wie weit muss man nach 5 Monaten sein?

Sohita
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Hallo Zusammen,

zu mir hat jemand gesagt : „mit deinen dicken Lippen wirst du niemals ein guter Trompeter“ :-(
Und der Person möchte ich jetzt mit allen Mitteln beweisen, dass ich es doch schaffe. Aber ich habe jetzt schon seit 5 Monaten Unterricht und das Gefühl, dass ich es doch nicht schaffen werde… :-(

Wenn ich meinem Trompetenlehrer damit komme, sagt er nur immer „hab Geduld, das wird schon mit der Zeit“

Tja, aber ich habe keine Zeit! Ich muss doch beweisen, dass ich es schaffe! Und wenn ich es auch noch möglichst schnell schaffe, dann sagt diese oben genannte kritische Person vielleicht „wow“ (das würde mir gut tun)!

Darum meine erste Frage:

Wie weit muss man nach 5 Monaten Trompetenunterricht sein (ich konnte vorher schon Noten lesen)?
Ich übe 30 min pro Tag und komme relativ gut zum C, D wird schon schwieriger, E mit Druck, und F nur mit extremst viel Druck. Ist das normal? Oder müsste ich locker schon bis zum G kommen?
Ich glaub das ist dann C2 und D2, oder? (das untere C auf der Hilfslinie ist das C1, oder?).
Die Subtones kommen auch relativ gut (bis auf das F und das tiefste C).

Und die nächste Frage:
Ist es normal, wenn mein Zwerchfell (oder Bauchmuskeln, oder was auch immer da unten ist) weh tut? Ich bin da immer sehr angespannt und muss erst mal locker lassen, sonst geht gar nichts mehr. Ich habe das Gefühl, als hätte ich da zu wenig Muskeln. Mein Problem ist nicht die Luft, Luft hätte ich noch genügend. Aber sie kommt irgendwie nicht raus, weil mein Bauch zu sehr angespannt ist. Ich verspüre den Zwang zu atmen, muss aber erst die Bauchmuskeln locker lassen und ausatmen, bevor ich wieder einatmen kann. Versteht ihr wie ich meine? Ich bin nur noch am rumjapsen…
Ist das normal?

Von der Flöte kenne ich diesen Zustand des „Japsens“ überhaupt nicht!!! Da geht das alles irgendwie ganz relaxt! Bei der Flöte brauch ich aber auch nicht so viel Bauchmuskeln, der Ton kommt trotzdem…

Danke für eure Antworten!

LG,
Sohita
 
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Hallo Sohita,

Du musst Dir mehr Zeit geben.
Auch die guten Trompeter brauchten mehr als 5 Monate, um gut zu werden.
Gut bedeutet nicht nur Tonhöhe, sondern Musikalität, welche unter anderem bedeutet, die Klangfarbe der Töne willentlich zu beeinflussen, um sie dem Musikstil anzupassen.
Das dauert Jahre und erfordert eine Menge Spielpraxis.
Wenn dein Bekannter solche Leistungen von Dir einfordern sollte, hat er keine Ahnung von der Materie des Blechblasens.
Wettbeweb kann ja ganz nett sein, aber mit so einer obskuren Wette setzt Du dich nur selber unter Druck.
Und damit kommen wir zu deinem wesentlichen Problem.
Du willst viel zu schnell zu hoch hinaus und fängst tierisch an zu drücken.
Mit deinem "Atmungsproblem" solltest Du dringend deinen Lehrer konsultieren.
Ich habe eben etwas rumprobiert, um diese Schwierigkeiten beim Einatmen nach dem Ausatmen bei mir zu erreichen.
Mir scheint, dass Du zum Erreichen der hohen Töne deine Stimmritze im Kehlkopf schliesst und dann gegen diesen extremen Widerstand
mit der Bauchmuskulatur arbeitest.
DAS IST FALSCH.
Mit dem Verengen der Stimmritze kannst Du zwar den Luftstrom etwas beschleunigen, die Lippen damit zu schnellerem Schwingen anregen,
aber der hohe Ton wird jämmerlich verrecken.
Desweiteren versuchst Du mit einem erhöhten Druck des Mundstücks auf die Lippen dann zu kompensieren.
So wirst Du keine Trompete spielen können.
Du spielst Flöte und das ist gut so.
Probier doch mal bitte deine Trompete mit dem gleichen lockeren Ausatmen wie bei der Flöte zu spielen.
Da ist nämlich deine Stimmritze offen und Du hast nicht diese Schwierigkeiten mit der Atmung.
Bitte suche mit dem von Dir oben geschilderten Atmungsproblem deinen Lehrer auf.
Wenn dieser ausgebildeter studierter Trompeter sein sollte, sollte er Dir helfen können.
Wenn er das nicht sein sollte und meint dir nicht helfen zu können, such Dir bitte an der nächsten Musikschule einen neuen Trompetenlehrer,
der die Kunst des druckarmen Spiels beherrscht.
Ferndiagnosen im Forum sind schwierig.
Ein Lehrer sollte mit Dir gemeinsam auf die Probleme eingehen und eine effektive Blastechnik mit Dir erarbeiten.
(Mich wundert etwas, daß dein Problem deinem bisherigen Lehrer noch nicht aufgefallen ist).
Na, denn mach' mal, das wird schon.
Und lass Dir Zeit. Einen schönen Ton zu haben ist meist besser als die sich wiederholende Produktion gequetschter Cefirs (c'''').;)
Viel Erfolg bei deinem langen Weg, ein guter Trompeter zu werden.
Wenn Du deine Luftflussprobleme (statt dieser sog. Ansatzprobleme) in den Griff bekommst, wird das schon.
Und dann Üben, Spielen, Üben, Spielen.
Viel Spass, Grüsse

