[WORKSHOP] Low-Budget Scheinwerfer im Eigenbau

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Mo3nch
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Mit modernen DSLR Kameras, auch schon mit Einsteigermodellen, lassen sich in Verbindung mit halbwegs guten Objektiven schon recht professionellen Videoaufnahmen erstellen (vorausgesetzt man ist im Umgang mit Kameras und deren Einstellmöglichkeiten ein wenig geübt). Ein wichtiger Faktor wird jedoch oft übersehen: das Licht. Da hat man sein gesamtes Erspartes in Mikrofone, Preamps, Abhörlautsprecher und Kabel investiert um die perfekte Aufnahme zu machen und sich dann nach großer Überlegung doch noch dazu durchgerungen den letzten Groschen in eine Spiegelreflexkamera zu investieren - da bleibt nicht viel übrig fürs Licht.


Dabei ist Licht für gute Videoaufnahmen ein wichtiger Faktor:

1) Je heller ausgeleuchtet wird, desto weniger empfindlich muss man den Sensor einstellen (ISO) und desto mehr Spielraum hat man mit Belichtungszeit und Blende.
2) Durch setzen von Licht lässt sich die Stimmung, die das Video vermitteln soll, sehr präzise lenken - effektvoll eingesetzt lassen sich auch gewisse Objekte im Bild ausblenden.
3) Wer sich von Anfang an Gedanken über Licht im zu eigenen Video macht, verhindert, dass es am Ende nach "unter der Energiesparlampe die ohnehin im Zimmer hängt aufgenommen" aussieht.



Baustrahler scheinen zu diesem Zweck (und vor allem zu dem Preis) prädestiniert. Allerdings lässt sich das ganze noch erheblich optimieren! Mit Flügeltoren und Difussionsfolie rückt man zwei der größten Nachteile der Baustrahler auf den Pelz: man kann das Licht nicht richten und das Licht is extrem hart (und wirft dementsprechende Schatten).



Mit ein bisschen Handwerklichem Geschick lässt sich da einiges erreichen - da wird der Strahler zum Scheinwerfer:



Materialien:
- Baustrahler (gibt es in jedem Baumarkt) [ca. 20€]
- 4x M3 Maschinenschraube (10mm lang) + passende Mutter [Nachbars Werkstatt :D]
- Flügeltor [ca. 9€]
- Diffusionsfolie [ca. 5€]
- (Mikrofonständer [lässt sich prima aus dem Proberaum ausleihen])

Werkzeuge:
- Bohrmaschine bzw. Akkuschrauber samt passendem Metallbohrer (für die M3 Schrauben)
- Zange (möglichst dünn)
- Schraubenzieher
- 3er Schraubenschlüssel (geht aber auch mit der Zange ganz gut)
- evtl. Inbusschlüssel, kommt auf die Schrauben an

Achtung: Baustrahler gibt es mit Ständer auf Bodenhöhe (eher ungeeignet), mit Ständer auf Brusthöhe (klasse, aber etwas teurer) oder zur Wand-/Deckenmontage. Die mit eigenem (hohen) Ständer sind das Optimum, die zur Montage lassen sich meist aber auch ganz einfach auf einem Mikrofonständer festmachen/-klemmen (s. weiter unten). Außerdem sollte man ein Auge darauf haben, ob ein Netzkabel mit dabei ist, ansonsten muss dieses separat gekauft und angeschlossen werden (ist kein Hexenwerk, jeder der schon mal eine Wohnzimmerlampe angeschlossen hat bekommt das locker hin, bedeutet aber zusätzlichen Aufwand und Kosten).

SB-Strahler_Elektronik.jpg



Anleitung:

Leider habe ich grade keinen „jungfräulichen“ Strahler rumliegen, deshalb sind die Bilder alle von einem fertigen Scheinwerfer gemacht. Zum Verständnis was gemeint ist und wie es aussieht (bzw. aussehen kann) reicht es aber allemal.


So, alles eingekauft und griffbereit, dann fangen wir mal an zu werkeln. ;)
Zunächst muss man die Frontabdeckung, die das Glas an das Strahlergehäuse presst, abnehmen. Dazu muss man bei den meisten Modellen die obere Schraube lösen, was einem dann erlaubt die Abdeckung nach unten zu klappen (in der Position lässt sich auch der Halogen-Stab wechseln).

SB-Strahler_Schraube1.jpg SB-Strahler_Aufgeklappt.jpg


Damit man Befestigungs-Löcher für das Flügeltor an der Frontplatte bohren kann, muss diese komplett weg. Dazu reicht es meist, die Halterung abzuschrauben, damit sich diese vom Gehäuse lösen lässt.

