Funky Claude
Registrierter Benutzer
Warum?
Beleuchten wir zuerst etwas die hörphysiologischen Gründe für einen Gehörschutz:
Ein Drumset, normal mit Sticks gespielt, erreicht oft durchgängig einen Pegel von 100dB(A), Spitzenwerte liegen sicherlich noch bis zu 10dB darüber, werden also als doppelt so laut empfunden. Die menschliche Schmerzgrenze liegt durchschnittlich zwischen 130 und 140dB, abhängig von den Frequenzen. Die Unbehaglichkeitsschwelle hingegen zwischen 90 und 120dB. Das menschliche Ohr hört am besten bei ca. 3400Hz. 90dB bei diesem Frequenzbereich (der beim Schlagzeug durchaus vorkommt) führt also schon zu einem "unguten Gefühl" - zurecht!
Hörschäden treten bereits bei kurzfristig einwirkenden Schallen mit 120dB auf, durch langfristige Einwirkung bereits ab 90dB. Entscheidend soll hiebei vor allem auch die Länge der nachträglichen Ruhephase für das Gehör sein. Dazu schreibt Focus Online:
"Zu viel Lärm schadet den zarten Haarzellen im Ohr. Von einem Abend in der Disco oder einem Arbeitstag in einer lauten Fabrik müssen sich die sensiblen Strukturen erholen. Dann braucht man dringend Ruhe auf dem Ohr - spätestens, wenn es anfängt, zu klingeln, oder man schlechter hört, ist es Zeit für eine Pause. Gesunde Ohren erholen sich von einem lauten Abend binnen ein bis zwei Tagen - wenn der Lärm nicht so stark war, dass es zu irreparablen Dauerschäden gekommen ist."
Die Gehörknöchelchen sind bei lauten Schallen in der Lage sich durch spezielle Muskeln zu versteifen und verstärken somit das ankommende Signal schwächer - eine Schutzmaßname des Ohres. Ihr kennt den Effekt vielleicht, wenn ihr von einem Konzert kommt und man sich für eine normale Unterhaltung beinahe anschreien muss, damit man sich hört. Das Problem ist, dass diese Schutzmaßname des Ohres eine gewissen Latenzzeit hat. Explosionsartige, also ganz plötzliche Schalle, können nicht gedämpft werden. Das Schlagzeug gehört durch seine Natur zu den Instrumenten, bei denen dieser Schutzmechanismus nahezu unwirksam ist.
Die Folgen kann sich jeder ausmalen: Nach längerem Spielen ohne Gehörschutz ist eine Schädigung des Gehörs vorprogrammiert und inoperabel!
Wie werde ich für mich leiser?
Schutzmaßnamen gibt es grundlegend vier:
Bei der ersten Möglichkeit tun sich viele schwer. Hier können z.B. Rods Abhilfe schaffen, sind aber keine gute Alleinlösung, da sie das Spielgefühl stark verändern und man auch damit schädliche Lautstärken erzeugen kann (Crashbecken, Rimshots...).
Das Schlagzeug selbst zu dämpfen bringt immer Klangeinbußen mit sich, kommt also auch eher nicht infrage. Nebenbei dürfte es schwierig werden die Becken wirksam zu dämpfen ohne sie nach gar nichts klingen zu lassen.
Eine Raumdämpfung ist grundsätzlich eine gute Methode die Probelautstärke etwas herunter zu setzen, dürfte aber insgesamt nicht reichen und ist nicht in jeder Situation anwendbar.
E-Drums sind selbstverständlich auch keine gute Allgemeinlösung - dann würde das Akustik-Schlagzeug aussterben (ein weiterer Faktor ist z.B. das Spielgefühl). Und jeder, der schon mal auf einem E-Set gespielt hat, weiß, dass es doch deutliche Unterschiede zum "Original" gibt.
Als letzte Möglichkeit bleibt der Gehörschutz. Hierbei gibt ist folgende
Varianten
Kapseln
Gängige Vertreter sind hier die sogenannten (ohraufliegende) Baukopfhörer (obwohl das Wort "Hörer" hierbei irritierend ist), hier oft auch Micky-Mäuse genannt.
