Wie verfahren bei mehreren Songideen bzw. halbfertigen Songs?

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romeo1
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Guten Abend!

Angenommen man hat im Moment einige halbfertige Songs, die man alle angefangen hat (z. B. bei einem nur den Refrain fertig; beim anderen nur die Strophe usw.). Ich frage mich, wie ich nun am sinnvollsten diese Songs zu Ende schreiben soll.. Ob ich jetzt einen nach dem anderen fertig machen soll und mich dabei somit nur auf einen konzentriere. Oder ob ich mehrere gleichzeitig schreiben soll, sozusagen gerade an dem arbeiten, wo ich grad Lust zu hab oder wo es gerade klappt..

Wer hat nen Tip für mich? Ich bin irgendwie in diesen ganzen Schnipseln von Songs durcheinander gekommen!

Freue mich auf eure Antworten!

mfg
 
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Hallo Romeo,

das hängt (natürlich) sehr von Deiner persönlichen Arbeitsweise und Deiner Einstellung ab. Bist Du eher der Typ, dem es Spaß macht, eine Sache zu Ende zu bringen, bevor er mit einer anderen Sache beginnt? Oder macht es Dir mehr Freude, an verschiedenen Dingen parallel zu arbeiten? Du solltest so vorgehen, wie es Dir am meisten Spaß macht, weil Spaß an der Sache die Kreativität fördert. Wenn Dich der Gedanke stresst, zu viele Schnipsel zu haben, solltest Du Dich besser auf einen oder wenige Songs konzentrieren und an diesen arbeiten. Wenn Du den Gedanken angenehm findest, eine ganze Reihe von Ideen zu haben, an denen Du nach Lust und Laune feilen kannst, dann solltest Du Dich entsprechend nicht beschränken.

Wenn Du es Dir aussuchen könntest - in welcher Situation würdest Du Dich Ende nächsten Monats lieber sehen:
* Du hast drei Songs komplett fertig und noch eine Idee für einen neuen Song
* Du hast einen Song komplett fertig, sechs Songs halbfertig und noch drei Ideen für Songs, die Du aber noch nicht zu Papier gebracht hast
Stell Dir beide Situationen möglichst realistisch vor - und Du weißt, welche Arbeitsweise besser zu Dir passt.

Ich persönlich bin ein Freund vom parallelen Arbeiten - aber mir liegt das Chaos auch mehr als die Ordnung. ;-)
 
@OfferusX:

Hey danke für die Antwort! Hat mir schon sehr geholfen.. Finde eigentlich beide Situationen recht attraktiv ;). Naja ich mache eigentlich schon lieber eine Sache zu Ende und widme mich dann der nächsten...
Im Moment jedoch habe ich z. B. das Problem, dass ich einen Song zu Ende schreiben möchte und mir jedoch schon seit Wochen nichts einfällt.. Ich komme also nicht weiter und frage mich ob es nicht doch sinnvoll ist, den Song mal bei Seite zu legen und an was anderem weiter zu machen.. Einerseits möchte ich unbedingt diesen Song zu Ende schreiben um ihn dann aufzunehmen; andererseits weiß ich nicht, wie lange es noch dauern wird und trauer ein wenig um die wertvolle, verlorene Zeit, in der ich vergebens zu schreiben versuche..
 
Hi,
zu deinen nichtvollendeten Songs: Ich kann - wenn du es willst - dir Tipps von Profisongwriter geben. Ich war ja - das habe ich schon öfters hier auch verlauten lassen - bei einigen hochkarätigen Songwriter auf Kursen. U.a. auch beim legendären Ray Davies und alle diese Leute haben als ersten Punkt in ihrem Kursprogramm die "Disziplin". Anders ausgedrückt: Du musst dich zwingen, Lieder zu vollenden. "Songwriting ist Arbeit", d.h. du gehst am Morgen zum Songwriten und kommst abends mit mindestens einem fertigen Song nach Hause. Meine kursteilnehmenden Kollegen und ich mussten an einem Tag bis zu drei Songs in der Tasche haben. Wenn du der Disziplin treu bleibst, schaffst du es (ich hätte das vorher auch nie geglaubt). Aber es war so. Wenn du nicht weiterweißt, gehe an die frische Luft u. vergiss dein Diktiergerät nicht. Bringe einen gewissen "Lebensrhythmus" in deine Songwriterarbeit. Du gibst dir selbst "feste" Arbeitszeiten und Pausenzeiten. Keine Pause vor 2 Std. Arbeit! Schreibe an einem Platz, der räumlich getrennt ist von deinem gewohnten Zuhause. Geh dahin, schreibe und geh nach Hause, wenn die Arbeit vorbei ist (also du dein songschreiberisches Pensum erfüllt hast). Wenn du jetzt sagen solltest, "nee, ich mach das ja zum Hobby", dann wirst du auch ganz "hobbymäßig" irgendetwas anfangen, aber nie vollenden. Denn anspruchsvolle Songs haben in der Regel einen großen Arbeitsaufwand hinter sich. Dem ambitionierten Zuhörer (auch wenn du es selbst bist) ist es gleichgültig ob du unter Disziplin oder nur herumspielend geschrieben hast. Der "gescheite" Song zählt und den gibts halt nur mit einer Menge an Selbstdisziplin. Ich wollte dich nicht belehren oder deine Arbeitsweise anzweifeln, ich wollte dich nur ermutigen zum Ausprobieren. Auf eine gute Vollendung.
 
