Wir brauchen wieder Disziplin

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ArkaEchyon
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Hallo zusammen,

nachfolgend ein Text von mir, der sich vermutlich (bin kein Musiker) auch vertonen ließe. Falls jemand Interesse daran hat, bitte kurzes Feedback. Danke.
AE


WIR BRAUCHEN WIEDER DISZIPLIN

Das Land liegt am Boden, der Dax liegt im Keller,
die Geldquellen fließen langsam, das Blut fließt immer schneller.
Die Hungernden rufen nach Brot, die Generäle rufen zur Schlacht.
Verbrechen werden ignoriert, die Bürger überwacht.

Und aus dem Mund gekaufter Redner, da hallt ein Ruf durchs Vaterland:

Aufgewacht, ihr müden Krieger, wir brauchen wieder Disziplin,
mehr Kampfgeist, Power, Überwindung, 1000 Liegestützen vor dem Schlafengehen!
Wir brauchen wieder junge Männer, die stramm in Reih und Glied marschieren
und für das Wohl der Machteliten an irgendeiner Front krepieren!


Die Armen werden ärmer, die Reichen bleiben reich,
die Strafen werden härter, die Menschenrechte weich.
Regierungen verbreiten Lügen, die Medien verbreiten Geschwätz,
Betrug wird zur Regel, die Folter wird Gesetz.

Und aus dem Mund gekaufter Redner, da hallt ein Ruf durchs Vaterland:

Aufgewacht, ihr müden Krieger, wir brauchen wieder Disziplin,
mehr Kampfgeist, Power, Überwindung, 1000 Liegestützen vor dem Schlafengehen!
Wir brauchen wieder junge Männer, die stramm in Reih und Glied marschieren
und für das Wohl der Machteliten an irgendeiner Front krepieren!

Das soziale Netz wird dünn, die Grenzen werden dicht,
die Pfaffen predigen Demut, die Mächtigen Verzicht.
Die Diäten werden erhöht, die Löhne werden gekürzt,
die Kriecher werden gekrönt, die Aufrechten gestürzt.

Und aus dem Mund gekaufter Redner, da hallt ein Ruf durchs Vaterland:

Aufgewacht, ihr müden Krieger, wir brauchen wieder Disziplin,
mehr Kampfgeist, Power, Überwindung, 1000 Liegestützen vor dem Schlafengehen!
Wir brauchen wieder junge Männer, die stramm in Reih und Glied marschieren
und für das Wohl der Machteliten an irgendeiner Front krepieren!


Der kleine Mann, der schuftet, der große verprasst das Geld,
der Malocher verliert seine Arbeit, der Spekulant gewinnt die Welt.
Den Krösus beflügelt der Zins, den Armen erdrückt die Schuld,
der Mächtige hat immer Recht, das Volk zu viel Geduld.

Und aus dem Mund gekaufter Redner, da hallt ein Ruf durchs Vaterland:

Aufgewacht, du müder Krieger, wir brauchen deine Disziplin,
dein Geld, dein Gut und auch dein Leben, um gegen das eigene Volk zu ziehen!
Auf, auf, mein Freund, lass uns beginnen,
wir sollten endlich Land gewinnen!
 
Eigenschaft
 
Schöner Text - bin ja ein großer Fan von kritischen, deutschen Liedertexten. Kann man sicher schön vertonen mal - solltest dich umhören, um jemand in deinem Bekanntenkreis Interesse daran hat. :)

Also, würde allgemein nichts daran ändern - rein von der Metrik ist es oft nicht sauber, was aber beim Singen nicht so wichtig ist. Sonst finde ich es authentisch, anregend - einfach gut.
 
Danke für dein Lob, Mondluchs! Das mit dem Bekanntenkreis ist so ne Sache. Kenne nicht so viele Musiker, die darauf erpicht sind, fremde Texte zu vertonen, weshalb ich es einfach mal hier rein stelle. Vielleicht hat ja irgendjemand Interesse. Und wenn nicht, bleibt's halt ein Gedicht.
AE
 
Dem Ruf nach mehr Disziplin und einer verstärkten Züchtigung der Jugend kann ich nur vollinhaltlich zustimmen! Potzblitz, da hat jemand die Zeichen der Zeit erkannt.

