Bleecker Street Boogie
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Vorurteil No. 1: Notenlesen ist schwul.
Als Tätigkeit und somit asexuelles Nichtwesen kann Notenlesen qua Definition schon mal nicht schwul sein. Schwul ist der, der schwules tut, um Forrest Gump in abgewandelter Form zu zitieren.
Vorurteil No. 2: Notenlesen ist antiquiert und alle die Noten lesen können über 100 Jahre alt, hässlich und verschrumpelt.
Kann man so sehen, muss man aber nicht. Bei mir sind alle Vitalfunktionen noch im grünen Bereich und mir sind durch Notenkenntnisse keinerlei körperliche Nachteile aufgetreten. Noch nicht zumindest. Noten sind auch nicht ausschließlich für die Klassik bestimmt, auch für Neoklassikmetal ganz gut.
Vorurteil No. 3: Noten beißen.
Sie sind im großen und ganzen eigentlich ganz lieb und pflegeleicht. Sie kuscheln gern und wenn man sich an ihre andersartige Gestalt gewöhnt hat, sind sie so wie E.T. Niedlich statt hässlich. Ist auch eine Glaubensfrage.
Vorurteil No. 4: Noten sind verkomplifiziert und das Lernen exorbitant zeitintensiv.
Endlich stellt jemand mal ein halbwegs vernünftiges Argument hin. Aber nein, das sind sie nicht. Schwierig ist das Notenlesen nicht, es ist eher diese Fremdartigkeit und die optisch abschreckende Wirkung einer womöglich technisch-intensiven Lehre wie Mathe, oder so, was man als Fach net leiden kann. Aber nein, es sieht schlimmer aus, als es ist. Zeitintensiv, hmm, ja, möglich, je nachdem, ob man konsequent genug ist, oder einfach keinen Bock hat. In ersterem Fall dauert es wirklich nicht lang. Nach einer Woche täglich 20 Minuten kann der Durchschnittsmensch schon relativ flüssig nach Noten spielen. Im Vergleich zum Gewinn ist der Aufwand gering.
Letzten Endes, was bringt Notenlesen genau?
Noten sind absolute Killer was das Thema musikalische Ausdrucksfähigkeit angeht. Man kann absolut jede Schweinerei mit ihnen schriftlich festhalten. Tonhöhen, Rhythmen, Pausen, alles! Mache das eine Tabulatur mal nach, als Extrembeispiel ein klassisches Stück, das geht nicht. Oder wenn man selbst mal eine Songidee hat und sie aufschreiben möchte. Nach zwei Wochen wird man sich nicht mehr an den Anschlag erinnern, und da hilft die Gedächtnisstütze nicht weiter, da steht 12-12-15-12, aber 12-12-15-12 ist nicht gleich 12-12-15-12. Und da geht die tolle Songidee flöten, weil man das 12-12-15-12 so wie man es noch vor zwei Wochen spielte weg ist, und das neue 12-12-15-12 genau das selbe ist, wie von Band XXX im Radio, der Ohrwurm sitzt zu fest. Noten wirken dem entgegen. Und wie gesagt, sie tun nicht weh!
Kap. 1 - mein pseudowissenschaftlicher Ansatz zur Notenschrift
Das tolle an Musik, im Vergleich zu anderen Künsten, sie ist da und dann auch gleich wieder weg. Will sagen ein Gemälde ist einmal gekauft, und dann hängt es, es ist immer da, aber ein Konzertbesuch klingt, und dann geht man irgendwann nach Hause. Musik muss immer neu "produziert" werden, was zwar einer musikalischen Arbeitsbeschaffungsmaßnahme gleichkommt, aber soll das uns nur recht sein. Aus genau diesem Grunde lohnt es sich aber auch eine Notenschrift zu entwickeln. Man lebt, lässt sich inspirieren, komponiert daraufhin Musik, schreibt sie auf, spielt sie, man kommt damit an, bekommt erste Groupies, das Leben ist wundervoll, man heiratet und stirbt. Letztere beide gehen Hand in Hand und relativ schnell. Aber weil man sie aufgeschrieben hat, kann ein anderer sie lesen und nachspielen, und so gerät die Musik nicht in Vergessenheit. Man lebt praktisch unendlich. *sabbersabber,jetztwillichauchNotenlesen*
Ich will nicht zu tief in den Annalien der Menschheit bohren, und deswegen lasse ich alle frühzeitlichen Notenschriften unter den Teppich fallen. Wo es für uns interessant losgeht ist etwa Ende 1200. Da um den Dreh entstand die Mensuralnotation, die erste, die nicht nur eine Möglichkeit der Notation der Tonhöhe, sondern auch Tondauer gab. Mensuralnotation von lat. mensurabilis = messbar. Das war die Urform der heutigen Notenschrift, und sie wurde mehrfach modifiziert, um weiter bei den komplifizierten Begriffen zu bleiben.
