Wir haben aus einem Kelch getrunken

x-Riff
x-Riff
Helpful & Friendly User
HFU
Zuletzt hier
22.10.24
Registriert
09.01.06
Beiträge
18.478
Kekse
93.170
Hallo in die Runde,
ein gerade frisch entstandener Text, aufgeschrieben mitten in einer Lektüre über die Liebe und die Folgen der Vergänglichkeit dieser, weil ich halt diesen Einfall hatte.
Den ich nun Eurem Eindruck überlasse - was immer Euch dazu einfällt, Euch berührt oder auch nicht, ist willkommen.


Wir haben aus einemKelch getrunken

Wir haben aus einem Kelch getrunken,
der Wein und das Licht, die waren so mild.
Wir haben vertraut beisammen gessessen
und haben uns unsere Sehnsucht gestillt.

Wir waren verzückt verrückt ineinander
wie Kinder im Dunkeln bis tief in die Nacht.
Und das milde Licht des nächstenMorgens
hat uns erneut zueinander gebracht.

Der Kelch steht leuchtend noch bei mir,
geleert und seitdem nicht mehr aufgefüllt.
Seit Du gingst, für immer, in einer Nacht,
bleibt meine Sehnsucht sinnenlos ungestillt.

Es ist, wie es ist, sag ich mir tausendmal.
Doch ich wandle in meinem Herzenstal
mit leerer Seele und einer Qual,
die nicht weichen will,
die nicht weichen will.

Wir haben aus einem Kelch getrunken, doch
ich trinke, was nicht mehr in ihm ist, allein.
Erinnerung tobt wild und haltlos in mir, doch
Gegenwart und Zukunft wird sie nie mehr sein.

Und ich weiß, dass alles vorübergeht,
dass jeden Morgen ein neuer Tag entsteht
dass die Erinnerung stetig blasser weht.
Doch sie soll nicht weichen,
doch sie soll nicht weichen.

x-Riff
 
Zuletzt bearbeitet:
  • Gefällt mir
Reaktionen: 2 Benutzer
Da hör' ich im Hintergrund einen 12 Taktblues.
Find ich insgesamt gut, würde aber ein paar Wörter streichen für meinen "Flow", z.B.:

Wir haben aus einem Kelch getrunken,
das Licht und der Wein, die waren so mild.
Wir haben vertraut beisammen gessessen
und haben uns unsere Sehnsucht gestillt.
 
Hallo @x-Riff

hierzu zwei spontande Rückmeldungen:

- Es klingt etwas nach One-Night-Stand, wahrscheinlich wg. "bis tief in die Nacht .... des nächsten Morgen" . Dazu würde die starke Sehnsucht, die dann folgt, nicht so richtig passen. Ich hab auch den Eindruck, dass Dein LI-/LD-Liebespaar durchaus schon eine ganze Weile zusammen sein soll.

Da denke ich, könnte es vielleicht in diese Richtung gehen, um die Beziehung etwas dauerhafter erscheinen zu lassen:

Wir waren verzückt verrückt ineinander
wie Kinder im Dunkeln, ganz eng, jede Nacht.
Und das milde Licht des nächsten Morgens
hat uns so oft zueinander gebracht

- Der "Kelch" gefällt mir nicht so recht - meine erste Assoziation beim Wort "Kelch" ist der, der an einem vorüber geht - das ist nicht gerade ein Symbol für Liebe. Die zweite ist der Kelch beim christl. Abendmahl und auch da ist es nicht die Liebe zwischen zwei Menschen, für die der Kelch steht. Das könnte für micht einfach ein Glas sein, aus dem man zusammen getrunken hat: Das wäre ein Zeichen der Nähe, denn das macht man nun nicht mit jeder Person.

Vor allem aber möchte ich sagen: Ein schöner Text! Das Gefühl, das in der letzten Zeile genannt wird, kennt vermutlich (fast) jede/r - da finden sich bestimmt viele wieder.
 