ich brauch immer ziemlich lange bis ich einen Song überhaupt erstmal angefangen habe und diesen zu vollenden dauert dann noch mal so lange. Zwischen drin kann es dann passieren das ich andere schöne Riffs aoder Melodien auf der Gitarre finde aber diese werden zwar aufgeschrieben aber genauso schnell auf die Seite gelegt und erst beachtet wenn entweder der begonnene Song fertig ist oder ich feststellen muss das der begonnene Song der reinste Schrott ist.

Ist ein Song aber erstmal fertig würde ich ihn auch in hundert jahren noch spielen weil es meine Arbeit ist. Und zum Thema Selbstdiziplin und harte Arbeit: Viele grosse Musiker behaupten sie hätten diesen oder jenen Hit innerhalb von fünf bis zehn Minuten komplett am Klavier oder der Gitarre geschrieben. Was soll man davon halten?
Funktioniert das mit der Zeit so schnell wenn man entsprechende Übung hat?

Was allerdings unbedingt notwendig ist beim Songwriting: Ruhe! Ich habe festgestellt das es nix bringt wenn man abgelengt wird. Genauso wie wenn man für die Schule, Ausbildung oder Studium lernt braucht man Ruhe. Geht jedenfalls mir so. Auch darf ich nicht unmittelbar vorher Musik gehört haben da sonst sehr leicht mein neuer Song nach der eben gehörten Musik klingen könnte. Dies gilt auf jeden fall in der Anfangsphase eines neuen Songs später kurz vor vollendung ist es dann wiederum egal. Und das passiert bei mir eher Unterbewusst und fällt mir natürlich erst zu spät auf und somit landet dann wieder etwas im Müll.
 
Ich habe momentan um die 250 Ideen für Texte auf meiner Festplatte liegen, nochmal etwa 30 auf meinem Handy. Dazu kommen noch etwa 60 Ideen fürs Musikalische, die ich ganz konkret habe. Im Gegensatz dazu stehe ich nach einem Jahr intensivem Songwriting bei über !00 Songs.

Je nachdem, was du sonst in deinem Leben machst, kannst du das Songwriting unterschiedlich intensiv verfolgen. Es ist wie mit der Beherrschung eines Instruments: wenn du dich nicht jeden Tag mindestens eine Stunde damit auseinandersetzt, übst und überlegst, wirst du kaum merklich besser werden. Und "besser werden" heißt hier, das schreiberische Handwerk eher intus zu haben. Wenn du das beherrscht, kannst du sehr schnell aus einer Idee einen fertigen Song produzieren.

An der Stelle muss natürlich der Workshop im Unterforum "Eigene Texte/Lyrics" betont werden, wo sehr viele gute Anregungen drinnen sind, wie man verschiedene Ideen weiterführen kann. Für den musikalischen Bereich haben wir das noch nicht. Du hast jedoch geschrieben, dass du zumeist nur die verschiedenen Teile hast, dementsprechend wird es wohl am Text liegen.

Um also eine konkrete Antwort zu geben: in deinem Fall lohnt es sich sicher, bei EINEM Song dran zu bleiben, die Techniken, die du nachlesen kannst, anzuwenden, kleine Aha-Erlebnisse zu haben. Sobald du eine gewisse Routine drinnen hast und merkst "Heute geht gar nichts, mal kurz liegen lassen und morgen weiterschauen" kannst du die Gedanken auch wieder auf etwas anderes kommen lassen. Aber dafür solltest du morgen dann auch wirklich wieder weiterarbeiten. ;)
 
Du bist sicherlich nicht der einzige mit diesem Problem ;)

Meine topliste der Probleme:
1. Mir fehlt der Text
2. Mir fehlt ein Teil zur Vollendung
3. Mir ist der Song nicht rockig genug
4. Mir fehlt das gewisse Etwas, das aus einem Durschnittslied einen Hit macht

Da songwriting aber die Kreativität als Zünder braucht und Übung um eine Idee umzusetzen, schreibe ich im Moment einfach ein Lied nach dem anderen. Egal ob fertig oder nicht. Die Übung macht's.