Jeder Ton unseres Tonsystems wird durch einen Buchstaben benannt. Eine angehängte Zahl gibt noch einen Hinweis auf die Oktavlage des jeweiligen Tones. Beispiel ces2. Die 2 wird als Index geschrieben, ich weiß nur nicht wie man das hier einbinden kann. Bei der eigentlichen Notenschrift werden allerdings keine Buchstaben mit Indizes verwandt, sondern Notensymbole, die je nach Anordnung und Form eindeutige Aussagen über Tonhöhe und Zeitdauer eines Tones treffen.
Auch wenn sich mein Essay hauptsächlich an Bassisten, Gitarrsiten und vor allem Schlagzeuger richtet, gestatte man mir das Heranziehen des Klaviers zu Demonstrationszwecken.
Anhang 1 zeigt eine provisorische Klaviertastatur mit weißgelassenen und schlampig ausgemalten schwarzen Tasten, mitsamt Bennenungen der sogenannten Untertasten, die weißen, und Obertasten, die andern. Das ganze stellt eine einen Oktavumfang dar, und zur Bezeichnung einer Oktave werden die ersten sechs Buchstaben des römischen Alphabets, mitsamt Übersetzungsfehler eines deutschen Mönches genommen: A H C D E F G. Die Bezeichnung H für das logische B in der Liste ist nur im deutschen zu finden und höchstvermutlich das Werk eines betrunkenen Mönches. Möglicherweise entstand es auch aus der Aufspaltung des Tones B in b rotundum und b quadratum. Ersteres ist unser Ton B, und letzteres ist unser Ton H. Unser H wiederum heißt im englischen Sprachraum B. Nur so, falls ihr euch mal wundert. Ist aber letztenendes halb so wild, weil nicht die Buchstaben, sondern die Notensymbole auf dem Blatt stehen, und die sind weltweit identisch. Roma victor. Oder so.
Was man am Klavier wunderbar erkennen kann, ist die Systematik einer Tonleiter. Eine Abfolge aus Halb- und Ganztönen. Weiß-weiß ist ein Ganztonschritt, weiß-schwarz (oder umgekehrt) ist ein Halbtonschritt. Der Halbtonschritt wird durch Erhöhung oder Erniedrigung, ja du böser Ton, ich bestrafe di..., ääh, aus den Stammtönen (weiße Tasten) gemacht.
So erhält man aus c, d, e, f, g, a, h durch Erhöhung die Töne cis, dis, eis, fis, gis, ais, his und durch Erniedrigung ces, des, es, fes, ges, as, und b. b aus h, das ist anders, so merken!
Wie man am Anhang 1 sehen kann, zeigt er die Stamm- und Nebentöne für die eingestrichene Oktave. Die Töne cis, dis, fis, gis, ais und des, es, ges, as und b fallen auf die schwarzen Obertasten.
Die Bezeichnung der eingestrichenen Oktave (zweigestrichene, etc.) kommt daher, dass man anstatt der Zahlen (der Indizes von oben, remember?) alternativ einen oder mehr Striche über oder unter die die Buchstaben setzen kann. Oktaven ohne Ziffer oder Strich heißen 'kleine' und 'große' Oktave, gekennzeichnet durch Klein- oder Großschreibung des Notennamens. Ist dasselbe, nur in grün.
Phew, ist bisher eine Menge Stoff gewesen, was? Nö, nur viel Geschwafel, zu wenig Material um sich eine Pause zu leisten, also Arschbacken zusammenkneifen und weiter.
Anhand des Anhanges 1 kann man erkennen, dass sich die entsprechenden erhöhten oder erniedrigten Töne nur dem Namen nach unterscheiden. Wozu also dann soviel Aufwand, und Verwirrung? Zwei Namen für eine Note? Ja, korrekt. Das hat auch seinen Sinn. Warum? Darum:
Exkurs: auf dem Klavier, welches eine temperierte Stimmung hat, unterscheiden sich die Töne nur vom Namen her. Bei einem Streichinstrument hingegen, oder bei einem Instrument ohne Bünde oder bei Blas- und Pusteinstrumenten hingegen mit reiner Stimmung spielt das eine Rolle, denn da unterscheiden sich die Töne nicht nur vom Namen, sondern auch vom Klang. Ein klassisch ausgebildeter Spitzenmusiker färbt ein cis anders als ein des, spielt ein h, das sich nach c hin auflöst anders als ein ces.
