Zu viel - ein erster Versuch in der deutschen Sprache...

Morbo
Morbo
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Ich hab auch mal wieder einen Text fertiggestellt. Diesmal ist sogar was deutsches rausgekommen - Premiere für mich. Daher bin ich mal besonders auf Meinungen gespannt. Musik dafür steht an sich auch schon und wird mal wieder größtenteils akustisch-ruhig. Der Titel ist irgendwie noch eine Behelfslösung, den ändere ich glaub ich noch. Danke fürs Lesen und die Aufmerksamkeit.


Zu viel

Strophe:
ich weiß nicht, was hier los ist
alles dreht sich, jeder rennt
ich irre durch die straßen
die ich eigentlich schon ewig kenn

versinke zwischen menschen
schwimme schneller mit dem strom
mein blick verliert an schärfe
zerfließt, alles wird eins

Refrain1:
so viele farben
sie schimmern grau
so viele töne
sind verklungen
so viele pläne
zu schall und rauch zerfallen
so viele momente
sind fort

immer höher, nur noch weiter
jeden tag ein bißchen mehr
nur noch vorwärts, immer schneller
die träume lasten viel zu schwer

ich versuche aufzuschreien
mein ruf verhallt ganz unbemerkt
die kurzen blicke streifen mich
eintausend ohren haben nichts gehört

Refrain2:
hier bin ich nicht zu hause
ich gehör hier nicht hin
bin mehr als die summe aller teile
bin auf jagd nach einem sinn

ich such noch den weg raus hier
gefunden hab ich nichts
aber immer wo der schatten ist
braucht er auch das licht
 
Eigenschaft
 
>>> Wie immer kein Gewähr auf exakte Rhythmusinterpretierung <<<

"ich weiß nicht, was hier los ist"
Wenn ich den Rhythmus richtig interpretiert habe, passt es nicht so ganz rein. Außerdem könnte man die Dramatik steigern, in dem man diese Zeile durch "Was zum Teufel ist hier los" ersetzt. Passt glaube ich auch besser rein

"die ich eigentlich schon ewig kenn"
Ebenfalls wieder ein Problem mit dem Rhythmus. Mein Vorschlag: "Die ich schon seit Ewigkeiten kenn"

"zerfließt, alles wird eins"
Passt nicht in das Reimschema. Da sich sonst alles reimt, solltest du die Zeile ersetzen.

"immer höher, nur noch weiter"
Würde hier das "immer" wiederholen. Also "immer höher nur immer weiter"

"die kurzen blicke streifen mich
eintausend ohren haben nichts gehört"
Die obere Zeile reimt sich ebenfalls nicht. Vllt den Satzbau ändern in "Nur kurze Blicke, die mich streifen". Die folgende Zeile sollte gekürzt werden. Ich denke das "haben" herauszunehmen würde schon reichen. Mit Gedankenstrich trennen, dann passts auch so.

"ich gehör hier nicht hin
bin mehr als die summe aller teile"
Würde ich den Satzbau ändern. "Hier gehöre ich nicht hin" passt glaube ich besser. Die folgende Zeile würde ich auch ummodellieren in "Bin nicht nur Summe aller Teile"

"ich such noch den weg raus hier
gefunden hab ich nichts
aber immer wo der schatten ist
braucht er auch das licht"

Würde ich auch einiges dran ummodellieren.
"Ich such' den Weg heraus, aber gefunden hab' ich nichts
Doch jeder weiß wo Schatten ist, da findet man auch Licht"

Nur ein paar Tipps, wie ich es machen würde. Hoffe ich konnte dir helfen.

MfG: Reptile
 
Hey Morbo,

ich weiß nicht, was hier los ist
alles dreht sich, jeder rennt
ich irre durch die straßen
die ich eigentlich schon ewig kenn


Hat mich auf Anhieb berührt und angesprochen. Find ich super. Ich würd da auch nix dran ändern.

versinke zwischen menschen
schwimme schneller mit dem strom
mein blick verliert an schärfe
zerfließt, alles wird eins


Auch toll. Nur die letzte Zeile gefällt mir nicht so. Es wirkt etwas kurz, irgendwie so, als wär dir nichts besseres eingefallen.

so viele farben
sie schimmern grau
so viele töne
sind verklungen
so viele pläne
zu schall und rauch zerfallen
so viele momente
sind fort


Gefällt mir irgendwie nicht so sehr. Im Gegensatz zu den Strophen vermiss ich hier die Harmonie in den Worten. Es wirkt auf mich leider nicht so.

