Du bist da außerdem wunderschön auf geschönte Frequenzgang-Angaben reingefallen. Im Prinzip kann man sagen, dass die aufgedruckten Frequenzgänge auf Produkten im Bereich Consumer Electronics allesamt frei von Aussagekraft sind. (Außer auf den Hörern würde stehen, sie reichen bis 10 kHz, dann würde es aussagen, dass die Teile selbst nach Beschönigung noch völliger Murks sind
)
Bei deinen gelinkten Boxen hast du 2 Frequenzgangangaben und beide sind so ehrlich, den dB-Wert an der Stelle mit anzugeben:
Thomann schrieb:
Frequenzbereich (-10 dB): 39 Hz - 24 kHz
Frequenzbereich (-3 dB): 45 Hz - 19 kHz
Du kannst also rauslesen, dass die Frequenzen 39Hz und 24 kHz schon mit 10dB Absenkung wiedergegeben werden (fast 1/4 der sonstigen Lautstärke)
während du bei 45 Hz und 19 kHz nur 3dB weniger hast, also noch so ungefähr zwischen 70 und 80% .. mit so einer Aussage kann man was anfangen. Das ist wenigstens halbwegs ehrlich (halbwegs, weil: kein Bezugspunkt angegeben und wie der sonstige Frequenzgang aussieht, weißt du auch nicht)
Bei den Urbanears findest du eine allgemeine Aussage "20 Hz - 20 kHz", völlig ohne Referenzwerte. Die 20 Hz könnten mit -30dB wiedergegeben werden, das heißt du würdest effektiv nicht viel (bis nichts) davon hören, aber physikalisch wiedergegeben werden sie, also kann man das ja mal hinschreiben.
Auf der UrbanEars Website ist der Frequenzgang zu sehen:
http://www.urbanears.com/headphones/plattan/plattan-black/ (weiter unten, bei "Audio" - leider nicht linkbar)
Der sieht erst mal so aus, als sei da tatsächlich einiges im unteren Bereich vorhanden. Der ist allerdings bewusst sehr flach gehalten, wenn du mal links auf die Skala schaust, siehst du hier auch schon einen Unterschied von 10dB zwischen 20 und 60 Hz. Wobei das gar nicht mal so schlecht ist.
Dazu kommt aber noch, dass die Kurve hier extrem geglättet ist. Heißt da sind nicht besonders viele Messpunkte dahinter, um die Kurve 'schöner' (glatter und gleichmäßiger) darzustellen. Das heißt aber umgekehrt auch, dass irgendwelche Schwankungen zwischen den Messwerten (gerade im Bassbereich relevant) einfach nicht zu sehen sind.
Es wäre theoretisch möglich (ich weiß nicht, wie es in der Realität ist), dass ein Messwert bei 60 Hz (der Peak zwischen 50 und 100) liegt und der nächste darunter bei 30 und alles dazwischen (und darunter) eine geglättete Verbindungslinie ist, die dann eben auf dem Diagramm schön aussieht und sich gut für's Marketing macht. Aber wenig aussagt.
Insofern ist ein Vergleich anhand dieser Daten absolut unmöglich.
edit: Ach so, das oben nur von der rein theoretischen Seite. In der Praxis ist es viel eher so, dass du den Bereich unter 40 Hz tatsächlich erst mal 'vernachlässigen' kannst. Zum Einen solltest du da selten Überraschungen erleben (und die kannst du auch via Analyzer überprüfen, pack dir Voxengo SPAN auf die Summe und wirf hin und wieder einen Blick drauf, damit kannst du u.A. sehr gut tieffrequenten Müll ausfindig machen); Zum Anderen ist der Bereich tatsächlich 'erstmal' unwichtig. Konzentriere dich auf den restlichen Frequenzbereich und wenn der stimmt und du den Bassbereich ab 40 Hz sauber getrennt hast, dann sollte dein Mix schon sehr sehr gut klingen.
Bis es so weit ist, wirst du sowieso über die Anschaffung eines besseren Systems nachdenken und kannst dir DANN auch etwas zulegen, das zwischen 20 und 40 Hz präsenter ist als dein System hier (ich nehme einfach an, dass du noch einiges Mixing zu üben hast, sonst würdest du dich nicht in dem Preisbereich bewegen). Ich würde sagen, das wird ungefähr dann relevant, wenn du dir tatsächlich einen Namen als Studio Engineer erarbeitet hast, winzigste Details hörst* und so weit kommst, Musik zu produzieren, die tatsächlich stark kommerziell und richtig großflächig gespielt werden soll (ich rede von internationaler Größe).
*) Ich hab mal ein Videotutorial eines richtig guten Sound Engineers (weiß nicht mehr, wer das war, aber sehr bekannt) geschaut, da hat er eine dezente Sidechain-Kompression für einen mMn schon perfekten Mix eingefügt, um "die sich überlagernden Höhen oberhalb von 10 kHz" etwas gleichmäßiger zu bekommen. Er hat das Ding dann wirklich dezent eingestellt und noch dazugesagt, dass man sehr genau hinhören muss, aber solche Details super wichtig seien... Ich saß davor, hab das über hochwertige Monitorboxen angehört und konnte keinerlei Unterschied feststellen. Nicht mal ansatzweise. Klang mMn völlig identisch. Von solchen winzigen Details rede ich.