  • Gefällt mir
Reaktionen: 1 Benutzer
Lieber @x-Riff, die beiden ersten Strophen gefallen mir sehr. Die Begegnung der beiden erscheint mir über die Worte Kelch und Licht als etwas sehr besonderes und ich bin geradewegs enttäuscht, als es - wie in so vielen Songtexten - mal wieder auf das „hinterher trauern“ umschwenkt. Ich frage mich: wenn es so besonders war, warum erfahre ich nichts darüber, warum die zwei sich trennen? Warum bleiben die zwei nicht beisammen und das LI empfindet nur innerlich bereits eine Trennungsangst?

Z.b.
Ich weiß, dass alles vorübergeht,
dass jeder Morgen neu entsteht
Aber ich will nicht, ich will nicht
Ich will das es bleibt!

Das ist ein spontaner Einfall meinerseits und natürlich würde es so ein ganz anderer Song. Es bräuchte auch nach den ersten beiden Strophen neuen Inhalt…
Abendliche Grüße
 
  • Gefällt mir
Reaktionen: 1 Benutzer
- Es klingt etwas nach One-Night-Stand, wahrscheinlich wg. "bis tief in die Nacht .... des nächsten Morgen" . Dazu würde die starke Sehnsucht, die dann folgt, nicht so richtig passen. Ich hab auch den Eindruck, dass Dein LI-/LD-Liebespaar durchaus schon eine ganze Weile zusammen sein soll.

Da denke ich, könnte es vielleicht in diese Richtung gehen, um die Beziehung etwas dauerhafter erscheinen zu lassen:

Wir waren verzückt verrückt ineinander
wie Kinder im Dunkeln, ganz eng, jede Nacht.
Und das milde Licht des nächsten Morgens
hat uns so oft zueinander gebracht
Du sprichst etwas an, dass tatsächlich eine Tücke ist - auch in dem Roman, der Pate dabei stand. Die eigentliche Zeit, in der die Protagonisten zusammen waren, war recht kurz - lass es drei Wochen gewesen sein. Die Liebe, zumindest einer Person, war aber sehr tief und ihr Leiden währte über ein Jahr.

Wie läßt sich so etwas glaubhaft beschreiben? Für einen One-Night-Stand ist dem üblichen Empfinden nach die Trauer und Verzweiflung zu lang und nicht glaubhaft. Eine jahrelange Beziehung soll aber nicht gemeint sein ... Kurz: Du hast einen Nerv getroffen und Deine subtilen Veränderungen finde ich gut!

Das ist auch einer der Gründe, warum ich mich entschloss, diesen Text oder besser: Textentwurf hier reinzustellen - weil ich mich selbst frage, ob jemand, der diesen Roman nicht gelesen hat, mit dem Text, der Situation und den geschilderten Gefühlen mitgehen kann.

- Der "Kelch" gefällt mir nicht so recht
Das war allerdings sprachlich ein Bild (es entstammt einem Zitat, das im Roman verwendet wird), das mich sofort gepackt hat "Und was, mein Freund, wenn wir es so betrachten: Einmal haben wir aus dem selben Kelch getrunken, und die Wirkung war betörend, entflammend und ... ineviteble ...". Für mich entstand sofort folgendes Bild: den Kelch der Liebe trinkt man gemeinsam, den Kelch der Einsamkeit trinkt jeder für sich selbst. Letztlich war das der Auslöser für den Text. Und das letzte Bild paßt genau zu dem gängigen Sprichwort, dass man den Kelch bis zur Neige leeren muss. Erst wenn man den Boden sieht, hat man eine Chance auf Klarheit.

Aber Danke für Deinen Hinweis: Ob es der Kelch bleibt, werde ich noch mal überprüfen - bis auf den Auslöser und das gängige Sprichwort (auf das ja in meinem Text nicht verwiesen wird) ist es nichts von Bedeutung. Da täte es auch ein Glas, obwohl das schon reichlich profan ist.

Vor allem aber möchte ich sagen: Ein schöner Text!
Danke Dir!

x-Riff
 
  • Gefällt mir
Reaktionen: 1 Benutzer
... .macht (mich) jetzt schon neugierig, zu erfahren, welcher Roman hier so gekonnt verknappt wurde ;)
 
  • Gefällt mir
Reaktionen: 1 Benutzer
Lieber @streamingtheatre
ich kann Dich verstehen und ich selbst neige nicht bzw. vermeide eigentlich eindeutige Leidensgeschichten.

