[Review] Stagg "James Neligan" NA126P - Parlorgitarre

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Nachdem sich mein neuer Freund "James" jetzt gut bei mir eingelebt hat, mache ich mich mal an ein kleines Review.

Stagg "James Neligan" NA126P Sunburst Highgloss

Ja, zunächst - warum denn nun noch eine (Akustik-)Gitarre - ich hab doch genug, oder?

Zurück zu den Anfängen, zu "Peters erste", mit der alles vor über 38 Jahren begonnen hat. Das ist die kleine Sperrholz-Wandergitarre mit der ich angefangen habe und die ich noch bis in die frühen 80er auf Urlaubsreisen und zu anderen Outdoor-Feten mitgenommen habe. Der Vorteil dieser kleinen Gitarre ist einfach ihre Größe, sie ist handlich und immer greifbar.
Seit dieser ersten sind viele Gitarren und Jahre in's Land gegangen, aber noch so manches mal gingen der Blick und die Gedanken zurück an die "Sperrholzklampfe" auf der man so gut bluesen konnte ...

In den letzten Jahren reifte dann immer mehr der Wunsch, doch wieder so etwas handliches zu haben, das auch einfach mal neben mir auf der Couch liegen kann und immer greifbar ist. Anfang diesen Jahres las ich dann in der "Akustik Gitarre" 01/09 den Test der Stagg "James Neligan" NA126P und sie gefiel mir von der Optik her gleich ungemein:

- massive Zederndecke,
- massiver Mahagonikorpus,
- dunkles Sunburst, Highgloss
- slotted headstock,
- 12-Fret-Korpus,
- Ebenholz-Griffbrett mit Snowflakes,
- Abalonerosette,
- Herringbone/flamed Maple Binding

... sehr leckere Zutaten zu einem sehr erträglichen Preis
(Liste ca. 850 € - im Endeffekt habe ich inkl. einem sehr guten Koffer, Ledergurt u. 1 Satz Elixiersaiten 720,- € im Laden gelassen).

Weitere Features:
- Scalloped X-Bracing,
- 19 Bünde,
- offene, vernickelte Mechanikern,
- Ebenholz-Steg
- Sattel und kompensierte Stegeinlage aus Knochen
- Mensur 631 mm (ca. 15 mm weniger als eine Standard-Dreadnaught)

Der "vorletzte" Anstoß war dann dieser Thread von Jiko in dem ich mal wieder sah, wie nett so eine Parlorgitarre (ich bin nach wie vor der Ansicht, dass Jikos Instrument eine ist) aussehen und wirken kann. Der letzte kam von meinem Freund singlecoil, der mir zu dem Thema einige Links zu Parlorgitarren schickte und bei denen auch ein Link zur "James Neligan" dabei war. Jetzt musste es passieren ...

Da der Musik-Service dieses Modell leider nicht im Programm hat, musste ich auf einen Händler in Frankfurt ausweichen. Zunächst war die Gitarre nicht am Lager, ich bekam aber nach einer Anfrage per e-Mail schon nach wenigen Tagen die Nachricht, dass sie wieder eingetroffen war. Ich bin sofort hingedüst (ist ja von Darmstadt aus nicht weit - ca. 45 min) und habe sie ausgiebig angetestet.

Als ich hinkam, war das Instrument noch im Lager, wurde mir aber sofort geholt und aus der Plastik(Ei-)hülle genommen.
Der erste Kontakt war - wie bei neuen Instrumenten oft - etwas klebrig (zumindest der matt lackierte Hals) - das hat sich aber nach einigen Tagen einspielen völlig gegeben. Der Klang und das Handling haben mich aber beinahe sofort überzeugt. Zum Klang später mehr.

Die belgische Firma Stagg lässt ihre Instrumente zum Teil im China fertigen. Das Ergebnis ist bis auf ein paar ganz kleine optische Mängel recht gut, da hatte ich schon schlimmere Teile aus dem Land der Mitte in der Hand ...

Doch zunächst mal ein paar Fotos (die sind aus dem Thread "Bilder eurer Akustikgitarren" vllt. schon bekannt):

James_01.jpg
James_02.jpg


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James_04.jpg


James_05.jpg


James_06.jpg


Erstaunlich, was aus dem doch recht kleinen Korpus für eine Klangfülle kommt und wie ausgeglichen das Instrument klingt. Natürlich kommen da keine Dreadnaught-Bässe aus dem Korpus - aber die tiefen Frequenzen kommen sehr klar und kein bisschen matschig. Auch in den höheren Lagen klingen die tiefen Saiten noch gut, die Töne sterben nicht ab.

