Bassisten-Treffen bei Warwick in Markneukirchen - Bildreportage

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Hallo an alle Daheimgebliebenen, Mitbesucher und generell Interessierten,

wie bereits im Planungs-Thread angekündigt, kommt hier nun meine kleine Bildreportage des Basser-Treffens am 28.- und 29.04.2014 bei Warwick in Markneukirchen.
Ich werde nicht auf alle Details eingehen, da dies schon zu genüge in den Berichten der vorherigen Besuche bei Warwick/Framus geschehen ist, sondern mit Hilfe der Bilder den Besuch Revue passieren lassen und den ein oder anderen Satz dazu verfassen.

Los gehts!

Montag:

Da ich und meine Mitreisenden (Cymon und Shadowsoul) bereits einen Tag früher angereist sind, um frisch und ausgeruht zum eigentlichen Treffen zu kommen, hatten wir am Montag morgen nur einen kurzen Weg von unserer Unterkunft in der Umgebung zum Gasthaus Alpenhof. Nach einem ersten Kennenlernen unserer Mitbesucher und Kollegen aus dem Musiker-Board und einer kurzen Ansprache des MB-seitigen Organisators Martin Hofmann wurden wir vom Warwick-Produktspezialisten Ove Bosch, der einigen aus den YouTube-Promotionvideos bekannt sein sollte und extra für uns aus Stuttgart angereist war, begrüßt und zum Werk begleitet.

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Die kurze Wartezeit auf die offzielle Begrüßung verbrachten im Showroom des Foyers, wo zahlreiche Signature-Bässe und -Gitarren der Warwick/Framus-Endorser ausgestellt sind.

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Anfassen und spielen natürlich ausdrücklich erlaubt:

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Shadowsoul

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Tobios

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Martin Hofmann und unser Quoten-Gitarrist der Gruppe :D (deinen (Nick-)name habe ich leider vergessen :redface:)

Im Showroom fanden sich auch einige exotische und historische Modelle:

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Just Intonation Bass

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Vitrine mit historischen Raritäten

Nach einem Gruppenfoto auf der riesigen (Liege-)Couch im Foyer folgte eine erste Plauder- und Vorstellungsrunde mit Warwick-Chef Hans-Peter Wilfer, seinem Produktsleiter Markus Spangler und den Produkt-Spezialisten/Endorsern Ove Bosch und Hansford Rowe. Im Gespräch durften wir erfahren, dass Hansford die Absicht hat von Montreal nach Markneukirchen zu ziehen, um bei Warwick in der Verstärker-Entwicklung mitzuarbeiten. Es ist irgendwie beeindruckend und spricht für die Firma Warwick/Framus, dass es ein relativ erfolgreicher Musiker ernsthaft in Erwägung zieht, aus einer Millionen-Metropole in die sächsische Provinz (sorry, aber Markneukirchen liegt wirklich mitten im Nirgendwo, und das sagt jemand aus Nordhessen... :redface:) zu emigrieren.

Vor dem Start in die Produktions-Führung eine kleine Werbe- und Erfrischungspause:

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User deepcrow ließ es sich nicht nehmen mit seiner Jacke etwas Werbung für seine Band zu machen.

Produktions-Führung mit Markus Spangler Station 1: Holzlager

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Ein Teil eines frischen Ahorn-Stamms aus HP. Wilfers Garten.

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Zugeschnittene Ahorn-Teile. Markus zeigt uns gerade, dass man erst bei Zuschnitt sieht, was einen im Holz erwartet. Oben eine feine "Flamed"-Maserung, unten Ast-Marken. Der Zuschnitt erfordert viel Erfahrung und grundsätzlich versucht man soviel wie möglich Material aus einem Stamm zu verwenden. Der geschätzte Verschnitt vom Stamm bis zum fertigen Bass liegt laut Markus bei ca. 20-30%.

