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-do_john_86-
HCA Gitarren
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AMP-Modeling, was ist das?
Vorwort
In diesem Artikel möchte ich die Funktionsweise und den Einsatzbereich von AMP-Modelern beschreiben. Wie bei meinen anderen/zukünftigen Artikeln, werde ich nicht auf Zahlenspielereien und tiefgreifende Physik eingehen, um das Thema jedem verständlich darzulegen.
Grundsätze
Was ist das? Nungut, der Begriff Modeling schreckt viele Gitarristen ab, da er immer in Verbindung mit simulieren/emulieren (bzw.vortäuschen) gebracht wird, ähnlich mit der MIDI-Geschichte. Dabei ist die Anwendung und der Einsatzzweck von AMP-Modelern einfach zu beschreiben...
Struktur
Jeder, der sich längere Zeit mit dem Gitarren-Hobby auseinandergesetzt hat, weiß, dass mehrere Komponenten zum Sound beitragen und nicht nur die Gitarre selber. Fangen wir an:
Gitarre ====> Kabel ====> (Effekte) ====> AMP
Dieses recht einfach gehaltetene Modell lässt sich weiter zerlegen:
Gitarre (Holz, Bauform, PickUps, Saiten, Plek) ====> Kabel (Material, Goldbeschichtung, etc.) ====> (Effekte) ====> AMP (Röhre/Transe, Distortion/OD, Cabinet/Speaker)
Interessant wird es bei bei den markierten Komponenten. Distortion und Overdrive sind "offiziell" keine Effekte (auch wenn sie gerne als Effekt verkauft werden), sondern fester Bestandteil des Gitarrensounds.
Gehen wir einpaar Jahre zurück, wo es noch keine PA-Anlagen in großem Stil gab und eine saubere Allround-Beschallung noch nicht denkbar war: die Gitarristen konnten (und wollten) ihr gespieltes nicht mit den Vocals über eine Anlage laufen lassen, da die Audio-Qualität litt, somit mussten Stacks her (Half-/Fullstacks), welche ihren eigenen Charakter (durch die Speaker und den Aufbau) hatten. Mittlerweile sind einpaar Jahrzehnte vergangen und die Technologie im Beschallungsbereich hat einen enormen Sprung nach vorne gemacht. Gleichmäßige Raum-Beschallung, einfaches Anschlussprinzip und hohe Audioqualität + Wirkungsgrad resultieren daraus. Aber auch dies hat 2 Gesichter. Die Vorteile wurden schon genannt, kommen wir zu den Nachteilen: das Beschallungs-/Qualitätsproblem ist gelöst und man ist auf Stacks und aufgerissene Anlagen nichtmehr angewiesen. Eine PA-Anlage kann jedoch nicht den Charakter - wie oben erwähnt - den ein Stack/Cabinet hat, ersetzen.
Jetzt kommen die AMP-Modeler ins Spiel. Sie fügen dem nackten (und eventuell mit Effekte ausgeschmückten) Gitarren-Signal das hinzu, was eine PA-Anlage ihm nicht geben kann. Den "Wumms", den Druck, den klassischen Charakter diverser und meist sehr bekannter AMPs bzw. Stack-Kombinationen (Top, Box/Speaker).
Konfiguration
Das Konfigurationsprinzip ist so verständlich, dass jeder damit klar kommen müsste.
Man wählt ein Top/Verstärker aus, dabei könnte die Auswahl wie folgt aussehen:
-Rectified Hi Gain (meist MESA Boogie DualRectifier)
-Rectified Head
-Modern Hi Gain
-British Hi Gain
-Classic Clean
-...
Als nächsten Schritt wählt man die Box aus:
-TWD 1x12 (= 1x 12" Speaker)
-TWD 4x10 (= 4x 10" Speaker)
-...
Es gibt natürlich auch Combo-Simulationen (wo man nur eine der oben genannten Auswahlmöglichkeiten hat, da ein Combo für gewöhnlich alle Komponenten in einem Gerät zusammenfasst):
-Tweed Combo
-Small Combo
-...
That´s it. Nach der Auswahl, stellt der Modeler einem den gewünschten Sound bereit.
