Hellfire
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Engl Screamer 50 Combo
Beweggründe und Vorgeschichte
Vorweg sei gesagt: Dies ist mein erstes Review in diesem Forum. Der Screamer wurde ja schon des öfteren durchgekaut, dennoch denke ich, dass mehrere Erfahrungen absolut nicht verkehrt sind und anderen auch dabei helfen, ein besseres Bild zu bekommen. Meine Karriere als Gitarrist startete auf einem 10 Watt Brüllwürfel, bis dann nach etwa einem Jahr der Peavey Bandit mein eigen war. Ein guter Amp, dachte ich damals. Laut war er zweifelsohne, doch sollte sich im Laufe meiner "Karriere" die Definition des Begriffs "Qualität" noch ändern.
Wie es nunmal so ist, hört man auf lokalen Events oder bei Freunden die verschiedensten Verstärker/Gitarren-Kombinationen und findet auch so des öfteren eine Inspiration für den eigenen Sound. So kam ich Anfang des Jahres zu meinem POD XT. Ein schönes Gerät und klanglich dem Banditen schon um einiges überlegen. Allerdings - und sei es nun meine eigene Unfähigkeit oder die des POD - wollte der liebe kleine nur bei gemäßigter Lautstärke so richtig schön klingen. So stand ich vor der Frage: "Kaufe ich mir eine gute Aktivbox oder verkaufe ich den POD und lege mir wieder etwas analoges zu?" Nunja, die Antwort könnt ihr euch angesichts dieses Threads wohl denken.
Der Weg zu "meinem" Sound
Der POD war mit all seinen Spielereien und zig Verstärkermodellen immer ein Flexibilitätsmonster. Allerdings wurde mir irgendwann klar, dass man so etwas auf der Suche nach dem persönlichen Sound überhaupt nicht braucht. Obschon ich unzählige Amps zur Auswahl hatte, war ich irgendwann auf einen festgefahren und habe nicht weiter experimentiert. Also wollte ich mir lieber etwas kaufen, das diesen einen Sound perfektioniert anstatt Ressourcen für Spielereien zu verschwenden.
Technische Daten
-Ausgangsleistung: ca. 50 Watt an 8 oder 16 Ohm
-V30 Speaker, Anschlussmöglichkeit für weitere Boxen
-2 Kanäle, jeweils mit Boost - also effektiv 4
-Gainregler für Clean/Lead
-Lead Volume (Verhältnis Lead-Clean)
-Geteilte 3-Band Klangregelung
-Presence für Lead-Sektion -> praktisch zusätzlicher mini-EQ
-2 Master-Volumen (VLS), Fußschaltbar
-Reverb
-9-Pol Buchse für Engl Z-5 Switch zur direkten Abfrage der 4 Kanäle
-Recording-Output (XLR) mit speaker-Simulation
-Röhrenbestückung:
V1(Eingangs-Röhre): ECC 83 / 12AX7, FQ selektiert;
V2, V3: ECC 83 / 12AX7 selektiert;
V4: ECC 83 / 12AX7, standard;
V5, V6: 5881 (6L6GC) selektierter Satz .
-Leistungsaufnahme: max. 155 Watt
-Abmessungen: Combo E330 ca. 57,5 x 48 x 27 cm, (B x H x T)
-Gewicht: ca. 22 kg
Optik
Der Screamer kommt im typischen Engl-look. Also schwarz mit markantem "Gitter" als Abdeckung des Lautsprechers und den mit einer Chrom-Leiste unterlegten Bedienelementen. Besonders edel sind die VOX-style Potis. Die Kiste ist makellos verarbeitet und sieht aus als wäre sie kugelsicher.
Der Praxistest
Ein wichtiger Punkt ist sicher die geteilte Klangregelung. Ich bin mir ziemlich sicher, dass eben dieser Sachverhalt auf potentielle Käufer abschreckend wirkt, weswegen ich auch näher darauf eingehen möchte.
Sucht man die eierlegende Wollmilchsau, ist das der falsche Verstärker, gleich vorweg. Dann sollte man sich vielleicht im Bereich der Modeller umgucken, denn jeder analoge AMP wird seinen eigenen Charakter haben - und das ist auch gut so.
Allerdings ist der Screamer durch seine 4 Modi extrem flexibel und bietet alles von Clean über Crunch und 80es Metal bishin zum übelsten Brett.
Sound kann man schwer beschreiben und natürlich muss jeder die Kiste hören um sich dann für oder gegen sie entscheiden zu können. Aber eines sei gesagt: Die 4 Modi Clean, Crunch, Soft- und Heavy-Lead sind optimal aufeinander abgestimmt, sodass ein weiterer EQ eigentlich meiner Meinung nach völlig überflüssig ist. Und wenn es dann doch sein muss, gibt es immer noch den MIDI-Switcher von ENGL, mit dem man die 4 Kanäle direkt ansteuern kann. So könnte man beispielsweise mittels eines externen EQ einzelne Soundvorstellungen verwirklichen. Also alles halb so wild.
