wenn man sie kennt - und diese Macken werden sicher nicht die einzigen bleiben - obwohl der "James" wirklich nur für's Wohnzimmer und nicht für die rauhe Welt da draussen gedacht ist.
Eine kleine Unsauberkeit findet sich auch noch im Bereich der (zum Spieler hingewandten) Griffbrettkante ca. zwischen dem 7. und dem 12. Bund. Die ist nicht ganz sauber verrundet sondern zeigt da eine kleine Riefe, die man aber nur mit dem Fingernagel ertasten kann - das ist eben Holz und kein gegossener Kunststoff.
Diese kleinen Minuspunkte haben mich aber nicht davon abgehalten, "James" herzlich in meiner "Familie" willkommen zu heissen und mit ihm schon viele Stunden Spielzeit zu verbringen. Mögen es noch sehr viele werden ...
Mein Fazit: eine gut gearbeitete Gitarre mit einer schönen, ansprechenden Optik und einer für die gedachte Anwendung (Fingerpicking, Blues) ausgewogenen Klangfülle.
Danke für eure Aufmerksamkeit ...
Stagg "James Neligan" NA126P Sunburst Highgloss
Ja, zunächst - warum denn nun noch eine (Akustik-)Gitarre - ich hab doch genug, oder?
Zurück zu den Anfängen, zu "Peters erste", mit der alles vor über 38 Jahren begonnen hat. Das ist die kleine Sperrholz-Wandergitarre mit der ich angefangen habe und die ich noch bis in die frühen 80er auf Urlaubsreisen und zu anderen Outdoor-Feten mitgenommen habe. Der Vorteil dieser kleinen Gitarre ist einfach ihre Größe, sie ist handlich und immer greifbar.
Seit dieser ersten sind viele Gitarren und Jahre in's Land gegangen, aber noch so manches mal gingen der Blick und die Gedanken zurück an die "Sperrholzklampfe" auf der man so gut bluesen konnte ...
In den letzten Jahren reifte dann immer mehr der Wunsch, doch wieder so etwas handliches zu haben, das auch einfach mal neben mir auf der Couch liegen kann und immer greifbar ist. Anfang diesen Jahres las ich dann in der "Akustik Gitarre" 01/09 den Test der Stagg "James Neligan" NA126P und sie gefiel mir von der Optik her gleich ungemein:
- massive Zederndecke,
- massiver Mahagonikorpus,
- dunkles Sunburst, Highgloss
- slotted headstock,
- 12-Fret-Korpus,
- Ebenholz-Griffbrett mit Snowflakes,
- Abalonerosette,
- Herringbone/flamed Maple Binding
... sehr leckere Zutaten zu einem sehr erträglichen Preis
(Liste ca. 850 € - im Endeffekt habe ich inkl. einem sehr guten Koffer, Ledergurt u. 1 Satz Elixiersaiten 720,- € im Laden gelassen).
Weitere Features:
- Scalloped X-Bracing,
- 19 Bünde,
- offene, vernickelte Mechanikern,
- Ebenholz-Steg
- Sattel und kompensierte Stegeinlage aus Knochen
- Mensur 631 mm (ca. 15 mm weniger als eine Standard-Dreadnaught)
Der "vorletzte" Anstoß war dann dieser Thread von Jiko in dem ich mal wieder sah, wie nett so eine Parlorgitarre (ich bin nach wie vor der Ansicht, dass Jikos Instrument eine ist) aussehen und wirken kann. Der letzte kam von meinem Freund singlecoil, der mir zu dem Thema einige Links zu Parlorgitarren schickte und bei denen auch ein Link zur "James Neligan" dabei war. Jetzt musste es passieren ...
Da der Musik-Service dieses Modell leider nicht im Programm hat, musste ich auf einen Händler in Frankfurt ausweichen. Zunächst war die Gitarre nicht am Lager, ich bekam aber nach einer Anfrage per e-Mail schon nach wenigen Tagen die Nachricht, dass sie wieder eingetroffen war. Ich bin sofort hingedüst (ist ja von Darmstadt aus nicht weit - ca. 45 min) und habe sie ausgiebig angetestet.
Als ich hinkam, war das Instrument noch im Lager, wurde mir aber sofort geholt und aus der Plastik(Ei-)hülle genommen.
Der erste Kontakt war - wie bei neuen Instrumenten oft - etwas klebrig (zumindest der matt lackierte Hals) - das hat sich aber nach einigen Tagen einspielen völlig gegeben. Der Klang und das Handling haben mich aber beinahe sofort überzeugt. Zum Klang später mehr.
Die belgische Firma Stagg lässt ihre Instrumente zum Teil im China fertigen. Das Ergebnis ist bis auf ein paar ganz kleine optische Mängel recht gut, da hatte ich schon schlimmere Teile aus dem Land der Mitte in der Hand ...
