Wozu dient die Verbalkung (Bracing) in A-Gitarren?

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don pepe
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Hallo Zusammen,
wie die Ü-Schrift schon fragt, dient das Bracing mehr der Aussteifung von Decke und Boden, oder soll es das verziehen des Holzes einschränken? Ein freies schwingen der Decke/Boden wird damit doch stark eingeschränkt, oder?

Wäre es denn für das freie SchwingungsVerhalten einer Decke nicht besser, wenn sie ohne Bracing auskommen würde?

Es gibt die Ibanez - ACS1150ECE mit dem sogenannten "flying bracing" (leider finde ich die Bilder des InnenLebens der Klampfe nicht mehr). Da wird die Decke auch nicht mit aufgeleimten HolzLeisten in ihrem SchwingungsVerhalten beeinträchtigt.

`/:)>
 
Eigenschaft
 
Man könnte die Decke ohne das Bracing nicht so dünn ausführen, sie würde schlichtweg zerbrechen(die Stahlseiten haben ordentlich Zug!)
 
Eine Gitarrendecke schwingt mehr oder weniger in vielen Frequenzen --> und dabei gibt es auch je nach Frequenz Null-Linien.
Ziel der Beleistung ist es neben der Stabilität die wegen dem Saitenzug erforderlich wird, die Decke schwingungsfreudig zu gestalten und sogar durch entsprechende Position der Leisten bestimmte Resonanzfrequenzen zu erzeugen.
Wenn ein Gitarrenbauer es bei einer Gitarre schafft drei ausgeprägte Resonzfrequenzen im Abstand je einer Oktave zu erzeugen (~100Hz - 200 Hz - 400 Hz) dann wird ein solches Instrument für die Mehrheit besonders gut klingen.

Die Anforderungen an die Leisten sind wenig schwingungsdämpfend zu wirken (d.h. auch wenig Masse) und gleichzeitig gute Stabilität wegen Saitenzug zu erzeugen (dünne hohe Leisten sind für diese Anforderungen besser geeignet als breite niedrige Leisten).
An bestimmten Stellen können Leisten auch minimiert werden ohne die Stabilität extrem zu gefährden und dabei die Schwingungsfreudigkeit für bestimmte Frequenzbereiche zu erhöhen --> scalloped bracing.

Schwingungen und Null-Bereiche bei bestimmten Frequenzen werden mit den sogenannten "Chladnischen Klangfiguren" sichtbar (z.B. hier)

Viele andere Merkmale einer Gitarre beeinflussen natürlich auch den Gesamtklang und sie beeinflussen sich gegenseitig (d. h. man muss auch Kompromisse eingehen --> extrem hohe Lautstärke und extrem langes Sustain sind gegenläufige Eigenschaften und daher ist beides zu verwirklichen schwierig.

Es hat immer wieder Experimente mit alternativen Bauweisen auch für Klangforschung gegeben wie z.b. Decke ohne Beleistung mit Verstärkungsplatten an den statisch relevanten Stellen --> das Ergebnis war im Vergleich zu etablierten Bauweisen (x-bracing, ect.) sehr ernüchternd.
 
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@Richelle,
die "Chladnischen Klangfiguren" waren mir bisher nicht bekannt.

Es hat immer wieder Experimente mit alternativen Bauweisen auch für Klangforschung gegeben wie z.b. Decke ohne Beleistung mit Verstärkungsplatten an den statisch relevanten Stellen --> das Ergebnis war im Vergleich zu etablierten Bauweisen (x-bracing, ect.) sehr ernüchternd.

Genau das wollte ich wissen :) Besten Dank

Wünsche allen Lesern eine besinnliche WeihNacht
und einen guten Einstieg ins neue Jahr...

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Grundsätzlich ist die Gitarre kompliziert, insbesondere die Stahlsaitengitarre.
Das fängt schon mit dem Holz an. Verschiedene Hölzer sind verschieden dicht, "leiten" also den Schall verschieden schnell und gut.
Verschiedene Hölzer zind verschieden fest, können also den Saitenzug aufnehmen, ohne zu brechen.
Verschiedene Hölzer sind verschieden elastisch, schwingen alsi in verschiedenen Frequenzen verschieden gut.
Und als ob das noch nicht reichen würde, ist die Stabilität und die Elastizität noch von der Sägerichtung abhängig.
Hinzu kommt, daß Holz als Naturprodukt natürlich auch noch Schwankungen unterworfen ist....