2. Strophe gefällt mir auch sehr gut.

ich versuche aufzuschreien
mein ruf verhallt ganz unbemerkt
die kurzen blicke streifen mich
eintausend ohren haben nichts gehört


Was hälst du von "tausend Ohren"? Hört sich für mich stimmiger an.

hier bin ich nicht zu hause
ich gehör hier nicht hin
bin mehr als die summe aller teile
bin auf jagd nach einem sinn


Find ich auch schön. Vor allem die 3. Zeile!

ich such noch den weg raus hier
gefunden hab ich nichts
aber immer wo der schatten ist
braucht er auch das licht


Wie wär's mit: "Aber wo auch immer Schatten ist, da findet sich auch Licht"? Oder so... ;)
 
Hey,


Kann mich eigentlich nur den bisherigen Anmerkungen anschließen - aber mir gefällt das wirklich sehr sehr gut. Hatte beim Lesen auch direkt eine Melodie/Stimmung und Musik im Kopf. Du umschreibst nicht alles so 'normal'.

Gruß Priceless
 
Vielen Dank für eure Anmerkungen. Ihr habt Recht, ein bißchen was dran zu basteln ist noch, das wirkt noch nicht rund genug. Ich bin mir grad auch nicht so sicher, ob ich den ersten Refrain noch ändern soll - zur Zeit gefällt er mir auch noch nicht so 100%ig. Ich frage mich, ob der Text im Gesamten zu unkonkret ist - was meint ihr?

@reptile: Vielen Dank für deine Anmerkungen zur Rhythmik. Allerdings stimmt die an sich schon so mit der Gesangsmelodie überein. Ist ja auch eine Frage der Betonung und wie man es liest. Du hast Recht mit deiner Anmerkung zur "zerfließen"-Zeile - die ändere ich noch. Vielleicht noch als Anmerkung zum Rhythmus: die letzte Zeile vor einem Refrain muss immer etwas länger sein, da sie noch zu einem anderen Akkord führt. Das mag dann beim Lesen komisch wirken, passt aber im Song eigentlich so. Danke dir für deine weiteren Anmerkungen.

Ich denke ich werde mich morgen Abend mal an eine Bearbeitung setzen. Bin aber weiterhin noch sehr dankbar für Kritik - vor allem inhaltlicher Art.
 
'Die letzte Zeile vor einem Refrain muss immer etwas länger sein' - meinst jetzt bei dir nur, oder?

Ich mag deinen Text - deswegen ein paar kleine Vorschläge.

"so viele farben
sie schimmern grau
so viele töne
sind verklungen
so viele pläne
zu schall und rauch zerfallen
so viele momente
sind fort"

Die ersten beiden Paradoxe sind toll (graue Farben, verklungene Töne), aber die Pläne, die zu Schall und Rauch zerfallen, wirken nicht so. Vielleicht so wie die Töne 'nicht umgesetzt' oder so? Würde für mich darin stimmiger sein. Die Momente, die 'fort sind', sind sehr nüchtern und direkt im Vergleich - du hast bereits eine interessante Stimmung aufgebaut, da kannst du doch hier auch ein Bild verwenden? Momente können ja auch sterben, verstreichen, verblassen, außer Reichweite sein, usw.

Die "eintausend Ohren" sind mir auch aufgefallen - können aber unter Umständen passen, wenn es richtig betont wird.
Noch ein Vorschlag zu Songstruktur: Wiederhole Refrain 1 am Ende nochmal, Refrain 2 wäre dann ein schönes Outro. Finde die Bilder in Refrain 1 schön und passend genug, dass sie wiederholt werden dürfen. ;) Wäre eine Struktur wie bei 'Hurt' in der Version von Johnny Cash, wenn du es kennst.
 
Hallo Morbo,
der fulminante bildreiche Beginn und deine Wortwahl insgesamt zeigen, dass das nicht dein erster Text ist und dass du dich in die Thematik gut versenken kannst, ohne aufgesetzt zu wirken.
Die graue Atmosphäre die du erfahrbar beschreibst, bekommt durch den Refrain noch einmal neue, bedohlich- triste Energie. Danach ist allerdings der Ofen aus und deine Bilder werden selten, verlieren an Ausdruckskraft, hängen sich an Allgemeinplätze und klingen stärker werdend selbstmitleidig.