Und zu den Hits in 10 Minuten: die besten Lieder haben mich die wenigste Zeit gekostet. Es waren die, die einfach so aus mir flossen. Die anderen sind harte Arbeit :)
 
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Hi Romeo,

Zunächst interessiert mich natürlich, woran es bei der Fertigstellung hapert: Text oder Musik?

So, und hier ohne Wertung einige eigene Erfahrungen:

a) Es hängt ab vom psychologischen Grundnaturell.
Mal grob gesagt: bist du der ins Freie drängende Abenteurer oder der Detail versessene Perfektionist. Hinter dieser harmlos klingende Formulierung lauert wahrscheinlich das Grundmotiv, warum du eigentlich Kunst machst. Willst Du über Deine Songs vorrangig kommunizieren oder dich in aller Stille neu erfinden?
Also die Kommunikatoren und Abenteurer kommen ihren Ziel am schnellsten näher, indem sie möglichst schnell möglichst viele Songs schreiben. Das spricht für paralleles Arbeiten.
Die Tüftler und Originalschreiber brauchen viel Zeit, um sich auf IHR Thema zu focussieren. Sie ringen ihrem Thema viele Facetten ab, bis sie ihr Unikat erkennen und fabrizieren können. Ein paralleles Arbeiten wäre nur hinderlich beim speziellen Tiefgang oder Höhenflug.

b) Viele Songideen heißt natürlich auch: unklarer Umgang mit Blockaden.
Du gibst vermutlich oft in schwierigen Momenten der Versuchung nach, die Lösung auf später zu verschieben. Das ist in der Kunst natürlich ein riesiges Problem, weil man ja äußerst selten reibungslos an die Gefühle von Gestern anschließen kann. Die Folge: man verläßt sich darauf, dass man zufällig irgendwann mal wieder in eine ähnliche Stimmung kommt Was mMn niemals eintritt:D Das spricht unbedingt dafür, mal eine konzentrierte Schreib-Phase einzulegen, allein schon, um die Gründe der Blockaden heraus zu bekommen.

c) Viele halbfertige Songs verweisen auf fehlendes Handwerk.

Ok, da fallen einem zunächst simple Situationen ein. Das geistige Ohr des Komponisten hört Harmonien, Rhythmen oder Soli, die die Ratio nicht entschlüsseln oder bewältigen kann. Der Texter sieht Bilder, die er nicht auf die Enge einer Melodiephrase projezieren kann. Das spricht ganz klar für, einen Song konzentriert zu Ende zu bringen. Sonst schiebt man seine Handwrekslücken ewig vor sich her.

Aber es gibt auch komplexere Probleme: Es fehlt die Strategie. Kein Feind weit und breit, auf den man sich einschießen kann. Auch da können handwerkliche Studien helfen. Als Texter beschäftige ich mich gerade mit einer mir bis dato unbekannten Theorie des Drehbuchschreibens: Die HELDENREISEN oder die ODYSSEE. Hat mir bereits einige für mich neue Songtexte "eingebracht"

d) kein Auftrag!!!!

Aus meiner Sicht das wichtigste Problem. Ich habe schon häufig Aufträge angenommen oder mir organisiert, um das Hin und Her mit den vielen angefangenen Ideen zu beenden. Zwar hat man auch in diesem Falle noch ein wenig Spielraum, an einem oder mehreren Songs zu arbeiten, aber je enger die Termine werden, um so klarer wird der eigene Weg!!!!!
Und dann kommt die ultimative Wahrheit: Deine Frage erübrigt sich. Vom Vollprofi erwartet man in kürzester Zeit viele fertige Songs:D

Gott sei Dank wird allerdings oft nicht so heiß gegessen...

e) Als Singersongwriter will ich mal extra das Kapitel Songsprache erwähnen.

Nachdem ich in verschiedenen Bands bemerkte, dass das deutsche Publikum englische Texte live nicht checkt, fiel es mir echt leicht, englischsprachige Songs zu verfassen.

Für deutsche Texte brauche ich bedeutend längere Anlaufzeit. Dass man sie abschließend in wenigen Stunden schreibt, sollte nicht über die lange Anlaufzeit hinweg täuschen.
 
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