Wo besorgt ihr euch eure -Blues- Noten?

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rito
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Hi Leute!

Ich bin auf der Suche nach Bluesnoten für ne kleine Kneipenband. Wie besorgt ihr euch diese? Kauft ihr euch ne Melodie (z.B. Realbook) und arrangiert euch den Rest selbst? Ich finde nämlich keine Bluesstücke, für ne Band (außer für Blasorchester) aufbereitet.
Vielleicht bin ich ja auch mit Blindheit geschlagen und ihr erleuchtet mich! :D

Vielen Dank schon mal im Voraus!
 
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Bluesspielen nach Noten ist wie Wic*sen nach Anleitung :ugly:

Edit: Aber zum Thema: Wenn ihr nicht wisst, wie oder bekannte Sachen spielen wollt, würde ich einfach ein Real Book in C holen und dann Impro machen. Da ist zwar eher Jazz drin, aber wie man für ein dreiakkord Schema Noten nehmen will ist mir schleierhaft...
Habt ihr denn Bläser dabei?
 
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Gitarrenorientierte Sachen hole ich mir aus diversen teuer gekauften Büchern... da geht nix drüber, wenn man den Stil eines Musikers wirklich gut verstehen will und beim Raushören nicht wirklich weiter kommt irgendwann...

Ansonsten gilt - gerade für Blues - hören, hören, hören... und wer Noten braucht, um Musik zu machen, ist meiner Meinung nach beim Blues falsch. Man sollte ein paar Grundtechniken seines Instruments beherrschen, einfach loslegen zu können.

Nicht falsch verstehen - Blues ist wirklich nicht einfach, wenn er gut sein soll. Nimm mal sowas hier: http://www.youtube.com/watch?v=4Ou-6A3MKow
Rein "musikalisch/musiktheoretisch" durchaus "simpel" auf den ersten Blick... auf den zweiten durchaus interessant, was da harmonisch passiert... auf den dritten verdammt schwer, das Feeling hinzukriegen.

Also: hören, üben, probieren, Akkorde und Voicings testen,... aber "Noten" helfen meiner Meinung nach nicht wirklcih weiter.
 
Bluesspielen nach Noten ist wie Wic*sen nach Anleitung :ugly:

Edit: Aber zum Thema: Wenn ihr nicht wisst, wie oder bekannte Sachen spielen wollt, würde ich einfach ein Real Book in C holen und dann Impro machen. Da ist zwar eher Jazz drin, aber wie man für ein dreiakkord Schema Noten nehmen will ist mir schleierhaft...
Habt ihr denn Bläser dabei?

:D schön geschrieben!
Naja - Blues und Bluesschema usw. sind für mich ja keine Fremdwörter. Wahrscheinlich bin ich einfach noch zu sehr im Dixiland verhaftet und denke daher noch zu arg in Noten. Ein Realbook für Blues gibt es ja auch (sogar mehrere). Da werde ich genügend Stoff finden. Und mit dem Improvisieren ist das so eine Sache. Es wird durchaus quer durch die Instrumente nach Themen, Noten (also Melodien und Stimmen) usw. gespielt. Auch von CD bzw. youtube gehörte Melodien sind im Endeffekt Noten. Und wenn mehrere Instrumente (Trompete, Klarinette und Klavier zusammen spielen sollten sie durchaus auch mal das Thema gemeinsam spielen können (und wenn es nur einzelne Riffs oder Licks sind).