Mich hat aber beispielsweise eine englische Kurzgeschichte "The Will to Die" nachhaltig beeindruckt und auch bei diesem Roman ist es letztlich so, wie es mir auch meine Lebenserfahrung sagt: es ist immer die Person selbst, die entscheidet, wann es genug ist. Das führt zum Entschluss, loszulassen. Und das loslassen führt dazu, dass der Schmerz integriert werden kann.

Insofern empfinde ich das Ende als offen. Denn die Aussage: "Doch sie [die Erinnerung] soll nicht weichen." ist begründet darin, dass das LI denkt, wenn sie die Liebe losläßt, schwindet die Erinnerung und dann hat sie gar nichts mehr: weder die Liebe, noch die Erinnerung. Aber gleichzeitig ist diese Aussage der Schlüssel zum Wendepunkt: Wenn sie losläßt, verliert sie nicht die Erinnerung, sondern sie wandelt sich in etwas Abgeschlossenes, das Liebe und Leid zugleich enthält und neues Leben und neue Liebe zuläßt.

Mache gern einen Songtext, der Deinem Empfinden entspricht - es scheint stark zu sein. Und das tolle am Songtexter-Dasein ist ja: Man kann sich seine eigenen machen.

Herzliche Grüße und Danke für Dein Feedback!


... .macht (mich) jetzt schon neugierig, zu erfahren, welcher Roman hier so gekonnt verknappt wurde ;)
Na ja, gut - das kann ich ja lösen (ohne dass ich den Anspruch einlösen könnte, einen ganzen Roman gekonnt zu verknappen):
"Alles, was ich über die Liebe weiß" von Elke Schmitter, C. H. Beck, in diesem Herbst erschienen.

Da hör' ich im Hintergrund einen 12 Taktblues.
Find ich insgesamt gut, würde aber ein paar Wörter streichen für meinen "Flow", z.B.:
Beim Schreiben habe ich keine Musik im Kopf gehabt, da geht es eher um Rhythmik bzw. einen Flow.
Ich habe aber gute Erfahrungen damit gemacht, dass ich mir die Texte, wenn eine Vertonung ansteht, was in der Regel durch mich geschieht, dann noch einmal zurechtruckele. Dieses mittlerweile gewachsene Vertrauen nimmt mir viele Hintergedanken aus meinem Hirn und läßt mir beim Schreiben mehr Freiheit - die wiederum das Fließen beim Schreiben begünstigen.

Blues ist generell ein Genre, das ich aus ganz unterschiedlichen Gründen kaum bediene.

Danke für Dein Feedback!

x-Riff
 
Zuletzt bearbeitet:
Mache gern einen Songtext, der Deinem Empfinden entspricht - es scheint stark zu sein. Und das tolle am Songtexter-Dasein ist ja: Man kann sich seine eigenen machen.
Da hast du natürlich Recht. Ich hoffe, ich bin dir nicht auf die Füße getreten, denn das war nicht meine Absicht. Ich war wohl etwas schnell und das hatte leider zur Folge, mit einer Anmerkung um die Ecke zu kommen, die meiner Idee einer Story gefolgt wäre, statt deine zu respektieren.
 
  • Gefällt mir
Reaktionen: 1 Benutzer
Nein, nein, @streamingtheatre - das ist schon okay.
Wir haben ja beide gemerkt, dass der Text, der Dir vorschwebt ein anderer ist als der Text, den ich entworfen habe.
Das ist ja auch das schöne an diesem Forum, dass man sich gegenseitig inspiriert. Und manchmal ist der Grad schmal, ob nun das, was man empfindet, einen anderen Text eher modifiziert oder in eine andere Richtung führt - was beides völlig okay ist.

Herzliche Grüße

x-Riff
 
  • Gefällt mir
Reaktionen: 2 Benutzer

Unser weiteres Online-Angebot:
Bassic.de · Deejayforum.de · Sequencer.de · Clavio.de · Guitarworld.de · Recording.de

Musiker-Board Logo
Zurück
Oben