Ich glaube nach Noten spielen macht erst dann wirklich Sinn wenn man zuverlässig die Töne kennt und sich vorstellen kann.
Wie habt ihr das eigentlich am Anfang geschafft?
Instrumente lernt man, wie alles Vergleichbare, als Kombination aus Sehen, Hören und Fühlen. Jeder Mensch hat unterschiedliche Vorerfahrungen und Umgangsweisen mit diesen Sinneseindrücken, daher macht Einzel-Instrumentalunterricht Sinn. Außerdem bringt jeder Mensch Vorerfahrung im Lernen von rationalen Erkenntnissen mit, die man nutzen kann und sollte.
Fürs Posaunelernen ist es richtig, dass du eine gute Tonvorstellung brauchst, um einen Ton zu treffen. Diese Tonvorstellung ist die Erinnerung an folgende Sinneseindrücke, die du beim Üben gelernt hast: die Position des Zuges (=deines rechten Armes und deiner rechten Hand), der Druck deiner Lippen und der Blasdruck (der durch die Atemmuskulatur erzeugte Luftdruck).
Man kann Posaune ohne Noten oder mit Noten spielen - der Unterschied liegt darin, wie dann bei dir die Tonvorstellungen aktiviert werden. Beim Notenlesen erlernst du, zur Instrumentaltechnik dazu noch ein Notenbild für jeden Ton. Beim Auswendigspielen oder Improvisieren folgst du einem im Kopf selbstgemachten Plan von Tonvorstellungen.
In jedem Fall halte ich es für wichtig, dass man beim Posaunenlernen für jeden einzelnen Ton (!) die folgenden Sinneseindrücke bewusst rational wahrnimmt und so lange übt, bis sie ins emotionale Gedächtnis und ins Muskelgedächtnis übergegangen sind:
...visuell:
- wie eine Note aussieht (Lage im Notensystem unter Berücksichtigung von Vorzeichen)
- wie die Zugposition dazu aussieht (beobachte die Position im Verhältnis zum Schallstück)
...hörbar:
- hör dir an wie der Ton klingt (glegentlich auch auf Klavier o.ä. zur Intonationskontrolle. Höre, wie der gleiche Ton bei deinem Lehrer klingt)
...fühlbar:
- spüre, welcher Lippendruck, welcher Luftdruck und welche Armhaltung für den Ton notwendig sind
Von daher: nach Noten spielen macht nicht erst dann Sinn, wenn man die Tonvorstellungen schon beherrscht, sondern am besten lernt man Tonvorstellungen und Notenlesen gleichzeitig.