Man kann das Unwohlsein wohl spüren, die Unzufriedenheit, aber nicht die notwendige und auch ansatzweise lesbare und logisch zu erwartende Verzweiflung.
Man traut diesem LI mehr zu als taumeln und stimmlose, unhörbare Schreie.
So ist mir die Beschreibung des Leids zu passiv, zu duldend und abwartend.
Das ist mir etwas zu wenig in der Entwicklung des Spannungsbogens.
Da wird am Anfang (erste Strophe) mehr Erwartung geweckt. Wo ist die Perspektive dieses modernen Helden? Wo ist seine Meinung? Dieser Typ hat mehr zu erzählen...
Da erkennt einer ganz zu Beginn: "hier läuft was falsch" und statt zu kämpfen wird er immer mehr in die Untätigkeit hineingezogen.
Das wäre allein nicht das Problem, aber das (silver lining) Ende spielt auf eine Hoffnung an, die im Kontext zu plötzlich und vor allem zu kraftlos daherkommt.
Daran kann man sicher noch schrauben und entwickeln.
Alles in allem ein vielversprechendes deutsches Debüt.
Es berüht noch nicht ganz so sehr, wie deine hervorragenden englischen Texte.
Man könnte meinen, die kitschfreie, emotionale Tiefe deutscher Wort- und Satzkonstruktionen wehrt sich noch ein bisschen, von dir entdeckt zu werden.
Grüße
willy
 
Ach, willy - wenn ich könnte, würde ich dir einen Orden verleihen. Du drückst genau das in Worten aus, was mich auch noch an dem Text gestört hat. Nur bin ich selbst nicht drauf gekommen - manchmal blockiert einen die eigene Sicht ja doch etwas sehr...
Deine Einschätzung bezüglich der deutschen Sprache war auch absolut korrekt. Beim Texten fühle ich mich im Englischen eigentlich noch etwas sicherer - eigentlich ja komisch, da ich lediglich auf mein Schulenglisch zurückgreifen kann. In letzter Zeit hab ich aber sehr viel deutschsprachige Musik gehört, die mich sehr begeistert hat. Angefangen hat alles mit dem wunderbaren Gisbert zu Knyphausen (er heißt wirklich so): http://www.youtube.com/watch?v=X1WReswh-KA&feature=fvw

Vielen Dank auch an Mondluchs, für die Refrain-Tipps - ich finde deine Kritik absolut berechtigt und sehr hilfreich.

Ich hab die Zugfahrten der letzten Tage zum Überarbeiten genutzt und das ist jetzt dabei rausgekommen. Ich hab versucht, euer Feedback zu verarbeiten. Ich hoffe, dass es mir einigermaßen gelungen ist.


ich weiß nicht, was hier los ist
alles dreht sich, jeder rennt
ich irre durch die straßen
die ich eigentlich schon ewig kenn

versinke zwischen menschen
schwimme schneller mit dem strom
mein blick verliert an schärfe
ihr radar meine position

die farben, die grau schimmern
wenn töne uns verlassen
werden alle nacheinander
am horizont verblassen
werden schall und rauch für immer
lassen worte nicht erklingen
aber ich werd immer weiter
meine kleinen lieder singen


immer vorwärts, immer schneller
viel zu weit und viel zu schwer
gedanken spinnen wirre fäden
jeden tag ein stückchen mehr

sitze taumelnd in der ecke
sehne still die nacht herbei
wenn die lichter einmal ausgehen
ziehen schatten schnell vorbei

die farben, die grau schimmern
wenn töne uns verlassen
werden alle nacheinander
am horizont verblassen
werden schall und rauch für immer
lassen worte nicht erklingen
aber ich werd immer weiter
meine kleinen lieder singen


ein bild von dir vor meinen augen
endlich ruhe, es wird nacht
in den winzigsten momenten
liegt die allergrößte kraft
 
Zuletzt bearbeitet:
Hallo Morbo,

ich kann nur einen sehr unqualifizierten Beitrag abliefern: T.R.A.U.M.H.A.F.T.! Absolut.

gut, ich geb mir mühe es nicht so unqualifiziert zu lassen, weil so ein Poet ja doch eine klare Meinung und einen deutlichen Eindruck von dem Wirken seines eigenen Werkes haben sollte. Und vllt vermittelt dir ja die nächste Aussage, wie sehr mich dein Text berührt hab: Ich habe dazu gesungen. Trotz blöder halsschmerzen und kränkelnder Stimme rissen mich die von dir verfassen Worte so mit, pflanzten mir eine Melodie in den Kopf, die vor Freude juchzend über meine Lippen drang.

Gut, der vom Text vermittelte Eindruck bringt keine juchzende Freude sondern - und das trifft meines Erachtens auf all deine Texte zu - ästhetische Melancholie (fett, damit es JA NICHT UNTERGEHT!! ;)).