Matt

P.S.: Und dass man mit erst mal die bauchmuskulatur entspannen muss, wenn man einatmen will ist normal.
Das Einatmen verläuft in etwas so, als wenn Du einen Spritzenkolben nach unten ziehst und mit dem folgenden Unterdruck
neue Luft in eine Spritze ziehst.
Wenn Du den Kolben nicht nach unten ziehen kannst (bei angepannter Bauchmuskulatur), wrist Du auch nicht neue Luft in die Spritze ziehen (=Einatmen) können.
 
Zuletzt bearbeitet:
...Ich übe 30 min pro Tag und komme relativ gut zum C, D wird schon schwieriger, E mit Druck, und F nur mit extremst viel Druck. Ist das normal?
Der wichtigste Tip: bitte hör auf, das Mundstück zu fest gegen die Lippen zu pressen.
Durch zu starkes Andrücken behindert man die "Muskelarbeit" und damit die Ausbildung der Lippenkraft, i dieser Hinsicht ist das Zeitverschwendung. Man kann sich diese Erkenntnis auch von James Morrison (DVD) bestätigen lassen. Morrison ist außerhalb der Klassik m.E. einer der besten lebenden Trompeter auf dem Planeten.
http://www.youtube.com/watch?v=IDhCzBTMzfU
https://www.thomann.de/de/omnibus_media_the_james_morrison_way_dvd.htm

Beim Trompete üben sollte man keine Beschwerden bekommen. Typische Ursachen wären Verkrampfung oder zu große Anstrengung, beides ist für gar nichts gut. Eine nützliche Atemtechnik und brauchbare "Körperspannung" kann man mit den nachfolgend beschriebenen Methoden gut auf ganz natürliche Art entwickeln.
Im Grunde kann ein kleines Kind (außerhalb von Virtuosität und High Notes) Trompete spielen und vernünftig klingen. Damit sollte belegt sein, dass es im üblichen Tonumfang nicht an der "Muskelkraft" liegt, was man zu hören bekommt. Dafür zwei Beispiele:
http://www.youtube.com/watch?v=WOahdokrg5c
http://www.youtube.com/watch?v=iEJvH0LUxjU

Natürlich hat Trompete spielen können auch nichts mit dicken oder dünnen, kleinen oder großen Lippen zu tun. Wer behauptet nur heutzutage noch so etwas, was sowieso noch nie zu belegen war?

Die eigene Entwicklung auf der Trompete ist extrem individuell. Für Viele ist es ein Vorhaben von einigen Jahren, bis sie gut klingen, sicher spielen können und den "Standardumfang" bis zum C3 besitzen. Ein frei als einzelner Ton abrufbares C3 setzt dann noch einmal eine verbesserte Technik und geduldiges Üben voraus.
Tatsächlich klingen nur wenige Glückliche "von Natur aus" gut, eben weil sie intuitiv Vieles richtig machen.

Ich habe allerdings selbst schon mit vielen Schwierigkeiten gekämpft und die Trompete zwischendurch auch für einige Jahre zur Seite gelegt. Der Wiedereinstieg danach war ziemlich steinig. Ich hatte Unterricht genommen, bin dabei aber mit meiner Klangentwicklung nicht besser geworden. Auf diesem frustrierenden Hintergrund habe ich mich dann intensiver mit der Methodik einiger bekannter Blechbläser beschäftigt. Dabei fand ich folgende "Stellschrauben", um die Entwicklung in gute Bahnen zu lenken und die Grundlagen für das Trompete spielen zu optimieren.

