Wiederaufbau und Modifikation meiner ersten Gitarre

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So... auch, wenn ich wahrscheinlich einige Leute tierisch mit meinen Basteleien langweile => Leb´ damit :D 


Hier was für mich sehr besonderes: meine erste Gitarre, bzw das, was von ihr übrig geblieben ist.  

Ich hab die Gitarre im Oktober 1994 von meinem ersten Azubi-Gehalt für 94 Mark neu gekauft... Im Blasinstrumenten-Fachhandel :D 
Mit der hat alles angefangen und sie hat einiges mitgemacht. Diverse Grillfeste, Lagerfeuer-partys, mein erster Rausch (Most...brrrr....) und auch mind. 2x Rock am Ring. Da ich ein großer GnR-Fan war, musste sie natürlich schwarz und mit LP-Custom-mäßig aufgemalten "Inlays" sein ... dann wurde sie auch auch mal bisschen lila.... Diverse Versuche, Stahlsaiten aufzuziehen und was weiß ich, was ich alles mit der verbrochen habe.... 

Seit einem "Vorfall" lag sie dann wirklich nur noch defekt rum. Damals stand die Klampfe im Wohnzimmer und meine Ex wollte sie weg räumen. Beim Anheben merkte sie, dass ein Pick drin liegt und ich wollte/sollte das dann raus schütteln. Also die übliche drehende Schwenk-Schüttelbewegung über´m Sofa. Da nebenher der Fernseher lief, merkte ich nicht, dass es tatsächlich raus gefallen ist. Meine Ex bückte sich übers Sofa, ich schüttele weiter und boiiiing.... Volltreffer auf den Kopf. Die Decke hat sich durch den Saitenzug von den Zargen gelöst/abgerissen.... Totalausfall.  

Kurzerhand den Uhu-Kleber ausgepackt, die Zargen fett eingeschmiert und einen Backstein auf die Decke gelegt. Saiten entspannen?! Wozu. 
Zum Kaschieren folgte: Hammerschlaglack-Blau, das dann mal wieder weggeschliffen wurde.... 



Hier ein paar Ar(s)chiev-Beweise. Bilder der Gitarre im Originalzustand habe ich keine: 
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Natürlich hielt das nicht und ich hab die Gitarre hochoffiziell geschlachtet. Aus Hals und Korpus wollte ich ein Bücherregal bauen, die Decke wird in der Küche eingesetzt. Das war um 2005/06. Seither gammelt sie rum.
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Durch mein Interesse am Restaurieren und dem Gitarrenbau will ich jetzt mal versuchen, das Sperrholzding wieder zusammen zu bekommen und ein paar Konstruktionsdetails auszuprobieren, die ich bei einem Neubau vor habe.  


Die Demontage zeigte folgendes: 
  • - einfaches Anfängermodell 
  • - Decke Sperrholz 
  • - Boden Sperrholz 
  • - Zargen Sperrholz 
  • - Hals müsste Mahagoni oder Cedro sein. Massiv, aber natürlich mehrteilig 
  • - Griffbrett Sperrholz(!) gefärbt 
  • - Steg und Stegeinlage Plastik und Plastik 
  • - Sattel Plastik 
  • - Mechaniken Std- Nylon-Klampfe 


Planung: 

Wiederaufbau, substantielle Stabilisierung und ggf. Verwendbarkeit von Stahlsaiten (ála Willie Nelsons Trigger).  
  • - Stabilisierung von Boden und Zargen. ggf Verstärkung von Hals&Endblock.  
  • - Stabilisierung des Halses; Ggf eingelegter Hartholz-Streifen als Verstärkung. 
  • - Trussrod (fixed/Carbon oder verstellbar) 
  • - neue Reifchen für mehr Klebefläche 
  • - neue Decke (X-Bracing) 
  • - neues Griffbrett mit Radius (wahrscheinlich Buche) 
  • - Neuer Steg oder den originalen weiter verwenden ... weiß noch nicht. 

Sollte sich abzeichnen, dass es ein brauchbares Ergebnis wird kommen noch ein Binding und ein Pickupsystem dazu. Wenn nicht wird´s wieder eine Party-Hure oder sie kommt als Deko an die Wand :) 

Natürlich lohnt sich der Aufwand im Leben nicht. Aber muss es das denn? :) 


So; getreu meinem Motto: Alles ist nie verloren - Und wenn der Gaul verreckt bleiben mir noch die Hufeisen!:ugly: 
 
Eigenschaft
 
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Ein paar kommentarlose Istzustand-Bilder
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Man beachte das Grifffbrett :D.
Alles da, bis auf den Steg, was für mich und meine "Ordnung" schon eine echte Leistung ist. Und das sogar über 5(!) Umzüge :)

Erste Neuteile: Griffbrett und Stegrohling. Ja... ich stehe auf Buche :)
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Planung läuft:12-Fret-Modell bleibt, Mensur kommt von 660 auf 648 runter. Hals wird wahrscheinlich etwas schmaler und geringeres Bridge-Spacing.
Momentan hadere ich noch bisschen mit dem Bracing und der Deckenwölbung. Das Ganze an den "spanischen Halsfuß" anpassen wird spannend :)
 
Es ist immer schön, wenn „abgewrackte“ Instrumente wieder spielbar gemacht werden :great:

Toll, dass diese Gitarre noch eine Chance bekommt!
 