Stilistisch finde ich es sehr beeindruckend, wie du gelegentlich den 3hebigen Jambus unterbrichst und in den Pentameter wechselst, um die Kernaussagen zu betonen - ausgesprochen kunstvoll. Sehr schön auch die freie Senkungsfüllung zwischendurch, das gibt dem Text sowas daktylisch-trochäisches. Toll dann in der letzen Strophe den 6-hebiger Jambus mit einer Diärese nach der dritten Hebung eingesetzt, um den Leser zu verblüffen. Im letzten Vers eine unerwartete katalektische Verkürzung des letzen Fußes um 1 Silbe - das setzt dem ganzen die Krone auf.

Insgesamt ein mitreißendes Werk, das in seiner umissverständlichen Botschaft, seiner sprachlichen Klarheit und dem hintergründigen formalen Aufbau zu begeistern weiß. Sehr schön!
 
@Wiedergeburt
:confused: Du willst mich jetzt aber nicht verarschen, oder? Falls ja: es ist dir gelungen :D
 
Nein, der schreibt immer so.
Hast du im Deutschunterricht nicht aufgepasst? :D (Zugegebenermaßen hab ich aber die Bedeutung von 2-3 Begriffen auch nicht mehr im Kopf..)

Der Text selbst ist dir inhaltlich sowie stilistisch sehr gelungen.
 
Hast du im Deutschunterricht nicht aufgepasst? :D

Sagen wir mal so:
Für Jambus, Trochäus & Co. ist bei mir der Bauch zuständig. Und ob der immer alles richtig macht, kann der Kopf nicht beurteilen. Deshalb klang das Statement von Wiedergeburt für mich auch ein bisschen wie die Diagnose eines Arztes (GebärmutterSenkung, Diarrhö, kataleptisch). In Verbindung mit dem Konterfei von Angie und dem überschwenglichen Lob reimte ich mir dann eine amüsante Satire zusammen.
Entschuldige meinen falschen Verdacht, Wiedergeburt. Und danke euch beiden für die Anerkennung.
 
Dem Ruf nach mehr Disziplin und einer verstärkten Züchtigung der Jugend kann ich nur vollinhaltlich zustimmen! Potzblitz, da hat jemand die Zeichen der Zeit erkannt.

Stilistisch finde ich es sehr beeindruckend, wie du gelegentlich den 3hebigen Jambus unterbrichst und in den Pentameter wechselst, um die Kernaussagen zu betonen - ausgesprochen kunstvoll. Sehr schön auch die freie Senkungsfüllung zwischendurch, das gibt dem Text sowas daktylisch-trochäisches. Toll dann in der letzen Strophe den 6-hebiger Jambus mit einer Diärese nach der dritten Hebung eingesetzt, um den Leser zu verblüffen. Im letzten Vers eine unerwartete katalektische Verkürzung des letzen Fußes um 1 Silbe - das setzt dem ganzen die Krone auf.

Insgesamt ein mitreißendes Werk, das in seiner umissverständlichen Botschaft, seiner sprachlichen Klarheit und dem hintergründigen formalen Aufbau zu begeistern weiß. Sehr schön!

typisch Politiker-
viel Rauch um nichts- und keine Wahrheiten. Na- Elite eben!

Für meinen Geschmack ist der Text übrigens, obwohl wir im großen D tätsächlich langsam mal an die großen Probleme denken könnten, ein wenig zu plakativ.

Da bleibt dem Leser/ Hörer nur ein: "jenau so isset!- Allet Scheiße, wa?"
Das mag ich nicht mehr so gern in einem solch ruppigen Stil (friss oder stirb) vorgesetzt bekommen. Ich glaube auch, dass der Text in dieser Version schwer zu singen ist.
Da müsste man noch einiges ändern.
Aber den meisten Lesern hat es ja gut gefallen. Ist eben auch Geschmackssache:
Viel Glück bei der Suche nach Vertonung.
Grüße
willy
 
@ Willy
Mit der Wahrheit wäre ich etwas vorsichtig. Der Beitrag Wiedergeburts enthält ja z.T. persönliche Ansichten. Mit der Formulierung "keine Wahrheit" nimmst du die Wahrheit in Beschlag, obwohl du ja auch nur persönliche Ansichten äußerst.
Der plakative Stil ist natürlich nicht jedermanns Sache, da stimme ich dir zu. Allerdings ist er auch geeignet, Dinge zu bewegen, die man mit einem differenzierteren Stil weniger gut bewegen würde. Ein Song, der so klingt wie ein harmonischer Bibelkreis oder eine ausgewogene Diskussionsrunde, trifft auch nicht jedermanns Geschmack.

