Wie weit reicht 72er?

C
Cija
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Hallo! Ich bin neu im Forum und habe in den letzten Tagen viel Spannendes hier gefunden. Ich spiele seit ca. zwei Jahren Akkordeon, lerne autodidaktisch, spiele aber aus Zeitgründen nur sporadisch. Nun möchte ich mir ein Instrument kaufen und wäre für ein paar Ratschläge sehr dankbar!! Meine Vorstellungen: Ich spiele überwiegend für mich, evt. mal zu zweit mit einem zweiten Akkordeon bzw. Gesang. Ich wünsche mir einen eher weichen, nicht zu lauten Klang. Und ich möchte auf keinen Fall ein zu schweres Instrument, sondern eines, das gut handzuhaben ist.
Ich habe jetzt eine Cantonelli 343 Eco (72 Bässe) ins Auge gefasst (was hier im Forum zu Cantonelli zu finden war, habe ich gelesen, war aber nicht so viel). Meine Fragen:
1. Wie weit komme ich mit einem Akkordeon der Größe 72 Bässe und 34 Diskanttasten? Was kann man mit dieser Akkordeon-Größe definitiv nicht mehr spielen?
2. Hat jemand Erfahrungen mit Cantonelli?

Ich bin froh über alle Tipps! Schonmal vielen Dank!!
Viele Grüße von Cija
 
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Hallo Cija,

schau mal bitte hier: http://de.wikipedia.org/wiki/Stradella-Bass
da kannst du mit den unterschiedlichen Akkordeongrößen sehen, wie weit du auf der Bass-Seite kommst.
Bei einem 72 Bass Akkordeon ist das schonmal etwas.
Dafür ist es in der rechten Hand etwas limitiert, was den Tonumfang nach unten und oben angeht...

Die Marke kenne ich gar nicht...

viel Erfolg beim Suchen!
 
Hallo Wienburg,
vielen Dank für die superschnelle Reaktion!! Der Link ist gut, danke!
Mit meiner Frage meinte ich vor allem, wie oft es in der Akkordeon-Musik vorkommt, dass man Diskant-Töne bzw. Bässe/Akkorde braucht, die auf dem 72er nicht mehr drauf sind. Gibt es allgemeine Aussagen wie „Für klassische Musik / für Musette ... reicht ein 72 prinzipiell nicht“ oder so?
Cija
 
Hallo Cija,

mit einem 72-Baß Instrument kommt man schon weit. Man kann C-Dur, F-, B-, Es-, As-Dur, sowie G-, D-, A-Dur bewältigen. Und wenn ich sehe, wie viel ich in den oberen Tonlagen spiele, so kommt man mit einer 34-er Tastatur auch schon weit.

Zum weichen Klang: Wenn man ein Akkordeon gefunden hat, das gut in der Hand liegt, sich schön führen läßt und eine gute Ansprache hat, im Diskant oder Baß aber zu hell/grell ist, kann man sich mit einfachen Methoden ein wenig abhelfen:
Im Baß kann man mit Folie (von innen) die Schalllöcher abkleben. Das bringt schon mal was. Im Diskant kann man sich ganz einfach eine zusätzliche Haube im Scherenschnitt, Diagonale oder teilabdeckend bauen. So kann man sich den Klang individuell einstellen.
Stichwort für die Suchmaschine ist "tonlagenabhängiges Schallverdeck".

Viele Grüße

Ippenstein
 
Ich spiele jetzt auch ungefähr knapp 2 Jahre, seit einem Jahr mit Unterricht und übe viel und mach große Fortschritte, da ich schon Klavier spielen kann. So langsam komme ich in Bereiche, wo der Tonumfang sowohl im Bass als auch in der rechten Hand manchmal etwas knapp wird. Konkret sind es gerade 2 Stücke. Bei "Tanzende Finger" muss ich an einer Stelle die Melodie leider eine Oktave tiefer spielen, was aber okay ist. Und Mozarts Türkischer Marsch spiele ich z. Zt. auch, und da ist es so, dass die Bässe nicht reichen. Da gibt es eine Passage, wo man von fis zu gis greifen muss. Leider ist gis nicht auf einem 72er Bass, so dass ich anstelle von Gis dann As spielen muss. Und das ist dann ein Sprung von ganz oben nach ganz unten!! Da quäl ich mich jetzt schon 3 Wochen mit herum, jeden Tag 30 bis 60 Minuten. Es sind zwar Fortschritte zu hören, aber ich frage mich, ob ich das jemals flüssig werde spielen können. Mit 96 Bässen wäre das überhaupt kein Thema. Für mich persönlich heißt das, dass ich mir evtl. eines fernen Tages doch noch mal ein 96 Bass Instrument kaufen werde. Aber 72 Bässe haben den riesen Vorteil, dass das Instrument recht kompakt, leicht und handlich ist. Hat halt alles Vor- und Nachteile. Momentan habe ich es aber noch nicht bereut, dass ich "nur" ein 72 Bass gekauft habe. Ich könnte mir vorstellen, dass man generell bei Klassik und Jazz mehr Tonumfang gut gebrauchen kann.

