Ich habe ja gesagt, dass ich mich hiermit noch mal beschäftigen werde.
Nachfolgend also noch ein paar Gedanken zu der Kreation eigener Basslinien.
Dabei bin ich von einer Metal-, oder wie auch immer gearteten Combo der härteren Gangart ausgegangen. Und ganz wichtig: nichts von alledem ist in Stein gemeißelt!
Gehen wir das mal etwas systematisch an.
Die Band
Welche Rolle spielt der Bass in der Band?
Es macht schon einen Unterschied, ob man in einer großen Band mit zwei Gitarren, Keyboarder usw. spielt, oder ob es nur Drumz, 1 x Guitz und den Bazz gibt. Im ersten Fall wird es gerne schon mal eng. Wo ist denn da noch Platz, damit sich der Bass auch noch entfalten kann? Andererseits kann dabei ja auch mal eine Guit den Groovepart übernehmen und der Bass kann mal richtig einen auf dicke Hose machen. Im Fall des Trios/Trios mit Sänger sieht die Sache schon etwas anders aus. Es gibt genug Raum, um sich zu entfalten, doch müssen alle drei schon kräftig reinhauen, damit es auch wirklich nach vorne geht. Bassist(in) in einem Trio ist a hardworking man´s job. Im Weiteren gehe ich in erster Linie auf den Hardworker ein, da ich damit am meisten Erfahrung habe.
Unisono
Das klassische Szenario: der Gitarist kommt mit einem neuen Riff an und will daraus einen Song machen. Da ja nicht jeder ein solcher Höllenbasser wie der Ede, oder Aqua ist
, fällt einem dazu dann oftmals nur folgendes ein: Nichts! - Verdammt!
Meistens weiß man noch nicht einmal, worauf das Riff überhaupt hinaus soll. Und nu? In diesem Fall spiele ich das Gitarrenriff gerne erst einmal unisono mit und sei es auch nur, um für den Anfang richtig hineinzukommen. Außerdem liebe ich es, meinen Gitarristen zu desillusionieren, indem ich sein achsotolles Riff mal eben mitspiele, oder gar in doubbletime drübersemmel :badgrin: . Das gibt auch dem Schlagzeuger die Chance, sich darauf einzutrommeln und schon mal einen coolen Rhythmus zu finden. Nun kann man daran gehen, das Lick abzuwandeln. Sehr wirkungsvoll und immer wieder gerne genommen: die Bassdrum mitbetonen. Oder nur noch bestimmte Eckpunkte des Gitarrenlicks mitspielen und dazwischen etwas auflockerndes machen. Oder zweistimmig spielen, auch wenn das zu zweit ein bißchen problematisch ist. Oder in verschiedenen Parts von allem etwas.
Ich selbst spiele sehr gerne (partweise) unisono, auch wenn das von vielen Kollegen verpönt wird. Es geht halt ganz einfach fürchterlich ab und macht Druck ohne Ende. Man höre sich hierzu mal an, wie erstaunlich oft z. B. die Kollegen von Dream Theatre unisono spielen.
Der Bass bestimmt
Noch besser ist es natürlich, wenn man als Bassist die Songidee anbringt. Erstens ist dann der Gitarrist im Zugzwang und zweitens werden es die geileren Songs. (Hoffentlich liest das jetzt nicht mein Gitarrero - HöHö). Doch Vorsicht! Auch bei eigenen Sachen nicht vergessen, dass man einen Song nach vorne bringen sollte und nicht nur den Bass. (Wir wollen doch nicht die gleichen Fehler machen, wie so viele Gitarristen)
Waaaas?! Deine Band will nicht akzeptieren, dass du als Bassist kreativ am Songwriting mitarbeiten willst? Darauf gibt es nur eine klare Antwort: Suche dir eine neue Band!!! Und zwar sofort!