Weitere Vertreter sind die geschlossenen Kopfhörer (die also auch noch ein Signal wiedergeben können). Unterscheiden kann man dabei zwischen ohrumschließend (z.B. Beyerdynamic DT-770 M) und ohraufliegend (z.B. Vic Firth SIH-1). Letzere haben generell den Nachteil, dass sie bei längerem Tragen unbequem werden und für "warme Ohren" sorgen.
Grundsätzlich ist zu solchen Lösungen zu sagen, dass sie in tieferen Frequenzen relativ schlecht dämpfen und einem so der Sound, der durchkommt, sehr basslastig erscheint. Da das Ohr aber bei tiefen Frequenzen nicht so empfindlich ist, ist die Gefahr einer Schädigung relativ gering - die persönliche Kontrolle ist hier aber zu empfehlen.
Stöpsel
Günstigste Vertreter sind Watte, wachsgetränkte Wolle, oder die typischen Ohropax (auch wenn das eigentlich ein Firmenname ist).
Nachteil dieser Lösungen ist, dass sie sehr ungleichmäßig über den wahrnehmbaren Frequenzbereich dämpfen. Der Höreindruck wird also entstellt. Nebenbei sind sie auch nicht immer ganz bequem und halten evtl. nicht sehr dicht oder fallen heraus.
Die etwas bessere Lösung sind da Lamellen-Filter. Diese dämpfen wesentlich linearer, können aber bei langem Tragen auch etwas unangenehm sein. Viele Modelle sind mit verschiedenen Filtern ausgstattet, um sich der Lautstärkesituation anzupassen. Preislich sind sie recht attraktiv, da sie nur zwischen 15 und 30€ kosten.
Wer gerne noch ein Signal auf die Ohren möchte, kann zu einem In-Ear-Monitorsystem greifen. Diese kosten allerdings gleich eine Stange mehr Geld und gehen bei ca. 80€ los. Oft gibt es dabei verschieden Aufsätze - in Lamellenform, als Schaumstoff oder die normalen Silikon-Tips.
Otoplastiken (Link!)
Diese Kategorie ist die wohl teuerste, aber auch beste. Es handelt sich hierbei um ein dem individuellen Gehörgang angepasstes "Ohrstück". Die Anfertigung durch den Hörgerätakustiker (oder er fertigt nur einen Ohrabdruck an) kostet ca. 150 - 200€ (inkl. dem im folgenden erwähnten Elacin-Filter). Verschiedene Materialien haben sich dabei etabliert. Nähere Infos gibt es dazu auf der lesenswerten Wikipedia-Seite. Als Ergänzung dient dann ein sogenannter Elacin-Filter, der für die eigentliche Dämpfung sorgt und austauschbar ist.
Vorteile sind der meist hohe Tragekomfort und die besonders lineare Dämpfung. Je nach Lautstärke gibt es hier auch verschiedene Filter.
Zu erwähnen ist, dass vor allem bei Kindern der Gehörgang noch wächst und so ein System deshalb nicht ewig richtig passt. Aber auch bei älteren Menschen ist das durchaus möglich, da das Ohr ständig weiterwächst. Die Otoplastik ist schließlich auch zum Teil der Ohrmuschel angepasst.
Eine zusätzliche Variante sind die Concha-Otoplastiken. Sie sind größer als die Stöpselform und füllen damit einen größeren Teil der Ohrmuschel aus. Sinn macht das vor allem für Sänger, da sie Öffnungeffekte durch Kieferbewegungen vermeiden. Diese gibt es für ca. 40€ Aufpreis.
Statt eines Filters lassen sich auch In-Ear-Monitorsysteme einklicken, die auch dämpfend wirken und nochmal rund 200€ kosten.
Wie viel jedem sein Gehör wert ist, sollte er / sie selbst entscheiden. Klar sollte zumindest sein, dass sich ein geschädigtes Gehör nicht äquivalent ausgleichen lässt. Ein wirksamer, musikalischer Schutz sollte also einen hohen Stellenwert einnehmen, sonst müsst ihr es in Zukunft wie Beethoven machen: Es heißt er habe die Knochenleitung ausgenutzt - eine Schallwahrnehmung über die Schädelknochen, die allerdings 40 - 50dB leiser ist und deshalb normalerweise nicht wahrgenommen wird.