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Zukünftige Griffbretter aus Madagaskar Palisander. Da es sich um eine geschützte Holzart handelt, werden dafür spezielle Dokumente benötigt (CITES), die belegen, dass es sich um legal geschlagenes Holz handelt. Dabei werden auch die Mengen erfasst und es drohen empfindliche Strafen, wenn die Dokumente zu geschützten Hölzern nicht vorgewiesen werden können (siehe auch die Rio Palisander Problematik, die zuletzt Schlagzeilen machte; später mehr dazu).

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Ebenholz aus nachhaltigen FSC-Beständen. 7 von 10 geschlagenen Ebenholz-Bäumen haben eine helle Struktur. D.h. bevor man dazu übergegangen ist, auch helles Ebenholz zu kaufen und zu verarbeiten, wurden lediglich 30% der gefällten Ebenholz-Bäume überhaupt gerückt. Die 70% mit nicht perfekt schwarzer Struktur an der Schnittstelle sind einfach im Wald liegengeblieben.

Produktions-Führung Station 2: Fertigung

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Links: Feuchtigkeits-Prüfung, Selektion und Verleimung; Rechts: Zuschnitt

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Zusammenstellung eines Bubinga-Korpus. Die einzelnen Teile werden entsprechend dem besten Gesamtbild der Oberfläche (Maserung) zusammengestellt und verleimt.

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Markus referiert zu Selektions-Merkmalen von Griffbrettern.

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Links: CNC-Fräsmaschinen, dahinter Schleifplätze; Rechts: Bearbeitungsstationen für Hälse (Hobeln, Leimen, etc.), dahinter die vollautomatische Bundierungsanlage, dahinter Lackierräume
Interessant: die Fertigung wurde ursprünglich für viel größere Stückzahlen (die wurden ja bekanntlich 2009/2010 aus wirtschaftlichen Gründen drastisch reduziert; da war die neue Fertigung aber schon bestellt bzw. teilweise schon in Betrieb) ausgelegt, daher sieht es zur Zeit immer etwas "menschenleer" aus. Die Mitarbeiter werden zunehmend zu sogenannten Springern ausgebildet, damit sie zeitlich flexibel mehrere Bearbeitungsschritte nacheinander ausführen können.

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Einige Bodys warten nach dem Fräsen auf ihre Weiterbearbeitung

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Noch nicht gefräster Neck-Through-Bass mit bereits bundierten Griffbrett.

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Bundierungsmaschine: nach dem Schleifen des Griffbrett-Radius und dem Fräsen der Bundschlitze werden hier gerade die Bünde eingesetzt.

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Ein Roboter-Arm setzt erst den perfekt abgelängten Bunddraht einseitig in den Bundschlitz; ein zweiter Arm drückt den Bunddraht danach komplett in den Schlitz.

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Hier werden die seitlichen Griffbrett-Markierungen eingesetzt. Die Maschine arbeitet übrigens mit einer so hohen Präzision, dass nur 20% der mit ihr gefertigten Hälse nachbearbeitet werden müssen!
In der Fertigung findet man auch eine Plek-Maschine, die aber nur zum Abrichten von Gitarren-Hälsen benutzt wird. Wegen der größeren Toleranzen bei Bass-Hälsen erledigt das dort komplett die Bundierungsmaschine.

Produktions-Führung Station 3: Lackiererei

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Einige Prototypen für neue Lackierungen.

Produktions-Führung Station 4: Montage

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Markus demonstriert die exakte Einpassung des Halses in die Halstasche, die immer noch per Hand vorgenommen wird.

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Fertig zum Eintüten.

