Züge ziehen und reinigen

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voiceintune
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hallo werte Blechgemeinschaft,

euch erreicht eine Anfrage aus der Holzecke.


sicherlich ist zu diesem Thema schon geschrieben worden, aber unter welchen Stichworten?


wer kann bitte helfen, (Trompete K&H)

- wie werden feste Züge gezogen und die Innenreinigung vollzogen.


technisch bin ich sehr bewandert, es darf gefachsimpelt werden.

Danke

der Hölzerne:hat:
 
Eigenschaft
 
Feste Züge kann man mit Kriechöl (oder besonders dünnem Ventilöl wie Hetman 1) behandelt übernachten lassen und bei ggf. fixiertem Instrument mit einem durch die Biegung gezogenem Lappen/Tuch als Zughilfe.
Für Perinetventile gibt es ein eigenes Werkzeug: https://www.thomann.de/de/bobcat_mundstueckabzieher.htm

Die Topreinigung eines arg versifften Instruments ist Ultraschallreinigung, allerdings lohnt sich eine Ultraschallanlage mit großer Wanne kaum, wenn sie nicht andauernd gebraucht wird.
https://mueller-lack.com/der-lackdas-verfahren.html
https://www.mueller-lack.com/files/mueller_lack/downloads/MZL_Bericht.pdf

Wenn ich gebraucht kaufe, hat mir bisher immer die einfache Grundreinigung genügt. Dazu baue ich bei Perinetinstrumenten die Ventile aus und lege sie zu Seite.
An meine Zylinderventiltrompeten bin ich nie ran, da wäre mir die Einrichtung beim Wiedereinbau zu heikel.

Den Korpus und die Züge löse ich - wenn es geht, so oder so kommt alles mit etwas Handgeschirrspülmittel bei warmen Wasser in die Badewanne und bleibt lange stehen, mindestens über Nacht.
Bei Kundenaufträgen würde ich ggf. mich gegen die Möglichkeit von flächiger Lackablösung nach Aufweichen absichern, bei Bach und Yamaha Lackierungen war das früher(!) gut möglich.

Schließlich wird das gut eingeweichte mit passenden Brüsten und Wasserdüsen gereinigt, gute Erfahrungen habe ich vor allem mit diesen beiden:
https://www.thomann.de/de/koelbl_spiralreiniger_trompete.htm
https://www.thomann.de/de/meinlschmidt_hydro_jet_m1.htm

Den Hydro Jet finde ich als Reinigungswerkzeug optimal und weil komplett aus Kundststoff ist er auch sicher in der Anwendung. Bei Brüsten muss man wegen der Drahtseele natürlich aufpassen.
Vorher hatte ich eine einfache Wasserdüse, im Prinzip wie die aus dem folgenden Link, nur mit Stopventil: https://www.thomann.de/de/stoelzel_innenreinigungsduese_590422.htm

Mit der Rundbürste gehe ich nach dem Hydro Jet durch und am Schluss noch einmal zum "Ausspülen" gelöster Reste.

Das hat nach und nach sogar den extrem hartnäckigen Schimmelgeruch in einem Trompetenmundrohr und Zügen beseitigt, die optisch bereits völlig belagfrei waren.
Preofessionelle Reiniger lösen das vermutlich über Eigene Instrumente kommen bei nie in so einen Zustand, denn dafür braucht es fehlende Mundhygiene und lange vernachlässigte Pflege des Instruments.

Für Posaunenzüge hatte ich auch eine meterlange Rundbürste vom Wochenmarkt in Gebrauch.

Gruß Claus
 
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@Claus, für die antwort gehörst du gleich zu einem guten getränk eingeladen.

sehr umfangreich!! - danke

was ist mit erwärmen der aussenzüge?
warum hetmann 1? - ist das so dünnflüssig --besser rostlöser(hier im sinne von "peks")?
 
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meine gedanken kreisen noch um einen stärkeren druck im schlauch, analog der abflussreinigung bei den profis, die einen routirenden strahl dazu nehmen, quasi fräsen....
natürlich nach dem "einlegen" als schlussreinigung.

ginge das ?


ein danke an Hermanson für den hinweis.
 
Zuletzt bearbeitet:
Ein "zugewachsenes" Mundrohr würde ich genau auf Korrosion prüfen und wenn Einweichen nicht mehr reicht, dann hilft halt nur Ultraschall.

Ansonsten finde ich den Druck beim Hydro Jet für eine Reinigung ausreichend, schließlich will ich mir nicht das dünne Blech verbeulen.
Hetmann #1 ist das dünnflüssigste vollsynthetische und ungiftige Öl, das ist kenne.
Wenn Du Kriechöl aka WD40 nimmst, dann ist halt eine entsprechend aufwendigere Reinigung notwendig, bevor das Instrument wieder spielbar wird.
Vom Problem des Auffangens und Entsorgens der wasserschädlichen Rückstande will ich hier gar nicht anfangen.

Natürlich kannst Du Erwärmen, aber ab ca. 140° kann der Lack verbrennen und spätestens ab 220° kommt man in den Bereich weich gelöteter Verbindungen, je nach Lot.
Ich halte mich von solchen Digen fern, schon weil ich keine Fixierungen, Temperaturableitungen und kontrollierte Lötstation bzw. Flamme habe.