Ich glaube auch, dass der Text in dieser Version schwer zu singen ist.

Na immerhin. "Schwer zu singen" ist schon mal besser als "nicht zu singen".
 
Hallo AE,
da dein Text beinahe ausschließlich bittere Wahrheiten in loser Struktur enthält, hatte ich vermutet, du seiest auch eher an ernsthafter Auseinandersetzung mit den Inhalten interessiert, als an satirischer Verbrämung deines Werkes.
Deshalb empfand ich das oben angesprochene Feedback, dieser "Politiker-Wiedergeburt" einer noch nicht mal verstorbenen, alles einschläfernden Spaßbremse als unpassend- sogar ärgerlich. (Was soll dieses Bild nahelehen?)
Vielleicht sehe ich das etwas eng, aber ich finde das nun mal nicht lustig.

Außerdem ist es nicht wahr, dass Bibelkreis- Songs nicht erfolgreich sein können. Siehe Herbert Grönemeyer.

Grüße
willy
 
Hallo Willy,
ja, mit dem Internet ist das so eine Sache. Da man nur das geschriebene Wort vor sich hat, wird häufig nicht richtig klar, wie etwas zu verstehen ist.
Worum es mir in erster Linie ging war, jemanden zu finden, der Lust und Interesse hat, den Text zu vertonen. Um eine inhaltliche Diskussion ging es mir in diesem Fall nicht, was allerdings nicht heißt, dass ich gegenüber Kritik oder Anregungen abgeneigt wäre. Viel mehr interessiert mich dann aber auch die musikalische Umsetzbarkeit, weil ich kein Musiker (mehr) bin und (fast) keine Erfahrung habe, sondern lediglich ein persönliches Empfinden/Urteil.
Problembeladene Musik ist übrigens nicht unbedingt nach meinem Geschmack, weshalb ich eine mitreißende Ska-Nummer vorziehen würde. Allerdings betrachte ich diese Art des musikalischen Ausdrucks – gerade im plakativen Stil – als ein wirksames und willkommenes Mittel, der täglichen Politpropaganda und Hirnwäsche mit gleicher Methode Paroli zu bieten. Es ist nun mal leider so, so traurig es auch ist: politische Siege werden mit emotionsgeladenen Schlagworten gewonnen. Besser jetzt eine musikalische außerparlamentarische Opposition, als in Zukunft ein Musizierverbot. Denn eines scheint mir klar:

Heute verbieten sie gefährliche Spiele, morgen gefährliche Bücher, übermorgen gefährliche Musik.
 
hi,

hier nen vorschlag, wie ichs editieren würde. letzten 4 zeilen würd aber eigentlich anders schreiben.
WIR BRAUCHEN WIEDER DISZIPLIN

Das Land liegt am Boden, der Dax liegt im Keller,
Geldquellen fließen langsam, Blut dafür umso schneller.
Hungernde rufen nach Brot, Generäle zur Schlacht.
Verbrechen werd'n ignoriert, harmlose Bürger überwacht.


Und aus dem Mund gekaufter Redner, hallt ein Ruf durchs Vaterland:
Aufgewacht, ihr müden Krieger, wir brauchen wieder Disziplin,
mehr Kampfgeist, Überwindung, Liegestütz' vorm Schlafengehen!
Wir brauchen wieder junge Männer, die stramm ins feld marschier'n
für das Wohl der Machtelite an der nächsten Front krepier'n!

Arme werden ärmer, Reichen bleiben reich,
Strafen werden härter, Menschenrechte weich.
regimes verbreiten Lügen, Medien Geschwätz,
Betrug wird bald zur Regel, Folter zum Gesetz.

REF

Das soziale Netz wird dünner, Grenzen werden dicht,
Pfaffen pred'gen Demut, die Mächtigen Verzicht.
Diäten werden erhöht, Löhne werden gekürzt,
Kriecher werd'n befördert, die Aufrechten gestürzt.