Diese "kleinen" Parlors sind für Fingerpickingstyle sehr gut geeignet, "James" lehnt aber auch nicht ab, mal mit dem Plektrum etwas "gestrummt" zu werden. Auch beim Strumming ist der Frequenzbereich sehr ausgewogen und keineswegs "dünn" - sie ist natürlich ein wenig leiser als z.B. meine Martin HD28-LSV - aber das sollte uns ja nicht wundern. Allerdings wird der Klang bei starkem Strumming doch ziemlich komprimiert - für die Anwendung als "Lagerfeuergitarre" müsste man sich dann doch was anderes suchen.

Auch Bluespicking und Slide kommen mit "James" sehr, sehr schön. Grade beim Slide kommen die leicht "nasalen" Soundanteile in den mittleren Lagen auf den hohen Saiten sehr schön zur Geltung.
Mit dem Daumen angespielte Melodielinien in diesem Bereich so zwischen 5. und 12. Bund könnten einem sogar den Klang einer Nylonstring vorgaukeln, was aber nicht heissen soll, das der Klang "muffig" ist, sondern eher, dass er sehr "weich" ist. Sorry - ich habe immer Schwierigkeiten, den Klang eines Instrumentes mit Worten zu beschreiben.

Am Anfang hatte ich mit meinen Wurstfingern doch einige Schwierigkeiten in der ersten Lage Akkorde sauber zu greifen, "James" hat nicht nur eine kürzere Mensur (631 mm im Vergleich zur Martin mit 645 mm) sondern auch ein schmaleres Griffbrett (Sattelbreite 45 mm, der Abstand von E-Saite zu e-Saite beträgt nur 35mm! Im Vergleich dazu die Martin mit 46/40 mm. Und diese 5 mm spürt man!). Der Saitenabstand E-e am 12. Bund beträgt dann 45 mm und liegt in einem guten Bereich.

Die Saitenlage ist für Picking sehr gut und völlig schnarrfrei in allen Lagen. Da spielen dann auch die vom Werk aus aufgezogenen 12er Elixier-Saiten eine Rolle. Auf der Martin spiele ich 11er und die 12er kamen mir durch die kürzere Mensur zuerst auch wie 11er vor. Erst der direkte Vergleich macht die Unterschiede deutlich. Ich werde auch - allein wegen des Klangvolumens und der doch sehr guten Bespielbarkeit - in Zukunft bei den 12ern für "James" bleiben.

Noch ein paar Worte zur Verarbeitung und zu den bereits angesprochenen Mängeln:
Die äusserliche Holzverarbeitung ist auf hohem Niveau und die Lackierung ist einwandfrei. Im Korpusinneren kam mir nach einigen Tage ein kleiner Holzspan entgegen (kein Teil der Verbalkung sondern ein Abfallspan) und auf einer Leiste des Bodens hängt auch noch etwas dran, was nicht dahin gehört. Das werde ich beim ersten anstehenden Saitenwechsel entfernen. Der matt lackierte Hals hatte und hat (leider immer noch) auf der Rückseite des Headstocks, in den Schlitzen, in denen die Wellen der Mechaniken stecken, und auch am Halsfuss kleine, wie "staubbedeckte" Schleier, die meines Erachtens vom Poliervorgang stammen. Kleine optische Mängel, die aber auf der Rückseite liegen und die Bespielbarkeit und den Klang in keiner Weise beeinflussen. 2 kleine Macken habe ich auch entdeckt, die können aber vom Transport stammen: 1 ganz kleine stecknadelgroße Minidelle in der Decke rechts neben der Brücke und eine kleine Delle im Maplebinding links neben dem Hals. Auch nur zu sehen, wenn man sie kennt - und diese Macken werden sicher nicht die einzigen bleiben - obwohl der "James" wirklich nur für's Wohnzimmer und nicht für die rauhe Welt da draussen gedacht ist.
Eine kleine Unsauberkeit findet sich auch noch im Bereich der (zum Spieler hingewandten) Griffbrettkante ca. zwischen dem 7. und dem 12. Bund. Die ist nicht ganz sauber verrundet sondern zeigt da eine kleine Riefe, die man aber nur mit dem Fingernagel ertasten kann - das ist eben Holz und kein gegossener Kunststoff.

Diese kleinen Minuspunkte haben mich aber nicht davon abgehalten, "James" herzlich in meiner "Familie" willkommen zu heissen und mit ihm schon viele Stunden Spielzeit zu verbringen. Mögen es noch sehr viele werden ...

