Das naheliegenste scheint erst mal zu sein Euer Audiointerface mittels eines
http://focusrite.de/mic-pres/octopre-mkii aufzumotzen. Aber wenn Du schon schreibst, dass Ihr nicht so die PC-Frickler seid, dann ist es eine Weise Entscheidung von sowas die Finger zu lassen.
Ich plaudere mal ein büschn aus dem Nähkästchen.
Wir sind eine 5-köpfige Rockband. Als zentraler Teil für unsere (fast) perfekte Lösung hat sich ein Korg D3200 bewährt. Das ist ein Kompaktstudio mit 12 Mikrofoneingängen, Mischer, Effektsektion, CD Brenner, allem Pipapo. Das würde auch für Eure Besetzung genau ausreichen. Ein bißchen Einarbeitungszeit war nötig, aber wir bekommen jetzt jederzeit auf Knopfdruck Aufnahmen guter Qualität. Naja - so gut wie wir spielen halt.
Natürlich ist es nicht mit dem Gerät alleine getan. Wichtig ist es das gesamte Setup für Aufnahmen effizient und überschaubar zu halten. Um den Einfluss des suboptimalen Raums zu minimieren close-miken wir alles so gut wie's geht. Die Gitarren (wir haben zwei) haben Mikrohalter, die an die Boxen geklemmt werden können. So haben wir mit minimalem Aufwand halbwegs reproduzierbare Mikrofonpositionen. Für Euren Gitarrero werdet Ihr wohl auch ein Mikro (z.B. Shure SM57 oder Sennheiser E906) brauchen. Viele Bassverstärker haben eine DI-Out Buchse. Darüber geht's direkt in das Aufnahmegerät, genau wie auch das Keyboard. Für's Schlagzeug haben wir den billigsten Schrott-Mikro-Koffer mit Schraubklemmen von Thomann gekauft. Schlechter kann Euer Drum Mikro Set nicht sein. Für die Toms reicht der Schrott aber aus. Für Snare und Kickdrum haben wir zwar in bessere Mikros investiert, aber die Mikroklemmen aus dem Billigkoffer setzen wir auch für die ein. Du schreibst Du wolltest erst mal ohne Overheads probieren. Aber eigentlich sind die wichtigsten Mikros für den Schlagzeug Grundsound. Alle anderen Mikros stützen nur. Bei einem 7-teiligen sollten doch auch Overheads dabei sein? Als Overhead hatten wir ursprünglich irgendein Stereo Mikro für Videokameras verwendet. Weil das aber immer eine Schwachstelle im Klangbild war, haben wir mittlerweile auf Rode NT5er upgegraded. Das hat sich gelohnt! Die Klemmen für die Overheadmikros haben wir mit billigstem Baumarktmaterial an die Proberaumdecke geschraubt. So steht kein Ständer im Weg und die bewährten Mikropositionen sind reproduzierbar.
Selbst wenn wir für einen Gig mal alles aus- und einräumen müssen, dauert es jetzt vielleicht gerade mal eine Viertelstunde und wir sind wieder für Demos aufnahmebereit.
Wir haben dieses Setup auch schon für Kneipen Gigs inklusive Multitrackmitschnitt eingesetzt. Dabei hat der D3200 als Mischpult gedient und die PA sowie zwei Monitorwege gefüttert. Das ist ganz sicher nicht das Traumgerät für den Live Einsatz, aber es ist machbar. Für solch ein Szenario würde ich eher ein 'richtiges' Mischpult mit einem integrierten Multitrack USB oder Firewire Interface + Notebook bevorzugen.
So, jetzt mal das untere, tiefe Nähkästchen auf:
Anfangs war unser Aufnahmegerät ein Kassettenrekorder. Das klang immer fürchterlich. Welche Hobbyband kann sich auch ernsthafte akustische Raumumbauten leisten! Mehr als Teppichreste, olle Matratzen und natürlich die obligatorischen Eierkartons mochten wir nie aufwenden.
Als dann Harddiskrekording für uns erschwinglich wurde, versuchten wir mit einem PC Aufnahmen zu machen. Zunächst hatten wir nur 4 Kanäle und alle mussten sequentiell einspielen. Die technische Aufnahmequalität wurde zwar besser, aber alle Aufnahmen waren leblos, platt, tot, hatten irgendwie alles verloren, was uns wichtig war. Die alten Kassettenaufnahmen brachten die Musik besser rüber. Und das bei diesem immensen Aufwand! Also wurde aufgestockt, damit wir gemeinsam einspielen konnten. Es kam eine zusätzliche 8-Spur Karte dazu, so dass wir im Verbund 12 Kanäle hatten. Aber diese Aufnahmekonstellation war letztendlich Horror. Es ging zwar irgendwie... wenn man die Karten extern synchronisierte, die unterschiedlichen Latenzen korrigierte, die richtigen Tools in der richtigen Reihenfolge startete ... ich weiß schon gar nicht mehr was alles. Jeder Aufnahmeversuch war immer eine Riesenaktion. Eigentlich möchte man meinen, dass man einmal diese Konstellation festlegt und dann ist gut. Aber irgendwie war immer irgendwo was, was "gestern noch ging". Immerhin konnten wir tutti aufnehmen. Aber die Bearbeitung war aufwändig und man hatte ja soooo viele Möglichkeiten. Genau das ist aber kein Vorteil, sondern das Problem. Was man da hat, will man auch nutzen. Hier noch ein Effekt-Plugin, dort noch ein Aux Bus, ach man hat ja mal was über Kompressoren mit Sidechain gelesen, dann kommt ein Update auf die neuste Version... Man ist zwanghaft in einer Spirale gefangen irgend etwas zu verbessern, zu probieren und optimieren. Am Ende versucht etwas mal eben so nebenher zu machen, was eigentlich ein Fulltimejob, ein eigener Beruf ist. Schon gar nicht macht man sowas im Proberaum nebenher. Also nahm ich immer die Festplatte im Wechselrahmen mit. Fataler Fehler! Denn ich hatte dann immer die tolle Aufgabe aus all dem Zeug die 'beste' Aufnahme zu Hause rauszusuchen. Was für eine Zeitverschwendung! Das Hobby wurde zur Arbeit, die Arbeit wurde lästig, blieb liegen... Die Motivation überhaupt noch was aufzunehmen sank. Ins professionelle Studio mochte man auch nicht gehen, denn man hatte ja eigentlich all die tolle Ausrüstung.