REF

die kleinen leute schuften, die großen schmeissens Geld,
Malocher verliern Arbeit, banker gewinn'n die Welt.
Den Krösus ehrt die zinsen, den Armen drückt die Schuld,
der Mächtige hat immer Recht, das Volk zu viel Geduld.


gruß,

micha
 
Zuletzt bearbeitet:
@scraping-micha
Es sieht so aus, als hättest du schon eine Melodie im Kopf gehabt. Die bedingt natürlich - je nach Stil - auch "kosmetische" Änderungen im Text.
 
hi,

hm, ja nicht auf anhieb, aber wenn ich zeilen oder nen text mehrfach vor mich hinlese oder auch spreche/singe, achte ich halt sehr auf den rhythmus/flow und die melodie ergibt sich bei mir dann dadurch an markanten stellen... irgendwie so. jedenfalls wenn (immer nur rein subjektiv versteht sich!) was nicht rund in meinem kopf klingt, änder ich dann solange ab, bis ich die metrik so hab, daß ich die melodie weiterführen kann.... oder so:D also bei deiner ersten version hatte ich halt ansatzweise ne melo, dann nachm edit könnt ichs dir quasi einkrähen, bzw. hätte dann ne grundlage um ne melodie oder mehrere zu entwickeln.

obs gute oder schlechte vorschläge sind die ich mach, sei dahingestellt, aber für mich isses nen prima training, in meiner schreiblosen zeit, texte zu vorschlagseditieren, wenn leute nach feedback fragen. :)

es sollte "deR krösus ehrt die zinsen..." heissen, is klar oder?;)

p.s. hab nicht erwähnt, daß ich den saugeil finde, im übrigen, wenn er denn rund rollen würde;):D hab gerade nen düsterschrägen dub tune dazu an und das könnt ich mir schon ganz gut vorstellen:D

was hast du dir eigentlich vorgestellt... irgend nen "stil" wirste ja im kopf gehabt haben dazu oder?
 
Zuletzt bearbeitet:
es sollte "deR krösus ehrt die zinsen..." heissen, is klar oder?

Nein, eigentlich nicht. Die Zinsen beflügeln ihn. Sprich: sie spornen ihn an.

was hast du dir eigentlich vorgestellt... irgend nen "stil" wirste ja im kopf gehabt haben dazu oder?

Da der Text (auch) aufgrund des Refrains eher martialisch klingt, hatte ich zuerst NDH im Ohr. Hab mich selbst mal an einer Melodie versucht, für die ersten paar Takte. Ergebnis: Die 1. Strophe ließ sich problemlos singen, mit einer sehr eingängigen Melodie, die ich mir ganz gut von einer Frau gesungen vorstellen könnte. Die Zwischenzeile „Und aus dem Mund ...“ wären dann mehrere Männerstimmen. Allerdings fehlt mir hier noch eine Melodie, die sich von der 1. Strophe deutlich abhebt. Und den Refrain würde ich sprechen lassen, und zwar mit einer gellenden, durchdringenden Stimme à la Goebbels – und unterlegt mit marschierenden Soldaten. Refrain und Gesang würden bei dieser Umsetzung einen krassen Gegensatz bilden zwischen weich und hart.
 
Nein, eigentlich nicht. Die Zinsen beflügeln ihn. Sprich: sie spornen ihn an.



Da der Text (auch) aufgrund des Refrains eher martialisch klingt, hatte ich zuerst NDH im Ohr. Hab mich selbst mal an einer Melodie versucht, für die ersten paar Takte. Ergebnis: Die 1. Strophe ließ sich problemlos singen, mit einer sehr eingängigen Melodie, die ich mir ganz gut von einer Frau gesungen vorstellen könnte. Die Zwischenzeile „Und aus dem Mund ...“ wären dann mehrere Männerstimmen. Allerdings fehlt mir hier noch eine Melodie, die sich von der 1. Strophe deutlich abhebt. Und den Refrain würde ich sprechen lassen, und zwar mit einer gellenden, durchdringenden Stimme à la Goebbels – und unterlegt mit marschierenden Soldaten. Refrain und Gesang würden bei dieser Umsetzung einen krassen Gegensatz bilden zwischen weich und hart.
hi,

ja, meinte auch in meinem vorschlag, da hab ich den statt der krösus ehrt den zins geschrieben. das meinte ich.:)

jau, harte musik und ne ordentlich durchgeknallte interpretation kann ich mir da auch gut vorstellen.


gruß,

micha
 
harte musik und ne ordentlich durchgeknallte interpretation kann ich mir da auch gut vorstellen

Ja, wäre eine Variante. Was ich aber prinzipiell nicht mag, ist ein Sound, der den Text zukleistert und ein Gesang, von dem man gar nichts mehr versteht. Solange die Musik dem Inhalt des Textes gerecht wird, bin ich relativ offen.
 

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