Anders herum wird aber vielleicht auch ein Schuh daraus: Du könntest unbedenkliches Kältespray in den Zug leiten, um den Spannungsunterschied zu nutzen.
https://de.wikipedia.org/wiki/Kältespray

Gruß Claus
 
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ich sags ja - ein ergiebiges forum - @Claus eine neue idee ist geboren, aber:

ich kann ja nur von innen sprühen (damit der querschnittkleiner wird) und aussen müsste es "warm" bleiben.
jetzt die frage:
innen nur sprühen und es reicht
oder
innen sprühen und dann (vorher) aussenrohr erwärmen, da reicht denke ich um die 80 grad.


und weitere frage,

die übung mit einem handtuch/lappen die bögen zu ziehen....was mache ich beim hauptbogen der noch eine stütze eingelötet hat!! setze ich da an, oder an der (fast) rundung?
 
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Ich bin gespannt auf deinen Bericht und ja, ich würde Kältespray auch innen sprühen, schließlich soll sich das Material durch die Anwendung zusammenziehen.

Bei einer Trompete wäre es dank der kompakten Bauweise kein Problem, sie vorher 5 Minuten bei 120 Grad im Backofen butterzart vorzugaren... :D
Damit hat man dann den größtmöglichen Spannungsunterschied innen und außen. Für das technische Kältepray gibt es vermutlich auch dünne Verlängerungen der Düse, um von innen in den Zugkanal zu kommen und die im Schnitt 0,45mm Messing wären sicher ruckzuck gefrostet.

Wenn das alles nicht hilft müsste der Zug samt Ohren m.E. ausgelötet und ersetzt werden, weil er dann sowieso komplett zusammenkorrodiert ist.
Aber die Lötverbindinung der Ohren zur Maschine ist hartverlötet, wenn ich nicht irre und das wäre eine ganz eine andere Baustelle.

Gruß Claus
 
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Sehr schöner, informativer Thread!

Zum Thema festsitzende Züge kann ich nur eines sagen: bloß keine Gewalt anwenden! Von der "Übung mit einem Handtuch/Lappen die Bögen zu ziehen" kann ich nur abraten. Dann lieber zum Instrumentenbauer und das für kleines Geld machen lassen. Die Reparatur eines beschädigten Instruments kostet sicher ein Vielfaches.

Wenn selber machen, dann sanft und sehr vorsichtig probieren und die eigenen Grenzen erkennen. Kriechöl habe ich noch nicht probiert, aber ich war schon erfolgreich mit dem Lösen festsitzender Stimmzüge durch vorsichtiges Erwärmen mittels Haarföhn, also gar nicht mal so heiss. Oftmals ist es ja nur ausgehärtetes Stimmzugfett, das den Stimmzug festsitzen lässt. Wie bei der guten alten Butter wird auch das Stimmzugfett durch Wärmezufuhr wieder weich und der Stimmzug lässt sich ggf. ohne weiteren Aufwand wieder herausziehen. Wenn das nicht funktioniert, käme bei mir vermutlich das Kriechöl zum Einsatz und danach der Instrumentenbauer.

Vielen Dank & Grüße
Marco
 
Ein Instrumentenbauer entfernt die (zuvor mit Öl gelösten) Bögen nicht anders, wenn rein händisch nicht geht oder was genau hast Du in der Werkstatt von Trompetenbauern bei richtig festsitzenden Bögen gesehen? :confused:

Gruß Claus
 
darf ich es zusammenfassen.

auseinandernehmen so weit es mühelos geht
ab ins fairy bad
rausnehmen und trocknen
züge mit kriech..... vernetzen
bei kein erfolg erwärmen, über handwarm, ev handtuch-version
wenn weiter kein erfolg - instrumentenmacher
 
Erwärmen bis 120 Grad ist bei Perinettrompeten mit ausgebauten Ventilen kein Problem, bei 140° beginnt m.W. die Einbrenntemperatur des Lacks. :D

Ich weiß es nicht aber vermute, dass bei einer Ultraschallreinigung auch eine Schmiermittel-Verklebung von festsitzenden Zügen gelöst wird.
Aber Du willst sicher mit Hausmitteln ran.

Gruß Claus
 
also die züge sind nicht gerade als H7 passung eingebaut, da hat es sicherlich luft, wohl aber nur im mittleren 100tel-bereich und dieser "zwischenraum" ist korrodiert oder festgebacken mit zugfett.
das MITTEL muss dazwischen arbeiten können - hmmmm

ich werde es mit anwärmen und dann kältespray (innen) versuchen, bei gleichzeitigem ziehen (handschuh pp.)

werde berichten.
 
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Ein Instrumentenbauer entfernt die (zuvor mit Öl gelösten) Bögen nicht anders, wenn rein händisch nicht geht oder was genau hast Du in der Werkstatt von Trompetenbauern bei richtig festsitzenden Bögen gesehen? :confused:
Auch ein Kfz-Meister wird die Generalüberholung eines Motors prinzipiell nicht anders machen, als der Hobbyschauber in seiner Garage - bis auf ggf. vorhandenes Spezialwerkzeug, was auch der Instrumentenbauer haben könnte. Dennoch sind die Erfolgsaussichten ungleich besser, weil der Profi sein Handwerk als solches gelernt hat und erfahren ist. Außerdem haftet er dafür wenn doch mal etwas schief laufen sollte.

Von daher habe ich sicher nichts gegen "selber machen", aber wie überall im Leben sollte man seine Grenzen kennen und wissen, wann man besser einen Profi machen lässt. Letztlich muss da jeder selbst entscheiden, wieviel er sich zutraut ;)

Vielen Dank & Grüße
Marco
 

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