SB-Strahler_Halterung.jpg


Das Glas muss natürlich auch noch raus, ist aber ganz einfach (bzw. mit etwas Nachdruck) machbar, da es nicht weiter befestigt ist. Danach hat man nur noch den Rahmen in der Hand.
In den vier Ecken muss nun gebohrt werden, da hier am Ende verschraubt wird. Sind die Löcher drin, legt man den Rahmen einfach auf den hinteren Ring des Flügeltors und kann sich bequem markieren, wo dort gebohrt werden muss (darauf achten, dass der Rahmen auch mittig platziert ist ;)). Das Flügeltor hat nach außen breiter werdende Flügel auf den einen Seiten, auf den anderen Seiten schmaler werdende Flügel (s. Thomann) – welche man bei seinem Scheinwerfer in der Horizontalen, welche in der Vertikalen haben möchte, sollte man sich vorher überlegen.

SB-Strahler_Rahmenschraube.jpg SB-Strahler_Draufsicht.jpg


Der Ring des Flügeltors ist etwa 1,3cm breit, die vordere und die hintere Seite des Rings sind nur innen miteinander verbunden, nach außen ist das ganze offen (s. Bild). Beim Bohren ist es daher sinnvoll ein passendes Stückchen Holz oder ähnliches dazwischen zu schieben, damit man nicht durch zu viel Druck das Metall verbiegt. Der gleiche Zwischenraum erlaubt es uns aber, den Rahmen des Strahlers mit dem Flügeltor so zu verschrauben, dass es von außen fast nicht sichtbar ist. Etwas Fingerspitzengefühl ist bei den kleinen Schrauben und dem schmalen Spalt am Ring zwar notwendig, aber mit etwas Geduld gehts. ;)

SB-Strahler_Rahmenschraube2.jpg SB-Strahler_Rahmenschraube3.jpg


Danach ist bis auf den Zusammenbau von Frontabdeckung und Gehäuse alles erledigt. Das heißt die ganzen Arbeitsschritte einfach wieder rückwärts: Glas wieder einsetzen, Frontplatte einhängen, Halterung wieder anbringen, zuklappen, Schraube festziehen – fertig!

SB-Strahler_Fertig1.jpg SB-Strahler_Fertig2.jpg


Wenn man Modelle zur Wand-/Deckenmontage hat, haben diese meist eine Aussparung mittig an der Halterung. Mit dieser auf ein Mikrofonstativ gesetzt und mit einer Gewindereduzierung o.Ä. festgeschraubt hat man seinen Strahler auch gleich auf einem Ständer. Dabei bitte ein stabiles Mikrofonstativ verwenden und nicht eines das beim ersten anschauen umfliegt!

SB-Strahler_Halterung2.jpg SB-Strahler_Gewinde.jpg


Das reine Strahler-Licht ist sehr hart und wirft auch dementsprechend harte Schatten. Um dem entgegenzuwirken reicht schon ein wenig Diffusionsfolie. Diese lässt sich ganz einfach zurechtschneiden und mit zwei Wäscheklammern am Flügeltor befestigen. ;)

SB-Strahler_Waescheklammer.jpg SB-Strahler_Diffusionsfolie.jpg



Am Schluss noch ein kleiner Sicherheitshinweis:

Die Dinger werden unwahrscheinlich heiß! Nicht umsonst steht auf der Verpackung, dass ein Mindestabstand zu Wänden und brennbaren Materialien (Vorhänge, Sofa, etc.) unbedingt eingehalten werden muss! Die Strahler sind in dieser Form auch auf keinen Fall im Veranstaltungsbereich auf der Bühne zu verwenden, sondern nur als Low-Budget Licht für daheim gedacht, vor allem, wenn als Ständer ein Mikrofonstativ verwendet wird. (Natürlich eignet es sich durch die Hitzeentwicklung auch prima als Wärmelampe, sollte jemand unter Nackenschmerzen oder Ähnlichem leiden. :D)



Wer die Strahler mal in Aktion sehen möchte, darf sich gerne dieses Video hier anschauen, da kamen zwei davon zum Einsatz:
http://www.youtube.com/watch?v=9f7XNFTs0oc&hd=1

Und ja, es sieht alles sehr dunkel aus, das ist aber gewollt. Viel Licht ist nicht gleichbedeutend mit "alles muss am Ende zwingend hell sein". Vielmehr hat man so die Möglichkeit das Objekt im Video nicht nur durch Schärfe/Unschärfe freizustellen, sondern den Hintergrund so „absaufen“ zu lassen, dass man fast nichts mehr sieht, ohne das Objekt selbst zu unterbelichten. Das Video ist auch alles andere als perfekt, allerdings ist es auch schon zwei Jahre alt und man lernt ja nie aus. :)




Vielleicht hilft dieser Beitrag ja dem ein oder anderen, ich wollte euch meine Erfahrung hier auf jeden Fall nicht vorenthalten. :great:

Verbesserungsvorschläge oder Diskussionen zum Thema sind herzlich willkommen!
 
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