In Youtube findet man halt die "Gassenhauer" die jedem bekannt sind. Aber vielleicht bin ich dann mit einem Realbook für die Melodien gut bedient.
Spielt ihr denn alle Solo? Oder improvisiert ihr die ganze Zeit? Doch wohl kaum! Oder doch? Aber vielleicht bin ich ja doch vollkommen auf dem falschen Dampfer ;)
 
...ich denke halt an "klassischen" Blues - da haben Trompeten und Klarinetten wenig bis nix verloren...:D

Siehe mein Video-Beispiel oben. Die reichlich legendären Backing-Bands solcher Größen wie Howlin' Wolf bestanden, live wie auf den Aufnahmen, aus Drums, Bass, evtl. Klavier, evtl. Harp, und 1-2 Gitarren... UND (!!!) den absolut führenden und unerlässlichen und stilbildenden und nicht-weglassbaren Lead Vocals. "Richtiger" Blues ist und bleibt von einer Vocal-Melodie und den dort vom Frontmann erzählten Geschichten getragen. "Richtiger" Blues braucht eigentlich gar keine Instrumente, sondern ist vor allem Gesang. Viele klassische Blues-Aufnahmen kommen praktisch völlig ohne Soli aus, mal anhören... die Grundlage ist ein toller Song, eine schöne Melodie.

Ich könnte als echter Blues-Fan wirklich auf die Palme gehen, wenn in irgendwelchen Real Books irgendwelche "Blues"-Stücke auftauchen, weil das irgendwelche 12-Bar-Schemen oder Abwandlungen davon sind... tu' ich aber nicht, bin alt genug, jedem das Seine zu lassen.

Weil ich das Missionieren aber doch nicht 100% lassen kann, hier mal ein paar Beispiele:

http://www.youtube.com/watch?v=c8RtayjqqIw&feature=related
(R.L. Burnside mit "Poor Black Mattie" - ein ganzer Akkord für einen Song. Keine Changes, kein nix. Blues.)

http://www.youtube.com/watch?v=64T6ugyWXAA
(Fred McDowell "Shake 'Em On Down" - siehe oben...)

http://www.youtube.com/watch?v=QwjGytOVVQA
(Son House - Death Letter... mein persönlicher Favorit, siehe Avatar... hier sieht man einen klapprigen Alkoholiker, der nicht "wirklich" Gitarre spielen kann - trotzdem sind das absolut atemberaubende kraftvolle Blues-Klassiker, die mit ganz simplen Mitteln und einfach verdammt viel Feeling und Power stehen wie Pyramiden, Mammutbäume und sonstige Natur- und Weltwunder)

Und für Blues mit Band:
http://www.youtube.com/watch?v=8hEYwk0bypY&feature=related
(Muddy Waters "Got My Mojo Working" - das ist wohl "die" klassische Blues-Besetzung des Chicago Blues, leider etwas wackliges Video...es kommt aber klar rüber, dass nicht die "Noten", sondern der Rhythmus und das allgemeine Zusammenspiel entscheidend sind)

Und wie wichtig der Song ist, merkt man auch bei modernerem Blues - hier im direkten Vergleich einmal mit voller Band und danach akustisch... selber "Song" allerdings, jeweils getragen von Vocals (mit Melodie) und Akkorden/Voicings - und eben der Gitarre...
http://www.youtube.com/watch?v=KtO2qneRQis&feature=related
http://www.youtube.com/watch?v=mZkLVinwR4E

Ich will damit also nicht sagen, dass modernere Formen bzw. die verjazzten Dinge kein Blues sind oder die irgendwie musikalisch diskreditieren... bin aber schon der Meinung, dass man auch etwas über die Geschichte der Musik wissen sollte, die man da so spielt... und, ob man nicht eigentlich eher "Jazz" macht und spielt und beim Publikum rüberbringen will als "Blues"...
 
Hey, schön 'mal wieder was von Dir zu lesen! Ich will auch gar nichts hinzufügen, weil wir da ja eh einer Meinung sind!

