Williamsbirne - Spacebird

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Williamsbirne
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Grüße in die Runde,

ich möchte Euch heute mein Solo-Akustik-Gitarren-Album

"A little Spacebird twitters against chaos & madness"

vorstellen, das nun schon einige Zeit fertig ist, aber irgendwie ungenutzt herumliegt und auf wer-weiß-was wartet.

Aus dem anfangs kleinen Aukstik-Projekt wurde mit der Zeit eine richtige Großbaustelle:
ich schrieb noch einige Songs extra für das Album und entwickelte ein Konzept, das mich vorantrieb, aber oft auch an Grenzen brachte. So dachte ich mir meine Akustik-Gitarre beispielsweise als Orchester, und nahm einige Stücke so auf, als wären einzelne Seiten einzelne Instrumentengruppen. Das hieß dann bspw., jede Saite einzeln einspielen. Ich entwarf ein links/rechts=hoch/tief=Vergangenheit/Zukunft-Schema und versuchte, das beim Mischen durchzuhalten. Und noch einiges andere an "Geheimzutaten"...

Aufgenommen wurde das Album in meinem akustisch nicht optimierten Arbeitszimmer mit nackten Wänden.
Die verwendeten Mikros sind ein Brauner Phantera und ein Royer Labs R 122.
Zum Einsatz kamen eine Tanglewood Jumbo für ca. 350 Euro und eine Spanische Gitarre ... keine Ahnung, was für ein Modell. In zwei Stücken erklingt meine alte PRS CE 22.
Alle Stimmen und Instrumente habe ich - bis auf wenige Ausnahmen - selbst eingesungen / -gespielt.
Gemischt wurde es, nachdem ich selbst immer wieder an einem gescheiten Sound scheiterte, von Kurt Ebelhäuser und mir.

War die Arbeit an meinem ersten Album - einem Band-Album - nach knapp 6 Monaten durch (die Zeit zum Schreiben der Stücke nicht eingerechnet) durch, so zog sich mein zweites, eben dieses Akustik-Album, alles in allem (mit Unterbrechungen) fast drei Jahre hin.
Im Frühjahr 2014, nach vielen Rückschlägen und Enttäuschungen, nach einer Unmenge gelassener Nerven und Zeiten, in denen ich dachte, ich könnte das Album nie fertig stellen, hatte ich es dann endlich gemastert vorliegen und kann heute sagen: obwohl nicht mit allem völlig zufrieden hat sich die Arbeit gelohnt. Es wird außerdem das Letzte sein, das ich in Englisch mach(t)e. Vor einem Jahr habe ich auf deutsche Texte umgestellt und werde dabei jetzt auch bis auf Weiteres bleiben.

Wenn je der Spruch zutraf, das zweite Album ist das Schwerste, dann bei diesem Album. ;-)

Es enthält wieder 10 Stücke. Die ersten 5 stelle ich Euch heute vor.
Ich muss dazu sagen, dass ich das Album noch nicht als fertige CD habe. Bislang fehlten immer die restlichen Euro, um das Album auf Tonträger zu bannen und ein schönes Layout mit Booklet und allem Pi-Pa-Po zu machen. Es gab auch noch keine Notwendigkeit dafür, da ich seit einigen Jahren nicht mehr mit meiner Musik aufgetreten bin. (Was nicht heißt, dass ich das nie wieder tun würde...). Die Stücke sind allein auch teilweise nicht ganz einfach umzusetzen, weswegen ich mich da noch nicht richtig herangetraut habe.
Hier also die ersten 5 Stücke.

1.) Surrounded by silence
https://soundcloud.com/williamsbirne/1-audio-titel
Einige kennen den Track vielleicht schon. Als ich vor 3 Jahren daran arbeitete, habe ich ihn hier schon einmal vorgestellt.
Thematisch ist das Lied ähnlich, wie Bette Midlers "From a distance". Allerdings nicht ganz so optimistisch. Ich habe versucht, eine Atmosphäre zu kreieren, in der die Beobachterposition weit draußen im Weltall herüber kommt.

2.) End of evil
https://soundcloud.com/williamsbirne/2-audio-titel
Handelt von einem Menschen, der moralisch total abstürzt und - ähnlich wie die Figur K. aus Kafkas "Der Prozess" - vor ein "Gericht" kommt, welches ihn zu den allerschlimmsten Strafen verurteilt.
Die Verkommenheit des Menschen ist aber bereits soweit fortgeschritten, dass er selbst aus dem Urteil noch Lustgewinn zieht, was den Zweck der Bestrafung und Läuterung konterkarriert.
"Geheilt" wird dieser Mensch erst durch eine unmittelbare Gotteserfahrung.

