MacRocker
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Gestatten, Traynor mein Name, YGL-1. Ich bin ein Röhren-Amp und komme aus Kanada. Leider bin ich in deutschen bzw. europäischen Gefilden ziemlich selten anzutreffen. Aber damit Du mich wieder erkennst, falls ich Dir mal über den Weg laufe und ausnahmsweise stumm da stehe: So sehe ich aus
Ich mag nicht so nett drein schauen wie ein Tweed-Amp eines bekannten amerikanischen Herstellers, aber lass Dich davon mal nicht täuschen. Unter meiner beschaulichen 15 W-Haube werkeln ein paar Röhren vor sich hin, als da wären 2x 12AX7 in der Vorstufe sowie 2x EL84 in der Endstufe. Wo wir schon gerade bei den inneren Werten sind: Obwohl ich recht puristisch einkanalig daher komme, hat man mir bei Traynor, seit den 1960er Jahren übrigens im Amp-Bau tätig, ein paar nette Features spendiert: 3-Band-Klangregelung, serieller Effektweg, zusätzlicher Lautsprecherausgang, Celestion Greenback als "Haupt-Tonangeber", Master-Volume, Digital-Hall und einen netten Switch für US, pure und britische Klangfarbe. Ansonsten habe ich nicht 90/60/90 sondern 47/51/25 (BHT) zu bieten, also ein recht ansehnliches Gehäusevolumen. Wenn Du das schon alles recht interessant findest, solltest Du jetzt weiter lesen. Mein neuer Freund, ein netter Gitarrist aus der Augsburger Ecke, hat mir nämlich nun ein Zuhause gegeben.
Suche, Vorauswahl und Kauf.
"Mein Gitarrist" bildete sich im vergangenen Sommer ein, dass eine weitere Strat angeschafft werden müsse und begab sich zum Anspielen in ein geeignetes Musikhaus. Nachdem er bislang nur digitalen Klang (u. a. VOX AD50VT, Fender Mustang III, ) kannte, wollte er sich nun einfach auch einmal und erstmalig (!) einen Höreindruck von Röhren-Sound verschaffen. So wurden diverse Strats mit verschiedenen Röhren-Verstärkern verbunden und bald wurde klar. Es braucht keine weitere Gitarre - es braucht einen Röhren-Amp, zwecks Dynamik und Spielgefühl - und Sound. Der Sommer verging, die Tests wurden ausgeweitet: Hughes & Kettner Tubemeister 5 und 18, Blackstar HT-5, LaBoga Beast und ach ja diverse Amps von Fender: Fender Champion 600, Fender Blues Junior III, Fender Hot Rod, Fender Blues Deluxe In diesem Prozess wurde dann - unterstützt durch nette Jungs und Mädls aus diesem Forum - klar, dass ein guter Einkanaler genügen sollte für die bevorzugten Styles Blues/Funk/(Classic) Rock.
Mehrfach wurden diverseste Fender Blues Juniors probe gespielt. Schön dynamisch zwar, aber klanglich - wohl wegen des geringen Gehäusevolumens - irgendwie "kistig" (boxy), fand mein Gitarrist. Und die tollen spannenden Mods könnte der sogar umbauen aber will man das? Alternativen wurden dann wohl gesucht. Ganz hin und weg war er dann von einem Egnater Tweaker Combo. Aber wo anspielen? Schicken lassen? Es vergingen ein paar Tage und es sollte dann eine Bestellung folgen. Doch was war das? Irgendwie sprang mein Name dann auf die Bildfläche, zwar nur ganz selten aber das genügte, den Gitarrero zu interessieren. Traynor? Darkhorse? Hübscher "Dampfmaschinen"-Amp, aber es sollte definitv eine "Komplettlösung" sein: Verstärker + Lautsprecher = Combo = ich. Kurzerhand wurde ich ungehört bestellt. Ich dachte mir: Na warte, dir zeig ich dass ich klingeln und rotzen kann. Mir eilt auch in manchen US- und kanadischen Foren ein Ruf voraus: Angeblich klinge ich um längen besser als ein Blues Junior, bin super dynamisch, stelle Amps der 1.000 Euro-Klasse in Schatten. Puh, manche mögen mich wohl echt gern, wenn die so über mich schreiben.