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Ich bin froh, dass ich hier die Möglichkeit habe, einige praktische Übung zu sammeln. Das ganze wird wohl eher funktional als große Handwerkskunst. Aber Kunst kommt ja bekanntlich von Können... käme es von "wollen" hieße es Wollst Ich erkenne meine m̶̶a̶̶n̶̶g̶̶e̶̶l̶̶n̶̶d̶̶e verbesserungswürdige Kenntnisse im Umgang mit Holz und dem richtigen Umgang mit Werkzeug.

Nun ja; Schreiner/Instrumentenbauer ist ja nicht umsonst ein Lernberuf :) 


bisher Erledigt: 

  • Neuer Endklotz (Unterklotz) - Mehr Leimfläche. War nicht zwingend nötig, aber ich wollte das mal üben. 
  • Neuer Halsklotz (Oberklotz) - Dadurch, dass der bestehende schon schief und off-center war, sitzt der neue auch nicht ganz akurat. Ich denke aber, dass der konstruktiv schon mehr Sinn macht. Das war schon ganz schön wabbelig. 
  • Neue Reifchen und Zargenverstrebung. Mehr Klebefläche / bessere Kopplung von Decke und Zargen  
  • Neuer Mittelstreifen - dadurch habe ich die Bodenwölbung wieder hin bekommen. Die Durchbiegung entlang der Saiten-Line sollte so auch verringert werden 

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Neue Decke - Das Hauptbauteil. Die Rosette brachte mich gerade zur Verzweiflung. Naja; die originale Rosette war ein überlackierter Papierstreifen; DAS schaffe ich auch :) 

Der erste Versuch schlug fehl. Problem war die zu geringe Schlitztiefe für die Kunststoffstreifen.  
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Also nochmal raus und neu. War kurz davor, alles mit schwarzem Epoxy zu fluten, habe mich dann aber doch umentschieden. Diesesmal ganz einfach mit einem stückchen Walnuss.  
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Angefeuert wird das ganz nett: 
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Viel gelernt für´s nächste Mal:  
  • - Werkzeug schärfer bekommen / besser schleifen/abziehen 
  • - Besser auf Maserung und Wuchsrichtung achten!  
  • - Mehr Sorgfalt beim Schlitzen der Reifchen und dem Anpassen an die Bracings. 
  • - Generell: langsamer arbeiten und mehr Sorgfalt.  


Nächste Schritte: 
  • - Deckenverleistung - Vielleicht eine Kombination aus X- und Fan-Bracing.  
  • - Eine oder zwei Eicheneinlage/n als Verstrebung für den Hals einlegen.  
  • - 2-Weg Trussrod - wichtig, weil ich auf Nummer Sicher gehen will (warte auf Lieferung) 
  • - Steg anpassen (warte noch auf die Knocheneinlagen) 
 
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Ursprüngliche Planung X/Fan-Bracing:
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War wohl nix. Irgendwas passte mit dem Deckenradius nicht und die Fächer-Leisten hats mir duchr die Decke abgebildet.
Also Kommando zurück und ein klassisches X-Bracing. Mal sehen, wie das an ner Klassischen Gitarre kommt.
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Klappe zu, Affe tot :)
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Cool! Ich hoffe, dass dir deine Gitarre dann auch bald mal wieder Freude beim Spielen und nicht nur beim daran herum werkeln bringen wird.
Wenn sie fertig ist möchten wir sie dann natürlich auch gerne mal hören :m_git_a:

Viel Erfolg weiterhin^^

LG
 
War wohl nix. Irgendwas passte mit dem Deckenradius nicht und die Fächer-Leisten hats mir duchr die Decke abgebildet.
Decke zu dünn oder Leisten zu stabil? Bei sehr dünnen Decken wäre das normal, das kenne ich von manchen Zederndecken.

Also Kommando zurück und ein klassisches X-Bracing.
Öha, das wird interessant. Ich rate mal: größere Lautstärke, weniger Ton. Für meine wenige Ahnung ist das zu viel Holz unter der Decke. Aber was weiß ich schon. Spannend ist das allemal! :great:
 
Die Decke ist tatsächlich saumäßig dünn mit durchschnittlich 1,9mm. 