3.) I've got lovely music
https://soundcloud.com/williamsbirne/ive-got-lovely-music
Dieses Stück drückt meine Dankbarkeit darüber aus, dass ich Musik machen durfte / darf. Hier habe ich das oben erwähnte Orchester-Konzept am konsequentesten umgesetzt. Denke aber im Nachhinein, es wäre besser gewesen, jede "Instrumentengruppe" mindestens zu doppeln. So, wie es hier ist, ist es dann doch eher wie ein Kammermusik, was dem Gedanken, etwas mit großen Klang zu schaffen, nicht ganz gerecht wird.

4.) There's a beautiful woman on the road
https://soundcloud.com/williamsbirne/4-audio-titel
War länger in meiner Signatur verlinkt. Ursprünglich einmal als "Sommerhit" gedacht. Inspiriert dazu hat mich das Stück "Tea for Two" in der Aufnahme von Stephane Grapelli und Joe Venuti, die ich sehr liebe.

5.) The Pilgrim
https://soundcloud.com/williamsbirne/the-pilgrim
Der Pilger bündelt seine bisherigen Erfahrungen zu der einen großen Erkenntnis, dass diese Welt ihm niemals ein zu Hause sein kann, wie er es sich ersehnt.

_______________________________

In einigen Tagen die zweiten 5 Titel.
Über Feedback und eventuell auch eine angeregte Diskussionen würde ich mich freuen.
Ich hoffe, es ist etwas dabei, das Euch gefällt.

Williamsbirne
 
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Hi Williamsbirne,
nun habe ich doch Zeit gefunden oder sie mir genommen und möchte ein Feedback geben nach dem ersten Hören (wobei ich schade finde, dass ich die Texte nicht finde):

surrounded by silence
schöner einstiegssong, baut sich langsam auf, stimmungsvoll, auf´s epische abzielend, scheint mir. sehr schöner einsatz der unterschiedlichen instrumente. wäre für mich sehr stimmungsabhängig, ob ich mich nicht ausklinke - kann passieren. ich bleibe dabei und werde entschädigt durch einsetzende stimmen, deren text ich nicht wirklich durchgängig folgen kann - dazu ist der gesang nicht akzuentiert genug und ich müßte mich anstrengen - was ich bei dieser musik nicht möchte. ein booklet mit den texten wäre eine gute idee.
oha - es erweitert sich zu einem pandämoneon von stimmen ... von unterschiedlichen musikalischen motiven ... und dann ist schluss ... verlangt nach mehr, nach den nächsten songs = alles richtig gemacht (für mich und meine ohren und meinen geschmack)
weltall höre ich nicht ... kann im grunde auch völlig in der innensicht eines insitzenden einer anstalt sein: also: sowohl als auch als auch anders

end of evil
chaos am anfang, klage danach: wer spricht? eine art neutraler, dennoch emotionaler beobachter wechselt sich mit dem lyrischen Ich ab, getriebenheit, innere spannung verbunden mit der schilderung seines werdegangs in der gesellschaft, panoktikum aus angstträumen gespeist, die verurteilung des lyrischen ich wird konterkariert durch seine innere, möglicherweise herbeiphantasierte erlösung.
die verkommenheit kann ich nur bedingt nachvollziehen ...

I´ve got lovely music
schön orchestral durch die individuellen stimmen und musikalischen-instrumentalen melodien und führungen ... schöner aufbau des klangkörpers ... freude, aufkeimende gelöstheit (insgesamt zu mollig für völlige gelöstheit, die schwere ist im hintergrund für mich spürbar, im sinne von: der weite weg dorthin), mehrere sich bestätigende stimmen sorgen für einen gleichklang eine gleichstimmung.
die beiden letzten gesprochenen sätze sind vielleicht nicht nötig ... ist irgendwie wie das postularische aussprechen dessen, was man eigentlich fühlen sollte und wirkt irgendwie wie: habt ihr´s auch wirklich verstanden?

there´s a beautifull woman on the road
reiner geschmackseindruck: nehme ich dem lyrischen ich nicht ab - wirkt für mich zu angestrengt überzeugend ... warum ist deine stimme so hoch? so an den zuhörer gerichtet? ist das lyrische ich nicht überzeugt genug von sich? warum kann es sich nicht diese stimmung gönnen?
kann die vollkommen falsche schublade sein, in die ich den song und das lyrische ich da stecke ... warum bedarf es immer des durchgangs durch verschiedene stimmungen?
definitiv ein song, den ich persönlich auf einer cd überspringen würde - wenn ich liebe oder eingefangenheit durch schönheit hören möchte, dann will ich dieses pure gefühl haben und keine abgewogene, durch eine durch die ratio gegangene erzählung ...