Wollte nur kurz einen Tipp loswerden. Falls Du den noch nicht kennst (ich habe bis vor ein/zwei Wochen noch nie was von dem gehört): C.W.Stoneking.
Ich muss sagen, dass ich seit Jahren nichts gehört habe (natürlich 'mal abgesehen von den "alten" Sachen!), das mich derartig begeistert hat. Ebenso muss ich zugeben, dass ich wohl fast noch nie einen weissen Australier gehört habe, der so absolut authentisch 'rüberkommt! Man denke sich das Knistern dazu und man glaubt ein Original aus den 20ern zu hören! Und dass mein anderer Favorit Tom Waits zwischen jeder Note hervorlugt, macht das ganze nur noch sympathischer! Tipp: "Ragged an Dirty" auf YouTube. Ich glaube, besser und authentischer kann man das nicht spielen und singen!
Also, wie gesagt, nur für den Fall, dass Du den noch nicht kennen solltest. Aber wahrscheinlich tust Du es sowieso.
 
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Vielen Dank für die ausführlichen Antworten.
Na dann werde ich glaube ich für mich diesen Weg wählen:
1) Intensiver Blues hören
2) Ein Realbook das passt suchen. (Gibts für blues ja auch einige)
3) oder die Lyriks im Netz suchen. Denn Lyriks von diesen alten Platten herunter zu hören ist für mich echt eine herausforderung :)

Und dann basteln wir eben für unsere kleine Kombo daraus etwas.

Also vielen Dank noch mal
 
Ich will damit also nicht sagen, dass modernere Formen bzw. die verjazzten Dinge kein Blues sind oder die irgendwie musikalisch diskreditieren... bin aber schon der Meinung, dass man auch etwas über die Geschichte der Musik wissen sollte, die man da so spielt... und, ob man nicht eigentlich eher "Jazz" macht und spielt und beim Publikum rüberbringen will als "Blues"...

Und Jazz hat ja mit dem Blues GAR NIX zu tun ... nicht ... ?

Ironiemodus aus ....

Thomas
 
Und Jazz hat ja mit dem Blues GAR NIX zu tun ... nicht ... ?

Nee, so war das nicht gemeint. Um Verwirrungen zu vermeiden, eine kurze Klarstellung meinerseits (oder der Versuch): Ich verwehre mich gegen die - besonders in Deutschland, vielfach auch in Europa - vorherrschende Einstellung/Meinung, dass Blues so etwas wie eine "Vorform des Jazz" gewesen sei, aus der dann letztlich der Jazz (als implizit "höherwertige" Musik) hervorgegangen ist. Es ist (leider) oft so, dass man aus irgendeinem Real Book ein irgendwie mit "Blues" überschriebenes Stück spielt und meint, man hätte den Blues damit auch drauf. Das diskreditiert für mich den Blues als eigene "Kunstform".

In meiner beschränkten Weltsicht gibt es eine Reihe von Strömungen, besonders in den Südstaaten der USA zum Ende 19./Anfang 20. Jahrhundert: Es gab die geistliche Musik (z.B. Gospel, aber auch die eher "weiß" geprägten Kirchenlieder), weltliche "Pop"musik auf dem Land (z.B. Blues, Country, alle möglichen lokalen Folk-Stile), und "Pop"musik in der Stadt (Vaudeville, Jazz, Ragtime, etc.). Plus alle möglichen "Querschüsse" aus allen möglichen Richtungen, siehe Zydeco oder die mexikanischen Einflüsse gerade in Texas. Den "schwarzen" Komponenten all dieser Richtungen sind einige Stilelemente durchaus gemein (Tonleitern in Richtung Blues-Tonleiter, "echte" Blue Notes mit den richtigen Viertel-/Achteltönen drin und nicht nur einfach so'n Halbton, Texte/Themen, Melodien, etc.) und es hat jede Menge Quer-Beeinflussung stattgefunden. Irgendwann haben sich dann bestimmte "Stile" mit durchaus klar identifizierbaren Stilelementen herauskristallisiert. Daher reden wir heute von "Delta Blues" oder gar "North Mississippi Hill Country Blues" genauso wie von "Ragtime" oder "New Orleans Jazz" oder "Bluegrass" und verbinden damit gewisse Elemente (wenn wir den Stil halt irgendwoher kennen).