Saiteninstrumente haben mathematisch reine Intervalle. Die Saite wird geteilt und man erhält einen Oberton des Ausgangstones.
Teilungsverhältnis - Intervall
1 : 2 - Oktave
3 : 4 - Quarte
2 : 3 - Quinte
4 : 5 - große Terz
9 : 8 - Sekunde
Ergo folgt unser Tonempfinden einer klaren mathematischen Ordnung. Deswegen die mathematisch reinen Intervalle. Bein Klavier hingegen wird der Ton nicht durch das Setzen des Fingers als Bundstäbchenersatz erzeugt, sondern durch eine fest eingestimmte Saite erzeugt. Das Klavier entspricht mit seiner Einteilung in 12 völlig identische Tonstufen, die sogenannten chromatische Halbtöne, nicht genau den mathematisch reinen Intervallen und ist mit Ausnahme der Oktaven in sich ein wenig verstimmt. Im Allgemeinen hört das auch niemand. Menschen mit absolutem Gehör schon, aber die sind relativ selten. Merken tut man das vor allem dann, wenn Tasteninstrumente zusammen mit Streichern spielen. Dort hört man eine gewisse Tonunreinheit. Die Streicher und Bläser greifen und pusten ihre Töne instinktiv rein, weil sie nicht an die temperierte Stimmung des Klaviers gebunden sind, und so fällt letzteres da ein wenig heraus. Macht nix, klingt trotzdem gut. Aber wie gesagt, zwei Namen für eine Note hat in der Praxis schon seinen Sinn.
Weiter im Stoff: durch Erhöhung oder Erniedrigung um zwei Halbtöne erhält man noch weitere Töne. So wird aus c, d, e, f, g, a, h durch doppelte Erhöhung cisis, disis, eisis, fisis, gisis, aisis, hisis und durch doppelte Erniedrigung ceses, deses, eses, feses, geses, ases und heses. heses wieder so merken, ist kein esb oder bb, sondern eben heses. Ist halt so. Die Töne cisis, disis, etc. fallen auf dem Klavier mit den Tönen d, e, etc. zusammen, die Töne ceses, deses, etc. mit den Tönen b, c, etc. zusammen. Dies bezeichnet man als enharmonische Verwechselung. Das ist aber eigentlich nur für die Freaks interessant. Musste ich damals beim Kontrabassunterricht zwar so lernen, aber ööh, die Erinnerung an sowas verblasste relativ schnell, weil das ist mir nie wieder begegnet. Jedenfalls beherbergt jede Klaviertaste drei dem Namen nach unterschiedliche Noten.
Nun, nach dem Lesen des Exkurses und der einleitenden Worte zu Noten generell möchte ich anmerken, dass man dies alles nicht lesen muss um die Notenschrift zu erlernen.
*haha*
Okay, jetzt geht es wirklich los! Und keine Angst ob des merkwürdigen Geschwafels oben, Notenlesen ist nicht schwer.
Anhang zwei zeigt etwas neues Schönes, und zwar die Notenlinien und die Zwischenräume. Notenlinien gibt es fünf, Zwischenräume gibt es vier und man fängt von unten an zu zählen. Auf diesen Linien, die die Welt bedeuten, werden wir arbeiten. Das ist sozusagen das grafische Interface, die Benutzeroberfläche. Rechts daneben stehen so quasi-Noten, weil mit ohne alles, aber bereits jetzt in diesem frühen Stadium kann man erkennen, dass sie eine große Zukunft vor sich haben. Sie können auf ihrer Entwicklungsleiter jeweils in Halb- und Ganztonschritten stehen, entweder auf der Line oder dazwischen, oder auch über oder unter den fünf Linien, wobei man noch Hilfslinien setzt, aber dazu ein andern mal.
Das Ganze ist auf sogenanntem Notenpapier aus einem sogenannten Notenheft gemalt. Dieses kann man im gut und auch weniger gut sortierten Fachhandel käuflich erwerben und die Anschaffung solches empfehle ich. Kostet relativ viel, aber nicht die Welt.