andere interpretation: der text drückt den wunsch des lyrischen ich aus, an dieses gefühl anzudocken, ohne dass er es wegen seines immer mitlaufenden verstandsüberichs sich meint, gestatten zu dürfen: wenn das gemeint ist, ist es gut gelungen - ich würde es mir aber nicht mehrmals anhören ...

the pilgrim
schwerer anfang, tiefe, bedeutung, episch. musikalisch geht es in richtung erlösung und leichtigkeit. text schwer zu verstehen, ist anstrengend. trieft von bedeutungsschwere, todesnähe.
mit der zweiten stimme ab 2:57 wird etwas neues eingeführt ... ebenso nicht leicht verständlich ... aber deutlich leichter ... küste, überfahrt, neue ufer

Insgesamt:
hochachtung - da ist etwas sehr komplexes am werke, der orchestrale anspruch ist für mich gut gelöst - stimmungen werden erzeugt, ausdifferenziert, gegenübergestellt, hintergründe ausgemalt, gleichzeitig offenheit.
für mich das größe malus ist, dass ich nicht gleichzeitig mit aufmerksamkeit (bei einmaligem hören und unter bedingungen von laptop-speakern) sowohl der stimme, die akzentuierter sein könnte, als auch der musik gleichzeitig meine aufmerksamkeit geben kann - unbedingt, für mich: texte ins booklet.
konzept: klassischer entwicklungsroman: ein lyrisches ich erlebt und reflektiert unterschiedliche stimmungen und einflüsse und entwickelt sich daran. gut.
sonstiges: für mich musikalisch stimmig, für mich brauche ich eine stimmung, um mich darauf einzulassen, was bei konzeptalben aber immer der fall ist. ja.

das sind meine eindrücke, assoziationen beim erstmaligen hören.
gerne mehr.

ich bewundere deine energie und dein durchhaltevermögen. klasse.
was bei mir eine rolle spielt: wenn musikalische umsetzungen lange dauern, verliere ich mitunter den emotionalen bezug, die leidenschaft, den impuls des ersten aufschwungs. man gerät in gefahr, das geschaffene zu kritisch im sinne von: "eigentlich steht jetzt etwas anderes für mich an" zu sehen. tappe nicht in diese falle. das, was du geschaffen hast, ist gut. es ist ein zeugnis. deiner selbst. und es ist gut. mach es fertig. mach nicht auf den letzten metern schlapp.

herzliche grüße

x-Riff
 
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Hallo x-Riff,

ich danke Dir erst mal herzlich für Deine Antwort.
Morgen schreibe ich ausführlicher.

Hier erst mal der Text zum ersten Lied. Einer der kürzesten Texte, die ich geschrieben habe - zu einem doch eher langen Lied. Es könnte deshalb (habe es nicht ausgemessen) das Lied mit der größten Musik/Text-Schere sein... ;-)

we're living in space
in the only noisy place
surrounded by complete silence

we're living in space
in the only only only busy place
surrounded by tranquility

we are the only ones
lightyears around
a play for myriads of silent observers

we are the living ones
and practice killing
since the choice is ours
we are unwilling
to turn our mind aside
from rapacious ways
what may this look alike
from outer space?



(Muss jetzt ins Bett)
 
Danke - der Text macht vieles deutlicher ...
 
Was meinst Du mit "Stimme akzentuierter" ?

Zu leise? Aussprache zu undeutlich?
 
Aussprache zu undeutlich ...

aber wie gesagt: gehört nur über laptopeigene lautsprecher - dennoch höre ich da auch die stimme bei anderen songs auch klarer, verständlicher heraus ... bin da kein fachmann: kann auch an der differenzierung der frequenzen, des halls/raums, der lautstärke liegen - da sind die jungs und mädels im mixing-hörbereich kompetenter als ich - ich kann nur einen eindruck schildern ...
 
Zunächst noch einmal einen großen Dank, dass Du Dir die Zeit genommen hast, so ausführlich darauf zu antworten.

Erstaunlicherweise (oder vielleicht auch gerade nicht - immerhin handelt es sich ja um Musik und nicht um ein Buch mit sieben Siegeln) bist Du bei manchem Song recht nah an dem, wie auch ich es empfinde (oder was ich damit beabsichtigte).