Dein Lehrer hat im Prinzip recht, Trompete ist (oft) ein Geduldsspiel. :D

Es hilft sehr, beim Üben genau hinzuhören und auch einfache Übungen ernst zu nehmen, statt darüber hinweg zu spielen und sich nur auf wenige "schöne" Stücke zu konzentrieren.

Klingt es nicht, hilft fast immer: erst auf dem Mundstück buzzen, dann spielen, diese Prozedur ggf. wiederholen.
Gibt man sich von Anfang an bei den "Kleinigkeiten" Mühe, werden die möglichen Schritte mit der Zeit größer und man kommt wesentlich schneller vorwärts.
Umgekehrt rächt sich oberflächliches Üben an allen Ecken und Enden und ist immer wieder eine Hauptursache für "ewige Baustellen".

Je mehr man die folgenden einfachen Grundregeln verinnerlicht, desto besser für das Vorankommen.

Wenn Du also bereit bist, dich an einige "Übungsanweisungen" zu halten, lässt sich dir wahrscheinlich helfen.
Wenn Du dich traust, kannst Du dich mit einer Standardübung oder einer kleinen Etüde per Smartphone oder Digicam aufnehmen, den Clip bei Vimeo oder Youtube hochladen und den Link hier einstellen.
Bei Youtube kannst Du die Datenschutzeinstellung auf "nicht gelistet" stellen und die Kommentare abschalten,. So könnte man den Clip bei einer "nicht gelistet"-Einstellung nur hier aus dem Board aufrufen.
Sobald man deinen aktuellen Stand sehen und hören kann, lässt sich konkreter auf mögliche Schwachstellen bei Ansatz und Atmung eingehen.

So oder so, das ganze Geheimnis für die Entwicklung auf der Trompete ist in technischer Hinsicht:
6g75-dq-9461.jpg
ein brauchbarer Ansatz
6g75-dq-9461.jpg
eine brauchbare Atemtechnik
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die Zunge muss für fortgeschrittene Anforderungen zwar trainiert werden, der Erfolg hängt aber sehr von der funktionierenden Atemtechnik ab

Dass das Üben auf dem richtigen Pfad läuft, merkt man daran, dass es beim täglichen Üben kaum zum "Achterbahn"-Phänomen mit guten und grottenschlechten Phasen kommt. Umgekehrt wäre das zermürbende "Auf und Ab" ein wichtiges Zeichen für schwerwiegende Fehler beim Üben.
Nach gelegentlichen "Ruhetagen" oder einem kurzen Urlaub kann man häufig zunächst besser und lockerer spielen kann als zuvor. Es ist für unsereins fast unmöglich, vollkommen ohne technische Fehler bei Ansatz und Atmung zu üben. Durch die Unterbrechung werden die zuletzt eintrainierten kleineren Fehler vergessen.

Ausdrückliche Atemübungen führe ich nicht an, weil die nach meiner Erfahrung bei genügend in den Übungsablauf integriertem und korrekt ausgeführtem Mundstück Buzzing einen unnötigen zusätzlichen Aufwand darstellen. Außerdem fördern falsch angeleitete bzw. falsch ausgeführte Atemübungen leicht weitere Verkrampfung.

Einfach zu spürendes Prinzip: wird die Ausatmung fokussiert (= Spannung), ergibt sich eine richtige Einatmung von allein, durch Entspannung.
Nimmt man dagegen "als Anfänger" bewusst Luft auf, wie auf den beliebten Lehrer-Zuruf "tief einatmen", dann geht die Einatmung bereits mit unnötiger Spannung einher. Da Spannung und Entspannung wechselseitig aufeinander folgen, ist das Pulver für die Ausatmung in diesem Fall bereits verschossen.

Ein paarmal kurz Lachen vermittelt das richtige Körpergefühl für eine gute Breath Attack auf der Trompete und für die korrekte "Stütze" (engl. support).