Weil el Gitarristi dann am online getrackten Liefertermin schon unruhig wurde, hat er sich sogar ins Auto gesetzt und fuhr so lange durch den Ort bis er die liebe Postbotin abgefangen hatte und ihr das Paket bei laufender Auslieferungstour aus der Hand gerissen hat. Endlich war ich im warmen. Ich mag optisch nicht so retro sein, nicht so vintage, nicht so frech stylisch also musste ich vom ersten Einschalten weg überzeugen.
Vorfreude und Vorglühen.
Bald wurde ich von der Verpackung befreit und genau betrachtet. Guck selbst:
Ich bin wirklich schön verarbeitet, mit viel Liebe - übrigens in Kanada, nicht in Fern-, Mittel- oder Nahost. Mein Gehäuse besteht auch nicht aus Preßspanplatten sondern aus echtem Birken-Multiplex-Holz ( trotz des Ahorn-Blatt-Aufklebers auf der Frontbespannung), daher auch mein stattliches Gewicht (im Verhältnis zur Größe) von 16 kg. Einzig auffällig ist in mancherlei Lichtkombination, dass die Bespannung des Lautsprechers sich auf der rechten Seite farblich leicht absetzt (ist heller...), seltsam aber fällt auch nicht weiter ins Gewicht. Die Fotos hier hat übrigens mein neues "Herrchen" gemacht weil er findet, dass mich jeder einmal sehen sollte und nicht gerade viele (Detail)-Fotos von mir existieren.
Die Spannung steigt aber jetzt erstmal ganz schnell und zwar im wahrsten Sinn des Wortes: Das erste Einschalten. Endlich wieder Leben in mir. Energie durch strömt mich und meine hübschen Glaskolben fingen bald an sanft zu leuchten bzw. zu glühen. Huch, da kommt auch schon der Klinkenstecker, am anderen Ende eine nett aussehende modifizierte Squier by Fender Anniversary Strat - das kann ja heiter werden. Mal sehen was der nett Typ nun vor hat.
USA-Mode.
Es war ja klar, dass ich wo aufspielen sollte, wo glitzernde perlige Fender-like Sounds erwünscht waren, ein Blues Junior aber eben zu "kompakt im Klang" war und ein Hot Rod Deluxe total genial aber für at home und bißchen kleine Band vollkommen und restlos überdimensioniert (und damit auch zu teuer) gewesen wäre. Wie praktisch, dass ich Fender kann. Aber überhaupt: Was ist denn eigentlich DER Fender-Klang? Twin? Princeton? Tweed? Blackface? Silverface? Pokerface? Welchen Amp hättest Du denn gern als klangliches Fender-Vorbild? Ich bin der Meinung, solange es glitzert und glänzt und perlt und Strat-et ist es immer "irgendwie" Fender.
Dann mal los, war klar dass ich im USA-Modus starten würde. Ah, Gain mal auf 2-3, das ist gut. Das bringt mich in dem Modus in einen schönen satten Clean-Bereich, die Klangregelung mal ein wenig gedreht: Höhen ein wenig zurück weil der Greenback noch nicht eingefahren ist, ansonsten relativ beliebig für nen satten Klang, Reverb auf 2 und Master auf 3, na der traut sich was. Erster vorsichtiger Griff in die Saiten und da war es: Ein zufriedenes Lächeln, ein wenig Ungläubigkeit - weil ich so selten bin, mich kaum einer kennt und dann auch noch unerhört klingeln kann wie so ein kalifornischer Amp und dann auch noch für 499 Euro den Besitzer wechsel.
