Wiederaufbereitete Orgel - meine heutige Erfahrung

Akkordeonengel
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Liebe Leute,

das Wort "wiederaufbereitet“ im Titel dieses Threads hat Sie möglicherweise überrascht. Schließlich werden Orgeln immer individuell für einen bestimmten Klangraum gebaut. Bei der Orgel handelt es sich nicht um ein wiederaufbereitetes Handy oder Laptop. Deshalb sind sie immer originell und einzigartig. Sie werden nicht in Serie gebaut.

Aber manchmal...
... wird man auf eine Ausnahme stoßen.

So wie ich heute. Ich habe einen Kollegen aus einer anderen Pfarrgemeinde vertreten. Ich war bis heute nie in dieser Kirche. Deshalb war ich vom Neubau positiv überrascht. Es handelt sich jedoch nicht um ein neues Instrument. Es handelt sich um ein gebrauchtes Instrument, das 2018 aus Deutschland importiert wurde. Ich habe bei heutigem Gottesdienst gespielt und meine Eindrücke anschließend mit der Diskussion im Internet konfrontiert.

Diskussion im Internet (in Punkten):
  • solche Zweitverlagerungen sind niemals für den Ziel-Ort (Kirche) geeignet
  • Die primäre Disposition des Instruments berücksichtigt nicht die Akustik von Zielkirche,
  • technische Mängel in der Konstruktion werden mit dem Instrument mitgebracht,
  • die Notwendigkeit häufiger Reparaturen solcher Instrumente = hoher finanzieller Aufwand für die Wartung von Orgel,
  • "unstilvoller" Klang,

Meine heutige Eindrücke und meine persönliche Meinung zu diesem konkreten Fall:
  • schöner und ausgewogener Klang der auch den Konzerteinsatz ermöglicht,
  • sofortige Reaktion sowohl der Spiel- als auch der Registerstrukturen (beide elektrisch)
  • direkter Kontakt zu den Gläubigen (der Spieltisch steht rechts unten unter dem Chor) empfinde ich als großen Vorteil. Denn – es gibt nichts Schlimmeres, als zehn Meter hinter den Gläubigen „im Exil“ zu sein (wer das erlebt hat, wird mich verstehen)
  • sehr angenehme Akustik
Orgel 1.jpgOrgel 2.jpgOrgel 3.jpg

Meine Schlussfolgerungen:

Die ehrwürdigen Organologen und Musikwissenschaftler haben natürlich Recht. Sie leben jedoch leider in ihrer eigenen Blase. Und die Realität ist ein Dorn, der es durchbohrt. Die Realität sieht in Form sinkender Gläubigerzahlen und enorm steigender Kosten für den Bau neuer Sakralorgeln aus, so dass die Orgel auf der Prioritätenliste der Pfarrgemeinden oft ganz unten steht. Wenn das alte Instrument bereits sehr schlecht ist und nicht im Denkmalverzeichnis gelistet ist, ist der Import eines gut erhaltenen Instruments ein guter Kompromiss. Und ganz nebenbei. Ein Schema wie Zerlegen → Transportieren → Zusammenbauen gibt es für die Sakralorgel definitiv nicht und nie. Denn nach dem "Transfer" des Instruments beginnt oft die umfangreiche Arbeit der Intonierer, die die Register auf erstaunliche Weise an die Bedürfnisse des neuen Raumes anpassen können. Persönlich glaube ich, dass dies auch in diesem Fall der Fall war. Die wunderschöne zweimanualige Königin aus Deutschland (22; I+II+P; Kemper Lübeck) hat ihr neues Zuhause gefunden. Für beide Seiten dieser meine Geschichte (die deutsche und die slowakische) ist es immer noch besser als ihre Vernichtung. Nur meine bescheidene Meinung. Und übrigens: Wir kennen auch die historischen Präzedenzfälle.

Herzliche Grüße, Vladimir
 
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Wenn das alte Instrument bereits sehr schlecht ist und nicht im Denkmalverzeichnis gelistet ist, ist der Import eines gut erhaltenen Instruments ein guter Kompromiss. Und ganz nebenbei. Ein Schema wie Zerlegen → Transportieren → Zusammenbauen gibt es für die Sakralorgel definitiv nicht und nie. Denn nach dem "Transfer" des Instruments beginnt oft die umfangreiche Arbeit der Intonierer, die die Register auf erstaunliche Weise an die Bedürfnisse des neuen Raumes anpassen können.
Na ja, es ist ein Neubau mit der Wiederverwendung alter Bauelemente
Die ehrwürdigen Organologen und Musikwissenschaftler haben natürlich Recht.
Womit? Dass Orgeln umziehen, ist nichts Neues. Das müssten zumindest die MuWissenschaftler (!) anerkennen. Die Freaks vielleicht nicht, aber das ist egal.
Sie leben jedoch leider in ihrer eigenen Blase. Und die Realität ist ein Dorn, der es durchbohrt. Die Realität sieht in Form sinkender Gläubigerzahlen und enorm steigender Kosten für den Bau neuer Sakralorgeln aus, so dass die Orgel auf der Prioritätenliste der Pfarrgemeinden oft ganz unten steht.
Klar. Ist in meiner Siedlung bei der Zusammenlegung von 2 Gemeinden in HH vor ca. 20 Jahren auch passiert. (Und die uralte elektrische Sakralorgel der einen Kirche steht nach ein paar Umwegen jetzt bei uns.)
 
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