Du sagst z.B. bei I've got lovely music "insgesamt zu mollig für völlige gelöstheit, die schwere ist im hintergrund für mich spürbar, im sinne von: der weite weg dorthin".
Das war mir gar nicht mehr so bewusst und ich wusste auch nicht, dass man es so heraushört.
Ich habe das Stück in der für mich fröhlichsten und hellsten Tonart (auf der Gitarre) geschrieben, in D-Dur.
In D schreibe ich wirklich nur 100% Positives.
Aber Du hast Recht - es schwingt etwas anderes mit:

ich stand nämlich damals davor, mit dem Musikmachen ganz aufzuhören. Und ich wollte ein Lied schreiben, dass die schöne Zeit zusammenfasst und gleichzeitig sagt, das war es jetzt.
Deshalb auch der letzte Satz, den Du etwas zuviel des Guten fandest (übrigens: der, der es gemischt hat, war auch der Meinung, dass man die letzten Worte / Sätze streichen könnte, weil es das Ganze zu kitschig mache). Aber beim letzten Satz sage ich nicht I've got lovely music, sondern I've had lovely music. Also: es ist vorbei. Vielen Dank nochmal dafür.

Und so ist es denn auch wirklich so: obwohl das Stück in D-Dur ist, kommt es wirklich nur ganz wenige Male dahin. Viel öfter - z.B. gleich beim Anfang - ist es auf G#7.
Die Akkordfolge ist IV - III - II - V und wird oft wiederholt. So ist das Stück meist unter Spannung. Auch, dass quasi permanent Achtel durchgehämmert werden, trägt bestimmt ein bisschen zur Unruhe bei.

Nach dem zweiten "Refrain", ungefähr bei 3:53, setzte eine Art "Fuge" ein, (man hört leider die tiefe Gitarre rechts nicht gut, die ist zu leise gemischt, dann entsteht oft ein Loch im Klang). Nur ganz einfach. Aber das ist meine kleine Reminiszenz an Johann Sebastian. Ebenso das Mini-Solo bei 2:46, ein kleiner Zwinkerer Richtung Mozi-Pozi. Ich habe ziemlich lange an dem Stück gearbeitet. Am schwierigsten war, die ganzen Wünsche und Ziele, die ich verwirklichen wollte, unter einen Hut und in eine funktionierende Form zu bringen. Als ich es dann fertig hatte, wusste ich eine ganze Zeit lang nicht, was ich überhaupt noch schreiben könnte. Die Lösung brachten mir meine Kinder: ich solle doch Musik mit deutschen Texte schreiben. Ein ganz neues Feld für mich. Und da bin ich jetzt auch dabei.

Ich könnte zu Jeden Stück einen ganzen Aufsatz schreiben, weil so unglaublich viel drin steckt. So habe ich bsp. den Gesang bei den Stück zwar mit dem Brauner aufgenommen, die beiden "Refrains" aber mit dem Royer Bändchen. Eine Entscheidung, die ich bis heute für die Richtige halte, weil dadurch bei den Chören so eine Art Motown-Sound entstanden ist, der mir sehr gefällt.

Am Anfang klingt es wie die Turbine eines Flugzeuges. Das habe ich durch die Schneidezähne gepfiffen. ;-)

Es gibt auch einige Sachen, worüber ich mich ärgere. Aber die gibt es wahrscheinlich immer.

Schade, dass man als kleiner Fuzzi nicht die Möglichkeit hat, soetwas mal in einem Richtig großen Studio mit aller Zeit der Welt, einem unendlichen Budget und den besten Tonmeistern aufzunehmen... Das wäre einmal ein Traum. Aber ich habe auch keine Lust, Kompromisse einzugehen. An dem Stück habe ich alles in allem mehrere Monate gearbeitet. Wenn ich von vorherein wüsste, das müsste in drei Tagen aufgenommen sein, würde ich es gleich sein lassen...

__________________

Bei End of evil hattest Du (so habe ich das verstanden?) auch einen ähnlichen Eindruck, wie ich - dass die Musik die Erlösung nicht wirklich wider spiegelt.
Ich hatte da erst ein ruhiges Ende dazu geschrieben, eine Art Jazz-Dur-Version des Strophen-Themas. Habe das dann aber wieder herausgeschmissen, weil ich auch einmal ein Lied wollte, dass sich nicht im Austesten von Möglichkeiten verliert, sondern drückt ... und dann vorbei ist.