Natürlich verbietet sich allein durch Künstler, gerade in den 20er-40er Jahren eine eindeutige Klassifizierung - viele meiner heißgeliebten Delta Blues Größen haben nachgewiesenermaßen auch auf (weißen) Festen gespielt und als "Coverbands" der damaligen Zeit alles gespielt, was gerade so in den "Charts" war - Ragtime, Hokum Songs, usw usw... Popmusik halt. Oder so: Blind Willie Johnson hat mit "Dark Was The Night - Cold Was The Ground" eines der bluesigsten Stücke aller Zeiten aufgenommen, für ihn war Blues aber vom Teufel und er hat Gospel gemacht. Dann so Leute wie Leadbelly, die von der Folk- und auch der Blues-Gemeinde gleichermaßen "beansprucht" werden.

So haben sich also einerseits lokal bestimmte Stile herauskristallisiert, andererseits haben Leute sich ausgetauscht, sind gereist, es gab Schallplatten zum Transport von Musik, man hat sich angepasst - also eine Mischung aus Schmelztigel und dann wieder aber auch gegossenen Goldbarren aus dieser Schmelze, wo jeder etwas anders aussieht.

"Hart" ausgedrückt kann man daher also schon sagen, dass für die Entwicklung bestimmter Blues-Formen (je ländlicher geprägt, umso mehr stimmt das Statement) der Jazz praktisch bis heute keine Rolle gespielt hat. Umgekehrt genauso - bis zu den Jazz-Orchestern der Städte sind die Sachen kaum vorgedrungen.
"Weicher" gesagt siehe oben - jede Menge Kreuz- und Quer-Einflüsse, wild durcheinander - aber eben auch hin und her und nicht unidirektional.

Ich behaupte durchaus, mich mit der Entwicklung der amerikanischen Musik - besonders der schwarz gerpägten in den Südstaaten - etwas intensiver auseinanderzusetzen. Und da komme ich eben nicht zu dem Schuss, dass der Blues "eine Vorform des Jazz" war - sondern vielmehr die "Vorform der Rock- und Popmusik, wie wir sie heute kennen". Natürlich in Verbindung mit Gospel/Soul/Rhythm&Blues, und natürlich mit ganz vereinzelten Jazz-Elementen, aber der Blues ist da "im Lead". Rap&Hip-Hop haben letztlich auch genau dort viele der Wurzeln (kommend aus Funk etc.), und nicht im Jazz.

Hoffe, das macht's etwas klarer - manchmal ist Blues einfach nur Blues.
 
Aber wie kommt´s dann, daß sich die Jazz-Musiker selbst, auch und gerade die größten unter ihnen, so sehr auf den Blues beziehen und in als DIE Wurzel ihrer eigenen Musik verstehen ... ? Siehe Charlie Parker ...
 
Darauf sollte der Zauberer schon selbst antworten. Deshalb von mir nur ein paar Hinweise dazu:
Zum einen schreibst Du "die Jazz - Musiker". Natürlich gibt es viele Jazzmusiker, die sich vom Blues inspirieren lassen, aber es sind eben nicht "die Jazzmusiker". Es gibt auch Jazz - Musiker, die von der Klassik oder vom Gospel inspiriert wurden. Es gibt auch klassische Musiker, die vom Jazz beieinflusst wurden. Leonard bernstein z.B. usw. usw..

Es geht auch, glaube ich, weniger darum, wie einzelne Musiker ihre Musik oder auch ihre Inspiration definieren, sondern um die Frage, ob die Behauptung, die man oft hört, dass der Jazz sich aus dem Blues entwickelt hat, ja sogar irgendwie die intellektuell und künstlerische Vollendung des Blues ist, stimmt. Und - da gebe ich dem Zauberer ohne jede Einschränkung recht - das ist definitiv nicht so! Das sind auch nur zwei Strömungen einer breiten musikalischen Entwicklung im 20. Jahrhundert, die 'mal parallel, 'mal getrennt, 'mal gemeinsam, 'mal ineinander verhakt oder sogar gegeneinander gelaufen sind.