Nebenbei bemerkt, ich hatte dir bereits in den ersten Wochen deines Trompete Spielens in einem Beitrag die Clips verlinkt, die dir einen korrekten Einstieg für Ansatz und Atmung vermitteln können, sie werden auch jetzt wieder genannt.
Gibt es einen Grund, warum Du die vor rund 4 Monaten nicht beachtet hast?
https://www.musiker-board.de/plaude...it-dem-ansatz-kann-man-den-kaputt-machen.html

M.E. sinnvolle Grundregeln für eine möglichst schnelle Entwicklung sind zum Beispiel:
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entspannt bleiben (das bedeutet nicht: schlaff)
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beim Üben musikalisch denken und fühlen
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das Mundstück nicht allzu fest anpressen, bei musikalischen Abwärtsbewegungen den Druck (zunächst bewusst) zurücknehmen.
Ich habe bei meiner eigenen Ansatzumstellung über Wochen nach jeder musikalischen Phrase unterbrechen müssen und dann meinen in die Sackgasse trainierten Ansatz samt Druck "korrigiert".
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nicht übertreiben
Wenn man eine Übung von z.B. 8 oder 16 Takten gespielt hat, macht man am besten eine genauso lange Pause. Bei geringem Mundstückdruck entwickelt sich so der Ansatz am schnellsten und man wird bald spüren, wie der Spaß ins Spielen zurückkehrt und wie man vorankommt. Wenn man sich dagegen "platt spielt", wird der Ansatz überlastet statt ausgelastet und die Übungszeit war verschwendete Zeit (s.o.).
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mit guten Play-Alongs üben, bei denen man eine Solo-Trompete als Klangvorbild hören kann. Menschen lernen am leichtesten durch die Nachahmung von Vorbildern, so lernen wir schon unsere Muttersprache.

CDs mit aufgenommener Trompete als Klangvorbild und zum Mitspielen liegen verschiedenen "Trompetenschulen" bei, für Etüdenbände mit Solo-Trompete und Play-Along bist Du vermutlich noch nicht weit genug.
Vielleicht kannst Du dir deine aktuellen Übungen von deinem Lehrer einspielen lassen, notfalls auf dem Smartphone. Man sollte Übersteuerungen des eingebauten Mikrofons unbedingt vermeiden (= Abstand halten, ncht darauf zielen), dann könnte der Sound durchaus für Übungszwecke genügen.
So kannst Du zu Hause auch "nach Gehör" üben und das Spielen deines Lehrers in Klang und Phrasierung so gut wie möglich nachmachen. Die Reihenfolge "erst hören, dann auf dem Mundstück buzzen, dann spielen" ist ideal, um wichtige Aspekte der Atemtechnik und der Intonation elegant in den Griff zu bekommen.

Weitere Strategien zur Problemlösung
1. Ansatz und erster Ton
Dieses Knowhow kann man regelmäßig mit der ersten und der dritten Lektion der 215th Army Trumpet Lessons überprüfen. Das geht recht einfach und ist enorm wichtig.
Beide Lektionen zusammen dauern nur 10 Minuten, sind also sehr gut als tägliche Dosis zur "Unterrichtsauffrischung" geeignet.
In Lektion 3 geht es mir nicht um die Spielerei mit dem Strohhalm, sondern um das "mouthpiece buzzing" danach. Dies ist eine echte Schlüsseltechnik, um auf der Trompete zu guten Ergebnissen zu kommen, auch für einige renommierte Profis. Man kann gar nicht genug auf diese Weise üben und es geht auch schnell mal zwischendurch.
Ich habe die Clips der 215th Army Band längst auf der Festplatte (Firefox, DownloadHelper).
http://www.youtube.com/watch?v=-H4Wby6ge3w
http://www.youtube.com/watch?v=LvDMwxwNpEA&t=110s
Und hier drei Beispiele, wie das Mundstück Buzzing richtig angewendet wird:
http://www.youtube.com/watch?v=3nF0thnUZwA&t=55s
http://www.youtube.com/watch?v=KDx_Wm63PGA&t=36s
http://www.youtube.com/watch?v=H5KHKU3fiEs&t=48s

2. Flankierende Maßnahme: Krafttraining für den Ansatz
Kein "muss", sondern "kann", wenn man sich mit dem Ansatz unsicher fühlt. Kraft sollte natürlich mit genügend zeitlichem Abstand zur Übungszeit auf dem Instrument geübt werden, z.B. abends.
Die Übung selbst ist an Schlichtheit kaum zu überbieten: man presst die Lippen fest zusammen und rollt sie dabei ein wenig ein, so dass man vom Lippenrot nur einen dünnen Strich sieht. Nun hält man den Pressdruck so hoch wie möglich, dann eine kleine Pause und die Übung evtl. nach Belieben wiederholen. Innerhalb weniger Wochen wird der Ansatz sicherer, einfach weil mehr Kraft zur Verfügung steht und bessere nervliche Kontrolle ausgebildet wurde.

In der fortgeschrittenen Form kann man versuchen, trotz hohem Lippendruck einen Ton herauszupressen, der wahrscheinlich an einen Mosquito erinnert.
https://www.youtube.com/watch?v=EpaVqrqbhdE

Noch fortgeschrittener wäre es, diesen Ton als Glissando abwärts zu ziehen und schließlich sowohl hoch als auch tief zu beginnen und den Tonumfang des Glissando als Lip Buzzing möglichst zu erweitern.