Anmerkung zur Konfiguration
Die meisten auf dem Markt erhältlichen AMP-Modeler verfügen optional über einen integrierten Effekt-Prozessor, mit dessen Hilfe sich Effekte wie Chorus, Phaser, AutoWah sowie Klanganpassungen wie NoiseGate und Kompressor in den Signal-Weg einschleifen lassen. Dies hat nichtsmehr mit dem eigentlichen Modelling zutun.
Wo schliesst man einen Modeller an?
Ein Modeler sollte die letzte Instanz im Effekt-Weg sein, also dort, wo normalerweise der "echte Amp" stehen würde. Da es unzählige Anschlussmöglichkeiten gibt und viele Modeller auch über PreAMP und diverse FX-Loops verfügen, lässt sich keine pauschale Aussage treffen und muss individuell gehandhabt werden.
Referenz-Modelle
Behringer V-AMP Pro
Dies ist ein AMP-Modeler im 19" Rack-Format für den professionellen Einsatz im Studio oder auf der Bühne. Klicke hier für Bild.
Behringer V-AMP 2
Identische Modeling-Funktionalität des V-AMP Pro, lediglich anderes Material, andere Bauform und verminderte Anschlussmöglichkeit. Klicke hier für Bild.
Korg Pandora PX4
Pocket-Modeler, welcher für den lautlosen Einsatz mit Kopfhörern entwickelt wurde. Aber auch im Live-Einsatz macht er einiges her.
Klicke hier für Bild .
Line 6 POD-XT Pro
Rack-Modeler, ähnlich dem Behringer V-AMP Pro. Höhere Preisklasse und diverse Features. Klicke hier für Bild
Schlusswort
Ein AMP-Modeller fügt letzten Endes nur etwas fehlendes dem Signal hinzu und ist nicht zu vergleichen mit Guitar-Modeling (Stichwort: D-Gitarre), wo sich eine Gitarre als eine andere ausgibt. Meine persönliche Meinung dazu ist, dass ein Modeller (natürlich in der "richtigen" Preisklasse) kein Fehler und selbst für eingefleischte Röhren-Freunde und Stack-Fanatiker eine wichtige Erfindung ist. Mythos ist die eine Sache, Produktivität die andere => mehrere Wege führen nach Rom...
Jens
Vorwort
In diesem Artikel möchte ich die Funktionsweise und den Einsatzbereich von AMP-Modelern beschreiben. Wie bei meinen anderen/zukünftigen Artikeln, werde ich nicht auf Zahlenspielereien und tiefgreifende Physik eingehen, um das Thema jedem verständlich darzulegen.
Grundsätze
Was ist das? Nungut, der Begriff Modeling schreckt viele Gitarristen ab, da er immer in Verbindung mit simulieren/emulieren (bzw.vortäuschen) gebracht wird, ähnlich mit der MIDI-Geschichte. Dabei ist die Anwendung und der Einsatzzweck von AMP-Modelern einfach zu beschreiben...
Struktur
Jeder, der sich längere Zeit mit dem Gitarren-Hobby auseinandergesetzt hat, weiß, dass mehrere Komponenten zum Sound beitragen und nicht nur die Gitarre selber. Fangen wir an:
Gitarre ====> Kabel ====> (Effekte) ====> AMP
Dieses recht einfach gehaltetene Modell lässt sich weiter zerlegen:
Gitarre (Holz, Bauform, PickUps, Saiten, Plek) ====> Kabel (Material, Goldbeschichtung, etc.) ====> (Effekte) ====> AMP (Röhre/Transe, Distortion/OD, Cabinet/Speaker)
Interessant wird es bei bei den markierten Komponenten. Distortion und Overdrive sind "offiziell" keine Effekte (auch wenn sie gerne als Effekt verkauft werden), sondern fester Bestandteil des Gitarrensounds.