Weiter: Reverb mal ganz raus und ein wenig funky mit mir gespielt, mag ich gerne. Kitzelt so schön. Ah, Gain etwas weiter hoch. Mensch das find ich toll, da geht es bei mir mit einem ganz ganz weichen Crunch los, der sich stark abhängig macht von der Anschlagsstärke. Ja und überhaupt: Ich gebe alles gerne so weiter wie ich es bekomme. Haut man voll in die Saiten brülle ich wie Teufel, wirds dezenter nehm ich mich auch zurück. Ich hänge sozusagen "gut am Gas". Ja und mein Master-Regler ist auch sowas von praktisch. Ich stehe jetzt in einem hübschen Doppelhaushälftenmusikkeller. Also bis 4 ist da mit mir gerade noch erträglich (!), auch wenn es schon beinahe kleine Club-Lautstärke ist (...soviel zum Thema "Zimmerlautstärke"...), alles darüber: Da werde ich ungemütlich, da brauche ich Platz zum Schreien! Aber ansonsten muss doch gesagt werden, dass der Regelweg aller meiner Potis schön linear ist. Es soll ja Amps geben, die nach drei mm Regelweg schon 80 % ihrer Leistung in den Raum stellen. So einer bin ich nicht und ich bin fast ein wenig stolz drauf.
Pure-Mode.
Der gefällt meinem Gitarristen wohl noch nicht so recht oder er kann nicht viel damit anfangen. Im Prinzip wird hier die Klangregelung vollkommen aus dem Signalweg genommen. Naja, ich bin dann deutlich lauter und wilder aber nicht ganz so definiert, mehr so Alternative-Rock-Einstellung ein bißchen. Naja, da wird meistens drüber geschaltet bei mir.
Brit-Mode.
Nämlich in den Brit-Mode, der nichts mit Britney Spears zu tun hat sondern sich auf ein anderes Amp-Vorbild mit drei Buchstaben bezieht. Ich klinge in der Dispziplin auch ziemlich gut und füllig und klingel entsprechend voxy, so mehr AC15-like. Bemerkenswert ist hier, dass ich schon deutlich früher und rauher zerre und bei vollem Gain brät meine Vorstufe sehr ordentlich, so je nach Klampfe geht das auf AC/DC zu oder darüber hinaus. Ansonsten auch wirklich gelungen, findet nicht nur mein Gitarrist.
Nachdem aber auch noch ein paar Effekt-Pedale für mich angeschafft wurden (Mooer Cruncher, Mooer Grenn Mile, Okko Diablo), laufe ich am bevorzugstesten im USA-Setting, Gain auf ca. 3,5 - bei heftigem Anschlag fang ich da selbst schon ein wenig das Grummeln an. Ansonsten ist der Reverb immer dezent am Federn obwohl er gar keine Feder hat. Es handelt sich um einen Belton Digilog-Digital-Reverb wie er auch unter anderem im legendären Malekko Spring Chicken (Hall-Pedal) eingesetzt wird. Die "Kölner Dom-Einstellung" (=voll aufgerissen hat bei mir aber wie bei vielen Amps kaum praktischen Nutzen für meinen Gitarristen. Wie gesagt: Der Hall in mir klingt schon sehr ordentlich, einzig der Nachhall könnte einen winzig winzigen Tacken länger sein. Aber gut, das muss man halt in Kauf nehmen.
Resümee.
Mein neuer Eigentümer ist doch immer noch ziemlich begeistert. Aus einem Bauchgefühl heraus hat er sich wohl richtig entschieden für seine Zwecke und auch mit Blick auf Preis und Leistung. Und weil ein Review ohne Ton-Material alle Aussagen in ein bestimmtes unbestimmtes Licht rückt, kann ich euch verraten, dass im Heimstudio schon zwei Mikrofone vor mir standen und da etwas aufgenommen wurde. Wenn es Euch interessiert, sagt Bescheid, dann kann das möglicherweise noch zusammen geschnitten werden (natürlich ohne Sound-Bearbeitungen) und an geeigneter Stelle veröffentlicht werden. Vielleicht finde ich ja noch mehr Fans in Deutschland und/oder Europa. Zumindest einen habe ich nun wohl wieder hinzu gewonnen.
Nachwort: Ich bin wirklich sehr happy mit dem neuen Verstärker, nach langem zermürbenden Vorauswahl-Procedere ging es mir letztlich wie in den guten amerikanischen Schnell-Restaurants: Man geht mit einer bestimmten Vorstellung rein, sich den Mega-Monster-Burger zu bestellen und unmittelbar vorn an der Bestelltheke bestellt man sich spontan dann doch den Super-Schwabbel-Burger. Ich kann nur soviel sagen: Getestet habe ich viel und der Traynor YGL-1 hat mich echt sofort begeistert. Das Bauchgefühl war wohl in dem Sinne gut. Daher finde ich, hat dieser Amp hier ein Review verdient, weil man generell sehr wenig über Traynor-Amps liest.
