Hallo zusammen. Vielen Dank für die Infos und die interessanten Links. Die machen enorm Lust auf mehr.
Eigentlich wäre das doch auch eine Aufgabe von Yamaha, solche Samples in ihren Workstations aufzunehmen. Roland hat das ja auch mit seinem Jupiter 8 gemacht und Korg seinem Kronos sogar einen Soundgenerator Polysix spendiert. Mal schauen, was die Zukunft bringt
Vom Polysix und vom Jupiter-8 sind tausende Exemplare gebaut und verkauft worden. Yamaha GX-1: maximal 40–50 gebaute Exemplare. Meines Wissens hat Yamaha kein einziges mehr, kann sie also auch nicht samplen. Auch sonst hat fast niemand Zugriff auf eine GX-1, daß er sie absamplen könnte (nur 12 oder 13 Exemplare befinden sich außerhalb Japans).
Kurioserweise hat der Alesis Quadrasynth GX-1-Samples drin, ebenso die QS-Modelle.
Aber bei analogen und virtuell-analogen Synthesizern sehe ich den Einsatz von Samples kritisch. Das ganze Gerät von den Oszillatoren über neun Filter bis hin zu den Röhrenkabinetten zu samplen, funktioniert für eine Note. In dem Augenblick, wo du dasselbe Sample für andere Tonhöhen pitchst, funktioniert es nicht mehr. Hüllkurven und LFOs werden bei tieferen Noten langsamer bzw. schneller, und auch die Klangcharakteristik der Röhrenkabinette verändert sich. Schon von daher müßte man in Halbtonschritten samplen.
Dann kommt bei der GX-1 noch eine Fiesität hinzu, die mit Sampling überhaupt nicht abdeckbar ist: Es gibt bei den beiden polyphonen Manualen pro Tone (= 8 Stimmen; 2 Tones sind gelayert) 16 VCFs (8 Hochpaß, 8 Tiefpaß), aber nur eine einzige paraphone Hüllkurve für alle 16 VCFs zusammen. Doch, den Unterschied zu einer Hüllkurve pro Stimme oder einer pro Filter und Stimme hört man.
Eine wirklich detailreiche GX-1-Emulation sehe ich noch in weiter Ferne. Aphex Twin hat ja mal eine in Auftrag gegeben, aber davon haben wir nie etwas gehört. Außerdem haben digitale (und somit auch virtuell-analoge) Synthesizer immer das Problem eher langsamer Hüllkurven – und die Yamaha GX-1 kann ihre Hüllkurven öffnen und wieder schließen innerhalb einer Hundertstelsekunde und stufenlos aufwärts. Wenn auf x86-64-CPUs berechnete Emulationen anderer Analogsynthesizer schon an schnellen Hüllkurven scheitern, hat eine VSTi-Emulation der GX-1 schon gar keine Chance.
Last but not least sollte man so konsequent sein und ein GX-1-VSTi zwingend mit 88,2 kHz aufwärts betreiben – denn die GX-1 ist berüchtigt dafür, gnadenlos in den Ultraschallbereich zu gehen. Die Cutoff-Frequenzen beider Filter gehen von 25 Hz bis 25.600 Hz. Wenn das für digitale Effekte zuviel ist, dann ist das auch wieder Teil des Realismus: Eine echte GX-1 ist für digitale Hardware-Effekte auch zuviel.
Martman