So oder so, man spürt recht bald man eine Verbesserung und dann stellt sich ein deutlich verbessertes Ansatzgefühl ein, was Sicherheit und Selbstbewusstsein vermittelt. Bekanntlich ist ein gutes Grundgefühl beim Trompete spielen bereits die halbe Miete.

3. Warm-Up. Das Reinhold Friedrich Solo Warm-Up zeigt, was m.E. ein guter Einstieg ist. Sehr günstig wirkt sich aus, so etwas untertags immer mal auf dem Mundstück zu buzzen, auch gebrochene Dreiklänge und die bereits erwähnten Glissandi. Bei mir liegt für kleine Pausen zwischendurch ein Mundstück auf dem Schreibtisch und ab und zu mache ich auch reines Lip Buzzing.

Die für dich geeigneten ersten Schritte der berühmten Cichowicz-Übung habe ich nachfolgend aufgeschrieben. Eine ähnliche Übung wurde von Vincent Cichowicz (ehemals CSO-Trompeter) im Unterricht verwendet, aber er hat nichts "offiziell" veröffentlicht. Geeignet wäre als Melodie z.B. auch eine Pentatonik.
Flow Study 1 http://www.mediafire.com/?8c48ql460i8rrxq
Flow Study 2 http://www.mediafire.com/?gsdat3do0yt27z2
Flow Study 3 http://www.mediafire.com/?acico5cys1up8ka
Hier übt Reinhold Friedrich erst ein bisschen Lip Buzzing, dann kommt seine Variation der Cichowicz-Übung:
http://www.youtube.com/watch?v=IH9PyK3bVr4&t=53s

4. Breath Attacks sind eine weitere hervorragende Technik für Ansatz und Atmung. Dabei wird der Ton ohne Zungenstoß erzeugt. Das kann man für einzelne Töne, Tonleitern und Akkordbrechungen benutzen. Die Dynamik kann den üblichen Regeln folgen.
Bei Tonleitern kann man in der fortgeschrittenen Ausführung nur über die Luft eine f-p-f-p... Dynamik spielen.
Denke an die "Ansatzmaske" bei Reinhold Friedrich, Tine Thing Helseth oder den Trompetern der 215th Army Band. Bei Binde-Übungen (Flexibilities) sollte man keine Grimmassen schneiden.
Und so sieht Flexibility bei guter Ansatzmaske im musikalischen Kontext aus:
http://www.youtube.com/watch?v=fz0l1dn8L4U&t=132s
Ein paar Basics als Warm Up für den Einstieg:
http://www.mediafire.com/?onigz9x4gb59rim

5. Wenn die Grundlagen funktionieren, kann man nach und nach Übungen aus bekannten Werken zur technischen Ausbildung einbinden, dabei eventuell für den derzeitigen Stand anpassen. Besonders interessant finde ich
Herbert L. Clarke, Technical Studies
Charles Colin, Advanced Lip Flexibilities Complete
Earl Irons, 27 Groups of Exercises
Jean Baptiste Arban, Complete Conservatory Method for Trumpet, E. Goldman (Ed.), Carl Fischer Publ., New York
Bei nicht rein klassischer Ausrichtung sind John O'Neil/Steve Waterman, Jazzmethode für Trompete und die Jamey Aebersold Play Alongs, Volume 1 & Volume 3 ein großartiger Einstieg ins Musizieren.
Hier kann man sich orientieren, wie Colin und Irons in fortgeschrittener Form ausgeführt werden:
http://thesystematicapproach.com/category/howtopractice/colins-100-original-warm-ups/
http://thesystematicapproach.com/category/howtopractice/irons-27-groups-howtopractice/

Schreibe doch bitte noch etwas dazu, welche Literatur von dir und deinem Lehrer im Unterricht verwendet wird und was Du mittelfristig auf der Trompete spielen und erreichen willst.
 
Zuletzt bearbeitet:
Ich fasse mich kurz und gebe nur meinen Senf zur Atmung ab - ich hatte, als noch keine Antwort da war, erst mehr geschrieben.
Erste Anlaufstelle sollte aber auch hier Dein Lehrer sein, denn eine Ferndiagnose ist immer suboptimal.