Gregor
 
Hallo Wienburg,
vielen Dank für die superschnelle Reaktion!! Der Link ist gut, danke!
Mit meiner Frage meinte ich vor allem, wie oft es in der Akkordeon-Musik vorkommt, dass man Diskant-Töne bzw. Bässe/Akkorde braucht, die auf dem 72er nicht mehr drauf sind. Gibt es allgemeine Aussagen wie "Für klassische Musik / für Musette ... reicht ein 72 prinzipiell nicht" oder so?
Cija

na ja, du müsstest dir einfach mal deine Noten, die du so hast anschauen. Ich finde, wenn man mal etwas hat, wobei man oktavieren muss oder halt weiter runter, dann wirds eng.
Wenn du wirklich nur sporadisch spielst und dir das so erstmal reicht + dass du etwas haben möchtest, das handlich ist und nicht zu schwer - dann sollte es passen.
Ich hatte auch längere Zeit ein 72-Bass und kam damit gut zurecht.
Solltest du jedoch mit dem Gedanken spielen, dir "irgendwann" mal noch ein größeres anzuschaffen, würde ich diese Größe überspringen und mir mal 96 und 120bässige anschauen.
Vielleicht gibts bei dir einen Laden in der Nähe, in dem du einfach mal schauen und ausprobieren kannst.

Gruß
Christian
 
Hallo Gregor,

Respekt. Da bist Du richtig gut dabei. Ja, im klassischen Bereich wächst man schneller aus dem Akkordeon raus... da wird dann doch mal ein größeres fällig.

Grüße

Ippenstein
 
Hallo Cija,

ob dir die 72 bässige Ausführung reicht, mußt du natürlich selbst beantworten, da nur du weißt, welche Stücke du spielst.

Du hast Musette erwähnt und da kann man schon mal vom Typus her eine Abshätzung machen. Denn von der Art der Stücke sind die häufig so, dass Teile davon in Dur und Teile davon in Moll geschrieben sind. Wenn nun die Dur Teile so um C Dur rum liegen geht die Sache meist noch gut, denn dann sind die entsprechenden Basswechsel meist nicht höher als bis D- Dur. Wenn nun in Moll gewechselt wird, wird das tonale Schema meist ähnlich gehalten, wodurch die naheliegende Grundtonart dann A-Moll wird. Wiederum mit typischen Wechseln bis zum H-moll. Für solche Stücke reichen 72 Bässe dann allemal. Da kann die Grundtonart auch auf G-Dur wandern bzw. E-Moll.
Viele Musette "Klassiker" sind aber auch in A Dur geschrieben bzw. reichen von den Tonarten oftmals zum Cis (Gis ist selten) - bei den Stücken hast du dann halt bei 72 Bässen Pech!

Bei der Klassischen Musik kann man vermutlich nicht viel sagen, da die im Bassbereich selten mit Standardbassnotation geschrieben sind und somit stark den Grundtonbereich nutzen und da hast bei allen Instrumenten mit Standardbass immer nur 1 Oktave zur Verfügung. Da kann es dir eher passieren, dass auf der Diskantseite die Tasten ausgehen.

Drum - eine eindeutige Empfehlung gibt es hier sicher nicht. Mit 72 Bässen kann man schon recht gut querbeet spielen, wenn auch vielleicht am "unteren Limit" mit 96 Bässen kann man schon relativ sorglos spielen - da geht schon sehr viel und mit 120 bässigen Instrumenten geht schon so ziemlich das meiste, da gibt es nur wenig, was da noch nicht geht.

Die Qual der Wahl kann dir keiner abnehmen und letztlich ist es immer eine Frage, wie groß der Kompromiss ist, den man eingehen will.

Gruß, maxito
 
Hallo Gregor,

Respekt. Da bist Du richtig gut dabei.

Von nix kommt nix :)

Ich übe phasenweise recht viel und da ich schon seit Ewigkeiten Klavier spiele, geht das mit der rechten Hand ziemlich unproblematisch. Und den Türkischen Marsch konnte ich irgendwann auch schon mal auf dem Klavier spielen. Nachdem ich Bach´s Air und den Ungarischen Tanz Nr. 5 eingeübt hatte, kam ich durch Zufall an die Noten von Tanzende Finger. Und das schien mir dann plötzlich relativ einfach zu spielen nach dem ganzen Gekrampfe mit der Klassik vorher.

Momentan habe ich ein gutes 72er (Dino Baffeti) und ein eher schlichtes 72 (Bohemia). Aber ich halte zwischendurch immer mal wieder die Augen auf, ob mir nicht schnäppchenmäßig ein 96er gebraucht (aber gut erhalten) über den Weg läuft. Momentan will ich aber nicht groß investieren. Ich hatte auch mal leihweise ein 120er Instrument für einige Wochen, aber da muss ich sagen, dass mir das definitiv zu groß und schwer war. So eins werde ich mir ganz bestimmt nicht kaufen.

Gregor
 
Liebe Leute,

habt vielen Dank für Eure schnellen und ausführlichen Antworten. Das hat mir sehr weitergeholfen!!
Deine Erfahrungen, Piano-Gregor, haben mich zunächst sehr in meiner Präferenz für ein leichteres 72er bestärkt, aber die Schilderungen von Wienburg und v.a. der ausführliche Kommentar von Maxito (danke, das war genau das, was ich wissen wollte!) haben mich dann doch wieder ins Grübeln gebracht (ich wollte schon gerne jetzt eine dauerhafte Anschaffung machen und nicht in ein paar Jahren ein neues Instrument brauchen).
Letztlich den Ausschlag gegeben hat dann der Klang beim Ausprobieren - ich habe ein Akkordeon mit 96 Bässen gefunden, das ich einfach vom Klang her viel viel schöner fand als das entsprechende 72er.

Ich habe hier im Forum unglaublich viele tolle Informationen, Links, Erfahrungsberichte... gefunden, werde unbedingt auch in Zukunft dabei bleiben!

Liebe Grüße,
Cija
 
ich habe ein Akkordeon mit 96 Bässen gefunden, das ich einfach vom Klang her viel viel schöner fand als das entsprechende 72er.

Cija

aber gerne doch :)

Was ist es denn für eins jetzt, wenn ich fragen darf?

Gruß
Christian
 

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