Gehen wir einpaar Jahre zurück, wo es noch keine PA-Anlagen in großem Stil gab und eine saubere Allround-Beschallung noch nicht denkbar war: die Gitarristen konnten (und wollten) ihr gespieltes nicht mit den Vocals über eine Anlage laufen lassen, da die Audio-Qualität litt, somit mussten Stacks her (Half-/Fullstacks), welche ihren eigenen Charakter (durch die Speaker und den Aufbau) hatten. Mittlerweile sind einpaar Jahrzehnte vergangen und die Technologie im Beschallungsbereich hat einen enormen Sprung nach vorne gemacht. Gleichmäßige Raum-Beschallung, einfaches Anschlussprinzip und hohe Audioqualität + Wirkungsgrad resultieren daraus. Aber auch dies hat 2 Gesichter. Die Vorteile wurden schon genannt, kommen wir zu den Nachteilen: das Beschallungs-/Qualitätsproblem ist gelöst und man ist auf Stacks und aufgerissene Anlagen nichtmehr angewiesen. Eine PA-Anlage kann jedoch nicht den Charakter - wie oben erwähnt - den ein Stack/Cabinet hat, ersetzen.
Jetzt kommen die AMP-Modeler ins Spiel. Sie fügen dem nackten (und eventuell mit Effekte ausgeschmückten) Gitarren-Signal das hinzu, was eine PA-Anlage ihm nicht geben kann. Den "Wumms", den Druck, den klassischen Charakter diverser und meist sehr bekannter AMPs bzw. Stack-Kombinationen (Top, Box/Speaker).
Konfiguration
Das Konfigurationsprinzip ist so verständlich, dass jeder damit klar kommen müsste.
Man wählt ein Top/Verstärker aus, dabei könnte die Auswahl wie folgt aussehen:
-Rectified Hi Gain (meist MESA Boogie DualRectifier)
-Rectified Head
-Modern Hi Gain
-British Hi Gain
-Classic Clean
-...
Als nächsten Schritt wählt man die Box aus:
-TWD 1x12 (= 1x 12" Speaker)
-TWD 4x10 (= 4x 10" Speaker)
-...
Es gibt natürlich auch Combo-Simulationen (wo man nur eine der oben genannten Auswahlmöglichkeiten hat, da ein Combo für gewöhnlich alle Komponenten in einem Gerät zusammenfasst):
-Tweed Combo
-Small Combo
-...
That´s it. Nach der Auswahl, stellt der Modeler einem den gewünschten Sound bereit.
Anmerkung zur Konfiguration
Die meisten auf dem Markt erhältlichen AMP-Modeler verfügen optional über einen integrierten Effekt-Prozessor, mit dessen Hilfe sich Effekte wie Chorus, Phaser, AutoWah sowie Klanganpassungen wie NoiseGate und Kompressor in den Signal-Weg einschleifen lassen. Dies hat nichtsmehr mit dem eigentlichen Modelling zutun.
Wo schliesst man einen Modeller an?
Ein Modeler sollte die letzte Instanz im Effekt-Weg sein, also dort, wo normalerweise der "echte Amp" stehen würde. Da es unzählige Anschlussmöglichkeiten gibt und viele Modeller auch über PreAMP und diverse FX-Loops verfügen, lässt sich keine pauschale Aussage treffen und muss individuell gehandhabt werden.
Referenz-Modelle
Behringer V-AMP Pro
Dies ist ein AMP-Modeler im 19" Rack-Format für den professionellen Einsatz im Studio oder auf der Bühne. Klicke hier für Bild.
Behringer V-AMP 2
Identische Modeling-Funktionalität des V-AMP Pro, lediglich anderes Material, andere Bauform und verminderte Anschlussmöglichkeit. Klicke hier für Bild.
Korg Pandora PX4
Pocket-Modeler, welcher für den lautlosen Einsatz mit Kopfhörern entwickelt wurde. Aber auch im Live-Einsatz macht er einiges her.
Klicke hier für Bild .
Line 6 POD-XT Pro
Rack-Modeler, ähnlich dem Behringer V-AMP Pro. Höhere Preisklasse und diverse Features. Klicke hier für Bild
Schlusswort
Ein AMP-Modeller fügt letzten Endes nur etwas fehlendes dem Signal hinzu und ist nicht zu vergleichen mit Guitar-Modeling (Stichwort: D-Gitarre), wo sich eine Gitarre als eine andere ausgibt. Meine persönliche Meinung dazu ist, dass ein Modeller (natürlich in der "richtigen" Preisklasse) kein Fehler und selbst für eingefleischte Röhren-Freunde und Stack-Fanatiker eine wichtige Erfindung ist. Mythos ist die eine Sache, Produktivität die andere => mehrere Wege führen nach Rom...
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