Jede Note besteht mindestens aus einem Notenkopf. Und ab da an wird es abenteuerlich. Sie kann eine hohle Ovalform haben, oder rund und ausgemalt sein, einen Notenhals haben, auf dem Kopf stehen, mit anderen Noten durch Querbalken verbunden sein und noch viiieles mehr, aber keine Sorge, erkläre ich alles, und es ist auch halb so wild, aber zunächst eines nach dem anderen, okay?
Anhang drei zeigt zwei Notenschlüssel, das sind die Wegweiser, was gespielt wird.
Das erste Zeichen ist ein G- oder Violinenschlüssel. Er wird von Geigern, Keyboardern und anderen Randgruppen benutzt. Wird ein Violinenschlüssel an den Anfang des Liniensystems gesetzt, entspricht jede Note auf der zweiten Linie einem g.
Das zweite Zeichen ist ein ganz besonderes Zeichen. Es ist das eine Zeichen, das eine und einzige, welches die Macht hat alle anderen Instrumente zu unterwerfen, zu knechten und in die Dunkelheit zu treiben, der F- oder Bass-Schlüssel. Es wird benutzt von Helden, Musikern, Bassisten und Gitarristen. Und anderen. Er umschließt die vierte Linie. Das heißt, dass jeder Ton auf der vierten Linie dem Ton f entspricht. Von Bedeutung für den Bassisten ist noch, dass das, was er notenmäßig spielt, eine Oktave tiefer klingt als auf dem Blatt steht. Die Gitarre spielt das, was auf dem Blatt steht, weil jedoch der Bass eine Oktave tiefer gestimmt ist als die Gitarre, spielt der Bass tiefere Noten. Aber weil man auf dem Notenblatt nicht willkürlich Platz nach unten hat, ist es 'normal' um eine Oktave höher notiertals gespielt. Nice-to-know, mehr nicht. Keine weitere praktische Bedeutung.
Desweiteren gibt es noch einige Notenschlüssel, beispielsweise einen Sopran-, Alt- und Tenorschlüssel, aber die sind hässlich und interessieren uns nicht. Sind komisch Sachen für Sänger und Randgruppeninstrumentalisten.
Mit der einen festgelegten Note durch den Notenschlüssel sind auch alle anderen Töne festgelegt.
Anhang vier zeigt die oben genannte Entwicklungsleiter der Jungnoten mitsamt Notenschlüssel und passenden Namen. Der Clou ist, dass obwohl die Noten auf den absolut selben Linien stehen, trotzdem anders heißen. Das ist allein das Werk der Notenschlüssel. Die Tonleitern sind keineswegs komplett, sie zeigen bislang lediglich einen Ausschnitt und bestehen im Moment auch nur aus Ganztonschritten und ganzen Tönen. Und mit den bisherigen Mitteln gehen noch längst nicht alle vorkommenden Töne zu notieren.
Anhang fünf zeigt so in etwa die Bandbreite der Noten. Um höher oder tiefer zu notieren bedient man sich sogenannter Hilfslinien, die über oder unter den fünf Hauptlinien gezogen werden. Die Hilfslinien haben denselben Abstand zueinander wie die Hauptlinien und auch sonst haben sie die selbe Funktion. Wie gesagt, irgendwann bekommt man echte Platzprobleme und die Übersichtlichkeit geht flöten! Deswegen nimmt man für mehr als vier Hilfslinien ein weiteres Hilfsmittel: die Oktavlinie. Das ist dieses gestrichelte Ding da mit der 8 vorne dran. Das ist das Zeichen dafür, dass die Töne, obwohl sie so wie sie notiert sind, eine Oktave höher oder tiefer, je nachdem wo sich das ganze Abspielt, gespielt werden soll. Der Anhang demonstriert den Gebrauch der Hilfs- und Oktavlinien. Aber es ist selten so, dass die ganze Spannweite der Noten genutzt wird. Als Beispiel Kinderliederbücher, da finden sich so ziemlich alle Noten innerhalb der fünf Linien an, und wirklich viele Noten sind es auch nicht.
Genug für heute, denke ich, weil mir langsam aber sicher die Augen zufallen. Das hier ist ein klitzekleiner Anfang in die Welt der Notenschrift. Ich mache ein andern mal weiter, und dann werden die Noten unter die Lupe genommen, Pausen- Versetzungs- und Aufhebungszeichen, also all das, was die Vorherrschaft der Noten für immer und ewig gegenüber den Tabulaturen ausmachen wird. Obwohl, nee stimmt nicht, man ersetze bitte Vorherrschaft durch Vorteil und stelle den Satz sinngemäß um.