Die Strophe sind mMn die gelungensten ungeraden Takte, die ich geschrieben habe: 13/4 (7/4 + 6/4). Das merkt man so gut wie nicht, dass das "krumm" ist. Als müsste es so sein. Ich weiß nicht, ob das auch so rüber kommt, oder ob es sich krumm anhört. Ich finde es jedenfalls ganz harmonisch beim Zuhören. Die Refrains sind dann in 4/4.
Das Stück war, als ich es aufgenommen habe, schon einige Jahre alt. Ursprünglich war es in Tempo 155. Für die Aufnahme habe ich das Tempo auf 171 erhöht. Erst dadurch kommt die ganze Wildheit wirklich heraus. Macht man es aber zu schnell, verliert es seine Wirkung wieder und wirkt nur noch psychotisch.

Wechsel vom Beobachter zum lyrischen Ich hast Du richtig beschrieben. Irgendwie hat es für mich nur so funktioniert.

__________________

Bei den einleitenden Akkorden von Surrounded by silence habe ich mich ein wenig von einer meiner liebsten Kompositionen überhaupt "inspirieren" lassen, von Astor Piazzollas "Soledad".
(Ein kleiner Insidertipp).

Wie gesagt - ich könnte Romane erzählen. Wenn Dir noch was auffällt oder Du gerne noch etwas wissen möchtest, gerne mehr.
Danke auch für die aufmunternden Worte. Ich beachte das oft nicht, dass man das Album ja auch wirklich noch ganz fertigstellen müsste. Gut, wenn man hin und wieder daran erinnert wird.

Jetzt folgen erst mal die zweiten fünf Songs.
 
Hi Williamsbirne,
danke für Deine Antwort und den reichhaltigen Einblick in die Schaffensperiode und dem, was da alles drin steckt!

Ich würde jetzt erst mal die nächsten 5 songs abwarten und von meiner Seite aus möchte ich diese gerne erst unvoreingenommen hören. Jede vorab gegebene Erklärung, Interpretation etc. fließt ja schon in das Hören hinein - und erst mal möchte ich die songs so auf mich wirken lassen wie wenn ich die CD in den Händen halten würde.
Wenn Du etwas schreibst, dann so wie Du es bei der CD im booklet machen würdest - diese Infos würde ich wahrscheinlich davor, dabei oder kurz nach dem ersten Hören lesen.

Ich weiß ja nun, dass es ein Konzeptalbum ist, in der das Lyrische Ich verschiedene Erfahrungen macht bzw. seine unterschiedlichen Erfahrungen, Stimmungen etc. verarbeitet sind - sie also zum einen für sich stehen können, zum anderen aber auch zusammenhängen.

Herzliche Grüße

x-Riff
 
Hier nun die zweiten fünf Songs - quasi die Seite B der LP...

6.) Etude in minor escalation
https://soundcloud.com/williamsbirne/6-audio-titel
Wenn man so will, das Gegenstück zu #4. Hier ist sich jemand der Gefahr, die von sexueller Anziehungskraft ausgehen kann, bewusst. Anstatt ihr offen zu begegnen wie in "Beautiful Woman" ringt er mit sich, ja, fleht sie an, ihn zu verschonen, weil er weiß, dass alles zusammen brechen würde oder - wie er es nennt - "this fire would make the whole world burn...in pain...", wenn er dem nachgeben würde.
Mit zwei Gitarrensoli die, obwohl ganz und gar nicht virtuos, zu meinen besten gehören.

7.) It's alright, little bird
https://soundcloud.com/williamsbirne/7-audio-titel
Ein kleines Liedchen mit fröhlicher Melodie, kurz und kindlich-naiv, das ich irgendwo mit unterbringen wollte. Eventuell als Gegenstück zu #2 zu sehen. Auch hier weiß jemand, dass es Schlechtes in den Menschen gibt, dass das aber nur die halbe Wahrheit ist. Der Song konzentriert sich völlig auf die andere Hälfte. Ich habe es geschrieben, als ich von einem Freund sehr enttäuscht wurde und mir Hoffnung machen wollte, dass diese eine Enttäuschung "nicht die ganze Wahrheit" ist. Wie schon in #1, #5 & später in #10 kommt auch hier ein Vogel vor, den man in Bezug zum Titel sehen könnte. (Darüber hinaus werden in #3, #4, #8 & #9 einige Elemente gepfiffen)

8.) Today she comes to me
https://soundcloud.com/williamsbirne/8-audio-titel
Das Stück habe ich 2002 geschrieben. Hatte damals gerade eine neue Freundin. Bis zur Aufnahme lag es dann 9 Jahre herum. Im Prinzip erklärt es sich selbst. Im Break sind beim Mischen die Gitarren mMn viel zu leise geworden. Es war die Interpretation des Mischers. Ich hatte mir ein gezupftes Thema ausgedacht, das schön mit dem Gesang korrespondierte. Leider hört man es fast nicht. Der Song wäre für mich die "Single" des Albums gewesen. (Man will ja auch mal einen Hit haben...)