Dadurch, dass die Jahresringe nach außen hin doch auch ziemlich groß werden, befürchte ich halt eine recht wabbelige Geschichte, wesshalb ich extra mehr Leisten genommen hab. Die sind aber von der Stärke und Höhe her wieder ein bisschen filigraner als in den üblichen Martin oder Torres-Plänen. Nur die Bridge-Plate aus Esche ist Overkill.

Ich sehe das hier eher pragmatisch. Einen besonderen Ton strebe ich nicht unbedingt an, zumal ich nicht wirklich ein Nylon-String-Gourmet bin. Hab neulich eine 80,- Gitarre angespielt und war ganz angetan... Mir ist wichtiger, dass sie mechanisch stabil ist und vielleicht auch ein paar Töne abgibt :D 

Wie gesagt geht es mir ums Lernen, wie man am besten vorgeht, das Holz zu lesen hat und wie man welches Wkz wo und wann einsetzt. Aus jedem Fehler lernt man und ich hab hier schon vieeeeeel gelernt :D 
 
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Nach einem kapitalen Bock gibt´s ein neues Griffbrett....

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Wow, respekt. Eine wahnsinns Aktion die du hier durch ziehst.
Bisher sieht alles richtig gut aus, was schwebt dir denn lacktechnisch so vor??

Gruss, Michi
 
Tja. Leider habe ich Boden und Zargen gebeizt. Hätte ich lassen sollen, weil es ein fleckig geworden ist. War ja klar... Abschleifen is nich.... Sperrholz:rolleyes:. Schade ist auch, dass der Kontrast zum Walnuss-Binding jetzt auch nicht mehr so groß ist.

Notiz an mich=>finger weg vom Beizen!!!

Egal; ich lass das trotzdem so, zumal ich die ja noch ein bisschen Agen werde.
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Der Hals ist aber wirklich schön raus gekommen. Der gefällt mir richtig gut.
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Beim Griffbrett möchte ich noch ebonisieren probieren. Die neue Kopfplattenform gefällt mir besser als vorher. Das war so ein bisschen wie gewollt und nicht gekonnt; jetzt ist es archaisch(?)-klassisch, wie bei einer Biedermeier-Gitarre. Gefällt nicht jedem und meine Frau findet es einfach nur hässlich, aber .... is mir egaaaaal :)

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Ach ja: Die Lack-Frage=> Schellack!
 
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Na das sieht alles wirklich gut aus!! Bekeksen geht gerade leider nicht.
Das gebeizte Oberfläche kommt gut rüber auf den Bildern, hat und der Kopf weiss mehr als bloss zu gefallen. Ich darf demnächst auch mit Schellack ran, eine Arbeit die mein Meister nur zu gerne an mich abtritt.

Kleine Frage noch zum verleimen der Decke auf den Korpus. Hast das einfach mit mehreren Zwingen gemacht oder in einer Form um die Zargen zu stabiliseren?? Ist ja an sich ein ziemlich heikler Moment.

Irgendwann braucht das MB einen eigenen Thread zum Thema "Restauration/ Neuaufbau alter und historischer Gitarren". Bei mir alleine stehen noch 20 von den Dingern um die auf ihr revival warten.....

Lieben Gruss!!
 
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Ne, also beim Aufschachteln habe ich tatsächlich nur Zwingen und Flachhölzer als Unterlage genommen. Das ging überraschend gut; im Gegensatz zum Aufleimen des Griffbretts :)

Ich denke aber, bei einem Neubau oder zum Verleimen der Decke - also wenn die Zargen noch naggig sind, wäre eine stabilisierende Form schon besser.

Schellack ist so ne Sache... es ist halt langwierig, aber dadurch, dass man immer mal wieder auf dem Sofa beim Fernsehen eine Schicht aufpolieren kann, ist das schon angenehmer als im Keller mit dem Kompressor und Aceton rum zu wurschdeln. Zumal ich momentan geschmeidige 65% Luftfeuchtigkeit in der Werkstatt hab. Da sind Milchschlieren im Nitro schon vorprogrammiert :)

Allerdings ist es echt nervig, in die Ecken zu Polieren; Vor allem am Halsfuß und um´s Griffbrett
 
Wie steht das Projekt denn inzwischen? Frage eines begeisterten Mitlesers...
 
Im Moment ruht das Ganze, obwohl ich eigentlich ziemlich weit bin. Eigentlich könnte ich den Steg aufleimen, Saiten aufziehen und mal das Feintuning angehen, aber ich hab gerade nicht die Muse dazu. Denke, im Herbst geht's weiter :)
 
Es hat lange gedauert, aber es ist vollbracht. Dazu kommt, dass sie "gar nicht mal so schlecht" klingt und sich gut spielen lässt! :juhuu:

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Bin jetzt doch ein bisschen stolz :)
 
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