ENGL haben sich bei dem Konzept etwas gedacht, sonst hätte man dem Verstärker ja eine weitere Klangregelung spendiert, da man bei ein Paar Potis nicht wirklich von einem Kostenpunkt sprechen kann. Fakt ist: Es funktioniert so wie es ist.
Der Sound im Bandkontext
Der ENGL liefert meiner Meinung nach eine gute Mischung zwischen den goldfarbenen Briten und den stählernen US Boys. Ich würde den Charakter ansich als eher britisch bezeichnen, da mittige Sounds hier klar das bevorzugte Anwendungsgebiet darstellen. Allerdings ist das Angebot an Bassfundament völlig ausreichend und die Zerre im Heavy-Lead-Kanal extrem böse. Und ich fahre bestenfalls Gain auf etwa 1 Uhr. Ich kann absolut nicht nachvollziehen, wie einige den Screamer als "schönfärber" abstempeln oder ihm mangel an Bass unterstellen. Ich habe heute mit meinem Bruder gejammt und die Kiste konnte sich mit Master-Volume auf etwas mehr als 8(!) Uhr locker gegen die Drums durchsetzen. Egal ob AC/DC, Metallica, In Flames oder Offspring, es klingt. Nebengeräusche sind im Heavy Lead natürlich vorhanden, aber das liegt wohl in der Natur der Sache. Nichts, was ein Noisegate nicht eliminieren könnte. Allerdings ist das Feedback wirklich absolute erträglich und mit zugedrehtem Volume-Poti herrscht angenehme Ruhe.
Ergänzung zum Sound
Nunja, ich hatte mir zuerst überlegt, weiter darauf einzugehen. Aber ich weiß wirklich nicht, wie. Sound beschreiben ist eine schwere Angelegenheit und ich könnte einfach nicht sagen "Der klingt wie ein Marshall/Boogie". Gerade weil die Geschmäcker ja so derart unterschiedlich sind. Was man auf jeden Fall festhalten kann ist, dass er sehr offen klingt, wenn man es mit dem Gain-Regler nicht übertreibt. (Und dazu gibt es wirklich keinen Anlass, da im Heavy-Lead zweifellos mehr als ausreichend Gain für jede Sorte Musik vorhanden ist). Das leidige "Komprimieren", das man den beiden Herren Fireball und Powerball gerne nachsagt, kann ich hier nicht feststellen. Und gerade mit dem Volume-Regler der Gitarre lässt sich noch so einiges verändern, ohne überhaupt etwas am Verstärker zu verstellen. So könnte man theoretisch ohne Kanalwechsel genüsslich "crunchen" und "metallen". Ich empfehle bei Interesse einfach anzuspielen, da der Sound recht eigen und im Heavy-Lead durchaus Agressiv ist. Aber mir gefällt eben diese Möglichkeit der Variation super. Und dass Hans, der ja nicht gerade als Metaller vor dem Herren hier im Board bekannt ist, diesen Verstärker offenbar ebenfalls zu schätzen weiß, sagt schon genug über die vielseitigen Anwendungsgebiete aus.
Fazit
Ich bin mit dem Verstärker vollkommen zufrieden und man merkt im Vergleich mit Peavey Bandit, POD und co., dass der ENGL einfach in einer anderen Klasse spielt. Ich hätte mir das selbst nie so extrem vorgestellt, aber es ist nunmal Fakt. Gerade im Band-Alltag ist die Durchsetzungsfähigkeit und Transparenz in höheren Lautstärken eine ganz andere Welt und das Jammen macht doppelt so viel Spaß! Die geteilte Klangregelung ist in keinster Weise hinderlich und unterstreicht vielmehr das eingängige und einfache Bedienkonzept dieses Verstärkers. Wer einen vergleichsweise erschwinglichen Röhrencombo der Oberklasse sucht, sollte sich diese Kiste auf jeden Fall zu Gemüte führen. Und eines sei den Freunden härterer Gangart gesagt: Der Screamer macht seinem Namen alle Ehre und an den Gerüchten, er könnte es nicht krachen lassen, ist rein gar nichts dran.
Soundsamples habe ich mir vorerst erspart, da diese ansich sowieso kaum Gewicht haben. Man muss sowas selbst hören und spielen. Außerdem habe ich keine wirklich taugliche Aufnahmemöglichkeit.
Ich hoffe, das Review hilft einigen bei ihrer Wegfindung im Verstärkerdschungel.