Grundtonachtel
Oder auch Grundtonsechzehntel je nach Tempo. Ja ich weiß, dass wir alle viel zu gut sind, um an so etwas auch nur zu denken. *g* Doch leider (?) ist es häufig so, dass gerade eine ordentlich! durchgezogene 8-tel/16-tel - Linie dem Song den richtigen Drive gibt. Wenn wir selbst so etwas machen sollen, finden wir es blöd und stupide. Hört man dann aber so Sachen wie z.B. Parrallel Universe, sagen alle nur noch Boah! Iss das geil! Dabei spielt der Kollege Flea dabei doch auch nur die Grundtonsechzehntel. Und warum klingt das dann auf einmal so geil? Weil es groovt; weil es treibt; weil es passt! Und Herr Flea weiß halt immer genau, was jetzt gerade am besten rockt. Oder hört euch mal Megadeth an. Was der David Ellefson da aus dem popeligen Geachtel herausholt, ist nicht nur schweinegroovig, sondern hat ganz extrem zum typischen Sound dieser Band beigetragen.
Ich würde mich nicht getrauen, David´s Spiel als simpel zu bezeichnen. Schaust du hier: The Disintegrators. (Abgesehen davon fährt Herr Ellefson einen extra-cremigen Sound auf)
Die akademische Methode
Für Erkärung hierzu siehe das Post vom Ede. Dazu benötigt man schon etwas mehr Hintergrundwissen, sprich Musiktheorie. Diese Kenntnisse vorausgesetzt, kann man mit dieser Methode wirklich klasse Sachen machen. Die Instrumente können sich perfekt aufeinander abstimmen, um die größtmögliche Wirkung zu erzielen. Doch Vorsicht ist geboten. Die Songs werden dabei gerne mal zu kopflastig. Da man es ja kann, beginnt man absichtlich krumme Rhythmen und Breaks, oder ähnliches einzubauen. Ich erinnere mich noch daran, wie wir vor laaaanger Zeit einen Song gemacht haben; mit einem 5/4 und einem 7/8 Takt im Wechsel, gefolgt von einem 9/8-Break, das in eine offbeatige 4/4 - Strophe überleitete. Mein Gott, waren wir stolz, dass wir so etwas unglaublich Tolles komponiert hatten und dann sogar noch spielen konnten! Leider mussten wir sehr schnell einsehen, dass niemand außer uns selbst mit diesem Gefrickel etwas anfangen konnte.
Eins habe ich daraus gelernt: Mit krummen Takten kann man klasse Effekte erzielen, aber sie müssen dann auch noch grooven.
Diese Methode war bis vor ca. 10 Jahren meine absolut bevorzugte. Bis ich durch einen Unfall siehe
https://www.musiker-board.de/vb/showthread.php?t=31371 gezwungen wurde, mein Basspiel zu vereinfachen.
Seitdem verwende ich
die perfekte Methode,
die es aus musikalischer Sicht natürlich nicht gibt. Sehr wohl jedoch aus Persönlicher.
Ich versuche nun immer den bestmöglichen Groove mit dem größtmöglichen Spaß für mich zu kombinieren. Das Ganze natürlich unter Berücksichtigung meiner beschränkten Möglichkeiten. Ich halte es mittlerweile für essenziell wichtiger, eine Groove möglichst tight und timinggenau durchzuziehen, als mein (nicht vorhandenes) Können unter Beweis zu stellen. Im Mittelpunkt steht für mich immer der Song. Ob ich mich dabei nun in den Vordergrund drängen kann, oder nicht, ist für mich eher unerheblich.
Hauptsache es drückt!!!
Nochmals zum mitschreiben:
Vergesst nicht den Spaß an der Sache! Man sollte sich nicht mit irgendwelchen Zwängen selbst unter Druck setzen. (ich muss doch mindestens so gut sein wie...; das ist doch viel zu einfach...; ich kann doch nicht das Gleiche spielen wie die Git...) Natürlich
kann man hochkomplexe Basslinien schreiben und spielen, wenn man daran Spaß hat. Aber man
muss es nicht.