Als Tätigkeit und somit asexuelles Nichtwesen kann Notenlesen qua Definition schon mal nicht schwul sein. Schwul ist der, der schwules tut, um Forrest Gump in abgewandelter Form zu zitieren.
Vorurteil No. 2: Notenlesen ist antiquiert und alle die Noten lesen können über 100 Jahre alt, hässlich und verschrumpelt.
Kann man so sehen, muss man aber nicht. Bei mir sind alle Vitalfunktionen noch im grünen Bereich und mir sind durch Notenkenntnisse keinerlei körperliche Nachteile aufgetreten. Noch nicht zumindest. Noten sind auch nicht ausschließlich für die Klassik bestimmt, auch für Neoklassikmetal ganz gut.
Vorurteil No. 3: Noten beißen.
Sie sind im großen und ganzen eigentlich ganz lieb und pflegeleicht. Sie kuscheln gern und wenn man sich an ihre andersartige Gestalt gewöhnt hat, sind sie so wie E.T. Niedlich statt hässlich. Ist auch eine Glaubensfrage.
Vorurteil No. 4: Noten sind verkomplifiziert und das Lernen exorbitant zeitintensiv.
Endlich stellt jemand mal ein halbwegs vernünftiges Argument hin. Aber nein, das sind sie nicht. Schwierig ist das Notenlesen nicht, es ist eher diese Fremdartigkeit und die optisch abschreckende Wirkung einer womöglich technisch-intensiven Lehre wie Mathe, oder so, was man als Fach net leiden kann. Aber nein, es sieht schlimmer aus, als es ist. Zeitintensiv, hmm, ja, möglich, je nachdem, ob man konsequent genug ist, oder einfach keinen Bock hat. In ersterem Fall dauert es wirklich nicht lang. Nach einer Woche täglich 20 Minuten kann der Durchschnittsmensch schon relativ flüssig nach Noten spielen. Im Vergleich zum Gewinn ist der Aufwand gering.
Letzten Endes, was bringt Notenlesen genau?
Noten sind absolute Killer was das Thema musikalische Ausdrucksfähigkeit angeht. Man kann absolut jede Schweinerei mit ihnen schriftlich festhalten. Tonhöhen, Rhythmen, Pausen, alles! Mache das eine Tabulatur mal nach, als Extrembeispiel ein klassisches Stück, das geht nicht. Oder wenn man selbst mal eine Songidee hat und sie aufschreiben möchte. Nach zwei Wochen wird man sich nicht mehr an den Anschlag erinnern, und da hilft die Gedächtnisstütze nicht weiter, da steht 12-12-15-12, aber 12-12-15-12 ist nicht gleich 12-12-15-12. Und da geht die tolle Songidee flöten, weil man das 12-12-15-12 so wie man es noch vor zwei Wochen spielte weg ist, und das neue 12-12-15-12 genau das selbe ist, wie von Band XXX im Radio, der Ohrwurm sitzt zu fest. Noten wirken dem entgegen. Und wie gesagt, sie tun nicht weh!
Kap. 1 - mein pseudowissenschaftlicher Ansatz zur Notenschrift
Das tolle an Musik, im Vergleich zu anderen Künsten, sie ist da und dann auch gleich wieder weg. Will sagen ein Gemälde ist einmal gekauft, und dann hängt es, es ist immer da, aber ein Konzertbesuch klingt, und dann geht man irgendwann nach Hause. Musik muss immer neu "produziert" werden, was zwar einer musikalischen Arbeitsbeschaffungsmaßnahme gleichkommt, aber soll das uns nur recht sein. Aus genau diesem Grunde lohnt es sich aber auch eine Notenschrift zu entwickeln. Man lebt, lässt sich inspirieren, komponiert daraufhin Musik, schreibt sie auf, spielt sie, man kommt damit an, bekommt erste Groupies, das Leben ist wundervoll, man heiratet und stirbt. Letztere beide gehen Hand in Hand und relativ schnell. Aber weil man sie aufgeschrieben hat, kann ein anderer sie lesen und nachspielen, und so gerät die Musik nicht in Vergessenheit. Man lebt praktisch unendlich. *sabbersabber,jetztwillichauchNotenlesen*
Ich will nicht zu tief in den Annalien der Menschheit bohren, und deswegen lasse ich alle frühzeitlichen Notenschriften unter den Teppich fallen. Wo es für uns interessant losgeht ist etwa Ende 1200. Da um den Dreh entstand die Mensuralnotation, die erste, die nicht nur eine Möglichkeit der Notation der Tonhöhe, sondern auch Tondauer gab. Mensuralnotation von lat. mensurabilis = messbar. Das war die Urform der heutigen Notenschrift, und sie wurde mehrfach modifiziert, um weiter bei den komplifizierten Begriffen zu bleiben.
