Wenn die Oma einen Sprung hat....->Kontrabassreparatur und Tütenwein

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Wenn im Winter drinnen die Heizung ballert und es draußen bitterkalt ist, sträubt sich so mancher Massiv-Kontrabass, seine angedachte Form beizubehalten und demonstriert seinen Unmut in folgender Form:

026.jpg

027.jpg

029.jpg

Ich habe den Knall, als das Holz sich in diesem Riß entspannte, übrigens bis in die Küche gehört und zuerst auf meine Katzen getippt.
Irgendwas runtergeschmissen oder so. Wirklich gesehen habe ich den Riß erst, als ich den Bass abends spielen wollte und er irgendwie total leblos klang. Demnach sah ich ihn mir etwas genauer an.


Kennt Ihr das? Ihr geht abends weg, lasst Euch ordentlich volllaufen und stürzt mit der häßlichen, blöden Freundin des Mädchens ab, das Ihr eigentlich rumkriegen wolltet....
Schlimm genug, morgens verkatert neben eben dieser Frau aufzuwachen und sich in Grund und Boden zu schämen.
Die Steigerung wäre (in diesem Falle "fiktiv"....:rolleyes:), wenn dann diese Frau ein paar Wochen später vor der Tür steht und sagt:
"Hallo Du! Ich glaube, ich bin schwanger von Dir!"
:eek:

So ungefähr müßt Ihr Euch meinen Gesichtsausdruck vorstellen, als ich den Riß entdeckte.;)

Nach einiger Recherche im Netz und Rückfragen bei Geigenbauern war mir klar, daß ich mir eine Reparatur nicht auf absehbare Zeit leisten könnte. Aufgerufene Instandsetzungskosten betrugen zwischen 500 und 800 Euro.
Also mußte ich die Sache selbst angehen. Im Internet kann man sich eigentlich über alles schlau machen. Aber das eine ist die Theorie, die Praxis sieht gerne anders aus. Ich machte mir ein paar Tage Gedanken zum Vorgehen, da ich nicht überhastet Fehler machen und qualitativ ordentlich arbeiten wollte.

Letztendlich mußte ich mir nur wenige Sachen dazukaufen:
Einmal ordentlichen Instrumentenleim->http://www.titebond.eu/index.php?cPath=1
(Ja, ich weiß. Normalerweise wäre Knochenleim angesagt. Aber die Verarbeitung ist nicht ganz ohne....)
von der Schreinerei nebenan eine Fichtenleiste 5x20mm
und von Papa Thomann einen Stimmsetzer

und 13 Nylonsaiten Konzertgitarre in der Stärke 0,38 (ca. 0,97mm Durchmesser).

030.jpg

Die Fichtenleiste stückelte ich auf 13 Patches (auf 56cm Riß) mit 20x20mm, und
schrägte die Seiten entsprechend den Internetvorgaben auf ca. 45° an.

025.jpg

In der Mitte der Patches bohrte ich ein 1mm großes Loch und klebte einen dünnen Nylonfaden an die obere Seite, um den Patch im Inneren des Basses ausrichten zu können.

041.jpg

Desweiteren baute ich mir mit stabilen Buchenleisten und alten Gitarrenmechaniken
sechs Spannvorrichtungen. Die im Internet vorgestellten Techniken fand ich eher suboptimal und zu sehr improvisiert, als das ich damit hätte arbeiten wollen.
Olli wollte ja alles ordentlich machen........
(Quasi 2012 er Olli-PAFs, "patent applied for" :D)

031.jpg

032.jpg

Im Abstand von jeweils 4cm wurden dann mit einem 1mm Bohrer auf der Länge des Risses insgesamt 13 Löcher gebohrt.
Diese dienen natürlich der Durchführung der Nylonsaiten.
 
Eigenschaft
 
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Teilweise war der Riß so groß, daß ich mir das Bohren eigentlich hätte sparen können. Da ich aber vorher natürlich angezeichnet habe, wußte ich, wo die Saiten durchzuführen waren.

043.jpg

Das im inneren liegende Ende der Saite wurde mit Hilfsmitteln (in diesem Falle ein zurechtgebogener Schweißdraht mit Haken am Ende) durch das F-Loch herausgefädelt und dann mit dem Patch verbunden.
Das bedeutet, die Saite wird durch die nicht angeschrägte Seite (ich betone das, weil ich es selbst zweimal falsch gemacht habe) des Patches geführt und dann auf der Rückseite mit einem Knoten versehen.