Ganz generell gilt aber, dass das Blechblasen immer möglichst entspannt ablaufen sollte. Das fängt bei der Körperhaltung an und geht über den Mund und Rachen bis hin zur kompletten Atmung. Jegliche Form der Verspannung engt ein und wirkt sich negativ auf den Ton aus und sollte vermieden werden. Zu Beginn der Übungseinheit und bei Bedarf zwischendrin stehen bei mir (Baßposaune = sehr hoher Luftbedarf) daher immer auch ein paar Atemübungen, anbei ein paar Beispiele, die ich z.T. aus "Ben's Basics" (Ben van Dijk) entnommen habe:

Einatmen:
- Gähnen! (lockert den Rachen, die Atmung erfolgt ganz natürlich so, wie Du es später brauchst)
- linkes Nasenloch zuhalten, gefühlt in den rechten unteren Bauch einatmen - und umgedreht
- durch das umgedrehte Mundstück langsam wie durch einen Strohhalm einatmen, so, als würde man einen zähen McDonalds Milchshake einsaugen.
=> Die Lunge füllt sich bei diesen Übungen "automatisch" von unten nach oben. Immer darauf achten, dass der Bauch sich entspannt dehnt und die Muskulatur der Bauchdecke nicht gegen das Einatmen arbeitet! Das entspannte Gefühl sollte man sich merken und möglichst auf das Instrument übertragen.

Ausatmen:
- mit einem konstanten Luftstrom gezielt einen Finger anhauchen (mit geformter Ansatzmaske aber ohne buzzen), der Atem soll dabei warm und feucht sein, nicht kalt und trocken.
=> jegliche Musik die Du später spielst wird diesen gleichmäßigen Luftstrom benötigen!

Zusammensetzen:
- 8 Schläge langsam, tief und entspannt einatmen (s.o) == 4 Schläge Einatmungszustand beibehalten: Luft bleibt drin, man ist dennoch entspannt und könnte jederzeit entspannt reden => das kommt dem Zustand beim Blasen sehr nahe == 8 Schläge Ausatmen (s.o.).
- Den Übergang zwischen Ein- und Ausatmen gezielt üben, z.B. mit den "5 Blows" von Jeff Reynolds: 1 Schlag einatmen, ohne Pause unterschiedlich lang ausatmen (1 Schlag = ff, 3 Schläge = f, 5 Schläge = mf, 7 Schläge = mp, 10 Schläge = p)

Nach diesen Übungen kommen dann die ersten Übungen auf dem Instrument, ganz bewusst Haltetöne, bei denen das Atemgefühl übertragen und gefestigt werden kann.


Ich wünsche weiterhin viel Spaß und Erfolg beim Lernen dieses schönen Instruments!

Grüße
Marco
 
Hallo Zusammen,

danke für eure tollen, ausführlichen Antworten.

Ich habe die Links nicht beachtet, weil die auf englisch sind...
Und außerdem dachte ich, ich bin bei meinem Lehrer gut aufgehoben (er ist ein klasse Trompeter).

Ich übe mit dem Heft "Trompete lernen mit Spaß" Teil 2. An Playalongs habe ich nur "Fluch der Karibik", aber die Stücke sind mir teilweise zu hoch.

Das mit dem Mund gegen Mundstück pressen ist nicht so ganz das Problem. Da meinte mein Lehrer mal, das sei bei mir nicht ganz so sehr ein Problem. Ich könnte zwar etwas lockerer sein, aber es ginge auch noch schlimmer...

Ich werde den Lehrer auf jeden Fall nächstes Mal auf mein Bauchmuskelproblem ansprechen.

Ich habe das gestern mal ausprobiert, einfach mal reinblasen, ohne den Bauch anzuspannen. Tja, was soll ich sagen... weiter als G1 komme ich damit nicht...
Hm.

Die Videos von diesen Wunderkindern sind toll. Aber sie untergraben meine Moral und mein Ego... :-(

Jedenfalls seid ihr hier alle super, dass ihr mir so helft mit euren Meinungen, Tips, Links!!!
Danke!!!

Und wo gibt es bitte die Geduld-Pille?
;-)
 
Englisch oder nicht - Du könntest doch die ausgewählten Übungen der 215th Army Band einfach nachmachen, wie Du es hörst und siehst - die Links unten springen gleich an die jeweils relevante Stelle.
Das Gleiche gilt für die Übungen bei Friedrich und Steenstrup - alles nur so gut und so weit es eben geht mitmachen, das kann eigentlich gar kein Problem sein.
Und wenn doch, dann schreibe uns einfach etwas zu deinen Erfahrungen oder Schwierigkeiten damit.

Ansonsten kann ich nur dringend empfehlen, dass Du dir das Mundstück Buzzing von deinem Lehrer zeigen lässt und unter seiner Kontrolle immer wieder übst, bis es richtig klappt.
Die Anwendung auf notierte Übungen im Wechsel mit dem Spielen auf dem Instrument ist der Schlüssel zum Erfolg, das würdest Du dann bald selbst merken.