Mein Fazit: eine gut gearbeitete Gitarre mit einer schönen, ansprechenden Optik und einer für die gedachte Anwendung (Fingerpicking, Blues) ausgewogenen Klangfülle.

Danke für eure Aufmerksamkeit ... :D
 
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Schönes Review und herzlichen Glückwunsch zu James! Tolle Gitarre

LG Ferris
 
find ich auch peter - ein TOP review!!
machst mir richtig lust auf das teilchen!! ;)
 
Hallo Peter (lustig, so habe ich Dich in den vergagenen 30 Jahren glaube ich noch nie genannt) :D,
ein sehr schönes, vielleicht fast ein wenig zu strenges Review. Man ahnt es schon, ich hatte die Freude den "kleinen James" schon spielen zu dürfen. Ich bin mehr der Fingerstyler, habe auch ein kleine aber sehr feine Sammlung und muss sagen die Parlour ist, speziell für das Geld, ein ausgezeichnetes Instrument. Der Klang ist voll, brilliant-schimmernd und vor allen Dingen nicht zu mittig. Sehr schöne Projektion, ein Hauch mehr Bässe wären natürlich auch beim Fingerstyle nicht übel - aber: Man denke an die Größe. Wie Peter schon geschrieben hat, ist der Hals relativ schmal, die einzige Fingerstyle Hürde. Die Verarbeitungsmängel sind m. E. eigentlich eher marginal und man braucht bei einigen schon ein Weilchen um sie überhaupt zu finden - man kann's schon übertreiben , gell Peter:)
Also, noch schnell meinen Fingertsyle-Senf als Fazit: Für's Geld kaum zu schlagen aber Halsbreite beachten. Ansonsten::great::great:
 
Schönes Review und herzlichen Glückwunsch! Bin ebenfalls ein Freund dieser Gitarrenform!
 
Vielen Dank für eure Kommentare :great:

@singlecoil: mir geht es beim Schreiben eines Reviews eben auch darum, die - wenn hier auch geringen - Mängel zu beschreiben. Dass die meiner Zuneigung zu "James" keinen Abbruch tun, weisst du (nach mir) selbst am besten :D

Ich muss zugeben, dass ich mit "James" in den ersten Tagen mehr Zeit verbracht habe, als letztes Jahr mit "Aurea"
(wer sie noch nicht kennt -> Link in der Signatur)
 
so, gerade eben eine gebrauchte ersteigert - Preis: 178 €.
Ich habe sie also noch nicht, wie gesagt, eben erst vor 5 min geboten..........:great:

Allerdings hieß es, der Saitenhalter (?) sei schief eingeleimt.:eek:
So.
Was das denn?
Es gab ein Foto, wo die Brücke seitlich in Großaufnahme dargestellt war, der Verkäufer hat sich wohl nicht deutlich ausgedrückt, also irgendwas ist an der Brücke nicht ganz in Ordnung.
Ich denke, man kann davon ausgehen, dass der Mangel eher marginal ist- kommt drauf an , was nun wirklich Sache ist-- oder aber der Mangel lässt sich nachträglich modifizieren oder gar ganz beheben.
vielleicht ist sie nicht ganz bundrein

Bei dem Foto von vorne sah man nicht, dass die Saiten zur Brücke nicht im rechten Winkel wären.
(Ich geb keine ebay- Links rein, das nervt wenn man das hier später liest und das Teil ist längst verschwunden)

Ich bin mal gespannt.
mal sehen vielleicht stelle ich eigene Fotos rein.

PS:
mit "schief " kann auch bedeuten, dass sich die Brücke etwas von der Decke löst, denn so ein Szenario konnte ich auf dem Foto eher erkennen -man wird sehen...

-Es ist übrigens ein gewerblicher Verkäufer- sollte es schlimm kommen, kann ich sie zurückgeben
 
Wenn der Steg und damit die Stegeinlage "schief" bzw. nicht an der optimalen Stelle ist, ändert das nichts an der Bundreinheit, aber die Oktavreinheit stimmt wahrscheinlich nicht mehr. Eine geringe Abweichung könnte man durch eine neue (ebenfalls kompensierte) entsprechend abgerichtete Stegeinlage erreichen. Falls sich wirklich die Brücke von der Decke gelöst hat (auch nur einen kleinen Spalt): Hände weg! Die Gefahr, dass dir i-wann der Steg um die Ohren fliegt ist nicht gering.