Das macht das Leben des Instrumentenbauers recht interessant.

Die Beleistung hat jetzt die Aufgabe die Decke (oder den Boden) statisch zu verstärken, so daßder Saitenzug aufgenommen werden kann und dynamisch bestimmte Frequenzbereiche zu dämpfen um den gewünschten Klang zu formen. Dabei gibt es jede Menge Kniffe und von altersher weitergereichte Lösungen, aber auch modernste Verfahren zurOptimierung oder zum Finden neuer Lösungen (z.B. die Carbongitarre, die sowohl laut ist als auch Sustain hat).
 
Eine Neuerung, die angeblich nicht schlecht klang, wurde in den Garrison-Gitarren verwendet. Das Innenleben ähnelte einer Art Skelett (aus ABS). Die Firma wurde von Gibson gekauft, und lt. Wikipedia hat Gibson das System für die Songmaker-Serie genutzt. Auf aktuellen Websites lässt sich das aber nicht nachvollziehen.
 
... wobei das Material aber auch nichts an der Funktion der Beleistung ändert. Ich hatte mal eine Garrison (- leider nur eine -) spielen können, war eher enttäuschend, was aber nicht gegen das Konzept spricht. (Nur, weil eine Gitarre aus Holz nicht klingt, gilt das nicht für alle;-)
 
.. die Garrison Gitarren sind reihenweise kollabiert, denn die Ausdehnungskoeffizienten von Holz und den verwendeten GFK waren zu unterschiedlich. Wenn man die bei genau einer Temperatur und Luftfeuchte hatte, war das ok'ish - aber wechselnde Temperaturen und Luftfeuchtigkeiten haben da für gehörig Ärger gesorgt - bis hin zur vollständigen Trennung von GFK und Holzteilen...
 
Über die Google Bildersuche gibt es eigentlich einen vielfältigen Überblick wo neben Standardbracings auch speziellere Ideen verwirklicht worden sind --> Guitar Bracing

Betreffend Lautstärke und Sustain möchte ich noch etwas ergänzen bzw. eindeutiger beschreiben, nur damit keine Missverständnisse entstehen:
Man kann schon Gitarren als Gesamtprodukt bauen die sowohl laut sind und auch Sustain haben --> es gibt ja viele davon ;).
Aber es ist unmöglich mit einer technischen Änderung bzw. mit einem baulichen Merkmal bei den schwingenden Teilen der Gitarre beide Eigenschaften einer akustischen Gitarre von einem vorhandenen Level zu verbessern. Weil eine bessere bzw. schnellere Energieübertragung bzw. -Umformung von der Saitenschwingung auf Schall gleichzeitig eine kürzere Schwingungsdauer erzeugt und umgekehrt (anders gesagt eine Gitarre ist kein perpetum mobile --> ein bestimmter Energiebetrag einfach ausgedrückt kann nur aufgeteilt werden in entweder mehr Lautstärke und dafür kürzere Dauer oder geringere Lautstärke mit längerer Dauer).

Aber eine Gitarre und die damit zusammenhängende Klangerzeugung ist viel zu kompliziert um sie einfach zu erklären ;).

Ich habe hier im Forum irgendwo schon mehrmals ein dreidimensionales Diagramm eingefügt, ich würde es "Pegel-Frequenz-Zeit-Schaubild" nennen.
Dieses Diagramm betrifft einen einzelnen Ton und dies sieht bei jedem Ton und sogar bei gleichen Tönen an unterschiedlichen Bundpositionen, Anschlagart, ect. ect. anders aus.
Und eine übliche Stahlsaitengitarre kann mit den Saiten etwa 44 Töne unterschiedlicher Frequenz erzeugen (wenn man die Töne mit gleichen Frequenzen an unterschiedlichen Bundpositionen dazuzählt dann sind es 120).
 

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