Buzzing ist nun einmal eine Schlüsselübung für Blechbläser, weil es die angepasste Atmung und den Ansatz enorm verbessert. Würde mich wundern, wenn der seinerzeit weltweit bewunderte und daher legendäre Klang der Chicago Symphony Blechbläser nicht auch damit zu tun hätte.
Dort saßen damals nämlich über Jahrzehnte die eifrigsten Protagonisten dieser Übungsmethode allesamt zusammen (Arnold Jacobs,Vincent Cichowicz usw.)
Jedenfalls wäre das auch für dich eine wesentliches Element, wenn Du dir wirklich eine Grundlage für das Trompete spielen erarbeiten willst.

Andere wichtige Dinge hatte ich ja ebenfalls bereits genannt: die fokussierte Ausatmung, wie sie auch im Army Clip und besonders anschaulich bei Kristian Steenstrup gezeigt wird, das wirkt Wunder. Mehr "Spannung", als bei dieser Übung ganz natürlich erzeugt wird brauchst Du auf keinen Fall!
Als weiteres Element wäre dann noch die Ansatzmaske, auf die dein Lehrer bei dir achten sollte.

Und vergiss bitte den Versuch, als Anfänger auf der Trompete willentlich Kontrolle über deine Bauch/Rückenspannung oder Atmung ausüben zu wollen, das kann nur Murks werden und dir den Spaß am Spielen nehmen.

Gut ist dagen die Konzentration auf den Klang.
Unter brauchbaren PlayAlongs verstehe ich auf der Trompete vorgespielte Übungen und kleine Stücke (hier: für Anfänger), so wie in der unten genannten "Jazzmethode für Trompete".
Deshalb mein Rat, ggf. deinen Lehrer mit einigen aktuellen Übungen aufzunehmen, zum Beispiel Euer Warm Up mit den technischen Übungen, die Du hoffentlich täglich spielst.
Musikalische Anwendung: wenn dein Lehrer eine klassische Ausbildung für Trompete hat, müsste er eigentlich aus dem Arban die "150 popular Melodies" und die "68 Duets" kennen.

Das ist jede Menge guter Stoff, um viele grundlegende Dinge im musikalischen Zusammenhang zu lernen (einfacher Anstoß, Intervalle, Bindungen, musikalische Artikulation). Außerdem könntet Ihr einige der Stücke im Duett spielen, die Erfahrung des Zusammenspiels ist schließlich auch wesentlich für die Ausbildung des musikalischen Hörens.
Wenn es nichts Klassisches sein soll, sind neben der "Jazzmethode" für den Unterricht die 20 Jazz Duets, Heft 1 & 2 von Wolf Escher geeignet, bei Schott erschienen.

Es ist völlig egal, welche musikalische Richtung bevorzugt wird. Sobald Du verstärkt über das Ohr und die Nachahmung des Klanges lernst anstatt über abstruse Einflussnahmen auf den Körper, wird dir das Trompete spielen viel leichter fallen.

Gruß Claus

p.s., noch ein nettes Beispiel für musikalischen Trompeter-Nachwuchs:

 
Zuletzt bearbeitet:
Hmm

Also ich denke nach wie vor, dass

Problem 1 (nur bis c1 oder d1 nach 5 Monaten) absolut OK ist - kein Grund zur Besorgnis. Eine halbe Stunde am Tag üben ist auch gut, möglicherweise wäre es hier aber besser nur jeden zweiten Tag und dafür dann 1-1,5 Stunden am Stück zu üben. Zum einen kann man sich da mehr Zeit für das warm-up und cool-down nehmen (je 15-20 Minuten), zum anderen haben die Muskeln des Körpers durch den Tag Pause mehr Zeit zur Regeneration. Man kann das analog zum Sport sehen: wer jeden Tag nur eine halbe Stunde Workout macht, wird sich mit großer Wahrscheinlichkeit nicht in ausrreichendem Maße auf- und abwärmen, da ja sonst keine Zeit für das eigentliche Training da wäre. Zusammen mit den fehlenden Regenerationtagen ist das häufig ein Grund dafür, dass der Trainingseffekt insgesamt eher mäßig ausfällt.