9.) Waiting for an old love
https://soundcloud.com/williamsbirne/9-audio-titel
Ist das Gegenstück zum vorausgegangenen. Ein alter Mann sitzt auf einer Bank vorm Haus und wartet ganz aufgeregt auf seine Jugendliebe, die er seit Jahrzehnten nicht mehr gesehen hat. Sie hat sich angekündigt und allein dieser Brief lässt in ihm die Erinnerung an damals wieder ganz lebendig werden. Zeit ist eben relativ.
Das Stück war ursprünglich ein reiner Singer-Songwriter-Song. Für die Aufnahme habe ich ihn immer voller gepackt. Am Ende hat es mir nicht gefallen und ich habe die Flucht nach vorn gewählt und diesen Grammophon-Effekt darüber gelegt. Ist der Song, mit dem ich am wenigsten zufrieden bin.

10.) Winterball
https://soundcloud.com/williamsbirne/10-audio-titel
Ursprünglich hatte ich das Album mit 11 Stücken konzipiert. Winterball war nicht dabei, dafür zwei andere. Die wären aber zwei Stücken zu ähnlich gewesen. Als ich mich dafür entschieden habe, Winterball noch mit raufzunehmen und dafür die anderen beiden wieder raus zu hauen, hatte ich sofort den Eindruck, "the missing link" gefunden zu haben. Winterball war schon lange fertig, aber ein reines Kunstprodukt. Nichts für die Band. Bis auf den Winter hatte ich schon zu allen Jahreszeiten mindestens ein Stück geschrieben. Winterball ist mein Versuch, das "definitive" Winterlied zu schreiben. Ein bisschen depri, ein bisschen surreal... Und im Kontext dieses Albums vielleicht das Gegenstück zu #1 (dort wird von außen auf die Welt geblickt, hier wird versucht, von innen aus der Welt heraus zu blicken...).
Ich hatte den Bass schon eingespielt, habe aber dann im Studio einen Song einer anderen Band mit Kontrabass gehört. Ich bin nach Hause gefahren und habe meinen Bass wieder rausgeschmissen und ihn noch einmal von einem Kontrabassisten einspielen lassen. Der Kontrabass ist - abgesehen von der Frauenstimme, die hin und wieder auftaucht - das einzige am gesamten Album, das nicht von mir stammt.
Eingesungen habe ich die Strophen mit einem leichten Schnupfen, zwei Jahre früher, als die anderen Stimmen...
 
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Und erneut einen Kommentar, diesmal nach zweimaligem Hören:

etude in minor escalation
spanische gitarre, dann eine tiefergelegte stimme, zu undeutlich, um mehr als fetzen zu vernehmen, offensichtlich absicht ... für mich eine etwas anstrengende kombination, erinnert mich an eine explosion oder implosion in mehrfacher zeitlupe - musikalisch interessant, gerade in der Verbindung von akustischer flamencoartiger gitarre und elektronischen effekten ... erinnert mich an ein kunstlied mit modernen mitteln - sowas schafft bei mir auch sogleich distanz ... vielleicht, ja sogar wahrscheinlich soll es das - wieso soll es mir aber dann nahe gehen? ich glaube, das entwickelt sich zu einer der Hauptfragen bei mir und dem Epos - ich erkenne sehr wohl vieles, das mit Absicht eingesetzt, kombiniert und komponiert wird und gleichzeitig entsteht bei mir dadurch - durch die eingesetzten Mittel, die Verfremdungseffekte ein Eindruck, dass ich das mehr würdigen kann als dass es mir nahe kommt, mich einnimmt, mich mitnimmt ... da kann und wird es anderen sicher anders gehen ...