Beleuchten wir zuerst etwas die hörphysiologischen Gründe für einen Gehörschutz:
Ein Drumset, normal mit Sticks gespielt, erreicht oft durchgängig einen Pegel von 100dB(A), Spitzenwerte liegen sicherlich noch bis zu 10dB darüber, werden also als doppelt so laut empfunden. Die menschliche Schmerzgrenze liegt durchschnittlich zwischen 130 und 140dB, abhängig von den Frequenzen. Die Unbehaglichkeitsschwelle hingegen zwischen 90 und 120dB. Das menschliche Ohr hört am besten bei ca. 3400Hz. 90dB bei diesem Frequenzbereich (der beim Schlagzeug durchaus vorkommt) führt also schon zu einem "unguten Gefühl" - zurecht!
Hörschäden treten bereits bei kurzfristig einwirkenden Schallen mit 120dB auf, durch langfristige Einwirkung bereits ab 90dB. Entscheidend soll hiebei vor allem auch die Länge der nachträglichen Ruhephase für das Gehör sein. Dazu schreibt Focus Online:
"Zu viel Lärm schadet den zarten Haarzellen im Ohr. Von einem Abend in der Disco oder einem Arbeitstag in einer lauten Fabrik müssen sich die sensiblen Strukturen erholen. Dann braucht man dringend Ruhe auf dem Ohr - spätestens, wenn es anfängt, zu klingeln, oder man schlechter hört, ist es Zeit für eine Pause. Gesunde Ohren erholen sich von einem lauten Abend binnen ein bis zwei Tagen - wenn der Lärm nicht so stark war, dass es zu irreparablen Dauerschäden gekommen ist."
Die Gehörknöchelchen sind bei lauten Schallen in der Lage sich durch spezielle Muskeln zu versteifen und verstärken somit das ankommende Signal schwächer - eine Schutzmaßname des Ohres. Ihr kennt den Effekt vielleicht, wenn ihr von einem Konzert kommt und man sich für eine normale Unterhaltung beinahe anschreien muss, damit man sich hört. Das Problem ist, dass diese Schutzmaßname des Ohres eine gewissen Latenzzeit hat. Explosionsartige, also ganz plötzliche Schalle, können nicht gedämpft werden. Das Schlagzeug gehört durch seine Natur zu den Instrumenten, bei denen dieser Schutzmechanismus nahezu unwirksam ist.
Die Folgen kann sich jeder ausmalen: Nach längerem Spielen ohne Gehörschutz ist eine Schädigung des Gehörs vorprogrammiert und inoperabel!
Wie werde ich für mich leiser?
Schutzmaßnamen gibt es grundlegend vier:
- leiser spielen
- das Schlagzeug und den Raum stark dämpfen
- E-Drums spielen
- Gehörschutz
Bei der ersten Möglichkeit tun sich viele schwer. Hier können z.B. Rods Abhilfe schaffen, sind aber keine gute Alleinlösung, da sie das Spielgefühl stark verändern und man auch damit schädliche Lautstärken erzeugen kann (Crashbecken, Rimshots...).
Das Schlagzeug selbst zu dämpfen bringt immer Klangeinbußen mit sich, kommt also auch eher nicht infrage. Nebenbei dürfte es schwierig werden die Becken wirksam zu dämpfen ohne sie nach gar nichts klingen zu lassen.
Eine Raumdämpfung ist grundsätzlich eine gute Methode die Probelautstärke etwas herunter zu setzen, dürfte aber insgesamt nicht reichen und ist nicht in jeder Situation anwendbar.
E-Drums sind selbstverständlich auch keine gute Allgemeinlösung - dann würde das Akustik-Schlagzeug aussterben (ein weiterer Faktor ist z.B. das Spielgefühl). Und jeder, der schon mal auf einem E-Set gespielt hat, weiß, dass es doch deutliche Unterschiede zum "Original" gibt.
Als letzte Möglichkeit bleibt der Gehörschutz. Hierbei gibt ist folgende
Varianten
- Kapseln
- Stöpsel
- Otoplastiken
Kapseln
Gängige Vertreter sind hier die sogenannten (ohraufliegende) Baukopfhörer (obwohl das Wort "Hörer" hierbei irritierend ist), hier oft auch Micky-Mäuse genannt.