Beste Grüße,
Markus
Beweggründe und Vorgeschichte
Vorweg sei gesagt: Dies ist mein erstes Review in diesem Forum. Der Screamer wurde ja schon des öfteren durchgekaut, dennoch denke ich, dass mehrere Erfahrungen absolut nicht verkehrt sind und anderen auch dabei helfen, ein besseres Bild zu bekommen. Meine Karriere als Gitarrist startete auf einem 10 Watt Brüllwürfel, bis dann nach etwa einem Jahr der Peavey Bandit mein eigen war. Ein guter Amp, dachte ich damals. Laut war er zweifelsohne, doch sollte sich im Laufe meiner "Karriere" die Definition des Begriffs "Qualität" noch ändern.
Wie es nunmal so ist, hört man auf lokalen Events oder bei Freunden die verschiedensten Verstärker/Gitarren-Kombinationen und findet auch so des öfteren eine Inspiration für den eigenen Sound. So kam ich Anfang des Jahres zu meinem POD XT. Ein schönes Gerät und klanglich dem Banditen schon um einiges überlegen. Allerdings - und sei es nun meine eigene Unfähigkeit oder die des POD - wollte der liebe kleine nur bei gemäßigter Lautstärke so richtig schön klingen. So stand ich vor der Frage: "Kaufe ich mir eine gute Aktivbox oder verkaufe ich den POD und lege mir wieder etwas analoges zu?" Nunja, die Antwort könnt ihr euch angesichts dieses Threads wohl denken.
Der Weg zu "meinem" Sound
Der POD war mit all seinen Spielereien und zig Verstärkermodellen immer ein Flexibilitätsmonster. Allerdings wurde mir irgendwann klar, dass man so etwas auf der Suche nach dem persönlichen Sound überhaupt nicht braucht. Obschon ich unzählige Amps zur Auswahl hatte, war ich irgendwann auf einen festgefahren und habe nicht weiter experimentiert. Also wollte ich mir lieber etwas kaufen, das diesen einen Sound perfektioniert anstatt Ressourcen für Spielereien zu verschwenden.
Technische Daten
-Ausgangsleistung: ca. 50 Watt an 8 oder 16 Ohm
-V30 Speaker, Anschlussmöglichkeit für weitere Boxen
-2 Kanäle, jeweils mit Boost - also effektiv 4
-Gainregler für Clean/Lead
-Lead Volume (Verhältnis Lead-Clean)
-Geteilte 3-Band Klangregelung
-Presence für Lead-Sektion -> praktisch zusätzlicher mini-EQ
-2 Master-Volumen (VLS), Fußschaltbar
-Reverb
-9-Pol Buchse für Engl Z-5 Switch zur direkten Abfrage der 4 Kanäle
-Recording-Output (XLR) mit speaker-Simulation
-Röhrenbestückung:
V1(Eingangs-Röhre): ECC 83 / 12AX7, FQ selektiert;
V2, V3: ECC 83 / 12AX7 selektiert;
V4: ECC 83 / 12AX7, standard;
V5, V6: 5881 (6L6GC) selektierter Satz .
-Leistungsaufnahme: max. 155 Watt
-Abmessungen: Combo E330 ca. 57,5 x 48 x 27 cm, (B x H x T)
-Gewicht: ca. 22 kg
Optik
Der Screamer kommt im typischen Engl-look. Also schwarz mit markantem "Gitter" als Abdeckung des Lautsprechers und den mit einer Chrom-Leiste unterlegten Bedienelementen. Besonders edel sind die VOX-style Potis. Die Kiste ist makellos verarbeitet und sieht aus als wäre sie kugelsicher.
Der Praxistest
Ein wichtiger Punkt ist sicher die geteilte Klangregelung. Ich bin mir ziemlich sicher, dass eben dieser Sachverhalt auf potentielle Käufer abschreckend wirkt, weswegen ich auch näher darauf eingehen möchte.
Sucht man die eierlegende Wollmilchsau, ist das der falsche Verstärker, gleich vorweg. Dann sollte man sich vielleicht im Bereich der Modeller umgucken, denn jeder analoge AMP wird seinen eigenen Charakter haben - und das ist auch gut so.
Allerdings ist der Screamer durch seine 4 Modi extrem flexibel und bietet alles von Clean über Crunch und 80es Metal bishin zum übelsten Brett.
Sound kann man schwer beschreiben und natürlich muss jeder die Kiste hören um sich dann für oder gegen sie entscheiden zu können. Aber eines sei gesagt: Die 4 Modi Clean, Crunch, Soft- und Heavy-Lead sind optimal aufeinander abgestimmt, sodass ein weiterer EQ eigentlich meiner Meinung nach völlig überflüssig ist. Und wenn es dann doch sein muss, gibt es immer noch den MIDI-Switcher von ENGL, mit dem man die 4 Kanäle direkt ansteuern kann. So könnte man beispielsweise mittels eines externen EQ einzelne Soundvorstellungen verwirklichen. Also alles halb so wild.