044.jpg

045.jpg

Dann wird der Holzleim auf den Patch aufgetragen und dieser mit der Nylonsaite und dem "Führungsfaden" langsam an seinen Bestimmungsort im Inneren geführt.
Am anderen Ende der Saite wird dann die Spannvorrichtung aufgesetzt, die Saite eingefädelt und der Patch gegen den Riß gezogen. Dann wird die Gitarrenmechanik betätigt und die Saite zieht dank dem Knoten den Patch mit enormer Kraft gegen die Decke. Das alles natürlich immer mit einem Blick (mit einem improvisierten Zahnarztspiegel) auf die richtige Ausrichtung des Patches und mit Spannung auf dem Führungsfaden.
Ist der Patch fixiert, kann der Faden mit einem kurzen, kräftigen Ruck von seiner Klebestelle entfernt und herausgezogen werden.

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066.jpg

Wenn wir das also sechs Mal machen, sieht es ungefähr so aus

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Jetzt heißt es 24 Stunden warten. (Laut Titebond eigentlich nicht notwendig aber es war mir irgendwie sicherer...)
 
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So sah es dann im Inneren aus

068.jpg

Wichtig!

072.jpg

Einen Tag später demontierte ich also das ganze Konstrukt wieder, schob die Saiten (sie kleben dank der glatten Oberfläche nicht mit Holzleim im Patch fest) durch die Löcher und wiederholte das ganze Szenario um 4cm versetzt.

073.jpg

Irgendwie ein trauriges Bild, wie sie da so hilflos auf dem Rücken liegt.....

074.jpg

Und wieder lasse ich den Leim 24 Stunden abtrocknen um dann noch eine läppische Spannvorrichtung für den letzten Patch anzusetzen.

075.jpg


Der Blick auf die Decke

076.jpg

und innen sieht das nun so aus

079.jpg

Jetzt kommt (für mich zumindest) der größte Horror.
Die Stimme setzen.
Wer das öfters macht, hat damit sicherlich kein größeres Problem.
Ich mache das aber jetzt erst zum 5. oder 6. Mal. Zudem wollte ich unbedingt
den Stimmstock 100%ig positionieren.
Dazu bedurfte es einiger Anpassungen der Stimme, welche vorher komplett falsch stand und zudem zu lang war.
Hier ein paar Infos dazu:
http://www.kontrabassbau.at/setup_stimme.html
http://www.kontrabassbau.at/data/stimmstockposition.pdf

Resultat

085.jpg
 
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Der Stimmstock sitzt auf den Millimeter an seiner Endposition

086.jpg

Nach der Montage sämtlicher Teile war der Bass klanglich wieder eine Wucht (ich bilde mir ein, daß er jetzt durch die angepasste Stimme noch viel druckvoller und voluminöser klingt) und Oma ist wieder stabil. Eine dicke Narbe ziert nun ihren lustvoll geschwungenen Unterbau.
Das kaschiere ich bei Gelegenheit mit passendem Holzreparaturwachs.
Aber wirklich stören tut es mich nicht....

So schaut es letztendlich aus:

So schaut's aus 001.jpg

So schaut's aus 002.jpg

So schaut's aus 003.jpg

So schaut's aus 004.jpg

So!
Genug rumgespammt!:D

Ich hoffe, ich konnte ein paar Eindrücke vermitteln.

Falls Ihr Fragen habt, immer her damit....


Beste Grüße,

Euer Oliver
 
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Hey Olly :D

uff, da hab ich aber jetzt beim Lesen einige male tief schnaufen müssen.
Bei vielen Bildern habe ich auch ein paar mal geschwitzt.
Ich hab fast den Eindruck, es wäre besser gewesen, du hättest Bilder von der
häßlichen Freundin gepostet. Das hätte ich schadloser verkraftet..

Ich weiß, 600 - 800 Euronen sind ne Stange Geld, das ist für sowas aber volkommen normal,
da verflucht viel Arbeit. Ich bin nicht sicher, ob die Oma nach der titebond-Behandlung noch
ne Chance hat, später mal "richtig" repariert zu werden.. (denn es wird dadurch nicht billiger..)
(btw. ich liebe titebond! Das ist n Spitzen-Leim.)