Komischerweise gibt es aber einen Bereich, in dem eine solche Entwicklung vom Blues zum Jazz hin tatsächlich stattfindet, zumindest in meiner Umgebung. Wenn ich überlege, mit welcher Begeisterung wir gegen Ende unserer Schulzeit begonnen haben, "Blues zu hören und machen" und dass ich, soweit ich weiss der Einzige bin, der es immer noch macht (oder besser gesagt versucht)..... .
Was machen und hören all die Ex - Blueser? Jazz natürlich, und jetzt bin ich 'mal gemein, warum? Weil sie Blues mittlerweile für zu popelig halten und er ihnen keine musikalischen Herausforderungen mehr zu bieten scheint. Für mich unverständlich, aber leider ist es so, fürchte ich.
Vielleicht haben diese Erfahrung ja auch andere gemacht, würde mich interessieren.
 
Naja ... um es zu präzisieren: Es sind ja nicht "einige" der bekanntesten Jazzmusiker, die den Blues als ihre künstlerische Wurzel ihrer Musik sehen, sondern "alle". Und damit gewinnt das schon an Bedeutung.
Daß Einzelpersonen von Klassik oder Volksmusik beeinflußt wurden ist eine andere Geschichte.

Überhaupt sehe ich diesen Gegensatz nicht Zwischen Jazz und Blues. Die haben doch vielmehr Gemeinsames als Trennendes ... ?

Wenn ich mir die frühe amerikanische Musik des letzten Jahrhunderts, soweit das möglich ist, anhöre, und die chronologischen Aspekte berücksichtige, dann liegt es doch auf der Hand: Der Blues (und Worksongs) waren als erstes da. Und von diesem Punkt aus entwickelte sich die Musik weiter.

Freilich mit Einflüssen wie europäischer Salon-Musik, Kirchenmusik usw. Die Harmonik des (frühen) Jazz ist weitgehend "europäisch" - mit Ausnahme der Bluenotes. Und die rhythmische Auffassung des Jazz, sowie Tonbildung und Phasierung, kommen ebenfalls vom Blues.

Insoferne ist der Blues der Ahne des Jazz, was die "negroiden" Elemente dieser Musik betrifft. Und daß er sich weiterentwickelt hat - insbesondere was die Harmonik und Rhythmik betrifft - ist kein Wunder: Wer will schon sein Leben lang die gleichen 12 Takte spielen ... :) t´schuldigung, aber das mußte jetzt sein ...

Aber der Blues ist und bleibt das Recervoir, aus dem Jazzmusiker den gesamten Schatz ihrer Phrasierung und Tonbildung schöpfen ... und das ist etwas, aus dem man schöpfen kann ... und das ist es, was Jazz zu einem Gutteil ausmacht ...

Insoferne - nocheinmal - ich sehe keinen Gegensatz oder Berührungsängste.

Thomas
 
Ich starte meine Kernaussage mal mit Videos:

(1) http://www.youtube.com/watch?v=m6mRdPP6wRo
Das ist US-Südstaaten Fife&Drum-Musik, mit Verwandschaft zum Blues... und offenbar nach Jamaica. Von 1960!!!

(2) http://www.youtube.com/watch?v=VceXg7NwM3Y&feature=related
Hier das Cannonball Adderley Sextet aus dem Jahre 1963

(3) http://www.youtube.com/watch?v=54GN...ext=1&list=AVGxdCwVVULXduSF2vSI1uUBhskSMlW4HP
Fred McDowell mit "John Henry", ziemlich sicher auch aus den 1960ern

(4) http://www.youtube.com/watch?v=p0HmFr7mPsk
Chuck Berry "Maybelline" 1958

Was will ich sagen? All diese Musik wurde mehr oder weniger gleichzeitig gemacht. Blues hat nicht aufgehört, als Jazz und Rock&Roll angefangen haben. Jazz hat Blues nicht ersetzt. Und ein bisschen Sklaven-Pfeifen-Trommel-etc ist überall drin. Einzelne Musiker ziehen ihre Einflüsse von überall her, und natürlich tragen sie diese Einflüsse damit weiter auch in ihre jeweilige Stilrichtung... aber das gilt eben individuell und nicht generell.

