Aaaalso... kaum ist man mal ein Wochenende weg, geht es Drunter und Drüber ;-) Ich setzte mal ein paar Posts weiter vorne an. Und bleibe bei der Sache. Sorry, wenn das jetzt länger wird.
maranatha schrieb:
Schließlich singen einige Baritone selbst noch das a´ auf Bruststimme und ohne Druck. Wenn sogar mir das e´ schon jetzt leicht fällt, obwohl ich allen Druck weg habe kann man wohl davon ausgehen, dass die Richtwerte sich auf Anfänger bezogen haben.
Oder auf eine "etwas" andere Stimmlage. Definiere "Bariton" - das ist genauso gut wie definiere "Mezzo". Mit mir kenne ich vier ausgebildete Mezzos, deren optimale Range sich insgesamt eine Quarte unterscheidet. Außerdem ist das in unserem Fach doch gar nicht so wichtig.
maranatha schrieb:
Finde es übrigens ganz interessant, dass nahezu alle Sänger, die keinen Unterricht hatten, Höhe über Druck auf die Stimmbänder erreichen.
Das ist schon deshalb logisch, weil die meisten Leute ohne Ausbildung weder Power in der Kopfstimme noch Power in der Mischstimme hinbekommen. Also nimmst Du das, was laut ist. Und das ist eben auch in den Höhen die gepresste Bruststimme.
maranatha schrieb:
Ein Sänger, den ich persönlich kenne, macht das schon seit Jahrzehten - hat es wie durch ein Wunder schadenfrei überstanden.
Soll es geben, genauso wie Leute, die vom ersten Ton an perfekt mischen können.
Und, nein, ich will hier keinen Streit anzetteln. Ich habe einfach schon viel gehört. Und dazu gehören auch Leute, die Jahrelang folgenlos geschrien haben. Da gehöre ich irgendwie auch selber dazu, weil ich es noch nicht all zu lang besser kann. Unterricht habe ich schon lange (sieben Jahre), aber "Bühnentauglich" genug waren mir die Ergebnisse nicht, also hab ich dann halt gepresst - oder gebridgt, als ich wenigstens gelernt hatte, wie das geht. Bridging ist dann sozusagen die Edelform des Schreiens. Nicht ganz so stimmbandschädigend, weil der Druck woanders sitzt. Vielleicht macht Dein Bekannter das ja instinktiv richtig.
maranatha schrieb:
Aber auch die alte "Druckvariante" werd ich bei einigen harten Refrains sowieso unbedingt brauchen, da ein hohes Chorknabentönchen in diesen Fällen eher unbrauchbar ist.
Mache ich genauso. Es gibt einfach Stellen, da "versagt" die Technik. "Summer of '69" ist da mein Stück. Die höchsten Töne davon (...and that's when I met you...) muss ich einfach schreien, denn es wäre der einzige, den ich in dem Stück kopfig/gemischt singe und das klingt dann bescheiden.
maranatha schrieb:
Leider bleibt zu viel Luft ungenutzt ("Hand-vorm-Mund-Test" belegts). Wie kann ich am effektivsten dagegen vorgehen?
Hast Du noch irgendwo die gute, alte Schulsopranblockflöte? Versuche auf der Flöte so leise und gleichmäßig Du kannst lange, lange Haltetöne zu spielen. Das ist eine gute Übung für's Luft-Dosieren.
Und nicht glauben, dass mehr Luft den Ton auch lauter macht. Das Gegenteil ist der Fall. Versuche die Töne mit so wenig Luft wie nur irgend möglich zu singen und gib dann langsam (!) mehr Luft. Hör aber sofort auf, wenn Du hauchig wirst.
maranatha schrieb:
Und noch ne Frage: wenn ich mit Pressen das a´ immer sauber singen konnte, wird das dann auch mit der Stützatmung (ohne Mischstimme) gehn, wenn ich ein wenig Übung habe (insofern man das überhaupt festlegen kann)?
Was willst Du jetzt hören? Ob Du die Bruststimme ohne Druck jemals so hoch bringst? Klares Nein hierzu. Das wird nicht gehen. Den Ton in einer scharfen Mischstimme laut zu singen, ja. Das klingt dann auch nicht mehr nach Knabenchor, passt aber nicht überall hin.
maranatha schrieb:
Zum Höhenwahn: manche Lieder würden wir einfach mal gerne in Originaltonlage neu interpretieren/covern.
Schon wegen der Instrumentierung... Das Problem kenn ich ;-) (Summer of '69 zum Zweiten. Das Gitarrenriff klappt einfach nur in dieser einen ganz bestimmten Tonart)
maranatha schrieb:
Welche Muskeln (außer Rücken/evtl. Bauch) werden denn beansprucht??
Na ja, eigentlich fast alle? Nach einem anderthalb-Stunden-Konzert bin ich fertig wie Wiener Schnitzel. Wie anstrengend das ist, sehe ich schon daran, dass ich für ein Konzert - wurscht wie kalt es in dem Raum ist - immer Ärmellos trage (siehe Photo) und ins Schwitzen komme.
Zum Singen brauchst Du in erster Linie die Atemmuskulatur (ein geübter Sänger kriegt vom Husten keinen Muskelkater mehr
).
Rücken- und Bauch schreibst Du ja selber. Meine Chorleiterin empfiehlt unseren Sopränen immer, dass sie die Hinterbacken zusammenkneifen um die Stütze zu verstärken. Bei einigen hilft es.
maranatha schrieb:
Was? Körperspannung und Stütze immer.
maranatha schrieb:
Kehlkopfmuskulatur ja sicher nicht, right?
Die Kehlkopfmuskeln brauchst Du auch, aber nicht mit Gewalt. Gesangstechnik ist ja unter anderem das exakte Beherrschen der Kehlkopfmuskulatur