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Martins "300€???"-Gesicht, als es um die Kosten der Echtholz-Elektronikfachabdeckungen bei Framus-Gitarren ging. Gitarristen sind, was Elektronikfachabdeckungen bzw. was das Gesamtbild des Intruments angeht, wohl etwas anspruchsvoller, daher ist der Echtholz-Deckel dort auch Serienausstattung. :rolleyes:

Produktions-Führung Station 5: (Semi-)Akustik-Fertigung

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Hier wurden gerade (Star-)Bässe aus dem Funier eines extrem seltenen Baumes (habe den Name trotz Nachfragen leider vergessen :() gefertigt. Nur Warwick und ein arabischer Scheich haben den Kaufzuschlag bei diesem Funier bekommen. Einzigartige Bässe also. Das Funier reicht laut Markus für ca. 250 Bässe.

Produktions-Führung Station 6: Holz-Showroom

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Etliche Sorten mit den unterschiedlichsten Zeichnungen.

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Markus erklärt anhand eines Stücks Ahorn, dass die verschiedenen Zeichnungen des Holzes im Prinzip Wuchsfehler sind und dass durchaus auch verschiedene Zeichnungen im selben Stück Holz auftreten können. Keine leichte Aufgabe für den Zuschneider, das von Außen zu erkennen.

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Die Zeichnung des Holzes tritt oft erst nach dem Anfeuchten oder einer Lackierung richtig in Erscheinung.

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Ein Wahnsinns-Stück Quilted Maple. Die Oberfläche ist komplett plan, der "3D-Effekt" entsteht einzig durch die Zeichnung des Holzes und leichtes Anfeuchten.

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Kleines Quizspiel: hättet ihr erkannt, welches der Palisander-Griffbretter aus Rio-Palisander ist?!
Zweifelsfrei lässt sich Rio-Palisander nur durch seinen Vanille-artigen Geruch nach dem Anschleifen identifizieren. Das Holz steht auf der "roten Liste" und darf weder als Rohstoff, noch als Teil eines fertigen Produkts gehandelt werden.

Das war dann auch das Ende der Produktions-Führung. Im Anschluss trafen wir uns wieder mit Hans-Peter zu einer weiteren Plauderrunde.

Warwick/Framus-Instrumente gehen zu 90% in den Export, da Deutschland für Musikinstrumente nur einen sehr kleinen Markt hat. Gerade einmal 4% aller Deutschen sind überhaupt Musiker. Die größten Märkte für Musikinstrumente sind die USA (9% der Bevölkerung musizieren) und Japan. Daher kommt auch großer Teil der Warwick/Framus-Endorser aus den USA. Die Endorser müssen entsprechend dem Slogan "It's a family affair" auch zur Warwick-Familie passen. Daher wurden auch schon Endorsments einiger großer Künstler abgelehnt oder wieder eingestellt. Meist kommen die Künstler auf Warwick zu und fragen nach speziellen Instrumenten/Modellen, woraus sich dann Endorsments ergeben.
Obwohl die Märkte für Warwick/Framus-Instrumente eher außerhalb Deutschlands liegen, werden Angebote wie das von Ove Bosch organisierte Bass-Camp sehr gut angenommen. Bewusst setzt man dabei auch auf Professoren, die keine Warwick-Endorser sind, um einen größeren Besucher-Kreis anzusprechen. Weil die Bass-Camps bisher so gut angenommen werden, plant man zur Zeit ein neues Seminarzentrum mit einem erweiterten Showroom, der auch Vergleichsmöglichkeiten zu diversen Standard- und Edel-Bässen und -Verstärkern bieten soll. Außerdem soll dort das Workshop-Angebot erweitert werden und der Region eine Konzert-Location gegeben werden.

Den Abschluss des Tages bildete schließlich ein gemeinsames Abendessen mit unseren Warwick/Framus-Gastgebern im Alpenhof.

Dienstag:

Für einige begann der Dienstag recht früh, da man Abends beschloss, vor dem Besuch des Framus-Museums noch den Showroom in der Fabrik unsicher zu machen und noch ein paar Instrumente zu befingern. Da ich einen Warwick zu Hause stehen habe, habe ich mich fürs Ausschlafen entschieden und bin nach dem Frühstück direkt mit MB-User Golo zum Museum gefahren. :p

Dort gab es dann allerlei Raritäten aus den Anfängen bis zum Ende der Framus-Ära zu sehen, begleitet von einigen lustigen Anekdoten eines ehemaligen Framus-Mitarbeiters, der uns durch das Museum führte:

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Ein Star-Bass signiert vom Rolling-Stones Bassist Bill Wyman, der einen solchen Bass spielte.