Deine Faden-Methode ist nicht ganz unbekannt, man hätte aber eher ne Darmsaite dafür genommen.
Die Spannvorrichtung find ich genial! Das hat sich bei mir schon eingebrannt.

Naja, ein GB würde wirklich jeden Schritt komplett anders machen..

Ich finde :D das ist gelebter rock&roll ! Die Geschichte ist einfach geil! :rock:


cheers, fiddle

p.s. Hätte man den Riß vermeiden können? Ich sag mal: Ja, man hätte.
Raumfeuchte kontrollieren, Wasser aufstellen, Bass weg vom Radiator.
Ein nasses Handtuch täglich durchs F-Loch, hätte vielleicht gemüffelt, aber dieses eventuell verhindert.
 
Hi fiddle!

Vermutlich hat sich der Riß eher dadurch gebildet, daß ich kurz zuvor mit der Oma aus dem Proberaum raus durch die eisige Kälte gelaufen bin und den Bass dann zu Hause in den Ständer gestellt habe.
Keine 5 Minuten danach hat es geknallt...:D

Ich benutze seit langen Jahren einen

Selbst in den Sperrholzbässen. (Die ich leider nicht mehr habe...)

Die Überlegung, die Reparatur reversibel zu machen, hatte ich auch.
Allerdings ist mir der Umgang mit Haut-, Fischblasen- oder Knochenleim völlig fremd und da hätte ich wahrscheinlich richtig versagt...

Die angefragten Reparaturkosten beziehen sich übrigens nur auf das Klotzen.
Laut Geigenbauer hätte die Decke abgenommen und ein Span eingefügt werden müssen.
Das wäre nochmal deutlich teurer geworden.

Warum ich mich damals für einen Massivholzbass hab überreden lassen, erschließt sich mir heute nicht mehr.
Der Bass wird ausschließllich für Slap und Pizzicato genutzt und wird wohl nie einen Bogen sehen.
Für derlei Spielarten hätte ein ordentlicher Sperrholzbass locker ausgereicht und ist auch dankbarer, wenn es um Bühneneinsätze geht.

Ich hab fast den Eindruck, es wäre besser gewesen, du hättest Bilder von der
häßlichen Freundin gepostet. Das hätte ich schadloser verkraftet.
:D
Wäre es nur einmal passiert, hätte ICH es auch schadloser verkraftet.
Und nein, hätte ich Fotos davon, könnte man es mir nachweisen und ich eine ständige Erinnerung daran.
Glaub mir, darauf bin ich nicht stolz.....

Greetz,

Olli
 
Hehe, ok, lassen wir die Weiber-Geschichten.. :D

Decke ab, hätt ich auch gesagt. Span einsetzen glaub ich erst, wenn ichs mit eigenen Augen
begutachtet hätte. Viele solche Risse bekommt man auch ohne Span wieder geschlossen.

Bei Vollholzinstrumenten ist besonders wichtig, daß der Rest auch stimmt:
- Stimmstock muß passen
- Steg muß passen
- Rißbelege müssen passen
Ich hätte hier noch ein Stimmfutter veranschlagt. Ohne, gäbs von mir keine
Gewähr darauf, daß die Reparatur hält. (Das ist ne eingelassene Doublierung)

Es ist kein Wunder, daß der Riß ausgerechnet exakt am Stegfuß vorbei läuft.
Dafür gibt es auch immer einen Grund.

Dampit: diese Schläuche sind ja ganz nett, aber viel Wasser geht da auch nicht rein.
Gerade bei so nem großen Gerät und solch extremen Temperatur/Feuchte-Schwankungen
ist das schon eher ne homöopatische Glaubens-Befestigung, als ne reale Hilfe.

Cindy von Marzahn: "ich hab ja ein großes Geschlechtsorgan. Mein Freund meinte geknickt,
das ist wie wennze ne Currywurst in ne Turnhalle schmeißt."

Ich weiß von Cellisten, die hängen 2 oder mehr davon (Dampits) rein.


Naja, schau mer mal und hoffen das Beste ;)


cheers, fiddle
 
- Rißbelege müssen passen
Ich hätte hier noch ein Stimmfutter veranschlagt. Ohne, gäbs von mir keine
Gewähr darauf, daß die Reparatur hält. (Das ist ne eingelassene Doublierung)

Oh, bitte aufklären!
Hast Du da Links oder ähnliches?