Ich mag nicht so nett drein schauen wie ein Tweed-Amp eines bekannten amerikanischen Herstellers, aber lass Dich davon mal nicht täuschen. Unter meiner beschaulichen 15 W-Haube werkeln ein paar Röhren vor sich hin, als da wären 2x 12AX7 in der Vorstufe sowie 2x EL84 in der Endstufe. Wo wir schon gerade bei den inneren Werten sind: Obwohl ich recht puristisch einkanalig daher komme, hat man mir bei Traynor, seit den 1960er Jahren übrigens im Amp-Bau tätig, ein paar nette Features spendiert: 3-Band-Klangregelung, serieller Effektweg, zusätzlicher Lautsprecherausgang, Celestion Greenback als "Haupt-Tonangeber", Master-Volume, Digital-Hall und einen netten Switch für US, pure und britische Klangfarbe. Ansonsten habe ich nicht 90/60/90 sondern 47/51/25 (BHT) zu bieten, also ein recht ansehnliches Gehäusevolumen. Wenn Du das schon alles recht interessant findest, solltest Du jetzt weiter lesen. Mein neuer Freund, ein netter Gitarrist aus der Augsburger Ecke, hat mir nämlich nun ein Zuhause gegeben.
Suche, Vorauswahl und Kauf.
"Mein Gitarrist" bildete sich im vergangenen Sommer ein, dass eine weitere Strat angeschafft werden müsse und begab sich zum Anspielen in ein geeignetes Musikhaus. Nachdem er bislang nur digitalen Klang (u. a. VOX AD50VT, Fender Mustang III, ) kannte, wollte er sich nun einfach auch einmal und erstmalig (!) einen Höreindruck von Röhren-Sound verschaffen. So wurden diverse Strats mit verschiedenen Röhren-Verstärkern verbunden und bald wurde klar. Es braucht keine weitere Gitarre - es braucht einen Röhren-Amp, zwecks Dynamik und Spielgefühl - und Sound. Der Sommer verging, die Tests wurden ausgeweitet: Hughes & Kettner Tubemeister 5 und 18, Blackstar HT-5, LaBoga Beast und ach ja diverse Amps von Fender: Fender Champion 600, Fender Blues Junior III, Fender Hot Rod, Fender Blues Deluxe In diesem Prozess wurde dann - unterstützt durch nette Jungs und Mädls aus diesem Forum - klar, dass ein guter Einkanaler genügen sollte für die bevorzugten Styles Blues/Funk/(Classic) Rock.
Mehrfach wurden diverseste Fender Blues Juniors probe gespielt. Schön dynamisch zwar, aber klanglich - wohl wegen des geringen Gehäusevolumens - irgendwie "kistig" (boxy), fand mein Gitarrist. Und die tollen spannenden Mods könnte der sogar umbauen aber will man das? Alternativen wurden dann wohl gesucht. Ganz hin und weg war er dann von einem Egnater Tweaker Combo. Aber wo anspielen? Schicken lassen? Es vergingen ein paar Tage und es sollte dann eine Bestellung folgen. Doch was war das? Irgendwie sprang mein Name dann auf die Bildfläche, zwar nur ganz selten aber das genügte, den Gitarrero zu interessieren. Traynor? Darkhorse? Hübscher "Dampfmaschinen"-Amp, aber es sollte definitv eine "Komplettlösung" sein: Verstärker + Lautsprecher = Combo = ich. Kurzerhand wurde ich ungehört bestellt. Ich dachte mir: Na warte, dir zeig ich dass ich klingeln und rotzen kann. Mir eilt auch in manchen US- und kanadischen Foren ein Ruf voraus: Angeblich klinge ich um längen besser als ein Blues Junior, bin super dynamisch, stelle Amps der 1.000 Euro-Klasse in Schatten. Puh, manche mögen mich wohl echt gern, wenn die so über mich schreiben.