... andere Variante: es liegt eher an der Art der Verfremdungen: so arbeiten viele Queen- oder Beatles songs mit Verfremdungen oder haben deutlichst Anleihen an klassische Kompositionen, Stimmensätze, Orchestereinsätze etc. - diese haben bei mir aber nicht unbedingt den Effekt, dass dadurch Distanz entsteht ... vielleicht ist es ja dieses spezifische Zwischenstadium, dass die Stücke orchestral angelegt, aber dann doch Kammerartig umgesetzt sind und dass dort, wo ein Chor geplant ist, ein oder mehrere verfremdete Stimmen eingesetzt und übereinandergelegt werden ...

it´s all right, little bird
direkt daran anknüpfend, dieses kleine kammerartige Lied, in - für mich - teils künstlicher Art gesungen, das könnte durchkomponiert von Queen oder den Beatles mir durchaus gefallen, wenngleich auch nur als nettes kleines Zwischenstück ... hier denke ich unwillkürlich: warum so (für mich) künstlich abgesetzt, ausgeweitet, durchgeführt - warum kann es denn einfach kein "wirklich" nettes Stück, das einfach so runterfließt und gut ist ... oder ich kann dem zu wenig abgewinnen und es ist einfach für andere Ohren gemacht und gedacht bzw. andere Ohren, Geschmäcker und vermutlich eher klassisch ausgelegte oder um diese erweiterte Hör- und Rezeptionsgewohnheiten empfinden dies eben nicht als leicht befremdlich, bewußt verfremdet etc. - sondern als im normalen Klangkörperbereich liegend und es geht ihnen runter wie Öl ... was ich mir sehr gut vorstellen kann und was dem song bzw. etlichen dieser songs auch angemessen wäre

today she comes
da klingt schon wieder ein neuer stil an, eine neue Kombination von funkiger akustik-Gitarre und irgendetwas zwischen Jazz- und Skatsprechgesang und gesungenen Refrain-Liedzeilen ... erinnert mich zuweilen etwas an Gentle Giant, was den Einsatz der Stimmen und Chöre angeht (zu denen ich auch ein ambivaltentes Verhältnis hatte) ... ambivaltent sind für mich auch aspekte, musikalisch wie gesanglich, die entspannt wirken sollen, aber ganz und gar nicht chillig rüberkommen - Freude kann ich ehrlich auch nicht wirklich erkennen, das Ganze scheint mir eine recht bemühte Veranstaltung zu sein, eine Inszenierung, die im Kopf stattfindet und nun gefälligst auch Wirklichkeit zu werden hat, egal was die eigenen Gefühle eigentlich sagen würden, wenn man nur auf sie hörte - von der Stimme und womöglich Eigenmächtigkeit der ankommenden Person mal ganz abgesehen ... auf sehr andere und abgedrehte Art irgendwie sowas wie counting out time von dem genesis-Alblum lamb lies down on broadway ... das ende mit der türklingel kommt bei mir eher gimmikhaft an ... kann man machen, ich find´s eher konkret-zaunpfahl auf metaphernkopf ...

waiting for an old love
yu - weniger wäre mehr ... Frage: packst du songs so voll, weil Du denkst, die Grundlage funzt nicht, trägt nicht? Oder weil sie sonst zu wenig hätten, zu wenig Herausragendes? Oder weil eine musikalische Idee die nächste jagt und dieses turbulente Feuerwerk verewigt werden will? Oder ist es ein kompositorischer, gesamtkunstwerksansatz? Für mich - aber wie gesagt: das hat neben rein musikalischen Vorlieben und Geschmacksvarianten auch mit Hörgewohnheiten und vermutlich vielem anderen noch zu tun, was hier nicht genannt werden kann - verliert sich eigentlich die musikalische Idee mit jedem Päckchen, was noch obendrauf gelegt wird, vielleicht am ehesten vergleichbar mit einem Ornament, wo der eine eben eher die Verzierungen, die Verästelungen, die feinsten Ausarbeitungen, die Kombination unterschiedlicher Stile, Farben und möglicherweise auch Materialien mag und der andere eher die klaren Formen, Linien, die Kontraste und wenige Farben ...
Wobei ich diesen song weniger vollgepackt mit Verzierungen etc. empfinde als andere ... allerdings der Refrain wiederum ... okay - geschenkt ... es ist vielleicht dieser von Dir selbst beschriebene und benannte Zweifel bei diesem song und dem was ich in das Bild des Ornaments verpackt habe, was sich durch die ganzen 10 Stücke bzw. Deine Gesamtkomposition zieht - als Selbstverortung, gewissermaßen ...