Man muss aber auch sagen - und hier bin ich kontrovers in die andere Richtung aufgestellt - dass man Blues durchaus als "tot" bezeichnen kann. Ja, richtig gehört. Man kann es so sehen: Blues war schwarze Pop-Musik bis ca. in die 1960er Jahre (dann wurden dank Stones&Clapton auch viele weiße drauf aufmerksam, das hat die Karriere diverser Künstler stark verlängert), dann kamen irgendwann R&B/Soul und später Funk/Disco bis hin zu Rap/HipHop. Natürlich hat der Blues ein paar wenige Fans behalten und natürlich in andere Musikrichtungen "gestreut", aber an sich ist er eben "überholt". Die alten Größen sind alle weg&tot, es wachsen kaum welche nach - und wenn einer kommt, dann findet er ein Nischenpublikum mit so unverbesserlichen Fans wie emptypockets und mir. Ich vertrete diesen Standpunkt durchaus auch in Blues-Foren und werde dafür angefeindet... andererseits pflichten mir viele bei, dass eigentlich "nicht viel Neues" kommt... aber man kann auch mit den immer wieder aufgewärmten alten Geschichten verdammt viel Spaß haben und glücklich sein.

Jazz hat's da besser - Jazz ist natürlich deutlich vielfältiger, musikalisch anspruchsvoller und kann ungemein komplexer sein - bietet also (1) ein viel größeres Betätigungsfeld und (2) viel mehr Lernfelder für Musiker. Daher auch die Entwicklung vieler Musiker in Richtung Jazz, wenn man mal mit "einfachem" Blues angefangen hat. Im Blues isses wurtscht, ob ich verschieden Skalen und Modi kann, ich habe keine II-V-I, wenige maj7 und 7b9, wenig musikalisch bzw. musiktheoretisch Herausforderndes.

Mit wie wenigen Tönen man verdammt viel Blues machen kann, wird in dieser BB King Lesson super erklärt:
http://www.gibson.com/en-us/Lifestyle/Lessons/Lesson-Of-The-Day/bb-king-box-position/

Ein wesentlicher Unterschied ist für mich, dass Blues eigentlich immer einen Sänger braucht, der vorne steht und ein Publikum unterhält - egal, wie viel Band dabei ist, Blues sind Songs mit Inhalt und Text. Blues ist Musik zum Tanzen, zum abhotten, zum mitgehen, zum unterhalten werden. Einige Jazzformen hingegen richten sich an die wohlgebildete Jazz-Polizei, die die Realbooks auswendig kennt, wenn's hochkommt leicht mitnickt und verhalten klatscht. Wegen des höheren "Anspruchs" des Jazz ist Jazz eben auch die deutlich etabliertere bzw. breiter akzeptiertere Musikform.

Machen wir uns nix vor: Blues wurde von ungebildeten (in jeder Hinsicht - viele Stars konnten weder lesen noch schreiben, geschweige denn Noten lesen) Leuten für ein Publikum gemacht, das Spaß haben wollte. Daran hat sich bis heute nicht viel geändert...

Schöne Doku über 4 Teile hier: http://www.youtube.com/watch?v=SPlX2K1vl-A&feature=related
(@emptypockets: falls noch nicht bekannt, auf jeden Fall mal anchauen!)

Mehr mag ich jetzt nicht... ist schwer, das ohne Gespräch und Zugriff auf meine Musiksammlung vernünftig mit Beispielen zu hinterlegen, ist mir den Aufwand nicht wert ehrlich gesagt. Aber vielleicht wird etwas klarer, in welche Richtung ich so denke und argumentiere.