ENGL haben sich bei dem Konzept etwas gedacht, sonst hätte man dem Verstärker ja eine weitere Klangregelung spendiert, da man bei ein Paar Potis nicht wirklich von einem Kostenpunkt sprechen kann. Fakt ist: Es funktioniert so wie es ist.
Der Sound im Bandkontext
Der ENGL liefert meiner Meinung nach eine gute Mischung zwischen den goldfarbenen Briten und den stählernen US Boys. Ich würde den Charakter ansich als eher britisch bezeichnen, da mittige Sounds hier klar das bevorzugte Anwendungsgebiet darstellen. Allerdings ist das Angebot an Bassfundament völlig ausreichend und die Zerre im Heavy-Lead-Kanal extrem böse. Und ich fahre bestenfalls Gain auf etwa 1 Uhr. Ich kann absolut nicht nachvollziehen, wie einige den Screamer als "schönfärber" abstempeln oder ihm mangel an Bass unterstellen. Ich habe heute mit meinem Bruder gejammt und die Kiste konnte sich mit Master-Volume auf etwas mehr als 8(!) Uhr locker gegen die Drums durchsetzen. Egal ob AC/DC, Metallica, In Flames oder Offspring, es klingt. Nebengeräusche sind im Heavy Lead natürlich vorhanden, aber das liegt wohl in der Natur der Sache. Nichts, was ein Noisegate nicht eliminieren könnte. Allerdings ist das Feedback wirklich absolute erträglich und mit zugedrehtem Volume-Poti herrscht angenehme Ruhe.
Ergänzung zum Sound
Nunja, ich hatte mir zuerst überlegt, weiter darauf einzugehen. Aber ich weiß wirklich nicht, wie. Sound beschreiben ist eine schwere Angelegenheit und ich könnte einfach nicht sagen "Der klingt wie ein Marshall/Boogie". Gerade weil die Geschmäcker ja so derart unterschiedlich sind. Was man auf jeden Fall festhalten kann ist, dass er sehr offen klingt, wenn man es mit dem Gain-Regler nicht übertreibt. (Und dazu gibt es wirklich keinen Anlass, da im Heavy-Lead zweifellos mehr als ausreichend Gain für jede Sorte Musik vorhanden ist). Das leidige "Komprimieren", das man den beiden Herren Fireball und Powerball gerne nachsagt, kann ich hier nicht feststellen. Und gerade mit dem Volume-Regler der Gitarre lässt sich noch so einiges verändern, ohne überhaupt etwas am Verstärker zu verstellen. So könnte man theoretisch ohne Kanalwechsel genüsslich "crunchen" und "metallen". Ich empfehle bei Interesse einfach anzuspielen, da der Sound recht eigen und im Heavy-Lead durchaus Agressiv ist. Aber mir gefällt eben diese Möglichkeit der Variation super. Und dass Hans, der ja nicht gerade als Metaller vor dem Herren hier im Board bekannt ist, diesen Verstärker offenbar ebenfalls zu schätzen weiß, sagt schon genug über die vielseitigen Anwendungsgebiete aus.
Fazit
Ich bin mit dem Verstärker vollkommen zufrieden und man merkt im Vergleich mit Peavey Bandit, POD und co., dass der ENGL einfach in einer anderen Klasse spielt. Ich hätte mir das selbst nie so extrem vorgestellt, aber es ist nunmal Fakt. Gerade im Band-Alltag ist die Durchsetzungsfähigkeit und Transparenz in höheren Lautstärken eine ganz andere Welt und das Jammen macht doppelt so viel Spaß! Die geteilte Klangregelung ist in keinster Weise hinderlich und unterstreicht vielmehr das eingängige und einfache Bedienkonzept dieses Verstärkers. Wer einen vergleichsweise erschwinglichen Röhrencombo der Oberklasse sucht, sollte sich diese Kiste auf jeden Fall zu Gemüte führen. Und eines sei den Freunden härterer Gangart gesagt: Der Screamer macht seinem Namen alle Ehre und an den Gerüchten, er könnte es nicht krachen lassen, ist rein gar nichts dran.
Soundsamples habe ich mir vorerst erspart, da diese ansich sowieso kaum Gewicht haben. Man muss sowas selbst hören und spielen. Außerdem habe ich keine wirklich taugliche Aufnahmemöglichkeit.
Ich hoffe, das Review hilft einigen bei ihrer Wegfindung im Verstärkerdschungel.
Beste Grüße,
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