Jeder Ton unseres Tonsystems wird durch einen Buchstaben benannt. Eine angehängte Zahl gibt noch einen Hinweis auf die Oktavlage des jeweiligen Tones. Beispiel ces2. Die 2 wird als Index geschrieben, ich weiß nur nicht wie man das hier einbinden kann. Bei der eigentlichen Notenschrift werden allerdings keine Buchstaben mit Indizes verwandt, sondern Notensymbole, die je nach Anordnung und Form eindeutige Aussagen über Tonhöhe und Zeitdauer eines Tones treffen.
Auch wenn sich mein Essay hauptsächlich an Bassisten, Gitarrsiten und vor allem Schlagzeuger richtet, gestatte man mir das Heranziehen des Klaviers zu Demonstrationszwecken.
Anhang 1 zeigt eine provisorische Klaviertastatur mit weißgelassenen und schlampig ausgemalten schwarzen Tasten, mitsamt Bennenungen der sogenannten Untertasten, die weißen, und Obertasten, die andern. Das ganze stellt eine einen Oktavumfang dar, und zur Bezeichnung einer Oktave werden die ersten sechs Buchstaben des römischen Alphabets, mitsamt Übersetzungsfehler eines deutschen Mönches genommen: A H C D E F G. Die Bezeichnung H für das logische B in der Liste ist nur im deutschen zu finden und höchstvermutlich das Werk eines betrunkenen Mönches. Möglicherweise entstand es auch aus der Aufspaltung des Tones B in b rotundum und b quadratum. Ersteres ist unser Ton B, und letzteres ist unser Ton H. Unser H wiederum heißt im englischen Sprachraum B. Nur so, falls ihr euch mal wundert. Ist aber letztenendes halb so wild, weil nicht die Buchstaben, sondern die Notensymbole auf dem Blatt stehen, und die sind weltweit identisch. Roma victor. Oder so.
Was man am Klavier wunderbar erkennen kann, ist die Systematik einer Tonleiter. Eine Abfolge aus Halb- und Ganztönen. Weiß-weiß ist ein Ganztonschritt, weiß-schwarz (oder umgekehrt) ist ein Halbtonschritt. Der Halbtonschritt wird durch Erhöhung oder Erniedrigung, ja du böser Ton, ich bestrafe di..., ääh, aus den Stammtönen (weiße Tasten) gemacht.
So erhält man aus c, d, e, f, g, a, h durch Erhöhung die Töne cis, dis, eis, fis, gis, ais, his und durch Erniedrigung ces, des, es, fes, ges, as, und b. b aus h, das ist anders, so merken!
Wie man am Anhang 1 sehen kann, zeigt er die Stamm- und Nebentöne für die eingestrichene Oktave. Die Töne cis, dis, fis, gis, ais und des, es, ges, as und b fallen auf die schwarzen Obertasten.
Die Bezeichnung der eingestrichenen Oktave (zweigestrichene, etc.) kommt daher, dass man anstatt der Zahlen (der Indizes von oben, remember?) alternativ einen oder mehr Striche über oder unter die die Buchstaben setzen kann. Oktaven ohne Ziffer oder Strich heißen 'kleine' und 'große' Oktave, gekennzeichnet durch Klein- oder Großschreibung des Notennamens. Ist dasselbe, nur in grün.
Phew, ist bisher eine Menge Stoff gewesen, was? Nö, nur viel Geschwafel, zu wenig Material um sich eine Pause zu leisten, also Arschbacken zusammenkneifen und weiter.
Anhand des Anhanges 1 kann man erkennen, dass sich die entsprechenden erhöhten oder erniedrigten Töne nur dem Namen nach unterscheiden. Wozu also dann soviel Aufwand, und Verwirrung? Zwei Namen für eine Note? Ja, korrekt. Das hat auch seinen Sinn. Warum? Darum:
Exkurs: auf dem Klavier, welches eine temperierte Stimmung hat, unterscheiden sich die Töne nur vom Namen her. Bei einem Streichinstrument hingegen, oder bei einem Instrument ohne Bünde oder bei Blas- und Pusteinstrumenten hingegen mit reiner Stimmung spielt das eine Rolle, denn da unterscheiden sich die Töne nicht nur vom Namen, sondern auch vom Klang. Ein klassisch ausgebildeter Spitzenmusiker färbt ein cis anders als ein des, spielt ein h, das sich nach c hin auflöst anders als ein ces.