Wer sich eine eigene Meinung bilden will, dem empfehle ich mal sowas hier als Einstieg:
http://www.amazon.de/gp/product/0306800144/ref=oh_o05_s02_i00_details
Man merke den feinen Unterschied... hier spricht der Autor von "the roots of Jazz", was eine ganz andere Tonalität als das von mir immer kritisierte "Vorform des Jazz" hat...

Und nun: BTT :D, es ging ja um Blues-Noten! ;)

---------- Post hinzugefügt um 10:22:43 ---------- Letzter Beitrag war um 10:17:04 ----------

Und daß er sich weiterentwickelt hat - insbesondere was die Harmonik und Rhythmik betrifft - ist kein Wunder: Wer will schon sein Leben lang die gleichen 12 Takte spielen ... :) t´schuldigung, aber das mußte jetzt sein ...Thomas

Entschuldigung nicht akzeptiert. You don't get it - Blues geht ohne 12 Takte, ohne I-IV-V, ohne Schema/Form/Konvention.
Nochmal hier: http://www.youtube.com/watch?v=64T6ugyWXAA
Und jetzt zähl da brav Deine 12 Takte und such' die Changes und mach' Dich etwas schlau über die Musik, über die Du da redest... marsch, marsch. :rolleyes:
Und dann - versuch' das mal nachzuspielen, egal auf welchem Instrument, und dazu zu singen... so simpel isses dann komischerweise auch wieder nicht....
 
Bin nahezu vollständig der selben Meinung wie Du ....

Nur: Auch Jazz ist im Ursprung Gebrauchsmusik und Tanzmusik ...

Und: Mit "Roots" kann ich gut leben ...

Und daß man mir wenigen (gekonnten !) Noten richtig gut Musik machen kann, brauchst Du mir nicht sagen ... da rennst Du offene Türen ein. Ich wollte den Blues auch gar nicht diskretitieren, und schon gar nicht habe ich was von "simpel" gesagt ... Wie gesagt: Sie gehören einfach zusammen, Blues und Jazz, ...

Ob der Blues nun tot ist oder nicht, darüber mag ich mich nicht äußern. Da bin ich zuwenig d´rin in der aktuellen Szene ... auf alle Fälle lebt der Blues mindestens indirekt weiter ... denn überall wo Jazz ist, ist auch ein bischen Blues drin ...

Thomas
 
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für weitere Fachdiskussionen empfehle ich: http://blindman.15.forumer.com/
Da ist verdammt viel "echte" Kompetenz unterwegs (also so Menschen, die mal Son House gemanaged haben... andere Menschen, die Bücher schreiben... dann Menschen, die wirklich auf der Suche nach Spuren/Dokumenten sind)... weniger Aktivität als hier, aber dafür verdammt viel echtes Wissen.

Wie dem auch sei - ich glaube, jetzt haben wir (1) das Thema grundlegend erschöpft und (2) wenig zum eigentlichen Thema des Threads gesagt. Also Volltreffer, aber voll daneben...
 
Auch da gebe ich Dir recht. Knapp daneben ist auch vorbei ...

Alle Argumente sind ausgetauscht: Also ... Klappe zu, Affe tot ...

LG, Thomas
 
Also, um mal wieder zum Thema zurückzukommen :) ! Ich hab mir mal ein Realbook für Blues gekauft und bin damit vollauf begeistert. Da ist nix mit Jazz. Alles voll mit den Klassikern: B.B. King, Lightning Hopkins, Otis Rush, Joseph Lee Williams um nur mal in den ersten Seiten des Buches zu blättern.

So, jetzt können die anderen ihre Begleitung, ihren Rhythmus und ihre Solis herumbauen. Und Youtube sei Dank kann man sich zu den einzelnen Liedern noch unterschiedliche Interpretationen anhören.
 

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