Hi,
wie schon von anderen erwähnt, gab es ja sozusagen schon einen größeren Feldversuch zu Ovangkol - wenn ich mich nicht täusche, hat sich das allerdings nicht so besonders durchgesetzt. Lacewood finde ich auch unheimlich schön, aber es wird wohl auch eher als Exot wahrgenommen. Andererseits ist unter denen, die sich ein Custom-Instrument bauen lassen, die Bereitschaft wohl auch größer, etwas individuelles zu bekommen. Wer bei entsprechender finanzieller Ausstattung die x-te Vintage-Strat haben will, der kauft sich eh eine Fender CS.
Generell würde ich die Bereitschaft, sich auf sowas einzulassen, eher bei den Freunden von Gitarren mit eingeleimten Hälsen sehen, in der Richtung PRS, Knaggs, Huber & Co.. Die Liebhaber edler Schraubhalsgitarren á la Suhr oder Tom Anderson dürften auch noch Interesse haben, aber da vielleicht eher als Griffbrettholz.
Auf jeden Fall muss man da als Gitarrenbauer eine Vorstellung haben und glaubhaft rüberbringen können, in welche Richtung das betreffende Hals den Sound der Gitarre beeinflussen wird, denn die Hauptursache der Ablehnung ist sicher die Ungewissheit über den Sound. Ich habe jetzt von Lacewood zB kein bestimmtes Bild, was das Klangergebnis betrifft. Und da muss man sich nichts vormachen, die E-Gitarre hat ein paar bestimmende Klangästhetiken (oder negativer formuliert: -klischees) hervorgebracht, um die die Wünsche kreisen, selbst wenn die Optik ein bisschen spektakulärer sein darf oder bestimmte Parameter hervorgehoben werden sollen. Es wird letztlich die Frage kommen: "Was ist denn da der Unterschied zu einem Ahornhals/Mahagonihals?" Wenn Du die zielführend beantworten kannst, kannst Du Deinen Kunden sicher auch mal einen Ovangkolhals näher bringen.
Immerhin befindest Du Dich bei Einzelanfertigungen ja eh in einem solchen Gespräch - der Serienhersteller hat es da viel schwerer, denn der Kunde im Laden geht erst mal zu dem Kram, den er schon kennt / zu kennen glaubt. Es hat sicher seinen Grund, dass Framus zB wieder auf Ahorn umgestiegen ist, und zwar schon lange vor der grundsätzlichen Neupositionierung der Marke.
Gruß, bagotrix
Anm.: Ist jetzt ziemlich OT, aber ich muss es mal loswerden und schreibe es halt mal hierhin - ich finde es sehr schade, dass Framus sich nicht als Großhersteller gehobener Klasse durchgesetzt hat. Ich hatte genau aus dem Grund von Anfang an Zweifel, weil bei den Gitarren zu viel ungewohntes zusammenkam. Die Kombination einer Art dicker Strat mit gewölbter Decke, aber einem Schraubhals, der dann wieder aus ungewohntem Material, und dann noch mit einer 3+3-Kopfplatte - es war mir klar, dass das kein Konzept für die breite Masse sein konnte. Da wäre man sicher besser gefahren, wenn man von Anfang an mehr differenziert hätte, also Panthera mit geleimtem Hals (gegen Aufpreis aus Ovangkol!), kürzerer Mensur und 3+3 Kopfplatte, Renegade und Spifire geschraubt, Ahorn und 6-in-line.