Doch zunächst mal ein paar Fotos (die sind aus dem Thread "Bilder eurer Akustikgitarren" vllt. schon bekannt):
Erstaunlich, was aus dem doch recht kleinen Korpus für eine Klangfülle kommt und wie ausgeglichen das Instrument klingt. Natürlich kommen da keine Dreadnaught-Bässe aus dem Korpus - aber die tiefen Frequenzen kommen sehr klar und kein bisschen matschig. Auch in den höheren Lagen klingen die tiefen Saiten noch gut, die Töne sterben nicht ab.
Diese "kleinen" Parlors sind für Fingerpickingstyle sehr gut geeignet, "James" lehnt aber auch nicht ab, mal mit dem Plektrum etwas "gestrummt" zu werden. Auch beim Strumming ist der Frequenzbereich sehr ausgewogen und keineswegs "dünn" - sie ist natürlich ein wenig leiser als z.B. meine Martin HD28-LSV - aber das sollte uns ja nicht wundern. Allerdings wird der Klang bei starkem Strumming doch ziemlich komprimiert - für die Anwendung als "Lagerfeuergitarre" müsste man sich dann doch was anderes suchen.
Auch Bluespicking und Slide kommen mit "James" sehr, sehr schön. Grade beim Slide kommen die leicht "nasalen" Soundanteile in den mittleren Lagen auf den hohen Saiten sehr schön zur Geltung.
Mit dem Daumen angespielte Melodielinien in diesem Bereich so zwischen 5. und 12. Bund könnten einem sogar den Klang einer Nylonstring vorgaukeln, was aber nicht heissen soll, das der Klang "muffig" ist, sondern eher, dass er sehr "weich" ist. Sorry - ich habe immer Schwierigkeiten, den Klang eines Instrumentes mit Worten zu beschreiben.
Am Anfang hatte ich mit meinen Wurstfingern doch einige Schwierigkeiten in der ersten Lage Akkorde sauber zu greifen, "James" hat nicht nur eine kürzere Mensur (631 mm im Vergleich zur Martin mit 645 mm) sondern auch ein schmaleres Griffbrett (Sattelbreite 45 mm, der Abstand von E-Saite zu e-Saite beträgt nur 35mm! Im Vergleich dazu die Martin mit 46/40 mm. Und diese 5 mm spürt man!). Der Saitenabstand E-e am 12. Bund beträgt dann 45 mm und liegt in einem guten Bereich.
Die Saitenlage ist für Picking sehr gut und völlig schnarrfrei in allen Lagen. Da spielen dann auch die vom Werk aus aufgezogenen 12er Elixier-Saiten eine Rolle. Auf der Martin spiele ich 11er und die 12er kamen mir durch die kürzere Mensur zuerst auch wie 11er vor. Erst der direkte Vergleich macht die Unterschiede deutlich. Ich werde auch - allein wegen des Klangvolumens und der doch sehr guten Bespielbarkeit - in Zukunft bei den 12ern für "James" bleiben.
Noch ein paar Worte zur Verarbeitung und zu den bereits angesprochenen Mängeln:
Die äusserliche Holzverarbeitung ist auf hohem Niveau und die Lackierung ist einwandfrei. Im Korpusinneren kam mir nach einigen Tage ein kleiner Holzspan entgegen (kein Teil der Verbalkung sondern ein Abfallspan) und auf einer Leiste des Bodens hängt auch noch etwas dran, was nicht dahin gehört. Das werde ich beim ersten anstehenden Saitenwechsel entfernen. Der matt lackierte Hals hatte und hat (leider immer noch) auf der Rückseite des Headstocks, in den Schlitzen, in denen die Wellen der Mechaniken stecken, und auch am Halsfuss kleine, wie "staubbedeckte" Schleier, die meines Erachtens vom Poliervorgang stammen. Kleine optische Mängel, die aber auf der Rückseite liegen und die Bespielbarkeit und den Klang in keiner Weise beeinflussen. 2 kleine Macken habe ich auch entdeckt, die können aber vom Transport stammen: 1 ganz kleine stecknadelgroße Minidelle in der Decke rechts neben der Brücke und eine kleine Delle im Maplebinding links neben dem Hals. Auch nur zu sehen, wenn man sie kennt - und diese Macken werden sicher nicht die einzigen bleiben - obwohl der "James" wirklich nur für's Wohnzimmer und nicht für die rauhe Welt da draussen gedacht ist.
Eine kleine Unsauberkeit findet sich auch noch im Bereich der (zum Spieler hingewandten) Griffbrettkante ca. zwischen dem 7. und dem 12. Bund. Die ist nicht ganz sauber verrundet sondern zeigt da eine kleine Riefe, die man aber nur mit dem Fingernagel ertasten kann - das ist eben Holz und kein gegossener Kunststoff.
Diese kleinen Minuspunkte haben mich aber nicht davon abgehalten, "James" herzlich in meiner "Familie" willkommen zu heissen und mit ihm schon viele Stunden Spielzeit zu verbringen. Mögen es noch sehr viele werden ...
Mein Fazit: eine gut gearbeitete Gitarre mit einer schönen, ansprechenden Optik und einer für die gedachte Anwendung (Fingerpicking, Blues) ausgewogenen Klangfülle.
Danke für eure Aufmerksamkeit ...
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