Saiteninstrumente haben mathematisch reine Intervalle. Die Saite wird geteilt und man erhält einen Oberton des Ausgangstones.
Teilungsverhältnis - Intervall
1 : 2 - Oktave
3 : 4 - Quarte
2 : 3 - Quinte
4 : 5 - große Terz
9 : 8 - Sekunde
Ergo folgt unser Tonempfinden einer klaren mathematischen Ordnung. Deswegen die mathematisch reinen Intervalle. Bein Klavier hingegen wird der Ton nicht durch das Setzen des Fingers als Bundstäbchenersatz erzeugt, sondern durch eine fest eingestimmte Saite erzeugt. Das Klavier entspricht mit seiner Einteilung in 12 völlig identische Tonstufen, die sogenannten chromatische Halbtöne, nicht genau den mathematisch reinen Intervallen und ist mit Ausnahme der Oktaven in sich ein wenig verstimmt. Im Allgemeinen hört das auch niemand. Menschen mit absolutem Gehör schon, aber die sind relativ selten. Merken tut man das vor allem dann, wenn Tasteninstrumente zusammen mit Streichern spielen. Dort hört man eine gewisse Tonunreinheit. Die Streicher und Bläser greifen und pusten ihre Töne instinktiv rein, weil sie nicht an die temperierte Stimmung des Klaviers gebunden sind, und so fällt letzteres da ein wenig heraus. Macht nix, klingt trotzdem gut. Aber wie gesagt, zwei Namen für eine Note hat in der Praxis schon seinen Sinn.
Weiter im Stoff: durch Erhöhung oder Erniedrigung um zwei Halbtöne erhält man noch weitere Töne. So wird aus c, d, e, f, g, a, h durch doppelte Erhöhung cisis, disis, eisis, fisis, gisis, aisis, hisis und durch doppelte Erniedrigung ceses, deses, eses, feses, geses, ases und heses. heses wieder so merken, ist kein esb oder bb, sondern eben heses. Ist halt so. Die Töne cisis, disis, etc. fallen auf dem Klavier mit den Tönen d, e, etc. zusammen, die Töne ceses, deses, etc. mit den Tönen b, c, etc. zusammen. Dies bezeichnet man als enharmonische Verwechselung. Das ist aber eigentlich nur für die Freaks interessant. Musste ich damals beim Kontrabassunterricht zwar so lernen, aber ööh, die Erinnerung an sowas verblasste relativ schnell, weil das ist mir nie wieder begegnet. Jedenfalls beherbergt jede Klaviertaste drei dem Namen nach unterschiedliche Noten.
Nun, nach dem Lesen des Exkurses und der einleitenden Worte zu Noten generell möchte ich anmerken, dass man dies alles nicht lesen muss um die Notenschrift zu erlernen.
*haha*
Okay, jetzt geht es wirklich los! Und keine Angst ob des merkwürdigen Geschwafels oben, Notenlesen ist nicht schwer.
Anhang zwei zeigt etwas neues Schönes, und zwar die Notenlinien und die Zwischenräume. Notenlinien gibt es fünf, Zwischenräume gibt es vier und man fängt von unten an zu zählen. Auf diesen Linien, die die Welt bedeuten, werden wir arbeiten. Das ist sozusagen das grafische Interface, die Benutzeroberfläche. Rechts daneben stehen so quasi-Noten, weil mit ohne alles, aber bereits jetzt in diesem frühen Stadium kann man erkennen, dass sie eine große Zukunft vor sich haben. Sie können auf ihrer Entwicklungsleiter jeweils in Halb- und Ganztonschritten stehen, entweder auf der Line oder dazwischen, oder auch über oder unter den fünf Linien, wobei man noch Hilfslinien setzt, aber dazu ein andern mal.
Das Ganze ist auf sogenanntem Notenpapier aus einem sogenannten Notenheft gemalt. Dieses kann man im gut und auch weniger gut sortierten Fachhandel käuflich erwerben und die Anschaffung solches empfehle ich. Kostet relativ viel, aber nicht die Welt.
