Zufällige Tonfolgen reproduzieren - Arbeitsspeicher für Töne

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Tigana
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Liebe Gehörgebildete,

Ich hatte gestern ein Vorsingen, bei dem ich, unter anderem, daran gescheitert bin, eine Tonfolge von vier Tönen akkurat wiederzugeben. Also: Pianist spielt, ich singe nach.

Abgesehen davon, dass ich klarerweise genau diese Situation mit jemandem üben muss, frage ich mich, ob man das sonst noch gezielt angehen kann. Gehörbildung, im Sinn von tonalen Zusammenhängen erkennen, mache ich, und Blattsingen wird auch besser, wenn auch noch nicht perfekt. Aber die vier Töne Übung schien andere Fähigkeiten zu brauchen.

Tipps wären toll!

Vielen Dank,
Tigana
 
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So einen richtigen Tip kann ich Dir für das Training dieser Übung leider nicht geben, außer vielleicht diesen hier:

Versuche, alles an Hör-Gewohnheiten und Hörreflexen auszublenden bzw. auszuschalten. Also den Reflex, die gehörten Töne einem gemeinsamen tonalen Zentrum (=Grundton) oder einer Tonleiter oder Ähnlichem, zuordnen zu wollen. Genau das ist dabei ja hinderlich und im Wege.

Versuche, die Töne als "Geräusche" zu hören und abzuspeichern und Dich auf die so entstehende Geräusch-Kombination (= mehrere Töne) zu konzentrieren, und diese nicht als Musik wahrzunehmen.

Einen besseren Tip habe ich leider nicht parat. Nur die Anmerkung, daß ich diese Art der Tests (ich bin schon öfter darauf gestoßen ...) für absolut überflüssig und krank halte, weil sie absolut NULL Aussagekraft über IRGENDEIN musikalisches Talent oder Können haben.

Gutes Gelingen dabei !

LG- Thomas
 
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Versuche, ... auszuschalten. Also den Reflex, die gehörten Töne einem gemeinsamen tonalen Zentrum (=Grundton) oder einer Tonleiter oder Ähnlichem, zuordnen zu wollen. Genau das ist dabei ja hinderlich und im Wege.

Mit dem Risiko, der TE zu verwirren, sage ich einmal genau das Gegenteil (und erklär's gleich): Versuche alles auf einen Ton zu beziehen, versuche einen Akkord aus den 4 Tönen zu machen (es gibt einige "Aber"s ... siehe am Ende ..).

Eine kurze Vorüberlegung: Wie singt man eine chromatische Tonleiter korrekt? Nicht, indem man von jedem Ton "einen Halbton nach oben geht" ... da endet man (wenn man nicht ein absolutes Gehör hat) "irgendwo". Sondern, indem man sich den Grundton merkt, die 12 Intervalle "kennt" (wie klingt eine kleine Sekund, eine große, ..., eine große Septim), und jeden Ton als Intervall auf dem gemerkten Grundton singt. Man baut also aus den einzelnen Tönen "zweitönige Akkorde im Kopf".

Genauso geht man bei den vier Tönen vor: Man merkt sich ein Zentrum (i.d.R. den ersten Ton, evtl. den letzten ... der Ton muss einem "sympathisch" sein ...) und den "Zusammenklang" ("Abstand") der anderen 3 mit diesem. Wenn man gut ist, dann merkt man sich "zur Kontrolle" noch die "Prüfintervalle" zwischen den 3 Tönen - dann kann man das garantiert perfekt nachsingen.

Das große "Aber" bei meiner Methode ist, dass man diese "Intervallklänge" "intim kennen" muss - es muss einmal sofort im Kopf klar sein, dass ein Intervall ein Tritonus, große Terz, große Dezim, ist ... und das ist aufwendige Gehörbildung.

Und das zweite "Aber" ist natürlich, dass man zur Reproduktion eben im Kopf einen Ton denken können muss; und dann darauf ein Intervall singen können muss.

Wenn man das aber kann, dann kann man z.B. im Chor während des Singens parallel andere Stimmen "mitsingen/mitdenken" und hören, ob das alles zusammenklingt.

(Das dritte "Aber" ist natürlich die "Gemeinheit" der Tonfolge: Ein Durakkord-Vierklang ist kaum zu verfehlen, ein Herumgespringe mit großen und kleinen Septimen und noch größeren Intervallen erfordert enorme Konzentration ...).