Weil el Gitarristi dann am online getrackten Liefertermin schon unruhig wurde, hat er sich sogar ins Auto gesetzt und fuhr so lange durch den Ort bis er die liebe Postbotin abgefangen hatte und ihr das Paket bei laufender Auslieferungstour aus der Hand gerissen hat. Endlich war ich im warmen. Ich mag optisch nicht so retro sein, nicht so vintage, nicht so frech stylisch also musste ich vom ersten Einschalten weg überzeugen.
Vorfreude und Vorglühen.
Bald wurde ich von der Verpackung befreit und genau betrachtet. Guck selbst:
Ich bin wirklich schön verarbeitet, mit viel Liebe - übrigens in Kanada, nicht in Fern-, Mittel- oder Nahost. Mein Gehäuse besteht auch nicht aus Preßspanplatten sondern aus echtem Birken-Multiplex-Holz ( trotz des Ahorn-Blatt-Aufklebers auf der Frontbespannung), daher auch mein stattliches Gewicht (im Verhältnis zur Größe) von 16 kg. Einzig auffällig ist in mancherlei Lichtkombination, dass die Bespannung des Lautsprechers sich auf der rechten Seite farblich leicht absetzt (ist heller...), seltsam aber fällt auch nicht weiter ins Gewicht. Die Fotos hier hat übrigens mein neues "Herrchen" gemacht weil er findet, dass mich jeder einmal sehen sollte und nicht gerade viele (Detail)-Fotos von mir existieren.
Die Spannung steigt aber jetzt erstmal ganz schnell und zwar im wahrsten Sinn des Wortes: Das erste Einschalten. Endlich wieder Leben in mir. Energie durch strömt mich und meine hübschen Glaskolben fingen bald an sanft zu leuchten bzw. zu glühen. Huch, da kommt auch schon der Klinkenstecker, am anderen Ende eine nett aussehende modifizierte Squier by Fender Anniversary Strat - das kann ja heiter werden. Mal sehen was der nett Typ nun vor hat.
USA-Mode.
Es war ja klar, dass ich wo aufspielen sollte, wo glitzernde perlige Fender-like Sounds erwünscht waren, ein Blues Junior aber eben zu "kompakt im Klang" war und ein Hot Rod Deluxe total genial aber für at home und bißchen kleine Band vollkommen und restlos überdimensioniert (und damit auch zu teuer) gewesen wäre. Wie praktisch, dass ich Fender kann. Aber überhaupt: Was ist denn eigentlich DER Fender-Klang? Twin? Princeton? Tweed? Blackface? Silverface? Pokerface? Welchen Amp hättest Du denn gern als klangliches Fender-Vorbild? Ich bin der Meinung, solange es glitzert und glänzt und perlt und Strat-et ist es immer "irgendwie" Fender.
Dann mal los, war klar dass ich im USA-Modus starten würde. Ah, Gain mal auf 2-3, das ist gut. Das bringt mich in dem Modus in einen schönen satten Clean-Bereich, die Klangregelung mal ein wenig gedreht: Höhen ein wenig zurück weil der Greenback noch nicht eingefahren ist, ansonsten relativ beliebig für nen satten Klang, Reverb auf 2 und Master auf 3, na der traut sich was. Erster vorsichtiger Griff in die Saiten und da war es: Ein zufriedenes Lächeln, ein wenig Ungläubigkeit - weil ich so selten bin, mich kaum einer kennt und dann auch noch unerhört klingeln kann wie so ein kalifornischer Amp und dann auch noch für 499 Euro den Besitzer wechsel.
Weiter: Reverb mal ganz raus und ein wenig funky mit mir gespielt, mag ich gerne. Kitzelt so schön. Ah, Gain etwas weiter hoch. Mensch das find ich toll, da geht es bei mir mit einem ganz ganz weichen Crunch los, der sich stark abhängig macht von der Anschlagsstärke. Ja und überhaupt: Ich gebe alles gerne so weiter wie ich es bekomme. Haut man voll in die Saiten brülle ich wie Teufel, wirds dezenter nehm ich mich auch zurück. Ich hänge sozusagen "gut am Gas". Ja und mein Master-Regler ist auch sowas von praktisch. Ich stehe jetzt in einem hübschen Doppelhaushälftenmusikkeller. Also bis 4 ist da mit mir gerade noch erträglich (!), auch wenn es schon beinahe kleine Club-Lautstärke ist (...soviel zum Thema "Zimmerlautstärke"...), alles darüber: Da werde ich ungemütlich, da brauche ich Platz zum Schreien! Aber ansonsten muss doch gesagt werden, dass der Regelweg aller meiner Potis schön linear ist. Es soll ja Amps geben, die nach drei mm Regelweg schon 80 % ihrer Leistung in den Raum stellen. So einer bin ich nicht und ich bin fast ein wenig stolz drauf.