winterball
großartiger song, wie ein hörbuch, ein genesis song (man könnte auch andere Anklänge finden, sicherlich ...), sehr schön und lohnend und bereichernd durchgeführt und umgesetzt, für mich kommt nirgendwo ein Hauch von Langeweile auf ... Deine Stimme (ich kann da sehr empfindlich sein, im Sinne davon, dass es nicht um "gut" oder "nicht gut" geht sondern um sowas wie Klangfarbe oder so (es gibt beispielsweise hervorragende Jazzsänger und -sängerinnen, die ich einfach nicht hören kann) liegt bei mir auf der Grenze, bzw. es gibt Bereiche, da empfinde ich sie als angenehm und Bereiche, da empfinde ich sie als nahezu unangenehm - und vielleicht kippt es deshalb bei mir in einen Bereich, den ich als "künstlich" bezeichnen würde (im Sinne von: eher gekünstelt, aber auch in Form von klassischem Kunstlied, mit dem ich es sowas von nicht habe) und der vielleicht, wenn dies nicht mit einer oder Deiner Stimme sondern orchestral umgesetzt würde, gar nichts gegen hätte ...

toller song.

muss jetzt mal schluss machen - fußball kommt - später mehr ...

herzliche Grüße

x-Riff
 
Erneut ein Dankeschön für Deine (kritischen) Anmerkungen.

Du erwähnst mehrfach Queen und Beatles. Es stimmt, beide finde ich großartig und deren Musik war für mich auch immer eine Messlatte ... jedenfalls, was Pop angeht. Die Musik des Albums habe ich wohl in erster Linie für mich selbst gemacht. Du nennst es Selbstverortung. Mag sein. Ich wollte einfach etwas machen, das dem entspricht, was ich "schön" finde.
Tom Petty und Mark Knopfler mögen großartige Songwriter sein. Aber ich kann mir das nicht lange anhören. Da ist mir zu wenig Abwechslung drin. Weil eben unter anderem Abwechslungsreichtum für mich ein Kriterium für "schön" ist.
Ich mag deshalb auch Prince sehr. Genesis hingegen steht nicht auf meiner Liste.

Ein anderer Punkt, den Du ansprichst, sind die teils vollgepackten Songs und ob ich Zweifel am Songgerüst habe. Ja und nein. Zweifel nicht. Aber ich emfinde das pure Songgerüst meist nur als "Rohversion". Das, wie Du es nennst, "Ornament" ist mir sehr wichtig. Ich hatte dafür immer einen anderen Namen, der aber das gleiche aussagt: wenn wir früher mit der Bandmaschine aufgenommen haben, waren immer 2 Spuren für "Decor" reserviert. Stücke, wie sie Tracy Chapman macht - das ist für mich die Lagerfeuer-Version. Ich versuche aber meist eine "definitive Endversion" zu finden.

Ich kann durchaus verstehen, dass Du nicht den unmittelbaren Zugang zu der Musik findest, wie man es sich vielleicht erhoffen würde. Aber das ist normal. Zumal Du ja schreibst, dass einige Kombinationen für Dich erst mal ungewohnt und experimentell klingen (für mich bspw. klingt das völlig "normal"). Da bleibt mir wohl nur die Hoffnung, dass die Hörgewohnheiten sich einfach nicht sofort wiederfinden und in der Musik etwas steckt, dass man vielleicht erst nach und nach für sich entdeckt.

Meine Stimme ist in der Tat in einigen Songs recht hoch. Ich denke, wenn ich jetzt auf Deutsch umschwenke, wird das anders. Das war ich einfach noch sehr von der Band geprägt, mit der wir Rock gemacht haben und in der ich mich am besten laut und in einer hohen Lage v.a. gegen das Schlagzeug durchsetzen konnte. Ein Drittel der Songs waren ursprünglich für die Band geschrieben.
 
Der zweite Song gefällt mir gut. Hat was von Dark Cabaret.
6) ist auch interessant. Einerseits ernst, da in Moll, aber durch den gepitchten Gesang auch irgendwie witzig.
 
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Könntest Du mir eine CD brennen und zusenden? Ich finde die kastrierten Klänge von Portalen wie Soundcloud nicht berauschend und eigentlich nur zum "Querhören" geeignet. Die richtige akustische Qualität fehlt.

Im Gegenzug biete ich Dir an, am Cover, bzw Booklet mit zu helfen. Nicht ganz ohne Eigennutz, denn ich habe vor Jahren mit Adobe InDesign schon mal InlayCard, Cover und Booklet für meine CD Songs from his basket gestaltet, aber mangels Kohle für Updates und wegen Betriebssystemwechsels möchte und muss ich nun mit Scribus arbeiten. Da bin ich noch nicht so firm wie derzeit in InDesign, aber ich würde gern ein ähnliches Projekt für mich zum Hinzulernen durchführen... Mehr gern per PM. Muster besagten Booklets - es gibt auch noch andere - als PDF anbei.
 
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