178 € erscheint mir - wenn das Instrument wirklich bespielbar sein sollte - ein sehr guter Preis zu sein. Bis du sicher, dass es sich auch um eine NA 126 P handelt? Aus der James Neligan Serie gibt es auch noch andere Instrumente als die Parlour in High Gloss Lackierung.
 
ok, danke für die Infos

ich habe die Artikelnummer hier, gib sie bitte bei ebay ein und sieh selbst:
380273796914
 
Dem Foto nach ist das wirklich das gleiche Modell :)

Den "schiefen" Saitenhalter sieht man schlecht - auf den ersten Blick kann das - soweit überhaupt zu erkennen - aber nur wenig Abweichung vom "Normalzustand" sein.

"Gebrauchsspuren" und "B-Ware" rechtfertigen dann natürlich auch den günstigen Preis. Wenn die sich nicht auf die Bespielbarkeit und den Klang auswirken und es einen nicht "optisch" stört, kann man das natürlich akzeptieren.

Teste halt die Oktavreinheit, die bei der kompensierten Stegeinlage sehr gut stimmt (bzw. stimmen sollte). Wenn du da größere Abweichungen entdeckst, würde ich mir überlegen, ob ich das Instrument zurückschicken würde.

Ich bin gespannt! :)
 
genau das dachte ich auch.
gut, dass ich das mit den Oktaven nun weiß :great:


warten wirs ab, bis denn
 
also, heute angekommen, hatte noch etwas gewartet, weil ich evtl. noch was anderes ersteigerte, war aber nichts.

Super. Bin baff.

Gebrauchsspuren?
Keine.
Bundrein?
Habe gehört, mit Stimmgerät gemessen, nichts großartig Abweichendes.
Es mag wohl sein, dass der Steg nicht ganz im rechten Winkel ist, aber ist nah an der Einbildung...
Ich kann also nix finden, das Gerät ist einwandfrei.
Die 12er sind schon brachial. Möchte ich den Hals noch gerader stellen, so scheppert die E-Saite leer, Habe eben eine 4tels Drehung wieder rückwärts gemacht.
Das sind aber Abweichungen, die im Rahmen sind.
Stelle Hälse immer bolzengerade, aber das ist auch grenzwertig, was ich da mache.

Die Saitenlage ist gut. :great:
Die Kopfplatte ist auf dem Foto so als ob sie nicht lackiert wäre, weil ich sie aus der Spiegelung herausgedreht habe. Vielleicht noch etwas Lackabplatzer im Wirbelgehäuse, aber what zolls.
 

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Gratulation - sieht gut aus :D

Ja, der Steg hängt links wirklich etwas ... aber wenn das bei der Oktavreinheit und bei der Intonation nicht stört, soll es ok sein.

Ich bin übrigens bei den 12ern geblieben - das tut der Klangfülle des kleinen Korpus recht gut - und sie spielen sich "in etwa" wie die 11er auf meiner Martin HD-28LSV.
Aber hier spielt auch die Saitenmarke eine Rolle. Die Elixier, die ich auf beiden spiele, finde ich recht "weich".

Dann viel Spaß mit deinem James :great:
 
danke,
ja also habs grad nochmal gemessen. Ist ein klemm-Stimmgerät, misst also per Vibration.
Die Nadel geht am 12. Bund auf den meisten Saiten einen Tick nach rechts aus dem grünen Bereich.
Das sind Abweichungen, die keine durchschnittliche Sau tatsächlich hört, sind ja nur ein paar cent.
Das ist für mich rein genug. Je tiefer man spielt, desto geringer ist die Abweichung, oder ist das nicht richtig?
 
Je tiefer man spielt, desto geringer ist die Abweichung, oder ist das nicht richtig?

So nicht, zum einen wäre die Abweichung prozentual gleich, wenn die Bünde sauber gesetzt sind. Zum anderen (und nach meiner Erfahrung wohl bedeutender) machen sich in unteren Lagen zu hoch/tief eingekerbte Sättel deutlicher bemerkbar (6.Saite, 3.-5. Bund - grrrrr, habe auf vielen Instrumenten zu gering eingekerbte Sättel festgestellt. Aber tiefer feilen geht leichter als neues Material aufbringen, wird damit zusammen hängen).
 
aha, alles klar
(hatte vergessen - bei zu geradem Hals fängt die HOHE E-Saite zu scheppern an)

Wie gesagt, ich müsste jetz das Gras wachsen hören, um hier eine Verstimmung zu bemerken, und bei diesen geringen Abweichungen ist das schier nicht möglich.
Fazit: alles ok.
 

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