Pure-Mode.
Der gefällt meinem Gitarristen wohl noch nicht so recht oder er kann nicht viel damit anfangen. Im Prinzip wird hier die Klangregelung vollkommen aus dem Signalweg genommen. Naja, ich bin dann deutlich lauter und wilder aber nicht ganz so definiert, mehr so Alternative-Rock-Einstellung ein bißchen. Naja, da wird meistens drüber geschaltet bei mir.
Brit-Mode.
Nämlich in den Brit-Mode, der nichts mit Britney Spears zu tun hat sondern sich auf ein anderes Amp-Vorbild mit drei Buchstaben bezieht. Ich klinge in der Dispziplin auch ziemlich gut und füllig und klingel entsprechend voxy, so mehr AC15-like. Bemerkenswert ist hier, dass ich schon deutlich früher und rauher zerre und bei vollem Gain brät meine Vorstufe sehr ordentlich, so je nach Klampfe geht das auf AC/DC zu oder darüber hinaus. Ansonsten auch wirklich gelungen, findet nicht nur mein Gitarrist.
Nachdem aber auch noch ein paar Effekt-Pedale für mich angeschafft wurden (Mooer Cruncher, Mooer Grenn Mile, Okko Diablo), laufe ich am bevorzugstesten im USA-Setting, Gain auf ca. 3,5 - bei heftigem Anschlag fang ich da selbst schon ein wenig das Grummeln an. Ansonsten ist der Reverb immer dezent am Federn obwohl er gar keine Feder hat. Es handelt sich um einen Belton Digilog-Digital-Reverb wie er auch unter anderem im legendären Malekko Spring Chicken (Hall-Pedal) eingesetzt wird. Die "Kölner Dom-Einstellung" (=voll aufgerissen hat bei mir aber wie bei vielen Amps kaum praktischen Nutzen für meinen Gitarristen. Wie gesagt: Der Hall in mir klingt schon sehr ordentlich, einzig der Nachhall könnte einen winzig winzigen Tacken länger sein. Aber gut, das muss man halt in Kauf nehmen.
Resümee.
Mein neuer Eigentümer ist doch immer noch ziemlich begeistert. Aus einem Bauchgefühl heraus hat er sich wohl richtig entschieden für seine Zwecke und auch mit Blick auf Preis und Leistung. Und weil ein Review ohne Ton-Material alle Aussagen in ein bestimmtes unbestimmtes Licht rückt, kann ich euch verraten, dass im Heimstudio schon zwei Mikrofone vor mir standen und da etwas aufgenommen wurde. Wenn es Euch interessiert, sagt Bescheid, dann kann das möglicherweise noch zusammen geschnitten werden (natürlich ohne Sound-Bearbeitungen) und an geeigneter Stelle veröffentlicht werden. Vielleicht finde ich ja noch mehr Fans in Deutschland und/oder Europa. Zumindest einen habe ich nun wohl wieder hinzu gewonnen.
Nachwort: Ich bin wirklich sehr happy mit dem neuen Verstärker, nach langem zermürbenden Vorauswahl-Procedere ging es mir letztlich wie in den guten amerikanischen Schnell-Restaurants: Man geht mit einer bestimmten Vorstellung rein, sich den Mega-Monster-Burger zu bestellen und unmittelbar vorn an der Bestelltheke bestellt man sich spontan dann doch den Super-Schwabbel-Burger. Ich kann nur soviel sagen: Getestet habe ich viel und der Traynor YGL-1 hat mich echt sofort begeistert. Das Bauchgefühl war wohl in dem Sinne gut. Daher finde ich, hat dieser Amp hier ein Review verdient, weil man generell sehr wenig über Traynor-Amps liest.
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