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Einige Details wurden in modifizierter Form bei heutigen Warwick-Modellen übernommen. Hier die Kopfplatte eines 70er-Jahre Framus-Bass, die der Kopfplatte eines Buzzards sehr ähnlich sieht.

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Ein Framus Bass, der von Jaco Pastorius gespielt wurde. Dieser Bass wurde einem Sammler, der vermutlich nicht wusste, welchen Schatz er da besitzt, für wenig Geld abgekauft.

Zurück in der Fabrik nach unserem Museums-Besuch hatten wir noch einmal Zeit, die verschiedesten Instrumente, Verstärker und Effektgeräte in den Showrooms auszuprobieren:

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carlosbass, Shadowsoul und Tobios (vLnR.)

Um die Mittagszeit gab es dann einen kleinen Imbiss in Form von belegten Brötchen und Getränken, worauf dann schon die Abschluss-Gesprächsrunde mit Hans-Peter, Markus und Ove folgte, in der noch einmal einige Themen besprochen und Eindrücke des Besuchs ausgetauscht wurden.

Gegen 14.30 Uhr wurde unser Besuch dann offiziell für beendet erklärt und nach einer ausführlichen Verabschiedung traten die verschiedenen Fahrgemeinschaften die Heimreise an, die Meisten wohlwissend, dass es nicht ihr letzter Besuch bei Warwick in Markneukirchen war. :)

Fazit:

Warwick/Framus ist wohl einer der modernsten Instrumentenhersteller, dessen Fabrik jeder Gitarrist/Bassist einmal gesehen haben sollte. Zu sehen, wie viel Know-How, Technik und Präzision dort in den Instrumenten steckt, ist sehr beeindruckend. Bei unserem Besuch hat man auch deutlich den familiären Charakter des Unternehmens gespürt, der bei so einer internationalen Ausrichtung nicht selbstverständlich ist. Hans-Peter Wilfer fordert von seinen Angestellten vollste Hingabe (wie sagte Ove sinngemäß passend: "Um hier zu arbeiten musst du bekloppt sein und für die Sache brennen."), was man den Produkten anmerkt und auch an Dingen, wie dem Bass-Camp, sieht. Man möchte nicht nur Produkte verkaufen, sondern ist auch am Kunden interessiert und möchte ihm "Mehrwert", in Form von Erfahrungen, Erlebnissen und Emotionen bieten. Natürlich ist dies auch eine Form von Marketing, die aber, wenn man offen und transparent damit umgeht bzw. umgehen kann, einen Gewinn für Kunde und Hersteller darstellt.
Ich persönlich finde diesen Ansatz sehr überzeugend und unterstützenswert. Wenn sich ein Hersteller dazu entscheidet, der Community ungezwungene, markenunabhängige Angebote zu machen, um sie beiläufig eventuell von seinen Produkten zu überzeugen, kann ich daran nichts Verwerfliches finden. Durch einen offenen Dialog zwischen (potentiellen) Kunden und Hersteller profitiert das Produkt und ab einem gewissen Qualitätslevel ist es letztendlich nur noch eine Geschmacksfrage, welches Instrument man spielt. Und diesen Qualitätslevel haben Warwick-Bässe zweifelsfrei erreicht. :great:

Vielen Dank nocheinmal an Hans-Peter Wilfer, Markus Spangler, Ove Bosch und alle anderen Warwick/Framus-Mitarbeiter, die uns diesen Besuch und die vielen interessanten Einblicke ermöglicht haben, sowie an Martin Hofmann, der die ganze Sache im Board organisiert hat!
 
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