Und mein Gott, ein Text mit dem ich mich so gut identifizieren kann ... ich glaube man könnte als Prämisse herausarbeiten: Nicht in der Gewohnheit findet man Geborgenheit, sondern in jeder Sekunde - noch so klein und scheinbar unbedeutend - in der wir uns wohlfühlen. Was bringt es dem LI dass es die Straßen der Stadt schon ewig kennt, wenn alles um ihn herum keine Bedeutung mehr hat, sondern nur die Erinnerung an eine geliebte Person (ich übertrags mal ganz dreist auf mich ... bin grade umgezogen und vermisse meine Geliebte Person auch unheimlich und finde meine Kraft auch in seinem Gesicht vor meinem geistigen Auge) es noch halten kann, damit es in der Flut von farb- und klanglosen eindrücken nicht einfach die Lust am Leben verliert.

Wenn man sich nicht die Zeit nimmt den Text zu lesen könnte man meinen "Naja, noch so n deutscher 'Ohne Dich ist alles Doof'-Text". Aber scheinbar kannst du die Worte ganz interessant so zusammenbauen, dass sie auf den ersten Blick klar sind, auf dem zweiten aber ihre wahre Schönheit in Interpretation hinter der offensichtlichen Fassade offenbaren =)

Schönen Abend noch, und ich hoffe du verstehst mein wirres gebrabbel ;)

Diavor
 
Ja, da kann ich mich nur anschließen, wirklich wunderbar, der Text. Es ist hier wirklich recht selten, dass mich eine Strophe so fesselt und ich es kaum erwarten kann, die nächste zu lesen. Allerdings ging mir das bisher bei den meisten deiner Texte so und wie Diavor schon sagt, alle deine Texte sind recht melancholisch, aber auf eine subtile Art und Weise, das gefällt mir sehr gut!
Hast du schon an eine musikalische Umsetzung gedacht?

freundlichst,

Phil
 
Hey,

Einfach nur genial. Mehr muss man dazu nicht sagen. Bin begeistert.

Nur eine Frage: Kann man taumelnd sitzen? Das fand ich grad noch komisch. *grübel*
 
Sehr schöne Verbesserug - Musterbeispiel dafür, wie aus einem Rohdiamanten ein echtes Juwel werden kann. ;) Und der Herr zu Knyphausen fasziniert mich auch sehr... schöner Beitrag insgesamt also. :)
 
Danke danke, liebe Leute. Das freut mich doch ungemein zu hören.

"sitze taumelnd" - das ging mir auch noch durch den Kopf. Daraus wird ein "hänge taumelnd", das müsste besser hinkommen. Musikalische Umsetzung ist definitiv in Planung. Mit der Textumänderung gestern hab ich aber auch das bisherige musikalische Konzept über den Haufen geworfen. Ich guck mal was bei rumkommt, aber es wird in jedem Fall ein Song sein, den ich nur mit Gitarre und vielleicht ein bißchen Klimbim drumrum mache - eine Bandumsetzung wird es nicht geben.

Danke nochmal und beste Grüße,
Morbo
 
hi,

ich würd noch weiter überarbeiten, metrik hier und da anpassen, nen paar worte/reime ändern.
hier nen vorschlag zu deinem ersten entwurf:
Zu viel

Strophe:
ich weiß nicht, was hier los ist
alles dreht sich, jeder rennt
ich irre durch die straßen
die ich eigentlich schon kenn

versinke zwischen menschen
schwimme schneller mit dem strom
mein blick verliert an schärfe
zerfließt, alles wird konform

Refrain1:
so viele farben schimmern grau
so viele töne sind verklungen
so viel pläne schall und rauch
zu viel momente einfach fort


immer höher, immer weiter
jeden tag ein bißchen mehr
nur noch vorwärts, nur noch schneller
doch die träume lasten schwer

ich versuch laut aufzuschreien
doch mein ruf bleibt ungehört
und mich streifen kurze blicke
tausend herzen unberührt


Refrain2:
hier bin ich nicht zu hause
hier gehör ich nicht mehr hin
mehr als die summe meiner teile
halt ich ausschau nach dem sinn

such andauernd den weg raus hier
nur ich find ihn einfach nicht
doch ich weiss, steh ich im schatten
gibt es irgendwo ein licht


gruß,

micha
 
Danke für den Verbesserungsvorschlag. Immer schön zu lesen, wie andere das formulieren würden, was man sich selbst so erdacht hat.
Allerdings steht der Text mit meiner zweiten Version (siehe ein paar beiträge über diesem hier) eigentlich ziemlich definitiv, weswegen ich jetzt leider keine praktische Verwendung für deine Korrektur habe. Nichtsdestotrotz vielen Dank für deine Mühe.
 
macht ja nix:) kann mans hören?
 
Ist in Arbeit. Ich hoffe ich komme schnell mal zum Aufnehmen, dann stelle ich es rein.
 

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