Jede Note besteht mindestens aus einem Notenkopf. Und ab da an wird es abenteuerlich. Sie kann eine hohle Ovalform haben, oder rund und ausgemalt sein, einen Notenhals haben, auf dem Kopf stehen, mit anderen Noten durch Querbalken verbunden sein und noch viiieles mehr, aber keine Sorge, erkläre ich alles, und es ist auch halb so wild, aber zunächst eines nach dem anderen, okay?
Anhang drei zeigt zwei Notenschlüssel, das sind die Wegweiser, was gespielt wird.
Das erste Zeichen ist ein G- oder Violinenschlüssel. Er wird von Geigern, Keyboardern und anderen Randgruppen benutzt. Wird ein Violinenschlüssel an den Anfang des Liniensystems gesetzt, entspricht jede Note auf der zweiten Linie einem g.
Das zweite Zeichen ist ein ganz besonderes Zeichen. Es ist das eine Zeichen, das eine und einzige, welches die Macht hat alle anderen Instrumente zu unterwerfen, zu knechten und in die Dunkelheit zu treiben, der F- oder Bass-Schlüssel. Es wird benutzt von Helden, Musikern, Bassisten und Gitarristen. Und anderen. Er umschließt die vierte Linie. Das heißt, dass jeder Ton auf der vierten Linie dem Ton f entspricht. Von Bedeutung für den Bassisten ist noch, dass das, was er notenmäßig spielt, eine Oktave tiefer klingt als auf dem Blatt steht. Die Gitarre spielt das, was auf dem Blatt steht, weil jedoch der Bass eine Oktave tiefer gestimmt ist als die Gitarre, spielt der Bass tiefere Noten. Aber weil man auf dem Notenblatt nicht willkürlich Platz nach unten hat, ist es 'normal' um eine Oktave höher notiertals gespielt. Nice-to-know, mehr nicht. Keine weitere praktische Bedeutung.
Desweiteren gibt es noch einige Notenschlüssel, beispielsweise einen Sopran-, Alt- und Tenorschlüssel, aber die sind hässlich und interessieren uns nicht. Sind komisch Sachen für Sänger und Randgruppeninstrumentalisten.
Mit der einen festgelegten Note durch den Notenschlüssel sind auch alle anderen Töne festgelegt.
Anhang vier zeigt die oben genannte Entwicklungsleiter der Jungnoten mitsamt Notenschlüssel und passenden Namen. Der Clou ist, dass obwohl die Noten auf den absolut selben Linien stehen, trotzdem anders heißen. Das ist allein das Werk der Notenschlüssel. Die Tonleitern sind keineswegs komplett, sie zeigen bislang lediglich einen Ausschnitt und bestehen im Moment auch nur aus Ganztonschritten und ganzen Tönen. Und mit den bisherigen Mitteln gehen noch längst nicht alle vorkommenden Töne zu notieren.
Anhang fünf zeigt so in etwa die Bandbreite der Noten. Um höher oder tiefer zu notieren bedient man sich sogenannter Hilfslinien, die über oder unter den fünf Hauptlinien gezogen werden. Die Hilfslinien haben denselben Abstand zueinander wie die Hauptlinien und auch sonst haben sie die selbe Funktion. Wie gesagt, irgendwann bekommt man echte Platzprobleme und die Übersichtlichkeit geht flöten! Deswegen nimmt man für mehr als vier Hilfslinien ein weiteres Hilfsmittel: die Oktavlinie. Das ist dieses gestrichelte Ding da mit der 8 vorne dran. Das ist das Zeichen dafür, dass die Töne, obwohl sie so wie sie notiert sind, eine Oktave höher oder tiefer, je nachdem wo sich das ganze Abspielt, gespielt werden soll. Der Anhang demonstriert den Gebrauch der Hilfs- und Oktavlinien. Aber es ist selten so, dass die ganze Spannweite der Noten genutzt wird. Als Beispiel Kinderliederbücher, da finden sich so ziemlich alle Noten innerhalb der fünf Linien an, und wirklich viele Noten sind es auch nicht.
Genug für heute, denke ich, weil mir langsam aber sicher die Augen zufallen. Das hier ist ein klitzekleiner Anfang in die Welt der Notenschrift. Ich mache ein andern mal weiter, und dann werden die Noten unter die Lupe genommen, Pausen- Versetzungs- und Aufhebungszeichen, also all das, was die Vorherrschaft der Noten für immer und ewig gegenüber den Tabulaturen ausmachen wird. Obwohl, nee stimmt nicht, man ersetze bitte Vorherrschaft durch Vorteil und stelle den Satz sinngemäß um.
- Eigenschaft