Harald M.
 
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Mit dem Risiko, der TE zu verwirren, sage ich einmal genau das Gegenteil (und erklär's gleich): Versuche alles auf einen Ton zu beziehen, versuche einen Akkord aus den 4 Tönen zu machen (es gibt einige "Aber"s ... siehe am Ende ..).

Das halte ich zwar prinzipiell für richtig, aber im konkreten Fall nicht für praxistauglich, da man dazu schon ein ausgezeichnet geschultes und entwickeltes musikalisches Gehör haben muß. Aber wenn ich mir Deine "abers" so durchlese, dann glaube ich ohnehin, daß wir uns in diesem Punkt einig sind ... :)

Thomas
 
Hallo Tigana,

ich habe mir vor kurzem das Buch praktische Musiklehre gekauft und dort steht als erste Aufgabe, dass Töne die auf der CD (in den ersten beiden Tracks) sind, nachzusingen. Muss da selber noch üben. Meine Chorleiterin gab mir den Tipp, einen Ton auf dem Klavier zu spielen und dann den Ton nachsingen. Zuerst klappt es noch garnicht, mit der Zeit wird es hoffentlich besser. Steh selber noch am Anfang.

Viele Grüße
Musicanne
 
Lieber Thomas, lieber Harald,

vielen Dank - und keine Sorge, das ist alles sehr verständlich. Für mich liest sich das als eine Kombination aus 'wenn ich das bald wieder machen muss, alles andere ausblenden' und 'das Fundament muss stehen, um es sicher zu können'. Ich kann mit der Idee, alles im Bezug auf einen Referenzton zu sehen, viel anfangen. Mit der Umsetzung hapert es allerdings. Ich denke, die Intervalle sind noch nicht sicher genug verankert, dass ich das so schnell abrufen kann. Und schon gar nicht, wenn ich so super nervös bin, da ging echt überhaupt nichts...

Ich plane so schnell nicht wieder ein Vorsingen, das war erst mal unangenehm genug. Mir fehlt die Systematik bei der Gehörbildung, aber ich werde versuchen, mir da einen Plan zu machen, wie ich das besser verankern kann. Ich habe erst mal mit Solmisation angefangen und das wirklich tolle Buch Singen auf den ersten Blick durchgearbeitet. Das war schon sehr hilfreich, aber eben nur ein Anfang...

Liebe Musicanne,

das Buch klingt interessant - worum geht es bei dem Nachsingen? Wird damit eine bestimmte Intervallform eingeübt?

Vielen Dank,
Tigana
 
Hallo Tigana,

schau mal auf dieser Seite, da kannst du dir einige Seiten anschauen. Es geht darum die Musiktheorie praktisch zu lernen: z.B. Intervalle singen, hören und spielen (wenn du zusätzlich ein Instrument spielst) aber auch Rhythmen erkennen, spielen und singen. Hast du ein Klavier oder Keyboard mit dem du üben kannst? Könnte noch jemanden gebrauchen mit dem/der ich üben kann, zu zweit macht es bestimmt mehr Spaß als alleine.

Viele liebe Grüße
Musicanne
 
Die Vorgehensweise mit Solmisation ist gut.
Lass dich von diesem "Hörtest" mit den zufälligen Tonfolgen nicht entmutigen. Wie hier schon gesagt wurde, ist sowas völliger Unsinn. Sei lieber froh, dass du dort nicht gelandet bist, wo man sowas verzapft. Alles Gute noch! :)
 
Danke euch allen! Ich kann schon nachvollziehen, dass sie gern Leute mit wirklich gutem Gehör haben wollen (der Chor singt auch viel neue Musik, und dass es hilft, wenn man auch zufällige Tonfolgen sicher reproduzieren kann, ist mir schon verständlich.) naja, die anderen beiden, die an dem Abend vorgesungen haben, wurden auch nicht genommen.

Ich habe eigentlich ganz gute Übungsbedingungen - ein Klavier und einen Chor, bei dem wir öfter mal auch in kleinen Ensembles (Quintett, Trio, Doppelquartett) singen, was mir viel bringt. Aber was mir klar ist, ist dass ich weiter am Basisvokabular arbeiten muss, damit ich das dann auch bei der Musik, die wir machen, wieder erkennen kann. (Also dass ich mich da gerade in einen übermäßigen Akkord einfüge, z.B.) und dafür fehlt mir noch die automatische Geläufigkeit.
 

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