Der Steg selbst passt dank verwendeter Werkzeuge wie Arsch auf Eimer. Die Stimme allerdings war eine echte Verarsche. Das Ding stand irgendwo Mitte der Decke völlig krumm eingeklemmt, gesplittert und nicht im richtigen Winkel im Korpus montiert.
Ziemlich seltsam das....
 
Wenn der Stimmstock nicht passt, ist es manchmal fürs Instrument besser,
wenn er garnicht drin steht. Naja.

Stimmfutter:
Sowas wird von innen eingepaßt. Wenns fertig ist, sieht man nur einen
elliptischen Fleck mit neuem Holz auf der Innenseite.
Das wird gemacht, wenn ein Riß unter/nahe dem Stimmstock verläuft.

Das funktioniert so: Es wird eine gleichmäßige Wanne ausgehoben, etwa 1/3 bis 1/2
der Deckenstärke. Nun wird ein massiver Holzblock mit Kreide-Abdruck darin eingepaßt.
Das geht nur, wenn man auf der Außenseite einen stabilen Abdruck dagegen preßt.
Heute nimmt man für sowas Zahnarzt-Masse, oder das Zeug, was Goldschmiede zum Fassen
verwenden. Eine Gegenform, halt. Geht auch mit ner Gipsform.

Der Klotzt wird mit Stecknadeln fixiert, damit er bei jedem Passversuch an der gleichen Stelle
sitzt, Klotz-Kreide-Decke, das ganze mit ner fetten Zwinge anknallen und nun kommt ein
kurzer, knackiger Hammerschlag von der Seite. Da, wo Kreide ist, muß Holz weg.

Nach gefühlten 300 Passungen sitzt das Teil.

Ich würd sagen: das ganze ist nix für Amateure ;)


cheers, fiddle
 
p.s. Hätte man den Riß vermeiden können? Ich sag mal: Ja, man hätte.
Raumfeuchte kontrollieren, Wasser aufstellen, Bass weg vom Radiator.
Ein nasses Handtuch täglich durchs F-Loch, hätte vielleicht gemüffelt, aber dieses eventuell verhindert.
Hi, kannst Du diesbezüglich vielleicht mal einen Workshop verfassen? Ich habe nun auch irgendwie Sorgen da ich weger Geld für Reperatur noch Handwerkliches Geschick für Eigenreperatur ;)
Also bezüglich Feuchtigkeit und Temperatur. Meinetwege auch zusätzlich für die kleinen Krümelstreichinstrumente.
Ich glaube mein Bass ist Sperrholz - da ist die Gefahr nicht so groß?
 
Hi Fastel,

eigentlich braucht man da keinen Worksop.
Bei den Gitarristen hab ich mal was geschrieben: klick
Die anderen Beiträge in dem thread sind aber auch lesenswert.

Vollholz hat hohe Zug- und Druckfestigkeit in Faserrichtung, quer zur Faser aber kaum.
Holz arbeitet quer zur Faser stark und eher schwach in Faserrichtung.
Holz reagiert auf Temperaturschwankungen, aber um ein Vielfaches mehr auf Feuchteschwankungen.

Im Winter sinkt die relative Luftfeuchte in Wohnräumen.
Normal ist ein Wert um 50%.
Zu hohe Feuchte verkraften Instrumente besser. Ich war mal mit nem Orchester am Amazonas,
da gab es überhaupt keine Probleme.

Für den Winter:
- man kauft sich ein Hygrometer (das muß nix tolles sein)
- man schaut danach, daß man die relative Feuchte bei 40 - 50% hält.
Das bedeutet, daß man nach allen Regeln der Kunst Wasser in die Luft bringen muß.
- Badezimmertür nach dem Duschen offen lassen und Feuchte in den Wohnraum lassen.
- Wasserschalen aufstellen, Zimmer-Springbrunnen, von mir aus
(Feelichter mit Wasser drauf brennen lassen?)
- Instrumente weg von Heizkörpern! Das sind Turbobosster für Spannungsrisse.

Wenn man ein Instrument aus großer Kälte in eine warme Wohnung bringt, dann könnte
man es am Eingang/Windfang/Garderobe über Nacht zur Aklimatisierung abstellen.
Dort ist es normalerweise etwas kühler, als im Wohnraum.
Schnelle und Große T./F.-Wechsel verursachen Probleme. Wenn das Instrument aber Zeit
bekommt, passiert meist nix.