Faxen dicke, wir haben den D3200 gekauft. Pfuh, war das eine Erleichterung! Schon alleine was das den Gerätepark minimiert hat war's wert. Vorher: Mischpult, ein Dutzend Insertkabel, Breakout-Boxen, Sync Kabel, Rechner, Monitor, Tastatur, Maus ... Das alles ist jetzt auf ein einziges Gerät eingedampft. Und das steht da, zickt nicht rum und funktioniert einfach. Seit Jahren bin ich immer noch der Überzeugung, dass das die wahrscheinlich beste Investition war, die wir machen konnten.
Beim "ernsthaften" Aufnehmen weigere ich mich mittlerweile auch mehr als zwei Takes auf Platte zu halten. Bevor der nächste Versuch aufgenommen wird, muss ein alter aussortiert werden. Riesen Erleichterung.
Beim Umstieg auf den D3200 kam ich mir anfangs geradezu amputiert vor. Die Arbeitsweise ist einfach anders. Spielfehler mittels copy & paste flicken? Samples und Parts durchs Arrangement schubsen? Wer sowas mit dem D3200 versucht möchte ihn nach 10 Minuten an die Wand klatschen. Das geht zwar alles irgendwie, aber erbärmlich umständlich. Dafür ist das Gerät nicht gebaut. Sowas braucht man auch nicht. Fehler korrigiert man an der Quelle: vor dem Mikrofon.
Punch-In Aufnahmen? Nur ganze Parts, denn es gibt keine ordentlich editierbaren Crossfades. Aber Crossfades braucht man nicht. Man braucht Aufnahmen, die keine Crossfades brauchen.
Auch beim Mischen kam ich mir anfangs eingeschränkt vor. Was, nur 8 Insert Effekte gleichzeitig verwendbar und nur ein einziger pro Kanal? - Na und! Jeder Kanal hat seinen Equalizer, man kann bis zu 8 Insert Effekte auf Einzelkanäle verteilen, hat zwei Effektbusse z.B. für Hall und Chorus und kann die Summe sogar noch mit einem Multibandkompressor auf Lautheit optimieren. Mehr braucht man nicht. Ach ich könnte noch vieles weitere anführen. Es ist viel der Jedi-Meister-Weisheit "Das brauchst du nicht" eingebaut. Aber die Dinge, die man braucht, vom Vorverstärker über Wandler, EQs, Kompressor, Hall, sind dafür qualitativ grundsolide Arbeitspferde. Das Ergebnis ist dass jetzt jeder spontane Probenmitschnitt besser klingt als alles, was wir je mit Riesenaufwand am PC gemacht hatten.
Auch wenn ich hier ziemlich schwärmerisch vom D3200 schreibe: Das Ding ist alles andere als perfekt. Das fängt an bei dem grottig schlechten, winzigen Bildschirm, Datenübertragung zum PC ist einfach grausig umständlich und laaaaaaaaaaaahm, ein Gerät dieser Klasse sollte gefälligst auch als Audio Interface zum PC einsetzbar sein. Und es hört damit auf, dass es das Gerät nicht mehr neu gibt. Gebraucht tauchen die aber immer wieder bei ebay so um 500 Eur auf. Für Bandaufnahmen finde ich keine geeigneteren Geräte. Die ganze Gattung der Kompaktstudios ist im Wesentlichen ausgestorben. Hier und da gibt's noch welche, aber mit maximal 8 Kanälen. Was soll der Quatsch? Damit kann man keine komplette Band close-miken, müsste also sequentiell aufnehmen und somit ist das Konzept für die Tonne. Ich beobachte dass mehr Kleinmischer mit 16 Eingängen und USB oder Firewireanschluss auf den Markt kommen. Von der Idee her wäre sowas für Euch auch überlegenswert. Allerdings hängt Ihr bei der Bearbeitung dann auch wieder am PC. Been there, done that, got the t-shirt. Ein reproduzierbares, simples Setup bekommt man damit nur schwer hin.
Als billigstes Gerät dieser Art hatten wir mal ein Phonic Helix Board 24 probiert. Das rauschte, pfiff und knarzte ... da spielt unser D3200 glücklicherweise in einer anderen Liga. Mittlerweile gibts da aber mehr Alternativen.
Theoretisch könnte man angeblich auch zwei Zoom R16 kaskadieren. Aber das ist dann auch wieder eine Frickellösung. Ob und wie gut die klingen weiß ich nicht.