Weitere Vertreter sind die geschlossenen Kopfhörer (die also auch noch ein Signal wiedergeben können). Unterscheiden kann man dabei zwischen ohrumschließend (z.B. Beyerdynamic DT-770 M) und ohraufliegend (z.B. Vic Firth SIH-1). Letzere haben generell den Nachteil, dass sie bei längerem Tragen unbequem werden und für "warme Ohren" sorgen.
Grundsätzlich ist zu solchen Lösungen zu sagen, dass sie in tieferen Frequenzen relativ schlecht dämpfen und einem so der Sound, der durchkommt, sehr basslastig erscheint. Da das Ohr aber bei tiefen Frequenzen nicht so empfindlich ist, ist die Gefahr einer Schädigung relativ gering - die persönliche Kontrolle ist hier aber zu empfehlen.
Stöpsel
Günstigste Vertreter sind Watte, wachsgetränkte Wolle, oder die typischen Ohropax (auch wenn das eigentlich ein Firmenname ist).
Nachteil dieser Lösungen ist, dass sie sehr ungleichmäßig über den wahrnehmbaren Frequenzbereich dämpfen. Der Höreindruck wird also entstellt. Nebenbei sind sie auch nicht immer ganz bequem und halten evtl. nicht sehr dicht oder fallen heraus.
Die etwas bessere Lösung sind da Lamellen-Filter. Diese dämpfen wesentlich linearer, können aber bei langem Tragen auch etwas unangenehm sein. Viele Modelle sind mit verschiedenen Filtern ausgstattet, um sich der Lautstärkesituation anzupassen. Preislich sind sie recht attraktiv, da sie nur zwischen 15 und 30€ kosten.
Wer gerne noch ein Signal auf die Ohren möchte, kann zu einem In-Ear-Monitorsystem greifen. Diese kosten allerdings gleich eine Stange mehr Geld und gehen bei ca. 80€ los. Oft gibt es dabei verschieden Aufsätze - in Lamellenform, als Schaumstoff oder die normalen Silikon-Tips.
Otoplastiken (Link!)
Diese Kategorie ist die wohl teuerste, aber auch beste. Es handelt sich hierbei um ein dem individuellen Gehörgang angepasstes "Ohrstück". Die Anfertigung durch den Hörgerätakustiker (oder er fertigt nur einen Ohrabdruck an) kostet ca. 150 - 200€ (inkl. dem im folgenden erwähnten Elacin-Filter). Verschiedene Materialien haben sich dabei etabliert. Nähere Infos gibt es dazu auf der lesenswerten Wikipedia-Seite. Als Ergänzung dient dann ein sogenannter Elacin-Filter, der für die eigentliche Dämpfung sorgt und austauschbar ist.
Vorteile sind der meist hohe Tragekomfort und die besonders lineare Dämpfung. Je nach Lautstärke gibt es hier auch verschiedene Filter.
Zu erwähnen ist, dass vor allem bei Kindern der Gehörgang noch wächst und so ein System deshalb nicht ewig richtig passt. Aber auch bei älteren Menschen ist das durchaus möglich, da das Ohr ständig weiterwächst. Die Otoplastik ist schließlich auch zum Teil der Ohrmuschel angepasst.
Eine zusätzliche Variante sind die Concha-Otoplastiken. Sie sind größer als die Stöpselform und füllen damit einen größeren Teil der Ohrmuschel aus. Sinn macht das vor allem für Sänger, da sie Öffnungeffekte durch Kieferbewegungen vermeiden. Diese gibt es für ca. 40€ Aufpreis.
Statt eines Filters lassen sich auch In-Ear-Monitorsysteme einklicken, die auch dämpfend wirken und nochmal rund 200€ kosten.
Wie viel jedem sein Gehör wert ist, sollte er / sie selbst entscheiden. Klar sollte zumindest sein, dass sich ein geschädigtes Gehör nicht äquivalent ausgleichen lässt. Ein wirksamer, musikalischer Schutz sollte also einen hohen Stellenwert einnehmen, sonst müsst ihr es in Zukunft wie Beethoven machen: Es heißt er habe die Knochenleitung ausgenutzt - eine Schallwahrnehmung über die Schädelknochen, die allerdings 40 - 50dB leiser ist und deshalb normalerweise nicht wahrgenommen wird.
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