Sperrholz:
Da passiert nix. Mehrere Schichten Furnier sind 90° zueinander verleimt. Das ist also
in jede Richtung gleich stabil. Trotzdem: auch hier n bischen auf die Feuchte achten.
Es ist ja nicht alles aus Sperrholz. Hohe Zargen -> langer Halsfuß -> reagiert auf Trockenheit
-> Hals geht nach hinten -> Griffbrett geht vorne hoch -> Saitenlage sinkt -> scheppert.


cheers, fiddle

p.s. wenn man im Winter lüftet, entweicht viel Feuchte und die muß danach erst wieder
in die Luft. Is klar, oder? -5°C auf 20°C erhitzen heißt das die relative Feuchte sinkt und
zwar deutlich!
 
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Hi Fastel!

Temperatur: Dem Holz passiert nichts zwischen -50 und +50°C. Wird's noch etwas wärmer auch nichts, aber der Leim beginnt sich zu lösen. Und bei Frost ist die Gefahr groß, daß sich die Saiten so stark zusammenziehen, daß der Druck auf die Decke zu groß wird, wenn sie nicht heruntergestimmt sind.

Luftfeuchtigkeit: Viel, viel kritischer. 50% sind gut, sonst nix! Naja, in der Praxis dürfen es auch 45 - 90 % sein.

Aber, ich guck gerade auf meine Dekorationsgeige: Im Moment 29% Luftfeuchtigkeit im Zimmer, soviel hatte ich seit der Kältewelle im Februar nicht mehr. Und es ist nichts passiert. Der Baß steht allerdings wo anders, der ist viel empfindlicher. Gut ist tatsächlich, wenn man sich einen elektrischen Luftbefeuchter zulegt.

Und ja, Sperrholzbässe sind auch gegenüber niedriger Luftfeuchtigkeit viel toleranter und robuster als (Teil)massive.

Grüße

Thomas

Nachtrag: fiddle (Hi!) war mal wieder schneller als ich. Bei der Entstehung des o.g. Risses waren zwei Faktoren beteilig: Geringe Luftfeuchtigkeit und Kälte. Ich bin mir sicher, daß der Riß bei entspannten Saiten nicht aufgetreten wäre, dafür spricht dessen Position neben dem Stimmstock. Und es war auch echtes Pech dabei. Wenn der Baß von der Kälte in die Wärme kommt wird sich ein Hauch von Kondensation auf dem Baß niederschlagen, egal wie trocken es im Raum ist und damit das Holz wieder anfeuchten. Und die Saiten werden sich wieder entspannen. Da haben einfach ein paar Minuten gefehlt.

@ Rockin'Daddy: Habe Deinen Bericht mit einiger Bewunderung gelesen - unorthodox, aber konsequent und erfolgreich. Alle Achtung!
 
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Also ich habe ne Fußbodenheizung, allerdings wird die nicht so warm im Winter. Jedoch kann sich darunter die Wärme stauen, wenn eine Fläche auf dem Boden liegt. Daher habe ich den Bass auch immer aufrecht stehend (Stachel) und nicht etwa auf der Seite liegend. Im Sommer ists auch so, dass durch das Fenster die Sonne Mittags auf den Bass scheint wo er jetzt steht. Da werde ich mir dann wohl doch noch eine andere Stelle suchen müssen, denn das kann mitunter ganz schön heiß werden.

Hydrometer muss ich mir mal zulegen. Allerdings wurde ich angewiesen wegen eventueller Schimmelgefahr die Luft trocken zu halten.
 
Aber doch nicht zu trocken. :eek: Der Komfortbereich für den Menschen liegt bei 40-60%. Das dürfte auch der Bausubstanz und dem Bass zuträglich sein.
Wenn Du Dir ein preiswertes Hygrometer zulegen willst, nimm das, was den Mittelwert der Ausstellungsstücke anzeigt, es sei denn Du hast anderweitig die Möglichkeit zu kalibrieren.
Schwarmintelligenz nennt man das. :D
 
Deine Berichte und die von Jo (Mix4Munich) machen immer Spaß zu lesen. I love it. :D
Als Rockabilly und Teilzeit Basser kann ich dein Leid mit jeder Faser nachvollziehen.
 