Na klar können Buzzing Übungen etc. helfen. den Ansatz zu stärken. Das praktiziere ich selbst und schlage es auch immer wieder gerne vor. Aber m.E. nach bringt das alles gar nichts, wenn nicht erst an Problem 2, der verkrampften Atmung, gearbeitet wird! Die Beschreibung im ersten Post hört sich ja doch schon schlimm an, zumal ja nur eine halbe Stunde geübt wird. Bevor man hier irgendwelche großartigen Methoden von Meistern durchzieht, sollte man an die Wurzel des Problems und gezielt das kontrollierte aber unverkrampfte Atmen üben. Daher @Sohita: besprich Dein Atmungsproblem mit Deinem Lehrer und bitte ihn darauf einzugehen. Wie willst Du später mal ein langes tolle Stück spielen (solieren?), wenn Du zwar den Ansatz, aber keine entspannte Atmungstechnik hast?

Viele Grüße
Marco
 
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Hallo Zusammen,

zu mir hat jemand gesagt : „mit deinen dicken Lippen wirst du niemals ein guter Trompeter“ :-(
Und der Person möchte ich jetzt mit allen Mitteln beweisen, dass ich es doch schaffe. Aber ich habe jetzt schon seit 5 Monaten Unterricht und das Gefühl, dass ich es doch nicht schaffen werde… :-(

Wenn ich meinem Trompetenlehrer damit komme, sagt er nur immer „hab Geduld, das wird schon mit der Zeit“

Tja, aber ich habe keine Zeit! Ich muss doch beweisen, dass ich es schaffe! Und wenn ich es auch noch möglichst schnell schaffe, dann sagt diese oben genannte kritische Person vielleicht „wow“ (das würde mir gut tun)!

Jetzt kommt der Psychologe in mir zu Wort ;)

Erstmal muss es bei Dir im Kopf "KLICK" machen. Wenn Du Dich unter Druck setzt, entsteht Druck. Und Dein Vorhaben geht mehr oder weniger nach hinten los. Schon mal was von Selfulfilling Prophecy gehört? Selbsterfüllende Prophezeihung. Etwas wird allein dadurch geschehen, dass es angenommen wird - egal ob von Dir selbst oder von jemand anderem. Also denk nicht immer ich "muss" - oder "ich kann das eh nicht" - oder "ich muss ihm das beweisen" - oder "vielleicht hat er ja doch recht" oder was auch immer. Du blockierst Dich selbst damit. Und setz Dir keine Zeitvorgaben. Denk lieber in Richtung "ich hab in fünf Monaten schon so viel gelernt, und es geht weiter". Und sei stolz auf das, was Du bisher gelernt hast. Und tu es für Dich, und für niemand anderen / um jemandem was zu beweisen. Das kann zwar auch anspornen, aber man muss es auch wollen.... Nur halt nicht zu viel auf einmal wollen. Is schwierig, ich weiß das ;) bin da manchmal auch sehr ungeduldig.

Ich spiele seit gut 16 Jahren Klarinette, habe 2005 dann mal mit Trompete begonnen. Ich weiß aber nicht mehr, ob ich in meiner Schule nach etwa 4-5 Monaten schon beim D2 oder E2 angekommen war (Stegmann Schule ^^) Hab auch gepresst und mich geplagt dass mir der Schweiß runter lief :D Total falsch, wie ich inzwischen weiß. Vor etwa 1,5 Jahren hatte ich nochmal angefangen, da ging alles viel leichter... und vor allem entspannter. Ich kam sogar nach ein paar Wochen schon zum G2, so weit kam ich damals nicht. Aber frag mich nicht, warum... Habs dann aber auch wieder aufgegeben, weil ich nicht zum Spielen / Üben komm.


Außerdem: warum "musst" Du denn schon bis zum C2 oder höher spielen können? Unsere Flügelhörner jammern auch öfter, wenns weiter als bis zum C2 rauf geht... Die spielen lieber in der tieferen Lage - und in der kannst Du dieser Person doch auch schon schöne Stücke vorspielen - sofern Du das überhaupt möchtest - und wenn Du das Problem mit der Atmung in den Griff gekriegt hast.

Was ich noch fragen wollte: Flöte? Blockflöte? Querflöte? Oder was für ne Flöte? Bei der Querflöte musst Du ja eigentlich auch schon Atemübungen gemacht hab, weil Du für dieses Instrument relativ viel Luft brauchst, die Du gut dosieren können musst (hab ich noch vor der Klarinette gelernt...) - und dafür brauchst Du ja auch (unter anderem) Deine Bauchmuskeln.




---
eher off-topic an zonquer ;) also was Morrison da spielt, kann mein Bandleader auch ;) und ich bin jedes Mal fasziniert, wenn er spielt. Is aber auch Dipl.-Jazz Trompeter, also nicht von sowas entmutigen lassen, Sohita. Der hat 6 Jahre studiert um sowas zu können!
 
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