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puh... also ich hoff der bass war nicht teuer, denn nach der 'zerreparatur' jetzt is er nix mehr wert ;-)
 
puh... also ich hoff der bass war nicht teuer
Das ist eine Frick Vollholzvioline. Ich hab ihn günstig geschossen, weil Mich Frick ein Kumpel aus meiner Muckerszene ist. Aber von billig ist er weit entfernt.;)
Ich sage mal so, für den Preis hätte ich mir 5 Thomann China-Billigstbässe ins Zimmer stellen können.
denn nach der 'zerreparatur' jetzt is er nix mehr wert
Versteh ich nicht. Gezerrt habe ich nirgendwo und das Klotzen ist eigentlich normales Prozedere. Ich finde das auch im Rückblick noch recht gut gelungen. Klanglich hat sich der Bass nach der Stimmstockanpassung deutlich gebessert und optisch......., naja, da muß ich nacharbeiten.
Es ist eben ein Bass, der weniger im Orchester denn auf der Bühne seine Oma stehen muß. Und das tut er/sie.
Trotzdem würde ich mir für den Einsatzbereich nie wieder einen Vollholzbass hinlegen, das ist mal klar.
Leider ist Bass nur mein Sekundärinstrument, daher gehe ich wenig pfleglich mit der ausladenden Dame um. Das muß ich schleunigst ändern.
 
Hi fungus!

Keine Angst vor reparierten Rissen! Oft wird durch so ein Riß sogar unerwünschte Spannung von der Decke genommen und der Baß klingt hinterher "bässer". Irgendwann bekommt jeder Baß Risse - das mindert den Wert alter guter Bässe aber keineswegs, teilweise werden dafür ja Monscheinpreise gezahlt. Aber nicht jeder alte Baß ist gut, auch vor 200 Jahren wurde schon Mist gebaut und das ist dann auch heute noch Mist. Mit oder ohne Riß. Nur haben von den schlechten die wenigsten überlebt, deshalb wird der Blick in die "gute alte Zeit" etwas verzerrt. Ist ein bischen wie bei den Autos: Es ist viel leichter einen guten Ferrari aus den 60ern zu finden als ein Renault R4. Und von welchem Auto wurden wohl mehr gebaut? Dies mal nur nebenbei.

Grüße

Thomas
 
Toller Artikel, der geht echt an die Nerven.

Gott-Lob habe ich mich gerade kürzlich für einen Sperrholzbass entschieden. Klanglich bietet der genau das was ich für Jazz suchte: ein fettes Whooomphh und Mitten die sich in der Combo gut durchsetzen - die teilweise 10x teureren Vollmassiven die ich antestete, konnten mich im A/B Vergleich diesbezüglich nicht überzeugen und am Streichen, wo sie definitiv in einer anderen Liga spielen, habe ich außer Intonationsübungen kein Interesse.

Da nun alle Welt bis auf wenige Ausnahmen postuliert nur Vollmassive seien wertig, war ich zeitweise echt verunsichert, obwohl ich eh' von Anfang mehr zu Sperrholz tendierte, gerade auch wegen des unproblematischen Handlings im Bühnen- und Heizbetrieb.

Nach Lektüre dieses Artikels bin ich mal wieder mehr als froh...
 
Hi playbass!

Was Du geschrieben hast ist wirklich gut und wichtig und richtig. Das Instrument muß zum Spieler und dessen Stilrichtung passen. Wenn es dann aufgrund der Bauweise (Sperrholz) auch noch stabiler und nicht so sensibel und filigran ist - umso besser. Ein Baß ist kein Prestige- oder Renommierobjekt, sondern zunächst mal ein Werkzeug wie andere auch. Da sollte man sich nur auf seine Ohren für den Einsatzzweck verlassen und mal alle Vorurteile beiseite lassen.

Das ist ja auch das schöne am Baß: Ich kann immer wieder mal bei meinem Baßlehrer Instrumente für mehrere 10k € anspielen - alleine vom Klang wollte ich die gar nicht, die sind mir zu celloartig, mir ist der etwas rauhe aber herzliche Klang meines einfachen Tschechen - vollmassiv und nur gestrichen gespielt - einfach lieber, den würde ich auch nach einem Lottogewinn nicht tauschen. Ist halt ein echter Brummbaß - und brummen soll er auch! Man kann für relativ wenig Geld gute Bässe bekommen wenn man etwas sucht, egal wie sie gebaut sind.

Grüße

Thomas

P.S. "Heizbetrieb" heißt ja wohl nicht, daß Du den nächsten Winter herbei sehnst...;)
 

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